Schmerzliche Erinnerungen

496 30 3
                                    

Wenige Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg zwischen die Lamellen der Jalousie, durch den großen Raum und trafen genau sein Gesicht. Er wusste nicht mehr genau wann er beschlossen hatte sich ebenfalls schlafen zulegen, allzu lange könnte es allerdings nicht her sein, dafür war er viel zu müde. Er hatte zuvor die gesamten Kameras im Haus abgeschaltet sodass keiner sie in seinem "Kontrollraum" nutzen konnte, wie er es tat. Zudem hatte er sämtliche Fenster verbarrikadiert und kontrolliert, bis er sich entschied, heute würde keiner mehr diese Wohnung betreten.
Langsam rappelte er sich auf. Er vernahm Geräusche aus der Küche, also ging er schnell ins Bad. Sie hatte ihm gestern einige Pullover rausgelegt die er tragen konnte, von wem die stammten hatte sie nicht erwähnt.
Er fand, sie hatte gestern ungewöhnlich ruhig auf die Tatsache das er ein gesuchter Hydra-Mörder war, reagiert. Entschlossen sie heute noch mal darauf anzusprechen ging er, nachdem er sich frisch gemacht hatte, in die Küche. Es roch nach Kaffee und verbranntem Brot. In der Mitte des Raumes war ein großer Esstisch platziert, welchen sie mit allerlei gedeckt hatte.
Sie stand an der Küchenzeile und briet etwas in der Pfanne. "Spiegel- oder Rührei?", begrüßte sie ihn. "Ähm, was immer weniger Mühe macht."
Sie drehte ihren Kopf zu ihm und zog verächtlich eine Augenbraue hoch, bevor die dann lächelte. "Kaffee ist in der roten Kanne, da vorne.", mit diesen Worten richtete sie ihre volle Aufmerksamkeit wieder auf die Pfanne.

"Noch mal wegen gestern,", begann Pandora das Gespräch während sie aßen. "Der Mann den du neben mir gefunden hast, wie sah er aus?" "Etwa deine Größe, blonde längere Haare.", mehr brauchte sie gar nicht hören. Er bemerkte wie sie ein wenig erleichtert wirkte und wollte nachhaken. "Kanntest du den Mann?" "Nein, diesen nicht."
Nachdenklich sah die in ihre Kaffeetasse. "Einen anderen? Wer war es?", harkte er weiter. "Sagt dir der Reaper etwas ?", fragte sie nun ihn, noch immer abwesend in ihre Tasse starrend. "Ich hab schon einmal davon gehört. Gehört er nicht zu Talon's Soldaten?" Zur Antwort bekam er nur ein Nicken von ihr. "Woher weißt du das?", wollte der braunhaarige weiter wissen. Er war es einwenig leid ihr alles aus der Nase ziehen zu müssen. Nach scheinbar langem überlegen antwortete sie ihm, "Ich hab mal mit ihm gearbeitet." Sie stellte ihre Tasse zurück auf den Tisch, wirkte aber immernoch genauso verträumt. Aus dem Ausschnitt ihres T-Shirts zog sie eine Kette, welche sie immer zutragen schien, und spielte gedankenverloren an den Anhängern dieser herum. Bei den Anhängern schien es sich um 2 Ringe zu handeln, beide waren silbern, der eine sehr zierlich mit einem größeren durchsichtige Stein versehen, den zweiten durchzog lediglich eine rosé farbende Linie.
"Pandora?", versuchte er sie aus ihrem Tagtraum zu wecken. Irritierte sah sie ihn an. "Mh?".
"Ist alles in Ordnung mit dir?", erkundigte er sich. "Ja, klar. Es ist nur... Er stammt aus einem Teil meines Lebens, an den ich ungern zurück denke." Er verstand die Welt nicht mehr. Wieso hatte diese Wissenschaftlerin früher mit einem noch viel kaltblütigerem Killer wie dem Reaper gearbeitet? Gehörte sie zu Talon's Leute, sollte er sie deshalb töten? Er wusste nicht mehr, wer von den beiden am Esstisch Sitzenden nun tatsächlich der Feind war.
"Wieso hast du mit ihm zusammen gearbeitet? Gehörst du zu Talon's Leuten?", platzte es aus ihm heraus. Entsetzt sah sie ihn an und sprang auf. "Ist das dein Ernst? Ob ich zu Talon's Leuten gehöre? Einem Kreis von wiederlichen, kaltblütigen Auftragsmördern? Willst du mich verarschen?! Würde ich dann hier rum sitzen, mit einem Killer von Hydra?!", rief sie entsetzt. Kaum hatte sie dies ohne nachzudenken gesagt, bereute sie es auch direkt. "Ich meine nicht das.. Du weißt schon was ich meine. Tut mir leid ich.." "Ist schon ok, du hast ja recht.", dieses Mal war es an ihm, aufzustehen und den Raum zu verlassen. "James!", rief sie ihm noch hinterher, doch dieses Mal war er es leid. Er wusste wie ihn alle nannten, als Mörder Hydras. So war es ja auch. Aber es kränkte ihn, das sie ihm zuvor versichert hatte, es mache ihr nichts aus. Das tat es offensichtlich doch.

Pandora ließ James Zeit und verbarrikadierte sich in ihr Schlafzimmer. Die gestrigen Ereignisse sorgten dafür, das sie ordentlich nachdenken musste. Der Reaper war nicht immer der Reaper. Er war ihr Freund, bis sich die Ereignisse damals überschlugen. Und nun stand er wieder vor ihr, mit gezückter Waffe. Nach allem was sie durchgemacht hatten, enttäuscht es sie immer noch. Wäre James nicht gewesen, wäre es ihm dieses Mal gelungen sie umzubringen, da war sie sich sicher. James! Sie musste sich mit ihm vertragen. Sie kannte ihn zwar erst seit 3 Tagen, doch er hatte schon so viel für sie getan. Sie konnte ihn nicht einfach so behandeln wie sie es immer tat, wenn sie Leute die sie gern hatte, in Gefahr brachte. Er verdiente eine Erklärung.
Sie ging zu ihm ins Wohnzimmer. Er saß auf ihrem Sofa und stierte angestrengt auf die Zeitung in seinen Händen. Als er sie bemerkte blickte er sie kurz ausdruckslos an, sah dann aber direkt wieder auf seine Zeitung.
"Können wir kurz reden?", fragte sie ihn zaghaft. Er legte die Zeitung auf den Couchtisch vor ihm und machte eine einladende Handbewegung. Sie setzte sich auf das neben stehende Sofa. "Es tut mir leid wegen vorhin, ich hab das echt nicht so gemeint.", er zeigte keinerlei Reaktion, wartete nur ab was sie zu sagen hatte.
"Ich hatte ein paar ziemlich, sagen wir mal schwierige, Phasen in meinem Leben. Und der Reaper gehört damit zu. Ich habe das schon so lange verdrängen können, doch mit einem Mal passiert wieder so viel, es erinnert alles an damals. Ich schaff das einfach nicht noch einmal, verstehst du? Und ich möchte das nicht noch einmal durchmachen müssen. Ich werde von hier verschwinden und das solltest du auch tun. Irgendwo weit weg von Hydra, Talon und wie sie nicht alle heißen."
Er war immer noch mehr als irritiert, merkte aber das sie nicht weiter darauf eingehen wollte. Es schien sie jede Menge Überwindung zu kosten, überhaupt das Thema anzusprechen, also Respektierte er dies und fragte nicht weiter nach, vor erst.
"Also, wohin geht es dann?", fragte er stattdessen. "Ich glaube du hast mich nicht ganz verstanden. Es ist mehr als gefährlich für dich, wenn du bei mir bleibst, wir sollten getrennte Wege gehen. Versteh mich nicht falsch, ich bin dir mehr als dankbar für das was du getan hast, aber das wars dann jetzt auch."
Spöttisch sah er sie an. "Du würdest keine 5 Minuten ohne mich, mit denen auf den Fersen, überleben.", lachte er. "Damit hast du vielleicht recht, doch Talon's Leute denken ich wäre Tod, schon vergessen?", damit hatte sie ihn. Sie wäre wahrscheinlich wirklich besser ohne ihn dran. Da es noch unzählige auf ihn abgesehen hatten, brachte er eher sie in Gefahr. "Und wo denkst du kann ich hingehen?", fragte er unsicher nach. Er hatte keine Ahnung was er nun machen sollte, zuvor war es sein Ziel gewesen, sie zu beschützen, doch nun hatte er absolut keinen Plan was er mit seinem erbärmlichen Leben anfangen sollte. "Was hast du denn vor?" "Das weiß ich nicht."
Sie fühlte sich elendig, ihn jetzt einfach so, ohne Erinnerungen, Leben und Ziel allein zu lassen. "Ok. Wir gehen nach Washington." "Bist du verrückt? In Washington ist gerade die Hölle los!" "Ich weiß, da werden sie dich am wenigsten vermuten!" "Was soll ich in Washington?"
"Wir werden dir wieder ein paar Erinnerungen verschaffen!", verkündete sie, feierlich grinsend.

Winter Soldier & Widowmaker - Bucky Barnes / Avengers ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt