Anne

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Sie alle hatten Menschen hier zurückgelassen, als sie vor drei Jahren nach England aufgebrochen waren, aus unterschiedlichen Gründen und mit unterschiedlichen Gefühlen beim Abschied. Jesses Augen huschten über die Passanten, suchten nach einem Gesicht, das er überall wiedererkennen würde. Bonny, wo bist du?
Das Gallons war auch zu dieser Stunde schon gut besucht, es roch nach gebratenem Speck, Eiern und Bier. Ein bisschen muffig vielleicht, aber noch brachte die frische Brise von der Küste einen Hauch Salzgeruch und Sauberkeit. Sie traten durch die Tür und wurden von angenehmem Halbdunkel umfangen. Auch bei offenen Fenstern waren die Schatten hier tief und Francis suchte einen Tisch weit hinten aus, an der Wand und in der Nähe des Tresens. Er wollte zuerst ein bisschen beobachten, bevor er sich zu erkennen gab. Sie setzten sich, Jesse winkte der Bedienung und bestellte schnell etwas zu Trinken und zu Essen, bevor die junge Frau sein Gesicht oder das seines Begleiters näher betrachten konnte. Als er wieder Platz genommen hatte, ließ er den Blick über die Menschen am Tresen gleiten und blieb an einer Gestalt hängen. Ein brauner Mantel, ein breiter Schlapphut, darunter die Ahnung eines roten Haarschopfs, durchschnittlich groß, durchschnittlich breit, nicht besonders kräftig, aber das war sie noch nie gewesen.
Er grinste, wollte schon aufstehen, aber Francis hielt ihn mit einer Hand zurück. Er hob fragend die Augenbrauen und Francis nickte neben sich.
Esmeralda starrte völlig gebannt herüber, genau zu der Gestalt in dem braunen Mantel. Wenn sie sich bewegte, konnte man ein blasses Gesicht aufblitzen sehen, das sofort wieder von einem Bierkrug verdeckt wurde. Jetzt schon, so früh? Das Leben schien nicht nur ihnen übel mitgespielt zu haben.
Jesse stieß Esmeralda an und sie zuckte zusammen. „Was?"
„Du starrst, meine Liebe."
„Ja?" Sie zwinkerte. „Weißt du, wer das ist?"
„Naja, das ist A..."
Francis unterbrach ist. „Das ist Bonny. Ein... alter Freund. Und bestimmt nicht unerfreut, wenn du ihm einen Drink spendierst."
Jesse blickte ihn scharf an. „Was?!"
Aber Esmeralda hatte sich schon in Bewegung gesetzt, ging langsam auf den Barbereich zu.
„Was soll das?" zischte Jesse.
„Nun lass ihr doch den Spaß, ihnen beiden. Und du mich fragst, ich könnte dir nicht sagen, wer Esmeraldas Geschmack entspricht. Oder hast du da andere Informationen als ich?"
Genaugenommen hatte Jesse die. Auch wenn Esmeraldas Annäherungsversuch nach ihrer Flucht sehr dezent gewesen war und sie seine mangelnde Reaktion schnell richtig gedeutet hatte.
Er hob kurz die Schultern und zog sich dann tiefer in die Schatten zurück. Sollte das ein Desaster werden, wollte er auf keinen Fall verantwortlich gemacht werden.
Esmeralda hatte sich jetzt neben dem Mann mit Schlapphut am Holztresen postiert und nickte dem Wirt zu, um zwei Krüge des örtlichen Gebräus zu bestellen. Dann schlug sie die Kapuze zurück und enthüllte damit ihre schwarzen Locken, die ihr in seidigen Wellen über die Schultern fielen. Das weckte wohl das Interesse ihres Gegenübers, der Hut bewegte sich und sie konnte ein paar blitzende blaugrüne Augen ausmachen. Eine rote Haarsträhne fiel  ihm über die Stirn, wurde aber sofort von einer Hand weggeschoben. Das Gesicht lag immer noch im Schatten, aber Esmeralda beugte sich ein wenig vor und schob das zweite Bier in seine Richtung. War das ein Lächeln?
„Danke. Du bist neu hier, hm?"
Die Stimme klang hell, aber rauchig, als hätte er am Abend zuvor zu viel getrunken.
„Wie heißt du denn, Kleine?"
