E I N U N D Z W A N Z I G

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Ich wache erst spät auf.

Es ist schon hell draußen und ich schaue direkt den Sonnenstrahlen entgegen. Frische Luft gelangt an meine Nase und ich sehe, dass ein Fenster auf ist. Wer das wohl aufgemacht hat? Ich habe gestern Abend kein Fenster aufgemacht, sondern bin einfach erschöpft ins Bett gefallen.

Wie soll ich den anderen jetzt begegnen? Es war überhaupt nicht nett, einfach so von ihnen wegzurennen und sie im Stich zu lassen!

Was werden sie jetzt wohl über mich denken?

Ich seufze. Ich mache mir schon wieder viel zu viele Gedanken.

Langsam stehe ich auf und beschließe, heute meinen Lieblingsrock mit Blumenmuster anzuziehen, da es wirklich schönes Wetter ist. Dazu noch ein schlichtes schwarzes Oberteil und mein Look ist fertig. Schnell noch Zähne putzen und ich bin ready für den Tag. Ich merke, wie meine Laune steigt und ich gehe nach unten in die Küche. Doch hier ist niemand, nur ein Zettel hängt am Kühlschrank.

Hey ihr Lieben, Martin und ich machen uns einen schönen Tag und sind wahrscheinlich erst so gegen zehn Uhr wieder hier. Genießt euren freien Tag und trinkt nicht zu viel Alkohol während unserer Abwesenheit. ;) Claire

Ich muss lächeln. Typisch Claire!

Das heißt also, ich bin den Tag mit Sam und Henry alleine hier. Was könnte man denn unternehmen?

Ich gehe gedankenversunken in das Wohnzimmer, doch auch hier ist keine Menschenseele zu finden. Wo sind die bloß?

Ich sehe, wie die Terassentür aufschwingt und erspähe zwei Körper im Garten. Ich schüttle den Kopf. Wie zwei Faultiere liegen sie auf Matten und lassen sich von der Sonne braten.

Ich stoße die Tür auf und lehne mich am Türrahmen ab.

"Was tut ihr da?", frage ich, die warme Sonne auf meiner Haut scheinend.

"Siehst du doch.", antwortet Henry mit geschlossenen Augen. "Wir sonnen uns."

Ich schaue ihn an und mir bleibt die Luft weg seinem Anblick. Er trägt ein schlichtes blaues Shirt und weiße Shorts. Seine Wimpern lassen Schatten auf seine Wangenknochen fallen und seine Hand liegt unter seinem Kopf, sodass seine Armmuskeln nur zu gut sichtbar sind.

"Können...können wir nicht was produktiveres machen?", frage ich leicht verunsichert, weil mir wieder einmal bewusst wird, wie attraktiv Henry geworden ist.

"Danke.", stöhnt Sam, der sich aufrichtet. "Ich will schon die ganze Zeit was anderes machen, aber der Faulpelz hier", er stößt Henry mit dem Fuß an, "hat zu nichts Lust."

Henry öffnet ein Auge. "Ich werde bestimmt keine dreißig Minuten bei diesem Wetter laufen, oder sonst irgendwelche anstrengenden Aktivitäten ausführen."

Ich muss kichern, denn er hat keine Ahnung wie... komisch sein zweiter Satz geklungen hat.

Sam verdreht die Augen. "Und ich werde bestimmt den ganzen Tag hier rum liegen und ihn verschwenden."

"Wir könnten schwimmen gehen.", schlage ich vor, doch beiße mir gleich darauf auf die Unterlippe. Sowas kommt ausgerechnet von mir?

Henry schaut mich an und richtet sich auf, scheint kurz zu überlegen. "Warum nicht? Wir könnten Nora und Niko mitnehmen, sofern sie nichts vorhaben."

Ich nicke, dann kann ich Nora auch gleich alles von gestern erklären. Erneut überkommt mich ein schlechtes Gewissen, doch es wird von Henrys Geruch übertönt, als er vor mir stehen bleibt. Die Sonne scheint auf seinen Hinterkopf und so erkenne ich nur schemenhaft sein Gesicht.

Er lächelt mich an. "Warum rufst du sie nicht an? Wir treffen uns um zwei am Schwimmbad."

Damit geht er vorbei und lässt mich stehen. Zwei Sekunden bleibe ich an dem Rahmen gelehnt, dann kehre ich um in mein Zimmer, packe meine Tasche und hole zweifelnd meine Badesachen aus meinem Koffer.

Es ist schon lange her, seit ich das letzte Mal schwimmen war und meinen Körper so offen gezeigt habe. Ich streiche leicht mit meiner Hand über die Haut an meinem Arm. Die Narben sind zum Glück schon so gut verheilt, dass man sie nur bei genauen Hinsehen erkennen kann. Und an meinen Beinen ist es genauso. Nur die etwas frischeren sind röter als die übrige Haut, aber ich denke im Wasser wird es sowieso nicht auffallen.

Ich seufze. Warum schiebe ich es eigentlich so vor mich her? Ich muss lernen, mit meiner Vergangenheit abzuschließen und meine Narben offen zeigen und verarbeiten, dass ich die Zeit nicht mehr zurückdrehen kann. Auch wenn es schwer wird, denn das Vergangene hat mich geprägt und mich zu dem gemacht, wer ich heute bin. Und wenn ich sie loslasse, lasse ich gleichzeitig meine Schutzmauern fallen und bin dem Schicksal ausgeliefert. Das kann ich nicht zulassen, denn ich brauche diesen Schutz, um mich vor Überraschungen und Enttäuschungen zu wappnen. Ich muss das verhindern, was mich all die Jahre aufgefressen hat.

"Luna?"

Henrys Stimme reißt mich aus meinen Gedanken, und ich schaue zur Tür. Er streckt seinen Kopf rein. "Wir haben alles abgeklärt. Hast du Nora angerufen?"

Ich beiße mir auf die Lippen. Mist, das habe ich nicht bedacht, als ich mal wieder nur an mich gedacht habe.

Da sieht man mal wieder, zu was du überhaupt zu gebrauchen bist!

Ich ignoriere diesen Seitenhieb und schaue Henry nur schuldbewusst an.

Er seufzt und sagt dann "Okay, dann machen wir das auf dem Weg. Pack schnell deine Tasche und komm in die Garage."

Ich nicke und er ist verschwunden. Schnell packe ich einen Bikini, Duschzeug und Handtuch ein, stopfe alles in meine Tasche, nehme noch mein Handy und laufe runter in die Garage, in der die anderen schon auf mich warten.

Ich setze mich auf den Beifahrersitz und Henry schließt die Tür hinter sich.

Das mit Nora ist auch schnell geklärt und so fahren wir los zum Schwimmbad, ich mit dem Gedanken, dass ich auch mal Spaß haben und für diesen Tag loslassen kann. Einfach mit meinen Freunden Spaß haben kann. Und nicht nachdenken.

*****

Heyx, tut mir Leid, dass das nur so ein kurzes Kapitel geworden ist, aber das nächste wird länger, sonst wäre das hier zu lang geworden.😅🙈

Es tut mir auch Leid, dass erst jetzt wieder was kommt aber in den letzten Wochen ist soo viel passiert und Klausurphase und jaa... Ganz viel anderes noch.🐣😶

Aber ich denke, jetzt wird wieder mehr kommen.💕

Dann wünsche ich euch noch ein schönes Wochenende.🔯

MondblumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt