25.06. #1

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Friends

PoV Taddl

Ich war bereits im "Lucy's", Marley und Luna saßen wie immer an ihrem üblichen Platz. Auch ich saß an unserem Stammplatz, den wir schon seit knapp einem Jahr jeden Samstag für uns beanspruchten. Und obwohl alles so normal schien, war heute Etwas anders. Grund dafür war der braunhaarige Junge, der neben mir saß und dessen Hand ich unter dem Tisch in meiner hielt. Zum Einen, weil ich es insgeheim genoss; zum Anderen, um ihm Sicherheit zu geben, denn er fühlte sich sichtlich eingeschüchtert von meinen beiden Mitbewohnern, die anfangs nicht so recht wussten, wie sie mit ihm umgehen sollten. Doch mittlerweile unterhielten sie sich, als wären weder der Braunhaarige noch ich anwesend. Ihre Unaufmerksamkeit uns gegenüber nutzte ich aus, indem ich mich an Ardy wandte: "Tut deine Hand eigentlich noch arg weh?" Der Kleinere schien erst ein wenig verwirrt, da er wohl nicht damit gerechnet hatte, angesprochen zu werden, doch dann schüttelte er leicht den Kopf. "Ne, hab ja Schmerzmittel", antwortete der Braunhaarige und grinste mich schief an. "Junkie", war mein Kommentar und er verdrehte schmunzelnd die Augen. Als ich den Blick von ihm abwandte, sah ich, dass Luna und Marley uns ansahen und ihre Gesichtsausdrücke denen von verwunderten Schafen Konkurrenz machten. "Ist was?", wollte ich wissen und drückte Ardys Hand ein wenig fester, obwohl die beiden dies nicht sehen konnten. "Ihr...wirkt so vertraut", ergriff Marley das Wort und überraschte damit nicht nur mich. "Wie meinst du das?", hakte ich nach und nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Ardy seine linke Hand, die immer noch in einem Gips steckte, auf der Tischplatte ablegte. "So lange kennt ihr euch doch noch nicht, oder? Klar, Ardian war schon mal bei uns und so, aber trotzdem...Ihr wirkt so, als würdet ihr euch kennen, seit ihr im Kindergarten gewesen seid", erklärte der Größte der Runde. Ich sah Marley nachdenklich an, wobei ich Mühe hatte, meine Überraschung zu verbergen. Dass der Blonde Ardy mit seinem vollen Namen bezeichnete, war keine Überraschung. Marley brauchte für gewöhnlich ein wenig länger, um mit Fremden warm zu werden. So schien es auch bei Ardy zu sein, was mich insgeheim ein kleines bisschen enttäuschte. "Keine Ahnung, wir verstehen uns einfach gut", entgegnete der Braunhaarige und sah Marley dabei unverhohlen in die Augen. "Yep, wir sind irgendwie auf einer Wellenlänge, wie man so schön sagt", eilte ich meinem Freund zu Hilfe. Marley nickte, ohne den Blickkontakt mit Ardy zu unterbrechen und so langsam fragte ich mich, ob die beiden gerade eine Art Kampf führten, den derjenige verlor, der zuerst den Blick abwandte. Luna schien dies ebenfalls zu bemerken, denn sie sah gespannt zwischen den beiden Ältesten am Tisch hin und her. Ich räusperte mich und zog somit die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf mich. Auch Marley und Ardy sahen augenblicklich zu mir und ich zog fragend eine Augenbraue in die Höhe: "Sollte das ein Blickduell werden?" Die beiden sahen augenblicklich verlegen zur Seite, weshalb Luna munter vor sich hin gluckste und auch ich schmunzelte. "Also, Ardy", setzte Marley an und grinste den Angesprochenen verschmitzt an, "du scheinst in Ordnung zu sein. Darfst mich gerne Mary nennen." Und damit hielt er einem vollkommen perplexen Ardy seine Hand entgegen. Schnell zog dieser seine Hand aus meiner und schlug bei Marley ein. "Und ich hab auch gefühlt zwanzigtausend Spitznamen", wand Luna ein und warf mir einen anklagenden Blick zu. "Tud hier, hat nämlich anscheinend nichts Besseres zu tun, als sich täglich neue Spitznamen für alles Mögliche auszudenken", fügte sie hinzu und ich zuckte grinsend mit den Schultern. "Ja, ist mir schon aufgefallen", antwortete Ardy schmunzelnd. "Und, gehst du noch zur Schule?", wollte Marley wissen, nachdem er einen Schluck Kaffee getrunken hatte. "Ja, ich mach' nächstes Jahr mein Abi", erwiderte der Braunhaarige und legte seine rechte Hand zu meiner Enttäuschung auf der Tischplatte ab, was ich ihm dann gleich tat. "Ou, zusammen mit mir und Tud", stieß Luna begeistert aus und ich schüttelte lachend den Kopf. "Tud und mir", verbesserte Marley und verdrehte seufzend die Augen. "Ist doch egal, Klugscheißer", grummelte die Braunhaarige, die sich ihres Fehlers mehr als bewusst war. "Was hast du für LKs?", fragte sie, nicht nur aus Interesse, sondern auch, weil sie schnell auf ein anderes Thema umschwenken wollte. "Englisch, Mathe und Bio", antwortete Ardy grinsend. Und in den folgenden zwei Stunden durchlöcherten meine Mitbewohner den Braunhaarigen mit Fragen, von denen einige ziemlich idiotisch waren. Doch es war lustig, beisammen zu sitzen und sich zu unterhalten und ich hatte dss Gefühl, dass es auch den anderen gefiel.

Es war bereits kurz vor Zwölf, als wir uns voneinander verabschiedeten. Ich umarmte meine beiden Mitbewohner kurz- Ardy tat es mir gleich, dann verließen wir das Café. Während Luna und Marley nach links, in Richtung unserer Wohnung, liefen, schlugen der Braunhaarige und ich den Weg zum Bahnhof ein, der in entgegengesetzter Richtung lag. Sobald wir in die nächste Straße einbogen, wo Marley und Luna uns nicht mehr sehen könnten, selbst wenn sie sich umdrehten, blieb ich stehen und riss den Kleineren am Arm zu mir herum, bevor ich ihn stürmisch küsste. Auch er schien schon länger das Verlangen verspürt zu haben, denn er seufzte leise auf, als ich meine Zunge in seine Mundhöhle wandern ließ. Der Braunhaarige lehnte sich beinahe mit seinem kompletten Gewicht gegen mich, weshalb ich ein paar Schritte zur Seite taumelte, bis ich eine Wand an meinem Rücken spürte, gegen die ich mich von Ardy pressen ließ. Aufgrund der unkontrollierten Art des Kusses, musste ich ihn tatsächlich nach einiger Zeit von mir stoßen, um nach Luft zu schnappen. Grüne Augen beobachteten jede meiner Bewegungen und der Kleinere hatte den Kopf ein wenig schief gelegt. "Weißt du eigentlich, wie lange ich das schon machen wollte?", wollte er leise wissen, doch ein Blick in sein Gesicht zeigte mir, dass es gar keiner Antwort bedarf. "Denkst du, ich nicht", entgegnete ich stattdessen und fuhr mir mit einer groben Bewegung durch die Haare. "Aber ich will nicht, dass sie davon erfahren...noch nicht", fügte ich hinzu und bemerkte, wie Ardys Blick weicher wurde. "Ich verstehe es ja. Ich will es auch noch nicht öffentlich machen, aber...es ist so schrecklich, neben dir zu sitzen und dich nicht küssen zu dürfen. Dich nicht berühren zu dürfen, bloß nichts Auffälliges machen. Ich hasse es", erklärte der Kleinere mir, wobei er den Kopf senkte und mir somit nicht mehr in die Augen sah. "Hey", flüsterte ich und strich ihm zärtlich über die Wange, "ich kann es auch kaum ertragen. Es kostet mich so viel Beherrschung, so zu tun, als wären wir nur Freunde und ein paar Mal, war ich kurz davor, dich einfach zu küssen; scheiß egal, was die Anderen denken. Aber..." Ich brach ab, auch ohne den Satz zu beenden, war klar, was das nun Ungesagte gewesen wäre. "Wie lange soll das noch so weiter gehen?", murmelte Ardy und schmiegte sich ein wenig gegen meine Handfläche, die immer noch an seiner Wange ruhte. "Ich weiß es nicht", kurz hielt ich inne, "aber nicht mehr lange, das versprech' ich dir."

[1166 Wörter]

-Ra

saturday morning - [tardy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt