F Ü N F Z E H N

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Der Rest der Woche verläuft ruhig. Wir unternehmen nichts und Nora ist auch nicht da. Sie ist spontan mit ihrer Familie ans Meer gefahren und kommt erst in zwei Tagen, am Montag wieder.

Ich habe zwischendurch mal einen Ausritt mit Midnight gemacht, aber sonst habe ich mich in mein Zimmer begeben und Musik gehört. Was Henry und Sam gemacht haben, weiß ich nicht, schließlich haben auch sie noch Hobbys und Freizeiten. Ich kann nicht erwarten, dass sie die ganze Zeit da sind.

Ich habe mich bewusst von Henry ferngehalten, weil ich einfach nicht weiß, wie ich mit ihm umgehen soll. In einem Moment ist er super nett, dann schaut er mich so intensiv an und im nächsten Moment strahlt er so eine Hitze aus, dass ich am liebsten alle meine Klamotten ausziehen will. Was ich natürlich nicht tue.

Ich komme einfach nicht damit klar, dass zwischen uns nichts mehr wie früher ist. Dass wir einfach Freunde sind und über alles reden können. Doch vielleicht liegt es einfach an mir, weil ich nicht mehr so bin wie früher. Bei Henry habe ich keine Ahnung, denn ich kenne ihn ja nicht.

Du gibst dir ja auch keine Mühe!

Ich knirsche mit meinen Zähnen. Okay, Schluss mit den trübseligen Gedanken! Ich glaube, ich nehme jetzt mal ein heißes Bad und wische meine Gedanken mit Musik weg.

Zufrieden mit meinen Entschluss nehme ich meine Kopfhörer, stöpsle sie ein und gehe mit Musik in den Ohren ins Badezimmer.

Der Spiegel ist leicht beschlagen und es ist erstaunlich warm hier drin, aber ich merke das nur am Rande, weil ich mit dem Lied beschäftigt bin, dass laut durch meine Ohren schallt. Leise summend stelle ich meine Badesachen auf die Wanne und drehe mich um, um nach Handtüchern zu suchen, doch stattdessen sehe ich einen Körper vor mir. Einen Oberkörper, der nicht mal schlecht gebaut ist. Und außerdem nur ein Handtuch um seine Hüften gewickelt hat. Erst drei Sekunden später merke ich, dass es Henry ist, der vor mir steht und ich reiße meine Kopfhörer aus meinen Ohren, während ich rot anlaufe und Henry in die Augen starre. Er grinst nur wissend und hat seine Arme verschränkt.

"Henry! Warum sagst du denn nichts?", piepse ich drei Oktaven höher und als mein Blick unabsichtlich wieder runter huscht, balle ich meine Hände zu Fäusten und starre so sehr sein Gesicht an, dass er denken muss, ich bin bescheuert.

Er grinst schief und sagt "Was hätte ich denn sagen sollen, wenn du mich nicht gehört hättest, weil du Kopfhörer drin hattest? Außerdem finde ich deine Reaktion ziemlich süß."

Bevor ich darauf was sagen kann, lässt er auf einmal sein Handtuch fallen und vor Schreck schreie ich einmal leise auf und drehe mich blitzschnell um. "Henry!!"

Ich höre ihn nur rau lachen und dann greift sein Arm an mir vorbei, an seine Klamotten. Ich halte mir die Augen zu und höre nur das Rascheln seiner Klamotten. An was anderes will ich gar nicht denken.

Zwei Minuten später berührt Henry sachte mein Arm und eine Gänsehaut kriecht mir empor, dort, wo er mich berührt. "Du kannst wieder gucken."

Ich linse durch meine Finger und tatsächlich, er ist vollständig angezogen. Erleichtert lasse ich meine Arme sinken und schaue auf den Boden, weil ich merke, dass meine Wangen schon wieder rot werden.

"Hey, musst dir doch nicht peinlich sein.", sagt er und streicht mir kurz über meine Wange, doch ich höre schon an seiner Stimme, dass er lächelt.

Ich sehe zu ihm hinauf und lächle gequält zurück. "Ja, aber jetzt werde ich die Bilder nie mehr los."

Er zieht die Augenbrauen hoch. "So schlimm sehe ich doch nicht aus, oder?"

Ich schüttle den Kopf. "Nein, so war das ja auch gar nicht gemeint. Überhaupt nicht, nein. Ich meinte, also... Du siehst gut aus, wirklich und ich...-"

MondblumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt