28.05. #3

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Idiots

PoV Taddl

Marley begrüßte mich mit  einem Handschlag und einem "Morgen", bevor er sich wieder der Zeitung widmete, die er wie jede Woche mitgenommen hatte, was mich erleichtert aufatmen ließ. Doch Luna würdigte mich keines Blickes und auch nachdem ich mich gesetzt hatte, erntete ich von ihr nichts außer einem verächtlichen Schnauben. Ratlos warf ich einen Blick zu Ardy, der sich jedoch bereits seinem Buch zugewandt hatte hatte, dass bis gerade eben dort gelegen hatte, wo er es heute Morgen abgelegt hatte, als ich seine Pläne durchkreuzt hatte. Ich ließ meinen Blick zu Luna wandern, die damit beschäftigt war, meine Anwesenheit zu ignorieren. Obwohl sie bisher noch kein Wort gessagt hatte, hingen ihre Vorwürfe an mich beinahe greifbar in der Luft. Ich räusperte mich und wollte gerade etwas sagen, da schnellte Lunas Hand in die Höhe, wo sie in einer mahnenden Position verharrte. Zögerlich begann ich trotzdem: "Sorry, i-" "Ach, halt den Mund, Taddl!", fuhr die Braunhaarige mich an und richtete ihre grünen Augen auf mich, nachdem sie diese genervt verdreht hatte. Als würde sie mich aufspießen wollen, bohrte sich ihr durchdringender Blick in meine Augen und zeitgleich in mein Gewissen, bis ich schließlich den Kopf zur Seite drehte, um ihren stillen Vorwürfen zu entkommen. "Es tut mir wirklich leid, ich wollt-" "Deine erbärmlichen Entschuldigungen kannst du dir sparen, Taddl", unterbrach Luna mich, bevor sie lautstark ihren Stuhl zurückschob und somit einige Blicke auf sich zog. "Bin gleich wieder da", wandte sie sich an Marley, dann verschwand sie in Richtung Toilette. Ich sah der Wütenden ratlos hinterher und bemerkte, dass Ardy das Geschehen aus der Ferne beobachtet hatte, da riss mich Marley aus meinen Gedanken. "Du sitzt da wie Kaneki", murmelte er, ohne von seiner Zeitung aufzusehen. Verwirrt blickte ich an mir herunter und musste feststellen, dass ich tatsächlich den Kopf auf meinem Arm abgestützt hatte, ganz so, wie es Ardy immer tat, wenn er las. Schnell änderte ich meine Haltung, sodass mein Rücken nun an den Stuhl anlehnte. "Du weißt doch, wieviel ihr unsere Samstage bedeuten", seufzte Marley, während er die Zeitung schloss und mich nun ansah. Der Vorwurf in seiner Stimme war nicht zu überhören und sofort überkam mich mein schlechtes Gewissen. "Ja, ich weiß. Aber ich musste das mit Ardy klären und außerdem bin ich doch da. Es ist ja nicht so, als wäre ich nicht hier!", rechtfertigte ich mich und erwiderte den Blick, den der Blonde auf mich gerichtet hatte. Erneut seufzte Marley und fuhr sich verzweifelt durch die lockigen Haare. "Es geht Lunes aber nicht nur ums Sitzen im Café, sondern auch ums Fertigmachen und Herlaufen. Du hast sozusagen die 'Tradition' zerstört und das passt Luna halt überhaupt nicht", erklärte er und sah mich wartend an. Ich nickte langsam und sah in die Richtung, in die Luna verschwunden war. "Aber sie wird sich bald wieder beruhigt haben, oder?", wollte ich von Marley  wissen, wobei ich ihn hoffnungsvoll ansah. Er zögerte und folgte meinem Blick. "Bestimmt. Wahrscheinlich kommt sie gleich freudestrahlend zu uns und alles ist ganz normal", antwortete er dann und öffnete wieder die Zeitung, die er für unser kleines Gespräch beiseite gelegt hatte. Mein Blick lag immer noch auf der Tür, aus der Luna gleich herauskommen würde, da fügte Marley leise hinzu. "Nur dass du's weißt, das eben sah nach mehr aus, als nur 'etwas klären'."
Ich öffnete den Mund, um zu protestieren, doch dann schloss ich ihn wieder, ohne etwas zu erwidern, da mir nichts wirklich Schlagfertiges einfiel. Kurz herrschte eine seltsame Stille zwischen uns beiden, doch dann öffnete sich schwungvoll die Tür der Damentoilette und Luna kam beinahe hüpfend auf uns zu.
Nachdem sie sich neben mich gesetzt hatte, schien ihr wieder einzufallen, dass sie eigentlich sauer auf mich war und kurz drehte sie demonstrativ den Kopf zur Seite, doch als ich ihr versprach, dass ich ihr als Entschuldigung ein Stück Kuchen spendierte, vergaß sie ihre Wut in Windeseile.

Es war bereits halb Zwölf, als Luna sich über den Schokokuchen hermachte, den sie bestellt hatte und Marley mittlerweile seine Lektüre beendet hatte, da er die Zeitung endgültig weggelegt hatte, lag mein Blick auf Ardy, der immer noch vertieft in sein Buch war. "Warum warst du heute Morgen eigentlich so früh weg?", wollte Luna plötzlich wissen und musterte mich neugierig. Bevor ich jedoch antworten konnte, kam mir Marley zuvor. "Er musste 'etwas mit Ardy' klären", wiederholte der Blonde die Worte, die ich früher an diesem Tag benutzt hatte. Auf Lunas Gesicht hätte genauso gut ein Fragezeichen kleben können, die Verwirrung in ihrem Blick hätte nicht größer sein können."Wer isn jetzt 'Ardy'?", fragte sie verwundert und deutete mit den Fingern Anführungszeichen an, als sie seinen Namen aussprach. Weder Marley noch ich machten uns die Mühe, den Mund zu öffnen, da die Braunhaarige wie immer einen Moment länger brauchte, um den Umstand zu verstehen. Sobald sie die Frage ausgesprochen hatte, zeigte sich nämlich bereits Erkenntnis auf ihrem Gesicht und ihr Blick wanderte zu Ardy, der für sie bisher nur den Namen Kaneki getragen hatte. "Kaneki?!", rief sie überrascht aus und schlug sich danach die Hand vor den Mund, als wüsste Ardy um seinen Spitznamen. "Ja, ich hab mich bei ihm für letzten Samstag entschuldigt. Und da ich nicht wusste, wann er hier auftaucht, bin ich einfach schon um Acht hergekommen", erklärte ich meinen Mitbewohnern. Die Sache mit der Serviette und dem spendierten Kaffee verschwieg ich fürs Erste. "Und?", wollte Luna wissen und ihre Augen wanderten zwischen dem Braunhaarigen und mir hin und her. "Äh, wir haben uns gut verstanden, deshalb bin ich bei ihm geblieben, bis ihr gekommen seid", fuhr ich fort und konnte förmlich sehen, wie es im Kopf meiner besten Freundin arbeitete. Sie kniff konzentriert die Augen zusammen und fixierte nochmals Ardy und danach mich. Plötzlich wich sie zurück und verkündete laut: "Du magst ihn!"
Ich verschluckte mich und musste heftig husten, weshalb Marley mir mehrmals auf den Rücken schlug.it kratziger Stimme entgegnete ich schließlich: "Er ist nett, weshalb sollte ich ihn nicht mögen?" Lunes zog grinsend eine Augenbraue in die Höhe und wollte wissen "Wenn er so nett ist, warum hast du ihn nicht einfach zu uns mitgenommen?" Ich musste ernsthaft nachdenken, um eine vernünftige Antwort auf ihre Frage zu finden. "Ich wollte ihn nicht noch länger vom Lesen abhalten", entgegnete ich schließlich und merkte während ich sprach, dass das die Wahrheit war. Luna schwieg und musterte Ardy erneut, dann grinste sie mich an. "Er mag dich auch." Verwirrt blickte ich sie an. "Woher willst du das wissen?" "Er hat total besorgt rüber geschaut, als du gehustet hast." Ich sah überrascht zu Ardy und traf auf seinen Blick, der auf mir gelegen hatte. Verlegen senkte er den Kopf und strich sich hastig eine Strähne aus dem Gesicht, bevor er äußerst konzentriert seine Nase in sein Buch steckte. Luna quikte leise auf und flüsterte hysterisch: "Ach du heilige Scheiße! Der steht auf dich, Taddl!"
"Drehst du jetzt vollkommen durch, Lunes?", fragte ich die Braunhaarige misstrauisch und wollte Hilfe bei Marley suchen, doch als ich zu ihm sah, zog er nur grinsend eine Augenbraue in die Höhe. "Ihr seid Idioten, wisst ihr das?", lachte ich und die beiden stiegen mit ein.

[1188 Wörter]

@ALunicornA 's WLan is fürn Arsch.

-Ra

saturday morning - [tardy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt