A C H T

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Ich wache von einem Schnarchen auf.

Wo bin ich?

Blinzelnd schaue ich mich um. Umrisse werden zu Silhouetten und ich erkenne verschiedene Personen im Wohnzimmer. Auf der Couch.

Der Filmabend!

Dann war er anscheinend doch erfolgreich. Allerdings anders als erwartet. Belustigt gluckse ich auf. Sam sitzt breitbeinig und mit offenem Mund da (er ist es, der die ganze Zeit schnarcht), Nora liegt auf seinem Bein, Niko am anderen komisch verrenkt und ich auf Henrys Schulter.

Ich fahre hoch. Moment! Warum schlafe ich auf Henrys Schulter?

Ist doch egal!

Vorsichtig, damit niemand aufwacht, stehe ich auf und schalte den Fernseher aus, der bis dahin noch Men in Black 2 zeigt. Men in Black? Also jetzt mal ehrlich...

Kopfschüttelnd wende ich mich ab und entdecke die Terasse im Garten, die wunderbar beleuchtet ist und laufe nach draußen.

Genießerisch atme ich tief die Luft ein und schaue zum Mond hinauf.

Ach Mom, denke ich, wenn du mich jetzt nur sehen könntest! Es ist wirklich schön hier und niemand scheint mich zu verurteilen! Und das, obwohl ich fast alles vermasselt hätte!

Ich setze mich auf die Schaukel und schaue in den Nachthimmel auf. Unzählige Sterne leuchten auf und funklen wie kleine Diamanten. Es ist warm, fast schon schwül, aber es ist mir egal, denn ich fühle mich gerade unglaublich wohl.

Der Tag war ein voller Erfolg. Ich hatte ehrlich nicht gedacht, dass es so laufen würde, aber ich höre auf, mir darüber Gedanken zu machen. Es ist gut so.

Ich weiß nicht, wie lange ich draußen sitze und in den Sternenhimmel starre, aber es beruhigt mich einfach. Dabei schalte ich meine Gedanken aus und genieße einfach die Natur, die Aussicht.

Ich bin so in dem Anblick vertieft, dass ich erst merke, das sich jemand neben mir auf die Schaukel setzt, als er sich räuspert.

Es ist Sam.

Er grinst mich an, als ich ihn anschaue.

Einen Moment bin ich erleichtert, dass es nicht Henry ist, denn sonst hätten wir wahrscheinlich so ein Therapeuten-Gespräch geführt und darauf habe ich im Moment keine Lust.

"Hey", sagt Sam und schaut ebenfalls in den Nachthimmel.

"Hey.", erwidere ich nur.

"Was machst du denn ganz alleine hier draußen?"

Ich zucke mit den Schultern. "Eigentlich nichts, ich genieße nur den Ausblick." Schade, dass der Mond noch gar nicht zu sehen ist, aber es ist ja gerade mal Neumond, von daher...

"Macht ihr morgen eigentlich wieder einen Ausflug?", frage ich Sam, schaue aber weiter zu den Sternen.

"Ich denke nicht, wir gammeln einfach Zuhause rum. Außerdem ist morgen Reitstunde, da sollte wenigstens einer von uns hier sein. Aber ich denke, Nora hat schon was für morgen geplant."

"Ach echt?"

"Ja, sie hat mir vorhin irgendwas von Mädchentag erzählt, oder so was, hab nicht richtig zugehört."

Ich muss lachen. Typisch Sam! Er war früher schon so... jungenhaft.

Eine Weile ist es still, aber dann sehe ich aus den Augenwinkeln, wie Sam teuflisch grinst. Okay, das sieht nicht gut aus...

"Was hälst du davon, wenn wir die andere wecken?"

Ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Ähm, okay...?"

MondblumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt