Teil 11

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Kaum waren wir in einem "Zimmer", wie ich die einzelnen Kabinen des London Eyes nannte, schon fing das Riesenrad an, sich zu bewegen. Um uns herum fingen sofort die meisten an, Selfies mit dem Ausblick  zu machen, doch Adam und ich genossen das wunderschöne Bild von London, das wir aus unserem "Glaszimmer" aus sahen. Die Sonne schien und ließ ganz London wach und strahlend wirken.

"Es ist wunderschön.", sprach ich, während mein Kopf auf Adams Schulter ruhte.

Die Fahrt war zu schnell vorbei, dennoch werde ich den Ausblick nie in meinem Leben vergessen.

"Auf gehts zum Buckingham Palace!", rief Adam, der schon zur Bushaltestelle vorgelaufen war.

Ich dagegen wollte nicht laufen, da ich mir meine Kraft aufsprachen wollte. "Man weiß nie, was noch kommen wird.", dachte ich während ich langsam und entspannt zu Adam ging.

An unserem dritten Ziel des Tages angekommen, stellte sich Adam vor den Buckingham Palace, ihm den Rücken zugeneigt und breitete seine Arme weit aus, während er mit seiner tiefen Stimme und schlechtem britischichen Akzent" Ladies and Gentelman to Buckingham Palace." schrie. Nicht nur ich musste anfangen zu lachen, auch fremde Menschen schienen seinen Auftritt amüsant zu finden.

"Darf ich Vorstellen, das ist die offizielle Residenz des britischen Monarchen in London.", er klang, als würde er einen Wikipedia-Eintrag vorlesen,"Es wurde 1703 erbaut. Was auch ganz interessan zu wissen ist, ist, dass der Palast in dem ersten Weltkrieg nicht beschädigt worden ist.  Im zweiten Weltkrieg wurde er sieben Mal bombardiert. Die Deutschen, immer diese Deutschen...", er legte kurz eine Pause ein, in der er laut auflachte und fuhr dann fort,"Jedenfalls sie dachten das Bombardieren und vielleicht auch das Zerstören des Buckingham Palace würde die Moral der Briten schwächen, doch großartig beschädigt wurde es nicht. Und von Zerstörung kann man hier nicht sprechen. Was weiß ich noch? Ja,  dort drinnen", wie ein unprofessioneller Reiseführer, deutete er mit seinem Zeigefinger auf dem Palast hinter ihm,"befinden sich über 775 Räume. Und in dem "Ballroom" befindet sich eine Orgel! Kannst du dir das vorstellen?  Dort ist einfach mal eine eigene Orgel! Sie wurde 1818 erbaut."

Nachdem er sein Wissen mit mir, und mit zwei anderen Deutschen, die wir nicht kannten, geteilt hatte applaudierten wir drei. "Wocher wissen sie das alles?", fragte eine schlanke Frau, die einen sehr auffälligen Kleidungsstil besaß und mit ihrem Mann in London zu sein schien.

"Ich habe mal ein Buch gelesen. Vielleicht kennen sie es ja, es heißt "Reif für die Insel". Mein Englandfieber hat mich so gepackt, dass ich einen Tag lang alles über England recherchiert habe und das ist das, was hängen geblieben ist."

Ich war erstaunt. Das Buch hat bei uns beiden auf die gleiche Art und Weise gewirkt: Sofort hatten wir Fernweh nach einem Land, in dem wir zuvor noch nicht gewesen sind.

Erst als das deutsche Ehepaar weitergegangen war, fing ich an Adam über das Buch auszufragen.

"Kaum zu fassen, dass es bei uns beiden das Gleiche ausgelöst hat.",sagte Adam kurze Zeit später, nachdem er mir erzählt hat, dass er das Buch geschenkt bekommen hat, als er 17 war. Kurz nach seinem 18. Geburtstag fuhr er mit seinen engsten Freunden nach England und einer seiner größten Wünsche wurde  somit erfüllt. Jetzt, mit seinen 28 Jahren, erfüllte er mir den gleichen Wunsch.

Inzwischen war es Nachmittag geworden und wir entschieden uns in dem Supermarkt, der nicht weit weg war, Sandwiches zu kaufen, die wir dann in dem Park des Buckingham Palace essen würden.

Während wir dies taten, planten wir den weiteren Ablauf des Tages und ich schlug vor in ein Kunstmuseum zu gehen. Zuerst lehnte Adam diese Idee ab, da er nicht interessiert an Kunst war, doch dann sagte er, es wäre meine Reise und ich könnte alles machen was ich wollte.

"Queens Gallary, Queens Gallary!", rief ich, als wir daran vorbei gingen, um den nächsten Hop-on-Hop-off-Bus zu nehmen.

Queens Gallary war ein Gebäude, das nicht nur von außen, sondern auch von innen wunderschön war. Gemälde, die dort ausgehängt wurden, raubten mir den Atem. Mich faszinierten die kleinen und feinen Pinselstriche, die ein Bild entstehen ließen. Nur zu gern, wäre ich auch ein Künstler, träumte ich.

"Reicht das für heute?", fragte Adam mich und ich brauchte gar nicht zu antworten, da Adam mir die Müdigkeit ansah. "Komm steh auf, los gehts!", feuerte Adam mich an,als ich mich vor der Gallerie kurz hingesetzte.

"Lass uns noch kurz hinsetzen!", jammerte ich, doch gegen Adam und seinen Hunger hatte ich keine Chance. Es war wieder Abendessen- Zeit.

Er nahm mich Huckepack und trug mich bis zur Bushaltestelle, von der aus wir wieder zu unserem Hotel fuhren und dort zu Abend aßen.


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