22.06. #1

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Thoughts

PoV Taddl

Ich hatte weder Marley noch Luna davon erzählt, was am Mittwoch zwischen Ardy und mir geschehen war. Obwohl mein Mitbewohner ihn gesehen hatte, nachdem wir es endlich die Treppen hinauf geschafft hatten, hatte er nicht weiter nachgefragt. Luna gegenüber hatte ich Ardy mit keinem Wort erwähnt und sie war sowieso im Stress, da wir verdammt viele Arbeiten schrieben und sie oft Probleme hatte, was das Lernen anging. Die beiden hatten wohl vergessen, dass sie den Grund für mein Grinsen, welches in den letzten Tagen beinahe durchgängig auf meinen Lippen lag, heraus finden wollten. Mir war das sogar ganz recht, um ehrlich zu sein, denn so konnte ich fast den ganzen Tag mit Ardy schreiben, ohne nervige Kommentare über mich ergehen zu lassen. Gestern Abend, als ich bereits im Bett gelegen war, hatte der Ältere mich angerufen und wir hatten bis spät in die Nacht telefoniert. Seine Verabschiedung lag mir immer noch in den Ohren und allein bei dem Gedanken an seine Stimme, musste ich lächeln. Wie war es möglich, dass ich jemanden wie ihn kannte? Und obendrein noch mit ihm zusammen war? Die Frage, weshalb ich ihn verdient hatte, begleitete mich jedes Abend aufs Neue in den Schlaf und gehörte schon nach wenigen Tagen genauso zu meinem normalen Tagesablauf, wie Ardys 'Gute-Nacht-Nachricht'. So oft, wie ich mir diese Zeilen durchgelesen hatte, war es kein Wunder, dass ich sie auswendig konnte und sie auch hätte wiedergeben können, wenn mich jemand um drei Uhr nachts wecken und danach verlangen würde. Das Schönste waren jedoch die Nachrichten, die ich nun jeden Morgen lesen durfte. Ardy hatte nämlich die unglaublich liebenswürdige Angewohnheit, seine Träume aufzuschreiben, direkt nachdem er aufgewacht war. Und mir wurde die große Ehre zuteil, diese Notizen, oder eher gesagt Geschichten, durchzulesen. Ardy hatte mir erklärt, dass er sie sofort aufschrieb, weil sie so schnell verschwammen, wenn er einmal aufgewacht war. Auf meine Frage hin, weshalb er mir seine Träume schickte, hatte er nur geantwortet, dass sie bestimmt nicht so schnell vergessen wurden, wenn zwei Leute sie kannten. Und er hatte recht. Ich wusste über seine Träume Bescheid, als hätten sie meinen Schlaf versüßt und nicht seinen.
"Thaddeus?", die Stimme meiner Lehrerin riss mich aus meinen Gedanken und ich schreckte auf. "Können Sie mir sagen, wie man diese Gleichung löst?", sie deutete auf die Tafel, die bereits mit Kreide beschrieben war. Zerknirscht schüttelte ich den Kopf, als ich feststellte, dass ich nicht den leisesten Schimmer hatte, wie die Aufgabe zu lösen war. Seufzen schüttelte die Lehrerin ihren Kopf, womit sie mir und dem Rest der Klasse vermittelte, welch hoffnungsloser Fall ich war, wenn es um das Tagträumen ging. Die ältere Dame rief jemand anderen auf und ich versuchte so gut wie möglich zuzuhören und das Gesagte zu verstehen, was letztendlich darin endete, dass ich einfach abschrieb, was an die Tafel geschrieben wurde. Als es endlich klingelte, ließ ich einfach alles auf dem Tisch liegen, da wir nach der Pause wieder in dem selben Saal waren, schnappte mir mein Handy und beeilte mich, um durch das Treppenhaus zu gelangen, bevr dieses von unzähligen Schülern verstopft wurde. So war ich einer der ersten, die auf dem Schulhof ankamen und augenblicklich bereute ich, meinen Geldbeutel nicht mitgenommen zu haben, da sich am schuleigenen Kiosk noch keine Schlange gebildet hatte, obwohl man dort üblicherweise ewig anstehen musste. Seufzend überquerte ich den Hof, beobachtete aus den Augenwinkeln, wie sich von Sekunde zu Sekunde mehr Schüler auf ihre "Stammplätze" begaben, dort ihre Sachen abstellten und ihr Essen auspackten. Es war bereits die zweite Pause an diesem Tag, was für mich bedeutete, dass ich noch zwei weitere Stunden hinter mich bringen musste, bevor ich mich endlich mit Ardy treffen konnte. Sobald auch nur sein Name in meinen Gedanken auftauchte, musste ich lächeln und schnell entsperrte ich meinH Handy, schaltete die Internetflat ein und wartete gespannt darauf, ob ich irgendwelche Benachrichtigungen hatte. Wie fast jeden Morgen, hatten einige Schüler in die Klassengruppe geschrieben, dass ihr Bus Verspätung hatte und sie deshalb nicht rechtzeitig zu Unterrichtsbeginn da sein würden. Das Dumme war nur, dass diese Nachrichten meistens erst verfasst wurden, wenn der Unterricht bereits angefangen hatte, was bedeutete, dass sie erst in der Pause gelesen werden würden und zu diesem Zeitpunkt waren sie gänzlich unnötig, da die betroffenen Schüler dann bereits eingetroffen waren. Ich seufzte und wollte mein Handy gerade wieder wegpacken, da erschien eine neue Nachricht auf dem Bildschirm. Ardy hatte mir gerade geschriebenund wartete scheinbar auf eine Antwort, denn mir wurde angezeigt, dass er immer noch online war.

'Wann hast du genau Schulaus?'

'12.55, warum fragst du?'

