Last Words - Niall

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Schweigend saßen wir eine Weile nebeneinander, bis ich raus sah und merkte, dass es dunkler wurde.

„Du solltest gehen!", meinte ich dann und stellte die Tasse ab. Ich zog die Ärmel meines Hoodies weiter runter und stand auf. Harry sagte nichts, stellte ebenfalls seine Tasse ab und sah mich dann lange an. Ich stand nur da und erwiderte seinen Blick.

„Wäre es nicht besser, wenn ich hier übernachten würde?", sagte er und ich schüttelte nur den Kopf.

„Du solltest besser nach Hause. Wenn Louis zu Hause ist, würde er sich bestimmt nicht so freuen, wenn du wieder hier wärst!"

Eine Spur von Traurigkeit lag in meiner Stimme, weil es mir lieber gewesen wäre, wenn Harry dageblieben wäre, doch ich wollte nicht, dass Louis noch mehr Grund dazu hatte, wütend auf mich zu sein.

„Du hast wahrscheinlich Recht...", meinte Harry und stand ebenfalls auf. Ich folgte ihm bis zur Türe. Er nahm seine Schlüssel und seine Jacke und trat nach draußen. Er drehte sich noch kurz zu mir um.

„Pass auf dich auf.", sagte er zum Abschied und verschwand dann. Ich stand wie angewurzelt in der Türe und sah ihm nach. Erleichtert atmete ich auf und schloss die Türe hinter mir. Danach ging ich ins Bad. Mein Blick fiel zuerst in die Ecke, in der der Wäschekorb stand und aus dem das Handtuch ragte, das ich vorhin benutzt hatte. Wenn man genauer hinsah konnte man auf dem roten Handtuch einen dunklen Fleck erkennen. Ich schob vorsichtig den rechten Ärmel meines Hoodies hoch und betrachtete den Verband, der darum war. Ich machte ihn vorsichtig ab und sah die zwei feinen, roten Striche genauer an, die dort an meinem Handgelenk zu erkennen waren. Genau daneben verlief eine Vene. Nachdenklich betrachtete ich es weiterhin und dachte über Harrys Worte nach.

Wäre es richtig, weiter zu leben und glücklich zu sein? Ging das überhaupt? Konnte ich nach Liam überhaupt noch jemanden lieben? Konnte mich jemand lieben? Ich war nicht mehr Derselbe. Ich war nur noch eine Hülle, die vor sich hinlebte. Mein Blick richtete sich auf und ich sah in den Spiegel. Mein Äußeres hatte sich nicht wirklich verändert. Ich sah immer noch fertig aus. Ich sah auf den Waschbecken Rand und sah die Rasierklinge, die ich von Harry und Louis mitgenommen hatte. Sollte ich... aber Harrys Worte gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich wusste, dass es falsch war, was ich gemacht hatte und ich mir nur damit selbst schadete. Aber ich konnte nicht anders. Der Schmerz, der tief innen drinnen saß, zerfraß mich fast. Ist es falsch, diesen Schmerz mit einem Schmerz zu überdecken?

Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken los zu werden und suchte im Schrank nach einem neuen Verband. Ich unterdrückte das Verlangen, nach der Rasierklinge zu greifen und verband mir meinen Arm neu. Danach zog ich mir andere Sachen an und kroch unter die Decke. Es war so still und einsam in meinem Zimmer und ich vermisste es, neben Harry zu schlafen, vermisste seinen Arm um mich herum und meine Gedanken glitten immer mehr ab in einen ruhelosen Traum, indem immer wieder verwirrende Bilder  auftauchten von Liam oder sogar Harry.

„Niall, alles okay bei dir?", fragte Harry mich schon wieder und sah mich besorgt aus seine grünen Augen an. Ich beachtete ihn nicht. Schon seit Anfang an saßen wir beide schweigend vor Simons Büro, weil er mit uns noch etwas besprechen wollte. Von Zayn keine Spur bisher, genauso wenig wie von Louis, doch ich hatte keine Lust Harry zu fragen, ob er wusste, wo Louis war.

„Ja.", erwiderte ich leise, um ihn zu beruhigen, doch er schien nicht wirklich überzeugt. Doch bevor er noch etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür und wir sahen beide gleichzeitig auf. Dort standen Louis und Zayn und beide sahen zu uns rüber. Harry stand sofort auf und schloss Louis in die Arme. Das ganze versetzte mir leicht einen Stich ins Herz. Aber warum? War ich etwa eifersüchtig? Bevor ich jedoch weiter darüber nachdenken konnte, trat Zayn näher an mich heran, Louis und Harry redeten leise über irgendwas, und setzte an, mir etwas zu sagen, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen, stand auf und umarmte ihn einfach. Er erwiderte die Umarmung und ich spürte etwas Nasses auf meiner Haut. Er schien zu weinen.

„Niall, es tut mir so leid. Das hätte nicht passieren dürfen, ich...", er hielt inne und schweig wieder. Ich wusste nicht, was er damit genau meinte, aber ich ging davon aus, dass er von seinem Verschwinden redete.

