Du gehörst mir

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Und er sollte Recht behalten. Sie hatten sich den ganzen Tag nicht gesehen, wie Jesse war auch Francis tief in die Vorbereitungen für ihre Reise verstrickt. Listen, Pläne, der Zustand des Schiffs, Besprechungen mit dem Zimmermann, Koch, Quartiermeister, Forderungen und Ideen, das alles verlangte seine komplette Aufmerksamkeit. Er mochte es, wenn sein Schiff so brummte und summte und vor gespannter Erwartung förmlich vibrierte. Aber manchmal würde er das alles gern beiseite schieben und sich bei einem ordentlichen Überfall austoben. Auch das war im Moment weder nötig noch ratsam. Sie wollten jetzt keine Aufmerksamkeit mehr auf sich ziehen. Jetzt hieß es nur noch, packen und verschwinden.

Als die Glocke zum Abendessen läutete, war Francis froh, endlich die Schreibfeder fallen lassen zu können und sich zur Abwechslung einmal um die Bedürfnisse seines Körpers kümmern zu dürfen. Der Eintopf roch verdammt gut und sobald er seine Nase aus der Kajüte streckte, schob ihm auch schon jemand einen gefüllten Teller in die Hand. Er wanderte über das Deck, auf der Suche nach einem ruhigen Platz zum Essen. Nicht im ärgsten Gewühle seiner Mannschaft, aber auch nicht zu weit weg, um sie nicht mehr hören zu können. Und auf gar keinen Fall würde er in seine Kajüte zurückkehren, in der es doch nur nach Tinte und Papier roch.
Er ging ein paar Treppen hoch, winkte Jake am Steuerrad zu und ließ sich schließlich im hinteren Teil des Schiffes nieder. Leicht erhöht konnte er die unteren Decks gut überblicken und das Geräusch der knatternden Segel beruhigte seine Nerven. Hier hinten gab es irgendwo einen Haufen alten Segeltuchs und reparaturbedürftiger Taue, das wäre genau der richtige Ort. Als er näher kam, hörte er Stimmen. Scheinbar war noch jemand auf die gleiche Idee gekommen.

„Und dann habe ich gesagt: Mein lieber Herr, ich mag zwar nicht die Dame sein, für die ihr mich haltet, aber ich habe eine Botschaft von eurer Liebsten, die ihr euch ansehen solltet. Dann ziehe ich mein Messer und dieser Idiot dreht sich panisch um und läuft wie ein Kaninchen davon, bleibt mit seinem Mantel an einem offenen Fenster hängen und schafft es doch tatsächlich, genau hindurchzufallen und zwei Stockwerke in die Tiefe zu stürzen. Fast völlig nackt, in einem roten Pelzmantel, mitten in die schönen Rosen."
Lautes Gelächter folgte und Francis erkannte die Stimme ihres Schiffsjungen und das tiefere Lachen seines ersten Maats. Er konnte auch Esmeralda erkennen, sie stand vor den beiden, ihren Löffel in der ausgestreckten Hand, und unterstrich ihren Vortrag mit großen Gesten.
„Und ich stand da, völlig verdattert. Den Brieföffner in der einen Hand, Lady Margarets Brief in der anderen. In dem Moment öffnete sich eine Tür am Ende des Ganges und eben diese meine Auftraggeberin trat heraus, angelockt von dem Lärm, den die Flucht es jungen Edelmannes verursacht hatte. Ich schüttelte nur den Kopf, deutete auf das Fenster und berichtete, was sich gerade zu getragen hatte. Wir lehnten uns beide nach draußen und spähten neugierig in die Tiefe. Der Lord lag in den Rosenbüschen und es sah nicht so aus, als ob er nochmal aufstehen würde. Ich meine, ja, sie wollte diesen lästigen Verehrer loswerden, aber doch nicht so. Wir haben uns dann eine nette Geschichte ausgedacht, um seinen Tod zu erklären und ich bekam noch eine Extrazulage für meine Verschwiegenheit. Aber von diesem Tage an habe ich nie wieder etwas anderes angenommen als Mordaufträge. Keine Drohungen, keine Briefe, keine Spionage. Wenn meine Klienten schon immer das Zeitliche segnen mussten, wollte ich zumindest für genau das bezahlt werden."
Esmeralda wedelte noch einmal mit dem Löffel und ließ sich dann Schwung auf einen Haufen schmutziges Leinen fallen.
„Aber hast du dann immer genug zu tun?" fragte Matthew mit leuchtenden Augen.
Esmeralda hatte den Mund voll und Jesse antwortete auf seine Frage.
„Ich glaube, in Paris gibt es immer Menschen, die sich gegenseitig loswerden möchten. Immerhin ist das eine riesengroße Stadt. Hast du diese Straßen gesehen? Da passen doch fünf Londoner Gassen hinein, so breit sind die."
Esmeralda schluckte und nickte. „Immer. Absolut genug zu tun."
Francis stellte seinen Teller und den Löffel leise ab und schlich sich von hinten an seinen Maat heran. Der plapperte jetzt wieder weiter, aber Francis hörte nicht mehr zu. Manchmal könnte er ihn einfach nur ansehen. Das schwarze Haar wie immer in alle Richtungen abstehend, die braunen Augen funkelnd vor Heiterkeit und dieses tiefe gluckernde Kichern. Das brachte sein Herz dazu, heftiger zu klopfen und etwas tief in seinem Bauch zog sich fast schmerzhaft zusammen. Mein kleiner Kobold...
Er stand jetzt genau hinter ihm. Esmeralda hatte ihn schon bemerkt, ließ sich aber nichts anmerken, nur ihre Mundwinkel verzogen sich ein wenig.
Er umfasst Jesse von hinten, lehnte sich an ihn und raunte ihm ins Ohr. „Hallo Schöner."
Die Antwort war ein erschrockenes Quieken, als Jesse zusammenzuckte und ihm beinahe aus den Armen hüpfte. Er hielt in fest, als er sich in seinem Griff dreht, um in sein Gesicht sehen zu können.
„Käpt'n! Du Ratte, was soll das?!"
„Kann ich doch nichts dafür, wenn du nicht aufpasst. Die anderen haben mich längst gesehen."
„Ach ja? Verräterisches Pack, alle zusammen."
Weiter kam er nicht, denn dann drückte Francis ihm einen Kuss mitten auf den Mund. Wenn er es recht bedachte, hatte er ihn schon sehr vermisst.
Jesses Lippen öffneten sich für ihn und Francis fiel wie ausgehungert über ihn her. Im Hintergrund hörte er Matthew kichern und Esmeralda genervt schnauben.
Francis schob noch ein bisschen mehr und Jesse landete rücklings auf einem Haufen Tuchfetzen und Seilen, den Käpt'n über sich, der ihn mit sanftem Druck zwang, die Beine zu öffnen, um sich dann noch dichter an ihn zu pressen. Ach so, darauf lief das also hinaus. Nun ihm sollte es recht sein.
Jesse vergrub die Finger in Francis Haaren, strich ihm dann über den Rücken und umfasste seinen Hintern. Mit einem kräftigen Ruck zog er ihn noch enger an sich und keuchte auf, als er Francis hartes Glied über sein eigenes Geschlecht reiben spürte. Francis stöhnte, tief und voll dunkler Vorfreude. Er riss ihm das Hemd aus der Hose, streichelte einmal zart über seinen Bauch und begann sich dann tiefer zu graben.
Jemand kicherte wieder. Vage wurde Jesse bewusst, dass sie immer noch nicht allein waren. Esmeralda war rot bis über beide Ohren, konnte aber einfach nicht wegsehen. Sie würden doch nicht, so einfach hier und jetzt... Matthew war da deutlich unbefangener. Er war nun selbst kein Kind mehr und verfolgte das Geschehen mit einem hungrigen Funkeln in den Augen. Freizügigkeit in Ehren, aber...
„Francis..."
Der Käpt'n hatte endlich sein Ziel erreicht und begann gleichzeitig seine Brust mit wilden Küssen und Bissen zu überziehen. Jesses Gehirn kämpfte gegen diesen Ansturm, um irgendetwas sehr wichtiges loszuwerden. „Francis, wir werden beobachtet."
Das führte nun doch zu einer Reaktion. Er sah kurz auf, die Augen dunkel und von einem inneren Feuer erleuchtet. „Sollte mich das stören?"
Esmeralda räusperte sich und stand leise auf. Er machte ihr ein bisschen Angst, die Stimme ein paar Nuancen tiefer als sonst, der Blick so scharf wie ein gezogenes Entermesser. So sah er eigentlich nur aus, wenn er Menschen tötete.
„Mein Schiff. Meine Regeln. Ich kann diesen Mann nehmen, wann immer und wo auch immer ich will."
Jesse japste kurz und wollte protestieren. Ganz so war es nun doch nicht, er war durchaus in der Lage in zurückzuweisen. Nur nicht gerade jetzt...
Ein gezielter Biss in die rechte Brust brachte ihn endgültig zum Schweigen. Francis Zunge flatterte über seine Brustwarze und er warf den Kopf zurück und stöhnte auf. „Jaaa... bitte..."
„Siehst du?" Der Käpt'n sah wieder hoch. „Er gehört mir. Was willst du, Jesse?"
Die Antwort kam schnell, keuchend und wurde durch Jesses Hände unterstrichen, die jetzt wild an seiner Kleidung zogen. „Dich. In mir. Verdammt, Francis..."
Der schnurrte, tief und gefährlich. „Nur zu gerne. Aber ich habe hier nichts, um es dir leichter zu machen, Jesse. Das wird weh tun..."
Der hatte es endlich geschafft, ihm die Hose herunterzureissen und kickte gerade seine eigene von sich. Er hob die Hüften, nackte Haut traf auf nackte Haut und Francis schwanden fast die Sinne, als sich Jesses Beine um seine Hüften wickelten.
„Du glaubst gar nicht, wie egal mir das gerade ist."
Francis nahm aus den Augenwinkeln war, wie Esmeralda den jungen Matthew auf die Beine zog und hinter sich her außer Sicht schleifte.

Einmal um die Welt (Piratenblut 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt