"Eins, zwei, drei, vier", zählte ich lautlos meine Schritte, bis ich bei 78 ankam. Ich brauchte 78 Schritte bis zu meinem Lieblingscafe. Jeden Tag brauchte ich unterschiedlich viele und heute waren es 78 Schritte. Wenn ich wütend war, brauchte ich immer weniger, ungefähr 65 und wenn ich traurig war, brauchte ich mehr, so um die 92. Das heißt heute, ist ein guter Tag, dachte ich und lächelte eine Frau mittleren alters im Cafe an, die ich gar nicht kannte und sie lächelte zurück.
Ich setzte mich an einen Tisch für zwei Personen, denn ich mag keine Menschen, die mehr Platz einnehmen als sie eigentlich brauchen, und bestellte mir Scones und einen Kaffee. Tee, vorallem wie man ihn in England zu sich nimmmt, würde ich nie probieren. Milch und warme Wasserplörre mit einwenig Geschmack gehören einfach nicht zusammen.
Um genau 15:01 Uhr kam meine Verabredung ins Cafe, holte panisch sein Smaartphone raus, wahrscheinlich um nachzugucken, wie ich aussehe, da wir uns noch nie gesehen haben, und lächelte als er bemerkte, dass er sein Bilnddate gefunden hat.
"Bitte lass ihn intelligent sein!", hoffte ich und wiederholte es solange in meinen Gedanken, bis er vor mir saß.
Überraschenderweise begann nicht der übliche Smalltalk, auf den ich gewartet habe.
"Hübsches Cafe, ich war hier noch gar nicht. Stehst du etwa auf England?", frage er und schaute die mit der Englandflagge geschmückte Decke an.
"Schön, dass es dir gefällt. Und ja tue ich irgendwie seit einpaar Jahren." antwortete ich und dann erzählte ich wie es dazu kam und er sprach davon, dass er selten Personen trifft, die etwas so sehr vergöttern.
"Hast du nicht etwas was du vergötterst?", wunderte ich mich und sprach es dennoch leise und unsicher aus, während ich auf meinen Kaffee starrte.
"Bücher, denke ich. Ich lese gerne."
In dem Moment, als diese Worte aus seinem Mund kamen, schaute ich von meinem Kaffee zu ihm auf und bemerkte das erste Mal, das unter seiner Harry Potter- Brille sich blau- graue Augen versteckten, die plötzlich allwissend zu sein schienen.
Um 19:00 Uhr hätte er eigendlich los gehen müssen, weil er zu einer Party eingeladen war, doch er ließ sie sausen, um sich länger mit mir unterhalten zu können. Weil das Cafe um 19:00 Uhr schließen musste, standen wir auf und ich schlug vor im Park, der ungefähr 350 Schritte von dem Cafe entfernt war, spazieren zu gehen. Wir konnten einander noch nicht auf Wiedersehen sagen, als es schon 20:00 Uhr war, dann 21:00 Uhr, weil wir vertieft über die Bücher von Ken Folett diskutierten.
Es war genau 21:49 Uhr, als Adam auf seine Armbanduhr schaute und plötzlich einen Satz heraus brachte, den ich von ihm nicht erwartet hätte:
"Warum steigst du nicht in den nächsten Flieger, nimmst deine ganzen Sachen mit, verabschiedest dich von allen und wagst den Flug nach England?"
"Weil, weil...", stotterte ich," Naja.... Du kennst mich doch gar nicht. Du weißt nichts über mich!"
"Ich mag dich", offenbarte er, lächelte und gab mir einen Kuss auf die Wange," Ich muss jetzt los. Überleg es dir einfach noch mal. Wenn du etwas wirklich möchtest, dann mach es einfach, was hast du schon zu verlieren?"
Und weg war er.

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78 Schritte
Roman d'amourDas Gefühl weg zu wollen, kennt Olivia viel zu gut, doch nicht gut genug, um es stillen zu können. Ihre geliebten Menschen zurückzulassen, scheint ihr unvollstellbar und herzlos. Dennoch lässt das Fernweh sie nicht los, durchquert ihren Körper immer...