„Schon okay Zayn. Keiner nimmt dir das übel!", versuchte ich ihn zu beruhigen. Ich hatte Angst, dass der Halbpakistani zusammenklappen würde. Es schien ihn richtig fertig zu machen und ich war erstaunt darüber, dass ich es schaffte, ihn zu beruhigen, obwohl ich selbst am Ende meiner Kräfte war. Ich bekam nur am Rande mit, dass Simon uns zu sich herein bat. Wir besprachen den folgenden Tag, da dann die Pressekonferenz stattfand. Ich hörte nicht wirklich zu, war zu sehr damit beschäftigt, auf Zayn Acht zu geben, da dieser wie ein Häufchen Elend auf dem Stuhl saß und zu nichts mehr wirklich fähig war. Irgendwas musste geschehen sein, denn Louis, Harry und ich redeten die ganze Zeit auf ihn ein, sagten ihm, dass es okay wäre, dass er abgehauen war, doch er bekam sich gar nicht mehr ein. Als Simon meinte, dass er das Testament da hätte, weil Karen es nicht übers Herz brachte es mit uns durchzusprechen, richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn.

„Ich werde es einfach vorlesen... Dieser hier ist an uns gerichtet. Er hat sein Testament in zwei Schriftstücke unterteilt. Eins geht an Familie und Freunde, das hier an euch...", erklärte Simon, und man merkte ihm an, dass er damit immer noch zu kämpfen hatte, dass Liam tot war. Er holte einen Brief hervor, zog die Blätter hervor und begann nach einem Räuspern zu lesen:

Dieser Teil des Testamentes geht an Niall James Horan, Louis William Tomlinson, Zayn Jawaad Malik, Harry Edward Styles und Simon Cowell.

Da der größte Teil verschenkt wurde oder an meine Familie ging, habe ich mir etwas anderes für euch überlegt, im Falle ich werde sterben. Ihr sollt nicht ohne etwas von mir leben, außer ihr wollt es. Es würde mir nur sehr viel bedeuten, wenn ihr es annehmen würdet.

Als erstes an alle. Ich schenke euch Niall, Louis, Harry und Zayn vierzig Prozent meines Geldes, was dann gerecht aufgeteilt wird. Ich weiß, ihr habt selbst genug, doch ihr sollt mit dem Anteil von mir euch etwas kaufen, was ihr euch immer gewünscht habt, aber nie euer Geld für verwenden wolltet, weil ihr lieber an die anderen gedacht habt. Dafür bewundere ich euch bis heute.

Das war der erste Teil. Der zweite richtet sich an jeden einzelnen Persönlich.

Als erstes an Niall. Dir möchte ich meine Gitarre geben, die in meinem Zimmer steht. Ich weiß, du hast sie immer geliebt und mochtest es, wenn ich auf ihr gespielt habe. Ich hoffe du nimmst das Geschenk an.

Als nächstes Zayn. Ich weiß, es ist bescheuert und nur klein, aber ich finde, er hat eine besondere Bedeutung, zumindest für mich. Dir will ich Zayn, den riesen Lolli geben, den du einst bei mir vergessen hast. Ich hoffe, er wird dir genauso den Schreibtisch verschönern, wie mir und nebenbei dich an mich erinnern.

Louis du verrückter Vogel! Ich weiß, Geschenke soll man nicht zurück geben. Aber in dem Fall haben wir es ja beide zusammen gemacht und du hast ihn mir überlassen. Ich hoffe die L-Statue ist dir noch in Erinnerung geblieben. In den letzten Jahren sind sogar noch mehr Erinnerungsstücke dran geklebt worden. Unser L. Louis und Liam. Ich hoffe du vergisst mich nicht, deinen Anfangsbuchstaben Kumpel!

Harry, ich weiß, dass ist das Unkreativste, was man machen kann, aber ich hoffe trotzdem, dass du es magst. Es ist ein T-Shirt, was ich mir mal für dich überlegt hatte, doch am Ende fand ich es zu bescheuert. Du wirst noch früh genug sehen, warum ich es dir dann doch nicht gegeben habe, aber man kann als Erinnerungsstück ansehen. Ich hoffe dir bedeutet es so viel wie mir...Und zum Schluss noch Simon. Es hat lange gebraucht, bis mir eingefallen ist, was ich dir geben könnte, doch dann fiel mir etwas ein, was ich schon vor Jahren verdrängt hatte. Es ist ein kleines Buch, indem ich eigene, geschriebene Songtexte stehen habe. Vielleicht kannst du sie verwenden. Es würde mir sehr viel bedeuten, wenn du wenigstens mal reinschauen würdest.

Lasst den Kopf nicht hängen. Auch wenn ich nicht mehr da bin, bedeutet ihr mir trotzdem noch sehr viel und ich hoffe, ihr nehmt euch das nicht alles zu sehr zu Herzen und lebt euer Leben weiter. Macht die Musik weiter, für unsere Fans und existiert für mich weiter. Ihr seid wie Brüder für mich geworden und ich will nur das Beste für euch.

In Liebe,

 Liam Payne

Tränen brannten in meinen Augen, genauso wie in denen der anderen. Selbst Simon konnte sie sich nicht verkneifen. Wortlos stand ich auf, zog Zayn mit und Harry zog Louis nach oben. Als hätten wir uns abgesprochen, gingen wir um den Tisch herum und schlossen alle Simon in die Arme. Eine Weile standen wir so da, keiner sagte etwas, oder rührte sich von der Stelle. Wir waren einfach nur füreinander da.

Terrible Things [Larry/Niam, Narry/Zouis] ✓✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt