Unten in der großen Halle saßen schon alle bereit und warteten nur noch darauf, dass Tyra herunterkam und sie anfangen konnten, zu essen.
Ivar saß am Ende des großen Tisches und verdaut die ihm gerade überbrachte Nachricht.
Caliban, der sich selbst gern so nannte, der schlimmste Verbrecher und Wikinger in ganz Schottland, war wieder auf freiem Fuß. Die letzten fünf Jahre hatte er hinter Schloss und Riegel verbracht, war rund um die Uhr bewacht gewesen, doch nun hatte er es doch geschafft zu entkommen. Keiner wusste, wie er es geschafft hatte, doch manche vermuteten, dass es wohl doch Lücken um Sicherheitssystem des Gefängnisses, in dem Caliban gesessen hatte, geben musste. Caliban hatte genug Zeit gehabt, diese zu entdecken und hatte sie nun ausgenutzt, um fliehen zu können.
Ein Eilbote hatte heute in aller Frühe diese unheilverkündende Nachricht überbracht. Und diese Nachricht und die Tatsache, dass Caliban nun wieder ungehindert sein Unwesen treiben konnte, durchkreuzten Ivar's Pläne. Er hatte mit dem Schiff nach England fahren wollen, denn so wären sie in etwa zweieinhalb Wochen bei gutem Wind wieder Zuhause. Doch so ... blieb die Frage offen, wie sie nun reisen wollten. Da Caliban über die größte und mächtigste Wikingerflotte verfügte, war es nur zum Greifen nahe, dass er übers Wasser plündern würde, bis er sich den Regionen zuwandte, die man nur ohne Schiff erreichen konnte.Jetzt war die Frage, was er tun sollte. Er hatte nicht vor, seine Männer in den Tod zu schicken, indem er sie kaltblütig aufs Schiff ließ. Da er aber nicht mit Sicherheit wusste, wie Caliban seine Raubzüge wieder aufnehmen würde, und wer sein erstes Opfer sein würde, könnte Ivar nun noch schlechter einschätzen, wie viele Männer er hier lassen würde. Es könnte ihnen zwei Dinge passieren. Entweder Caliban wusste, dass er und Tyra auf dem Weg zur Königin waren und nicht allzu bald zurück waren. So könnte Caliban in aller Ruhe die Burg angreifen, die zurückgebliebenen Männer unterwerfen oder ermorden, und wenn der Burgherr wieder nach Hause kam, würde er eine besetzte Burg vorfinden. Und anschließend würde ein Kampf ausbrechen. Und da wollte er sich gar nicht ausmalen, wie es danach für sie aussehen würde.
Oder aber Caliban und Ivar und sein Gefolge trafen sich unterwegs, dann würde das ohne große Umschweife in einem Kampf enden.
Doch er wollte das Leben seiner Frau nicht gefährden. Er liebte sie nicht, aber er hatte sie gern und sie kamen gut miteinander aus, wenn sie sich nicht gerade stritten.
Das, was gestern passiert war ... dass sie sich von ihm ansatzweise trösten lassen. Und dann noch diese Momente vor ihrem Zimmer ... Etwas hatte sich zwischen ihnen verändert.
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er hörte, wie jemand die Treppe hinunter kam. Er hörte Absätze auf dem Stein der Treppe klappern und sah zur Treppe. Und sah sie. In einem schwarzen Kleid, natürlich, denn sie war in Trauer, das trotz der traurigen Farbe ihrer Figur schmeichelte. Ihre Haare fielen ihr in einem Meer von Locken über die Schulter und versetzten ihn in Staunen. Er konnte die Augen nicht von ihr lassen, bis sie die Treppe hinuntergeschritten war und auf die Tafel zukam.
Als sie seinen Blick bemerkte, wurde sie rot und senkte den Kopf.Wieso sah er sie so an? Hätte sie die Haare doch zu einem Zopf binden sollen? Oder war das Kleid zu eng? Warum machte sie sein Blick so nervös?
Eigentlich hatte er ja alle Rechte, sie so anzusehen. Sie war seine Frau ... aber er hatte sie noch nie so angesehen. Nicht so. Hatte er sie überhaupt jemals angesehen? Wenn sie sich stritten, sahen sie sich in die Augen. Oder er hatte kurze Blicke in ihr Gesicht riskiert. Aber so wie er sie jetzt ansah .. als würde er sie in Gedanken ausziehen oder als würde er sie verschlingen ..
Sie überlief eine Gänsehaut bei dem Gedanken. Und als sie nun auf den Tisch zuging und er sie immer noch mit Blicken verfolgte ... war sie dich plötzlich der Anwesenheit der Krieger in der Halle bewusst. Es war, als wären plötzlich alle Blicke auf sie gerichtet.
Sie fühlte sich unwohl in ihrer Haut, doch sie wollte jetzt nicht klein beigeben und ging weiter. Schließlich hatte sie Hunger. Aber trotzdem ... sie merkte, wie sie rot wurde und senkte schnell den Kopf.
Sie fühlte sich kläglich. Eigentlich sollte sie doch diese Aufmerksamkeit genießen und sich nicht vor ihr verstecken! Aber das schaffte sie nicht. Sie konnte nicht genießen, dafür fühlte sie sich zu unsicher.------------------------------------------------------
Hey Leudis:)
Das 5. Kapitel ist fertig !!!;)
Und ich wollte euch wieder einmal danken für eure Unterstützung :)
Ihr seid toll ! <3Eure
Lovingslover2000
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Weeking
Historical FictionAnfang des 16. Jahrhunderts Ein Ehepaar in Schottland, dass sich nicht einmal 5 Minuten im gleichen Raum aufhalten kann, ohne dass die Fetzen fliegen. Und eine Königin, die die beiden zu sich nach England bestellt, um sich bestätigen zu lassen, da...