Meine Vermutung, dass er auf eine Antwort gewartet hatte, bestätigte sich, als die Häkchen meiner Nachricht sofort blau leuchteten, als ich sie abgeschickt hatte. Konzentriert starrte ich auf das 'schreibt...', welches nun unter Ardys Namen erschien. Zwei Hände, die sich auf meine Augen legten, unterbrachen jedoch das Warten und aus Reflex schaltete ich augenblicklich den Bildschirm meines Handys aus, was die Person mit einem enttäuschten "Man,Taddl" kommentierte, wobei sie das "A" beides Mal in die Länge zog. "Luna", entgegnete ich und betonte es genau so, wie sie es zuvor getan hatte. Langsam nahm sie ihre Hände von meinen Augen und sprang um mich herum, so dass sie nun vor mir stand. "Du stehst da wie ein MoF, weißt du das?" Ihre direkte Ausdrucksweise brachte mich zum Schmunzeln. "Tzz, was kümmert's dich? Bin ich dir peinlich?", wollte ich wissen und sah neugierig zu der Gruppe von Mädchen, bei der Luna meistens in den Pausen stand. Ganz so, wie ich es erwartet hatte, lagen gerade sämtliche Blicke ihrer Freundinnen auf uns und ich grinste meine Mitbewohnerin überlegen an. "Nö, aber die da", sie deutete mit ihrer Hand in Richtung der anderen Mädchen, "meinten alle, du sähst so alleine aus. Deshalb haben sie gesagt, ich soll mal zu dir gehen und fragen, ob du nicht Lust hast, dich zu uns zu stellen." Ich zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. "Das haben die gesagt?", prüfend sah ich erst zu den Mädchen, die uns immer noch beobachteten und dann in zu Luna. "Naja, so ungefähr", gab diese schließlich zu und ich lachte leise. "Ich wusste es. Als ob die so was sagen. Aber klar, ich kann mit zu euch kommen, wenn 'ihr'", ich deutete mit den Händen ein Anführungszeichen an, "das gerne so wollt." "Du bist der Beste", Luna umarmte mich einmal flüchtig und zog mich dann am Handgelenk zu ihren Freundinnen, die uns mit großen Augen entgegen sahen. "Ähm, hi", begrüßte ich die Mädchen kurz und sie taten es mir gleich. Nachdem einen Moment lang Stille geherrscht hatte, meinte die Kleinste von ihnen plötzlich: "Coole Haarfarbe." Sie selbst hatte schwarze Haare, die knapp über ihren Schultern endeten und deren Spitzen türkis waren. Ich musste schmunzeln, da meine Haare zurzeit fast die gleiche Farbe hatten. "Danke", antwortete ich grinsend und sie grinste zurück. Diese Aktion hatte scheinbar die seltsame Stimmung vertrieben, denn die Mädchen begannen wieder damit, sich über alles Mögliche zu unterhalten. Ich hörte einen Moment lang zu, dann erinnerte ich mich jedoch an Ardy, der mir mittlerweile mit Sicherheit zurück geschrieben hatte. Als entsperrte ich blitzschnell mein Handy und sah sofort, dass ich Recht behalten sollte.

'An welchem Ausgang gehst du raus?'

'Vorne, also an der Bushaltestelle, warum fragst du?'

Stirnrunzelnd las ich mir den Wortwechsel der letzten fünf Minuten nochmals an, doch ich hatte immer noch keine Ahnung, weshalb der Ältere so seltsame Fragen stellte. "Was ist los, Tud?" Lunes sah neugierig auf mein Handy, weshalb ich es schnell ausschaltete. Doch ehe ich mich versah, hatte die Braunhaarige es mir aus der Hand genommen und war damit außerhalb meiner Reichweite geflohen. Da sie leider meinen Code kannte, las sie sich nur Sekunden später den Chat mir Ardy durch, der zum Glück gerade keine Herzchen oder anderweitig verräterische Nachrichten enthielt. "Oh", kam es von Luna, dann tippte sie ein wenig auf dem Bildschirm herum. "Ist das Kaneki?", wollte sie dann wissen und sah mich neugierig an. Ehe ich antworten konnte, richtete sie sich an die Schwarzhaarige mit den blauen Spitzen, die verwirrt zwischen ihr und mir hin und her sah. "Nein, An-Le, nicht der aus Tokyo Ghoul. Zumindest nicht direkt", erklärte sie der Kleineren und deren Gesichtsausdruck drückte nur noch mehr Verwirrung aus. "Ardy", murmelte ich. "Wie bitte?", hakte Luna nach und versuchte scheinbar an etwas heranzuzoomen. "Er heißt Ardy. Nicht Kaneki", wiederholte ich und auf Lunas Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. "Oho, du schreibst also mit ihm?", es war wohl eher eine Feststellung als eine Frage, trotzdem nickte ich und streckte meine Hand aus, um ihr zu zeigen, dass ich gerne mein Handy zurück hätte. Sie überreichte es mir glücklicherweise sofort und ich steckte es ein, nachdem ich die Internetflat deaktiviert hatte. "Läuft da was, Tud?", fragte Luna grinsend und zog mehrmals schnell ihre Augenbrauen hoch. Ich musste ebenfalls grinsen. "Tja, das wüsstest du wohl gerne." Frech streckte ich ihr meine Zunge heraus und sie wäre sicherlich auf mich losgegangen, hätte es nicht genau in diesem Moment geklingelt und mir somit einen Grund gegeben, quer über den Schulhof zu sprinten und meiner aufgebrachten Mitbewohnerin zu entkommen.

[1512 Wörter]

Schon über 800 Reads, thx <3

Zu Musik von "Backstreet Boys" lässt es sich ziemlich gut schreiben.

-Ra

saturday morning - [tardy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt