Nach einem hastig hinuntergewürgten Frühstück fand Tyra sich auf dem Rücken ihres Pferdes wieder. Als die Truppe los ritt und sie ihren Blick schweifen ließ, erkannte sie Rehe und ihre Kitze, die die Reitertruppe mit großen Augen beobachten. Als die Lichtung schließlich hinter Bäumen und Gebüsch verschwunden war, wandte sie sich ab und erkannte, dass sie auf eine weitläufige Wiese zuhielten. Ivar war vor ihr, als er sich umdrehte und ihr etwas zurief.
"Na, einmal quer über die Wiese?", fragte er und grinste schelmisch.
"Das kann man doch nicht ausschlagen", grinste sie zurück und trieb ihr Pferd an, dass sie auf gleicher Höhe mit Ivar war. Als sie dann auf die Wiese ritten, gab Pete ein Startsignal und beide Pferde stürmten los. Ivar lag die erste Hälfte vorn, doch dann holte Tyra ihn ein und überholte ihn sogar noch. Als sie zurückblickte und ihn angrinste, konnte sie ebenfalls ein Grinsen auf seinem Gesicht entdecken und drehte sich daraufhin wieder nach vorn. Ließ den Kopf in den Nacken fallen und lachte. Es gab ihr ein Gefühl von Freiheit und ließ sie den Ritt in vollen Zügen genießen.
Die Sonne hatte ihren höchsten Stand erreicht und schien auf die zwei hinunter, die sich wie kleine Kinder freuten, dass sie ein Wettrennen ritten. Als Tyra dem Waldrand immer näher kam, zügelte sie ihr Pferd ein wenig und ließ es auslaufen. Ivar's Pferd kam nur Sekunden nach ihr in ihr provisorisch eingerichtetes Ziel und wandte nicht den Blick von ihr ab, bis er neben ihr zu stehen kam. Sie sah ihn an und konnte die Freude und das Glück in seinen Augen lesen. Doch viel zu schnell senkte sie wieder den Kopf und entkam seinem Blick. Sein Daumen und Zeigefinger umfingen ihr Kinn und hoben es an, dass sie ihm wieder in die Augen sehen konnte. Für einen Moment stand die Erde still. Nichts bewegte sich mehr, sie beide nahmen nichts mehr um sich herum wahr. Die Welt schien erstarrt, nicht einmal der Wind blies sanft durch die Blätter an den Bäumen. Sie versanken in den Augen des jeweils anderen und blendeten alles andere aus. In diesem Augenblick existierten nur sie zwei.
Seine Haut brannte auf ihrer, doch er nahm seine Hand nicht von ihrem Kinn. Sein Daumen begann sogar, die zarte Haut dort sanft zu liebkosen und brachte sie noch mehr aus dem Konzept.
Seine andere Hand nahm ihre in seine und hob sie langsam an. Er neigte den Kopf, unterbrach ihren intensiven Blickkontakt und küsste sie auf die zarte Haut ihres Handrückens.
"Herzlichen Glückwunsch zum Sieg, meine Kleine", gratulierte er ihr, mit seinen Lippen immer noch nah an ihrer Haut.
Sie musste lächeln. In dem Moment hob er wieder den Kopf und sah ihre Mundwinkel, die sich grazil nach oben bogen.
Sein Pferd stand so nah an ihrem, dass sie sich schon fast berührten. Er beugte sich zu ihr hinüber, seine Finger immer noch an ihrem Kinn, und küsste sie auf ihre Mundwinkel. Sie seufzte, als sie den Kopf etwas mehr in seine Richtung drehte und sich seine Lippen auf ihre legten. Er liebkoste sie und sie genoss es. Ließ sich in den Moment fallen und genoss, ohne an die Zukunft zu denken. Sie würde die Zweisamkeit, die sich in letzter Zeit zwischen ihnen enorm entwickelt hatte, in vollen Zügen genießen und auskosten. Denn wer wusste denn schon, wann er ihr das nächste Mal gestatten würde, ihm so nahe zu sein. Sie musste nichts anderes tun, als sich küssen zu lassen.
Es wunderte sie, dass er nicht um Einlass in ihren Mund bat. Denn er ließ den Kuss, so wie er von Anfang am gewesen war. Überaus angenehm und sanft.
Er drängte sie nicht, er ließ ihr Zeit und wartete ab, ob sie den Kuss erwidern würde. Langsam bewegte sie seine Lippen unter seinen und hörte, wie Ivar leise aufseufzte. Dann vertiefte er den Kuss und brachte ihren Körper dazu, dass er vor Erregung anfing zu zittern. Er eroberte sie sanft, unterwarf sie und erregte sie. Er dominierte den Kuss, seine Hand hatte sich noch immer nicht von ihrem Kinn gelöst. Er forderte sie heraus, doch sie ging darauf ein und spürte sein Verlangen, seine Erregung, die über sie schwappte und sie mitriss. Sie keuchte, als er den Kopf anhob und ihren Kuss unterbrach. Sie traute sich nicht, ihn zu berühren, weshalb sie seine Entscheidung akzeptieren musste.
Anscheinend trug sie ein sehr enttäuschtes Gesicht zur Schau, denn er erklärte sich.
"Die anderen kommen."
Seine Stimme klang schon fast entschuldigend, und seine Augen blickten in ihre, als bereute er bereits, den Kuss unterbrochen zu haben.
Doch er setzte es durch, löste sich von ihr und wandte sich zu seinen Männern um, dessen Pferde nun auf die zwei zugetrabt kamen.
"Kann es weitergehen?", erkundigte sich Pete.
Ivar nickte nur und er und Tyra schlossen sich der Truppe an, die nun in den Wald ritt.Sie dachte darüber nach. Über diesen unglaublichen Kuss. Sie konnte sich nicht erklären, warum er das getan hatte. Hatte sie ihn ermutigt, durch eine Geste oder ...
Es war ihr ein Rätsel. Sie verstand es nicht. Warum jetzt auf einmal? Sie kannten sich schon länger, doch wieso war der Funke erst jetzt übergesprungen? Sie konnte es sich nicht erklären. Vielleicht sollte sie es jetzt aber einfach genießen, dass er ihr so viel Aufmerksamkeit entgegenbrachte. Doch sie konnte nicht. Sie konnte nicht einfach die vielen Fragen, die ihr durch den Kopf schwirrten, verdrängen und nicht mehr beachten. Sie musste wissen, was sein Verhalten ihr gegenüber beeinflusst hatte.Vielleicht analysierte sie alles zu Tode, aber sie war verwirrt und unsicher.
Vielleicht würde es sich in den nächsten Wochen aufklären, dann würde sie es zu schätzen wissen, dass sie seine Aufmerksamkeit erregte. Doch jetzt, diese ganze Ungewissheit, war einfach zu viel für sie.
Missgelaunt ritt sie in der Gruppe in den Wald und hatte Mühe, die aufkommenden Tränen zurückzuhalten.
"Tyra, was ist mit dir?"
Ivars Stimme klang besorgt und am liebsten hätte sie sich jetzt von ihm trösten lassen, doch er war ja schließlich der Grund ihrer vielen Probleme.
Also trieb sie ihr Pferd an und ließ ihn hinter sich, ohne ihm eine Antwort gegeben zu haben.-----------------------------------------------------
Hallo liebe Leute !:)
Dieses Kapitel ist jetzt wieder etwas länger, um die 1000 Wörter :)Was denkt ihr, wird im nächsten Kapitel passieren?
Bis bald
Lovingslover2000
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Weeking
Historical FictionAnfang des 16. Jahrhunderts Ein Ehepaar in Schottland, dass sich nicht einmal 5 Minuten im gleichen Raum aufhalten kann, ohne dass die Fetzen fliegen. Und eine Königin, die die beiden zu sich nach England bestellt, um sich bestätigen zu lassen, da...