Esmeralda stieg die Hitze ins Gesicht. Kleine? Das hatte schon lange niemand mehr gewagt, zu ihr zu sagen. Sie nahm einen Schluck aus ihrem Becher und senkte es betont langsam wieder auf den Tisch, um klarzumachen, wie wenig beeindruckt sie von seinem Gehabe war.
„Man nennt mich Morrigan."
Mit der Reaktion, die dann folgte, hatte sie allerdings nicht gerechnet. Das blasse Gesicht wurde kalkweiß, die Augen weiteten sich vor Entsetzen und der hölzerne Hocker kratzte hart über den Boden. „Die Schlachtenkrähe?" fragte die Gestalt mit erstickter Stimme. „Bist du gekommen, um mich zu holen?"
Esmeralda bewegte sich nicht, erwiderte den gehetzten Blick völlig ruhig, wie sie es immer tat, wenn sie mit der Angst ihrer Opfer konfrontiert wurde. Sie wusste, wie sie dann aussah, lauernd, wie die Krähe, die sie vorgab zu sein. Den Kopf leicht schief gelegt, ohne zu blinzeln, ohne zu zucken.
Dann lächelte sie und legte all ihre spöttische Heiterkeit in ihre Stimme. Meine Güte, waren die Leute hier abergläubisch.
„Nein. Heute nicht. Heute wollte ich nur ein Bier mit dir trinken und dich ein bisschen besser kennenlernen. Sterblicher."
Das letzte Wort kam gepresst, sie konnte sich nicht mehr lange zusammenreissen. Der Mann war davon aber keineswegs beruhigt, erst als das Lachen auch ihre Augen erreichte und sie ihm spielerisch auf den Arm schlug, schien seine Gestalt vor Erleichterung zusammenzufallen.
Jetzt wurde ihm wohl bewusst, wie lächerlich er sich gerade gemacht hatte, den die Stimme wurde wieder dunkler und Esmeraldas Nackenhaare richteten sich wohlig auf. So eine schöne Stimme.
„Und du, bist du ganz allein hier, meine Schöne? Das könnte gefährlich werden, hier wimmelt es von Piraten..."
Sie winkte ab und strich dabei mit einer Hand ihren Rock zur Seite, um ihr Messer einmal kurz hervorschauen zu lassen.
„Mit Piraten kenne ich mich aus. Ich habe sogar meine eigenen mitgebracht."
Sie streckte den Daumen nach hinten zu ihrem Tisch, an dem gerade nur Francis sichtbar war. Er lehnte an der Tischplatte, hatte den Dreispitz nach hinten geschoben und winkte fröhlich.
Wenn Esmeralda vorher überrascht von der Reaktion des Mannes gewesen war, jetzt glaubte sie sich völlig im Irrenhaus. Der Mann quiekte förmlich, rutschte vom Stuhl und stürzte auf den Käpt'n zu. Der Schlapphut flog zu Boden und gab einen Haufen kurzen roten Haares frei. Sie umrahmten ein ovales Gesicht, völlig bartlos, mit hohen Wangenknochen. Eine erstaunlich kleine, aber kräftige Hand, ballte sich zur Faust und schlug dem Kapitän gegen die Schulter. Die Aufschrei zerstreute auch die letzten Zweifel. Das hier war kein Mann, das war eine Frau. Aber was für eine!
„Drake! Du Bastard, wo hast du gesteckt? Wir dachten alle, du wärst tot! Aufgefressen von diesem eingebildeten Franzosen, der damit so lautstark geprahlt hat. Zerfetzt soll er dich haben. Und da stehst du jetzt. Du... du bist doch kein Gespenst?"
Francis grinste. „So lebendig wie du, Bonny. Ein bisschen angeschlagen vielleicht, aber nichts was Rum und Dawson nicht wieder hinbekommen würden."
Er hatte sie in eine schnelle Umarmung gezogen aber beim klang des zweiten Namens entzog sie sich wieder. Esmeralda war nicht entgangen, dass die beiden sich zwar mochten, sie aber trotzdem mit einer gewissen Distanz begegneten.
„Was ist mit ihm? Francis, wo ist er?" Ein Drängen klang in ihrem Ton, ein Hauch Verzweiflung.
„Drake? Sag mir nicht, dass er tot ist. Bitte, was ist..."
„Hey, Annie."
Er war ein Stück nach vorn getreten, in den Lichtstreifen eines der offenen Fenster. Sie warf nur einen Blick auf ihn, er öffnete die Arme und sie fiel ihm entgegen. Esmeralda spürte einen Stich im Herzen. Verdammt, war das Eifersucht? Und auf wen? Bonny schien völlig die Fassung zu verlieren, sie begann zu schluchzen, zu lachen, dann wieder zu weinen und auch über Jesses Wangen liefen Tränen, auch wenn er keinen Ton von sich gab. Er redete nur leise auf sie ein, hielt sie fest im Arm und wartete, bis sich der Sturm gelegt hatte.
Esmeralda spürte ein Zupfen an ihrem Ärmel. Es war Francis, der sie am Arm nahm und vom Tisch wegzog. „Komm, wir lassen ihnen einen Moment. Den brauchen sie jetzt."
Sie ließ sich zum Tresen führen und ertränkte ihren verwirrten Geist in ihrem Bierkrug. Schließlich sah sie wieder auf.
„Was sind sie denn füreinander, die beiden?"
Francis lachte. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das erklären sollte. Keine Sorgen, die beiden sind zwar verdammt eng, aber nicht so, wie du denkst. Und ich als der einzige, der vermutlich irgendeine vage Ahnung von Frauen hat, sie war nicht uninteressiert."
„An mir?"
„Das wollte ich damit sagen. Und entschuldige bitte das kleine Verwirrspiel vorhin."
„Hm..."
Für weitere Fragen hatte sie keine Zeit mehr, Francis bewegte sich mit Bonnys Getränk in der Han bereits zurück auf die anderen beiden zu, die sich zusammen am Tisch niedergelassen hatten.
Francis hob sein Bier. „Auf unsere Rückkehr."
Esmeralda kam langsamer dazu, sie wusste immer noch nicht recht, was sie von der anderen Frau halten sollte. Die beachtete sie auch nicht weiter, sondern war jetzt unter Jesses Weste und Hemd geschlüpft, der dabei kurz erstarrte. Die andere Hand hob sie zu seinem Gesicht und berührte die schwarze Klappe, die sein linkes Auge bedeckte.
„Was ist das, Jesse?"
Er schluckte, holte Luft. „Ein Unfall."
„Soso. Ich fürchte, das reicht mir nicht." Dann lüpfte sie den Stoff an seiner Seite und enthüllte, was sie zuvor nur gespürt hatte. Frische, knallrote Striemen, feine Schnitte, die sich über seinen Rücken und die Seite zogen. „Und das hier?"
Diesmal blieb Francis ruckartig stehen. Ein Blick huschte von ihm zu Jesse, beide Frauen konnte die Schuld in seinen Augen sehen, bevor er sie schloss. Jesse fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Ein Zwischenfall."
Bonny sah ihn streng an, sagte aber nichts mehr. Auch war wohl eines der Dinge, die sie später klären würden. „Es sieht so aus, als wäre dir die Zeit ohne mich nicht besonders gut bekommen. Hat Francis nicht gut genug auf dich aufgepasst?"
„Hey, mir hast du gesagt, ICH soll auf IHN aufpassen?"
„Sagen wir so, ich dachte, es schadet nicht, wenn ihr beide gegenseitig aufeinander aufpasst."
„Annie, ohne dir jetzt zu nahe treten zu wollen, du trinkst bereits am Vormittag Das sieht jetzt auch nicht gerade nach einer erfolgreichen Laufbahn aus. Was ist passiert?"
Bonnys Miene verdüsterte sich Das Übliche. Die Männer, die Frauen, ich passe einfach nirgendwo rein. Irgendwann gibt es immer Ärger und dann stehe ich wieder ohne Arbeit und ohne Geld an der Bar. Ihr braucht nicht zufällig noch..."
„Miss Bonny, ich würde mich natürlich freuen, euch wieder an Bord begrüßen zu dürfen."
Francis grinste. „Allerdings erwarte ich ernsthafte Arbeit und keine Huren an Bord."
„Ich?" Annie wirkte entrüstet. „Als ob ich jemals..."
„Ich meine ja nur. Keine Frauen an Bord. Anwesende natürlich ausgeschlossen. Aber ich denke, mehr als zwei weibliche Wesen verträgt diese Mannschaft nicht."
Jetzt erst schien Anne Esmeralda wieder wahrzunehmen. Und die war wirklich seit neuestem Teil er Mannschaft, wie war das denn passiert?
„Dich hätte ich ja beinahe vergessen. Mein Bruder hat mich mal wieder abgelenkt, das macht er dauernd. Na, biste geschockt?"
„Ich? Nein. Ich kenne doch diese beiden hier, ich fürchte ich weiß mehr, als ich je wissen wollte."
„Tust du das? Ich dachte, die Jahre hätte dich vielleicht ein bisschen ruhiger gemacht, Jesse. Aber ich sehe, da hat sich wohl nicht viel geändert."
Esmeralda räusperte sich. „Ich bin nicht beeindruckt, Bonny. Typen wie dich frisst die Morrigan zum Frühstück." Sie stand auf, beugte zu Anne, gerade so, dass ihr Mantel ein Stück nach vorne fiel und das kleine Messer bedeckte, das sie gerade ganz leicht über deren Rippen zog. Anne war ganz ruhig geworden, die Klinge an ihre Seite hatte sie sehr effektiv zum Schweigen gebracht. Sie neigte leicht den Kopf, entschuldigend und in stummer Annahme der Herausforderung, die sie in Esmeraldas Blick zu erkennen glaubte.
„Ich werde dich nicht unterschätzen, Morrigan."
Esmeralda lächelte, auch wenn es mehr wie ein Zähnefletschen aussah.
„Gut. Und mein Name ist Esmeralda. Wenn ich dir je als Morrigan begegne wird mein Gesicht das letzte sein, was du ihn dieser Welt wahrnimmst."
Sie richtete sich wieder auf und verstaute das Messer in den Falten ihres Rocks.
„Wenn ich mich jetzt entschuldigen darf? Ich habe eigene Geschäfte, denen ich nachgehen muss."
Francis erhob sich ebenfalls. „Warte, ich komme mit."
Zusammen verließen sie die Schenke und überließen Jesse und Bonny ihrer Wiedersehensfreude und zweifelsohne einem langen Gespräch, das die letzten Jahre zusammenfassen sollte. Und das vermutlich in einem Wiedersehensgelage enden würde. Diese Frau hatte schon immer einen schlechten Einfluss auf Jesse gehabt.
Als sie sich ein Stück entfernt hatten, blieb Esmeralda stehen. Sie lehnte sich an eine niedrige Mauer, die das dahinterliegende Grundstück von der Straße trennte und funkelte ihn finster an.
„Also, jetzt raus damit. Was sollte das Theater?"
„Das war wirklich nur ein kleiner Spaß, Esmeralda. Außerdem ist Anne wirklich kein schlechter Mensch."
„Wer ist sie? Offensichtlicherweise eine abergläubische Irin und offensichtlicherweise NICHT Jesses Schwester.
„Sie sehen sich nicht besonders ähnlich, hm? Aber Anne ist das einzige, was für Jesse einer Familie nahekommt, auch wenn sie nicht blutsverwandt sind. Sie sind sich das erste Mal in London begegnet, in einem Waisenhaus und später sind sie von dort geflüchtet und haben sich allein durchgeschlagen. Es stellte sich heraus, dass die Stadt für einen einzelnen kleinen Jungen verdammt gefährlich sein konnte, auch wenn dieser Junge schnell erkannte, wie man an Geld kommen konnte."
Francis Miene verdüsterte sich. Es war klar, dass er nicht gerne über Jesses Vergangenheit sprach, schon gar nicht über diesen Teil davon. „Er hatte Glück, er hatte Anne. Wie auch immer es eine solche irische Prinzessin in die schmutzigste Stadt der Welt verschlagen konnte. Sie lief als Junge verkleidet durch die Straßen, wurde immer mal wieder aufgegriffen und in ein Waisenhaus gesteckt, ist aber immer wieder davon gelaufen. Für Jesses Methode Geld zu verdienen hatte sie nicht viel übrig, aber gemeinsam waren sie besser dran. Beide erleichterten durchkommende Seeleute und Londoner gleichermaßen, Anne um Geld, Jesse um etwas mehr als das. Beide wollten aber eigentlich aufs Meer und auch das haben sie irgendwie hinbekommen. Die beiden sind Schwester und Bruder, Esmeralda, auch wenn man es ihnen nicht ansieht. Und wie sich herausstellte, haben sie auch in anderer Hinsicht einen ähnlichen Geschmack entwickelt. Ich habe Anne noch nie mit einem Mann zusammen gesehen und genau das hat es ihr vermutlich leichter gemacht, als Seemann akzeptiert zu werden. Und diese Erfahrung hat es meinen Männer leichter gemacht, dich anzunehmen."
„Aber ich bin nicht..."
„Darum geht es gar nicht. Sie haben gelernt, eine Frau als Mensch zu sehen, als Crewmitglied, nicht als edle Dame oder Hure. Und was das andere betrifft, ich habe mittlerweile am eigenen Leib gelernt, dass das nicht immer so einfach ist. Ich bin scheinbar nicht wirklich festgelegt, was meine... Präferenzen angeht, da brauchte es schon den richtigen Mann, um mir das klar zu machen."
„Schließ mal nicht von dir auf andere, werter Kapitän."
„Das würde ich nie tun. Aber gib ihr eine Chance, lern sie kennen. Anne ist in jedem Fall eine Herausforderung."
Esmeralda zuckte mit den Schultern. „Wir werden sehen. Der räudige Seebär hat mich nicht besonders beeindruckt... Da wird sie sich schon besser anstrengen müssen."
Francis stand neben ihr an der Mauer, die Arme vor der Brust verschränk. Die Sonne brachte in seinen Haaren die vereinzelten kupferfarbenen Strähnen zum Vorschein, von denen Jesse erzählt hatte. Sie war jedesmal wieder erstaunt, wie sie diese Einzelheiten zur Kenntnis nehmen konnte, ohne wirklich von ihnen berührt zu werden.
„Musste sich Jesse denn anstrengen?"
„Ich fürchte schon. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mir eingestanden habe, was ich von ihm wollte." Seine Stimme war rauer geworden, sein Blick in die Vergangenheit gerichtet.
„In meinem Bett. Und in meinem Herzen."
In der Stille die folgte, konnte man die Geräusche der Stadt überdeutlich hören. Tortuga summte und brummte um sie herum, die Luft flimmerte vor Hitze und die Gerüche nach Essen und Bier waberten aus vielen offenen Türen auf die Straßen hinaus.
Esmeralda dachte ebenfalls an einen Moment zurück, an dem sie gedacht hatte, Jesse könnte vielleicht... Er hatte sie damals auch als Mensch wahrgenommen, nicht als Killerin oder dahergelaufene Adelige, diese Ehrlichkeit und seine unglaubliche Loyalität hatten sie wirklich beeindruckt. Aber wie sich herausstellte, war dieser Mann in seinen Präferenzen sehr festgelegt. Vielleicht war es auch das, was sie an ihm mochte.
„Esmeralda, in der Zeit als ich krank war... Ich kenne meinen Kobold gut genug, er würde es ja nicht einmal merken..."
„Was? Nein. Er war deutlich genug in diesen Dingen. Ich habe nur anfangs nicht verstanden, was ihr füreinander seid. Es ist ja nicht so, dass ihr das an die große Glocke hängen würdet, oder?"
„Wenn wir uns auf dem Weg in einen Kerker und eine Folterkammer befinden, dann nein. Da hast du Recht. Es wäre eine sehr dumme Idee gewesen, diesem Mann noch mehr Waffen in die Hand zu legen. Die, die er bereits hatte, haben vollständig gereicht."
Das führte zu einem Moment der Stille, bis Francis unwillig den Kopf schüttelte, um den Gedanken daraus zu vertreiben.
„Womit wir wieder beim eigentlichen Grund meiner vorzeitigen Flucht wären. Du hast mitbekommen, was Anne da vorhin so leichtsinnig von sich gegeben hat?"
„Aye, Käpt'n. Er ist hier. Vermutlich nicht hier in diesem Piratennest, aber irgendwo auf diesen Inseln Wir sind genau richtig."
„Wusste ich doch, dass dir sowas nicht entgeht. Und solange unsere Täubchen da drinnen beschäftigt sind, werden wir beide ein paar alte Freunde besuchen gehen, die uns in dieser Angelegenheit bestimmt gerne helfen."
„Und wer sind diese Freunde?"
„Edward und Henry. Für dich allerdings Edward „Blackbeard" Thatch und Sir Henry Morgan. Du wirst sie mögen."
„Die wichtigere Frage ist, werden sie auch kreischen, wenn sie dich sehen, Käpt'n?"

Einmal um die Welt (Piratenblut 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt