Der Ball

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"Verdammt beeilt euch!", rief Anna die Treppe hoch. Pandora und Sophia bereiteten Letztere auf ihren großen Abend vor - der Abschlussball. Ihr war die Nervosität sehr stark auszusehen, sie schwitze wie ein Wasserfall und lief hibbelig hin und her. "Ich glaube ich nehme doch diese Ohrringe.", änderte sie zum tausendsten Mal den Plan. Pandora stimmte nur allen ihrer Ideen zu, diskutieren hatte in diesem Zustand mit ihr keinen Zweck. "Du siehst bezaubernd aus. Sebastian wird das genauso sehen, egal mit welchen Ohrringen.", versuchte sie ihre kleine Schwester ein wenig zu beruhigen. Sie hatten schon oft von diesem Tag geredet, Sophia freute sich schon seit dem sie ein Datum hatte als ob Weihnachten wäre. Pandora hatte leider nie einen Abschlussball, war in diesem Moment allerdings auch froh darüber.
Bevor sie das Haus verließen, musste ihre Mutter noch unzählige Bilder von Sophia in ihrem knielangem hellblauen Kleid machen. Ihre hellbraunen Haare hatte Pandora ihr mühsam zu einem aufwendigen Dutt gesteckt. Sie wirkte unheimlich erwachsen, was Pandora ein wenig erschreckte, immerhin war Sophia ihre kleine Schwester, es kam ihr vor wie gestern als sie im Garten noch mit den Puppen von Tereza gespielt hatte.

Vor der Halle in welcher der Ball stattfand, befand sich eine Art "Mini roter Teppich". Begeistert machten Anna und Sophia auch hier wieder Fotos. Zwischendurch musste Pandora, zu ihrem Leidwesen, mit posieren.
Als sie die alte Halle betraten, wurden sie sehr überrascht. Im Gegensatz zu dem äußeren, sah es hier sehr ordentlich und prunkvoll geschmückt aus. In der gesamten Halle verteilt standen große runde Tische. Leider hatte Pandora sich zu spät entschieden mit zukommen, sodass sie sich nun an einen abgeschiedenen Platz mit mehreren Fremden setzen musste, allerdings ja nur für die Reden und das Essen.
Nachdem dies alles geschafft war, eröffneten die Abschlussschüler, unter ihnen Sophia mit Sebastian, die Tanzfläche. Die Verwandten waren so begeistert das sie direkt die Tanzfläche stürmen mussten. Das war Pandoras Chance an den Platz ihrer Eltern zu flüchten. Wie gehofft waren deren Sitznachbarn nämlich auch verschwunden. Von ihrem Platz aus konnte sie wunderbar erkennen, wie ihre kleine Schwester sich prächtig amüsierte. Um sie herum tanzten noch zich andere Paare, doch das interessierte die beiden herzlich wenig. Sie beneidete sie, ihre Liebe war noch so frisch und unschuldig. Sie hoffte das es so bleiben würde, doch die Jahre hatten Pandora besseres gelehrt, also konnte sie nur hoffen das ihrer Schwester nicht allzu sehr wehgetan werden würde.
"Nein, ich bleib hier. Später vielleicht.", riss das Gespräch ihrer Mutter mit Harald sie aus den Gedanken. "Was ist später?", wollte sie wissen. "Deine Mutter will nicht mit mir tanzen!", erklärte Harald gespielt empört. "Was? Wieso nicht ?" "Wir können dich doch nich einfach so sitzen lassen.",behauptete Anna. Pandora war sich sicher das dies nur eine billige Ausrede war also versicherte sie ihr, das sie gut alleine klar käme. "Ich werds überleben. Und jetz geht!", lachte sie, während ihr Stiefvater ihre Mutter auf die Tanzfläche zerrte.
Da saß sie nun. Alleine gelassen zwischen all den glücklichen Menschen und musste sich plötzlich wieder Gedanken um Bucky machen. Wie es ihm wohl in den 2 Wochen ergangen ist?
Ihre Familie tanzte und tanzte, während die Zeit wie im Flug verging und es schon bald kurz nach 23 Uhr war. Die Abschlussschüler zeigten wieder eine ihrer Choreografien während die neugierigen Verwandten um sie herum standen und zusahen - mitten drin auch Pandora. Sie klatschten wie von Sinnen und teilten sich dann wieder auf, der Großteil blieb auf der Tanzfläche ein paar wenige gingen an ihre Plätze. Pandora stand noch immer angelehnt an einer Säule und betrachtete das Spektakel. Mit einem Mal trat eine Person neben sie. "Schenken Sie mir diesen Tanz, Ms. Beliov?", fragte eine vertraute Stimme. Erschrocken drehte sie sich zu dieser um. Vor ihr stand ein Mann im Anzug, mit wirren schulterlangen Haaren und einem ansteckendem Lächeln - Bucky. "W-Was tust du denn hier?", stotterte sie verwirrt. "Freut es dich gar nich mich zusehen?", lachte er. Und wie es sie freute! Sie hatte gar keine Ahnung wie sehr ihr seine beruhigende Stimme fehlte, sein einnehmendes, wenn auch seltenes, Lachen und verdammt sah er gut aus im Anzug! Sie musste sich schon zusammen reißen keinen Spruch abzulassen, umarmte ihn einfach freudig. "Es is wirklich schön dich zusehen.", murmelte sie in die Umarmung hinein. Falls sie sich hätte lösen wollen, hätte sie es gar nicht geschafft, da Bucky sie inzwischen mindestens genauso fest hielt. "Du schuldest mir noch eine Antwort." "Ich kann nich tanzen.", doch Bucky zog sie bereits hinter sich her auf die Tanzfläche. Es war irgend ein schnulziger Song, den sie nicht kannte und sonst auf jeden Fall mied, aber jetzt konnte sie nicht einfach den Sender wechseln. Die Paare um sie wedelten schon gefühlvoll im Takt herum, während die beiden ihre Position finden mussten. Bucky schien wesentlich erprobter, als er sie bestimmend an sich heranzog und mit seiner metallernen Hand die ihre ergriff. Die andere legte er zaghaft an ihre Hüfte, während sie an seine Schulter griff. "Also dann. Was muss ich tun?", ihre Nervosität lies ihre Stimme leicht zittern. "Gar nichts. Ich führe."
Mit Bucky gelang es ihr tatsächlich einige halbwegs vernünftige Schritte hinzubekommen, auch wenn sie ihm ständig auf die Füße trat. "Du solltest dich weniger auf deine Füße konzentrieren.", tadelte er sie zwischen durch. "Du machst dir zu viele Gedanken, lass es einfach auf dich zukommen und mach mit." Er hatte leicht reden! Hatte ja auch 70 Jahre mehr Zeit zum üben.
"Warum bist du wieder hier?", fragte sie ihn zwischen durch während es doch schon recht gut klappte. Es war inzwischen bestimmt schon das 5 Lied das sich einfach durch tanzten. "Hydra ist hier.", flüsterte er. Panisch sah sie sich direkt nach Sophia um, die aber seelenruhig und glücklich mit ihrem Freund tanzte. "Wer?" "Ich weiß es nicht, ich weiß nicht einmal ob sie irgendwas planen, nur das hier jemand anwesend ist. Es könnte einfach nur ein Elternteil sein oder sonstiger Verwandter. Oder halt auch nicht.", erklärte er während er sie wieder herum wirbelte. "Woher weißt du es dann?" "Ich habe Freunde von dir getroffen. Genji, Lena und Dr. Ziegler. Ich habe nach dir gesucht als du weg warst. Durch Zufall haben wir das mit bekommen."
Bedrückt musste sie wieder weg sehen. Es tat ihr unglaublich leid das sie ihn einfach alleine gelassen hatte und jetzt war er trotzdem wieder hier. "Es tut mir leid. Ich wollte nicht das du in diese ganze Sache mit hinein gezogen wirst. Ich dachte abzuhauen wäre sicherer für dich." "Für mich? Ich dachte du wärst schlau gewesen und wärst vor mir abgehauen.", lachte er erleichtert. Sie hatte sich sorgen um ihn gemacht! Und er dachte sie wäre vor ihm abgehauen. Jetzt war es an ihm sich schuldig zu fühlen, innerlich hatte er ihr das doch ein wenig krumm genommen. "Du hättest mir dennoch sagen können das du bei Overwatch warst."
"Warst? Eigentlich bin ich immer noch dabei, doch nur noch im extremen Notfall." Der Dj wechselte die Musikrichtung und rief alle begeisterten Partyleute zu sich her. Zeit für die beiden von der Tanzfläche zu verschwinden. Er Boxte sich durch und führte sie mit nach draußen. Vereinzelt standen ein paar Menschen vor dem Eingang, sodass er noch ein Stück weiter ging um ungestört mit ihr reden zu können. In dem zarten Mondlicht musste er erschreckend feststellen wie umwerfend sie eigentlich war. Nicht das es ihm nicht sonst auch schon aufgefallen war, doch ihr hochgestecktes braunes Haar und das Pastellbeige Kleid ließen sie wie eine wunderschöne, rätselhafte Göttin aus der Antike aussehen. "Was?", unterbrach sie seine Schmachtereien. "Du siehst umwerfend aus." Hatte er das gerade wirklich laut ausgesprochen. "Achja? Du bist heute aber nicht ganz ohne! Anzug könntest du ruhig öfters tragen.", lachte sie während sie sich zu ihm gegen den Baum stellte.
Von sich selber überrascht zog er sie plötzlich wieder zu sich. Mit einem Mal verstummte ihr Lachen wieder. Ihre Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter von einander getrennt, sodass er jeden goldenen Sprenkler ihrer braunen Augen erkennen konnte, jede Sommersprosse auf ihrer zarten Nase. Sein Blick glitt hinunter auf ihre rosefarbenen Lippen, die leicht geöffnet waren und ihm heiße Luft entgegen bliesen. Erst jetzt bemerkte er wie unregelmäßig und schnell sie atmete, sein eigenes Herz schlug so laut das er in seinen Ohren nur dessen pochen vernahm. Mit einem Schlag hielt er inne. Was zu Hölle tat er da? Er war ein verdammter Killer, gesucht von SHIELD, Hydra und unzähligen mehr. Er würde sie zur leichten Zielscheibe machen, um ihn zu verletzen. Nein! Er musste sie da raus lassen.
Sie hingegen schien da allerdings ganz anderer Meinung zu sein.
So zog sie ihn an seinem Hemd die letzten paar Zentimeter zu sich heran und küsste ihn. Hin und her gerissen ließ er sich erst zaghaft mitreißen. Doch je länger der Kuss anhielt, desto mehr schmiss er seine Bedenken über Bord. Er ließ seinen gesamten Emotionen der letzten Jahre freien Lauf und aus dem anfänglich zärtlichen Kuss wurde ein immer drängender und leidenschaftlicher.
Seine Arme umschlangen sie und zogen sie soweit zu ihm das auch das letzte bisschen Abstand zwischen ihnen verschwand.
Es erinnerte ihn an seine Zeit vor Hydra. Als alles noch normal war. Er war damals mit jeder Menge Frauen ausgegangen, war mit ihnen Tanzen oder knutschte wie Teenager in irgendwelchen Ecken rum. Doch auch wenn die Situation eine ganz Ähnliche war, war es für ihn komplett anders. Diese Gefühl, welches er einfach nicht beschreiben konnte, hatte er nur bei ihr.

Urplötzlich ertönte ein sehr lauter Schuss, Menschen begannen zu schreien. Erschrocken ließen die beiden von einander ab und sahen zu der Richtung, aus welcher der Schuss kam. Es war die Halle. Geschockt lief Pandora los, durch die panisch weg laufende Menschenmenge hinein ins Gebäude, dicht gefolgt von Bucky. "Sophia!", brüllte sie über die Stimmen der Menschen hinweg den Namen ihrer Schwester.

Winter Soldier & Widowmaker - Bucky Barnes / Avengers ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt