Teil 17

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Etwas, was mich schon immer faszinierte und  staunen ließ waren Leidenschaften und Menschen, denen man ihre Leidenschaft ansehen konnte. Das Funkeln in den Augen, der Personen, wenn sie etwas sehen, das sie lieben, lässt mich oft sprachlos und bewegungslos dastehen, während mein Blick von der besagten Person nicht weichen kann. Wie wunderschön ist das Gefühl, wenn du selbst etwas gefunden hast, das du gern hast, doch wie emotionsvoll ist es  bei einer anderen Person Gefühle von Liebe, Begeisterung und Freude zu beobachten.

Das schmeichende Lächeln, die großen, glücklichen und dankbaren Augen waren auch bei Adam nicht zu übersehen, wenn er über Bücher sprach, sie sich anschaute, auch wenn er nur ein gutes Buch in der Hand hielt, selbst wenn es auf einer für ihn fremden Sprache geschrieben war.


Wir waren gerade im Blackwell's  in der Broad Street angekommen, als Adam sich, begeistert und aufgeregt wie ein kleines Kind, auf die unendlich vielen Bücher stürtze.

Kurze Zeit später hatte ich endlich auch ein Buch gefunden, das interessant zu sein schien (es war ein Krimiroman, geschrieben von Ian Rankin, der mich durch sein Cover ansichgezogen hatte) und versuchte den englischen Klapptext zu entziffern.  Als ich dies aufgab, legte ich es zu seite und erkannte, dass Adam von weitem mir mit einem dicken, kleinen Buch zuwinkte.

"Ich hab eins gefunden!", schrie er von der hinteren Ecke des Raumes, als ich mich langsam zu ihm bewegte.

"Adam das Buch ist auf Italienisch, das weißt du schon oder?", erkannte ich, als ich mir das Buch von Nahem anschaute.

"Jaja, ich kann ja italienisch lernen. So schwer kann es doch auch nicht sein. Außerdem habe ich noch nie gehört, dass es auf deutsch gibt ."

Nach ein paar stillen Sekunden, in denen ich mich nicht traute etwas zu sagen, da ich wollte, dass Adam glücklich ist, erwiderte Adam froh, dass er noch viel Platz im Koffer habe und entschloss sich das Buch zu kaufen.

"Hast du auch etwas gefunden?"

"Nee, ich habe mir eins angeguckt, weil das Cover so gut aussieht, aber ich bin a) kein großer Fan von Krimis und b) habe ich schon genug Bücher."

"Man kann nie genug Bücher haben, Olivia", sagte Adam entsetzt, als hätte ich ihm erzählt, dass ich nichts von Büchern halten würde,"Komm wir suchen dir jetzt eins aus!"

"Aber Adam, ich habe doch gerade gesagt..."

"Ich kaufe dir eins,was dich für immer an deinen ersten Trip nach London erinnern wird."

Die Auswahl der Bücher war riesig, etwas was ich nicht gewohnt war, da ich nie spontan in eine Bücherhandlung gegangen bin, ohne den Buchtitel- und Autor des gewünschten Buches im Kopf zu haben.

Nach dem Vielen Anschauen und Anfassen von Büchern, von denen ich zuvor noch nie etwas gehört habe, nach vielen Diskussionen und Empfehlungen entschieden ich mich ( oder viel mehr entschieden wir uns) für "Room", geschrieben von Emma Donoghue, selbstverständlich auf englisch, da Adam der Meinung war, ich müsste Englisch lernen, wenn ich in England leben will. (Irgendwie hat er ja schon recht.)

Die Schlange an der Kasse war ziemlich lang, da die Buchhandlung bis in die letzte Ecke nicht nur mit Büchern, sondern auch mit Menschen gefüllt war und als ich dort wartete, bis wir unsere Bücher bezahlen konnten, verlor ich Adam, der kurz darauf aber mit zwei anderen Büchern zu mir zurück angekaufen kam.

Der Himmel füllte sich mit dunklen Wolken, doch als es zu regnen Anfing, waren wir schon mit dem Bus unterwegs nach London und während der Fahrt steckten wir beide, Adam und ich, unsere Nasen in unsere neuerworbenen Bücher.



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