Jesse erzählt

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Es war ein bisschen so wie jetzt. Der Käpt'n wusste nicht, was er wollte und ich.. versuchte kluge und überlegte Entscheidungen zu treffen. Was mir nun leider nicht immer gelingt.
Aber ist diese erste Begegnung wirklich so wichtig? Nun, für Francis war sie das vielleicht. Für ihn war es das große Unbekannte, etwas völlig Neues und vermutlich machte es ihm mehr Angst, als er zugeben wollte. Soweit ich weiß, war er immer ganz zufrieden mit den Frauengeschichten in seinem Leben, auch wenn ich ihn nie besonders begeistert erlebt habe. Ich glaube, seine einzig wahre Liebe war und ist immer noch sein Schiff. Alle andern dürfen sich danach hinten anstellen.
Für mich dagegen, nunja. Ich hatte schon früh begriffen, an welchem Ufer ich jagen wollte und das war auch einer der Gründe, damals mit dem nächstbesten Schiff abzuhauen und dem Waisenhaus und den Straßen Londons den Rücken zu kehren. Sobald ich alt genug war, um nicht mehr von Bord geworfen zu werfen, versteht sich. Und man lernte schnell auf so einem Schiff, alle möglichen Dingen und ich hatte schon früh ausreichend Gelegenheit dazu.
Die Dragon war damals schon fast ein Jahr meine Heimat und dieses Schiff fühlte sich wie das Zuhause an, das ich nie gehabt hatte. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich bemerkte, wie ihr Käpt'n mich ansah, wenn er dachte ich würde ihn nicht bemerken. Nicht dass mir nicht schon lange aufgefallen war, wie verdammt gut er aussah, aber er war nun mal der Kapitän und ich nur der gewählte erste Maat. Wir funktionierten gut zusammen, die Geschäfte liefen prima und ich hatte ganz bestimmt keine Lust, wegen einer womöglich falsch verstandenen Tändelei das Schiff verlassen zu müssen. Ich hatte schon Männer wegen solcher Liebeleien kämpfen und sterben sehen. Nein, so blind wollte ich nicht sein.
Und wenn er mich noch so anstrahlte unter seinen dunkelblonden Locken mit diesen unglaublich blauen Augen... Genaugenommen war es vermutlich schon um mich geschehen, als ich auf diesem Schiff angeheuert hatte. Ja, vermutlich...
Aber ich war dieses umeinander herumschleichen nicht gewohnt, bisher war Sex immer etwas sehr direktes gewesen, ohne viel Vorgeplänkel. Und die wenigen Male, bei denen ich mich wirklich verliebt hatte, war es nie gut ausgegangen. Außerdem war er mein Käpt'n,  verdammt nochmal. Zu gefährlich, viel zu gefährlich.
Als die Monate vergingen und Francis immer unruhiger wurde und er auf, natürlich rein zufällige, Berührungen wie ein verschrecktes Kaninchen reagierte, wurde ich zunehmend ungeduldig. Entweder hatte dieser Mann wirklich noch keine Erfahrung oder er war der ganzen Sache gegenüber so feindselig eingestellt, dass ihn meine bloße Anwesenheit anwiderte. Diesen Eindruck hatte ich aber eigentlich nicht.
Wie gesagt, ich war nicht auf den Mund gefallen, was meine Präferenzen anging, das sollte er mittlerweile mitbekommen haben. Bei Francis jedoch, da schien mein Herz mitspielen zu wollen und das machte mich nervös. Auch auf die Gefahr mich zu wiederholen, er war mein Käpt'n.
Nach einem dieser wirklich anstrengenden Tage, an dem wir beide die Nähe des anderen suchten ohne diese Nähe wirklich ertragen zu können, hatte ich die Nase voll. Die Nacht war warm, der Crew war nach feiern und ich sorgte dafür dass auch Francis stets einen gefüllten Becher in der Hand hatte. Wenn ihn der Alkohol nicht lockerer machen konnte, wusste ich auch nicht mehr weiter. Ich suchte immer wieder seine Augen und legte alles, was mir an Verführungskünsten gegeben war in diesen Blick. Nicht dass es mir besonders schwer gefallen wäre, der Rum machte nicht nur Francis mutig. Mir schlug das Herz bis zum Hals, als ich schließlich aufstand und lautstark verkündete, nun aber mal ganz dringend pissen zu müssen. Ich sah zu Francis zurück und hob aufmunternd die Augenbrauen.
Wenn nicht jetzt...
Es war fast stockdunkel, als ich mich am Beiboot vorbeischob und mich an die Reling stellte. Das mit dem Pinkeln war zumindest nicht gelogen gewesen. Ich schwankte ein bisschen und musste mich festhalten, als ich mich erleichterte. Du meine Güte, ich hatte wohl auch zu viel erwischt. Da hörte ich leise Schritte hinter mir. Ich drehte mich leicht zur Seite und da stand er, etwas unentschlossen und absolut betrunken. In seinem Blick loderte ein wildes Feuer und mir wurde mit einem Mal bewusst, dass mir die Hose immer noch um die Beine schlackerte und ich immer noch meinen Schwanz in der Hand hielt. Francis schien das auch bemerkt zu haben.
Ich streckte die Hand nach ihm aus und da war er auch schon bei mir. So nah. Seine Lippen drückten sich wild auf meine und seine Hände umfassten meinen nackten Hintern.
Und das wars dann. Mein Verstand meldete sich offiziell ab und nahm alle Vorsicht und Zurückhaltung gleich mit.
Ich klammerte mich an ihn und versuchte meinerseits, mehr nackte Haut zu spüren. Zuviel Stoff im weg, zu viele Bänder, die meine zitternden Hände nicht aufbekamen. Francis war mehr als nur ein bisschen beschwippst, seine Zärtlichkeit drängend und direkt. Er fasste zwischen meine Beine und ich japste leise als er zupackte. Das schien ihn etwas zu verschrecken, aber nicht wirklich aufzuhalten. Er drehte mich um, drückte mich gegen das kleine Boot, das an der Schiffswand vertäut war und fuhr mit der Hand zwischen meine Hinterbacken.
Warum ich nichts gesagt habe? Ich war betrunken und denken war gerade nicht meine Stärke. Außerdem passierte hier endlich mal etwas und ich würde den Teufel tun und ihn entmutigen.
Bis mein benebelter Geist verstand, was los war, stand ich schon vornübergebeugt im Schatten des Beibootes und Francis schob mir gerade seine Finger in den Hintereingang. Ich schrie leise auf.
„Francis, nein!"
Er grunzte nur, schien nicht wahrzunehmen, dass es sich hier um echten Protest handelte. Es tat weh. Himmel so völlig ohne Öl oder Fett oder meinetwegen auch Spucke, fühlte sich das selbst in meinem angeschlagenen Zustand nicht mehr besonders gut an.
„Francis, lass mich los!"
Er schien mich gar nicht zu hören. Nicht gut, gar nicht gut. Meine zaghaften Versuche, diesen übereifrigen Neuling wegzuschieben, wurden vehementer.
Er keuchte mir wild ins Ohr, die tastenden Finger einer Hand waren zu meiner Vorderseite gewandert und ein Teil meines Hirns schrie nun doch wieder:  jaaa, mach weiter!
Mein Seufzen schien ihn zu motivieren, er vergrub sein Gesicht an meinem Nacken und was ich nun an meiner Rückseite fühlte, waren eindeutig keine Finger mehr. Ich keuchte auf, immer noch hin und hergerissen zwischen diesem unglaublichen Gefühl, ihn endlich bei mir zu haben und der lauernden Panik. Er war stark, mein Käpt'n und prinzipiell hatte ich ja nichts dagegen, aber...
Sein linker Arm umklammerte meine Hüfte und mit der rechte Hand führte er seinen Schwanz (den ich noch nicht mal gesehen hatte, verdammt) zu meinem nun gar nicht bereiten Loch und drückte sich in mich hinein. Ein Stück zumindest, dann schrie ich schmerzerfüllt auf.
Nein, ich würde mich nicht wie ein Gossenjunge nehmen lassen, gegen meinen Willen, niemals. Ich bockte in seinem Griff und stieß ihn mit aller Macht von mir.
Francis stolperte ein paar Schritte rückwärts und sah mich erschrocken an. Er wirkte wie ein kleiner Junge, den gerade jemand geschlagen hatte und mir tat meine Reaktion schon wieder leid. Ich rappelte mich auf und versuchte ihn zu beruhigen.
„Hey, Käpt'n, alles in Ordnung? Ich wollte nicht, also es ist nicht wie du..."
Den Rest bekam er nicht mehr mit, er war bereits in den Schatten verschwunden. Ich rutschte an der Reling hinab, vergrub das Gesicht in meinen Händen und seufzte. Dieser verdammt Idiot. Das hätte alles ganz anders laufen sollen. Und mit einem Kopfschütteln machte ich mich auf die Suche, ohne große Hoffnung ihn zu finden.
Jake, unser zweiter Steuermann, grinste mir zu, als ich über das Deck schlich.
„Na, wie ist es gelaufen?"
„Frag nicht, frag einfach nicht."

Einmal um die Welt (Piratenblut 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt