28.05. #1

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Favour

PoV Taddl

Mein Wecker klingelte bereits um 7:15 Uhr anstatt wie sonst um kurz nach halb Zehn. Im ersten Moment war ich irritiert und wollte den Alarm bereits ausschalten, doch dann erinnerte ich mich an mein Vorhaben und sofort war ich hellwach. Voller Enthusiasmus schwang ich mich aus dem Bett, stoppte das nervige Piepsen meines Weckers und machte mich auf den Weg ins Bad. Dort warf ich einen kurzen Blick in den Spiegel, was mich nur darin bestärkte, dass ich besser duschte. So schnell  wie irgendwie möglich entledigte ich mich meiner Boxershorts, die ich zum Schlafen trug, dann hüpfte ich unter die Dusche und genoss das warme Wasser, das von oben auf mich herunterprasselte.
Nachdem ich die Dusche verlassen hatte, schlang ich mir ein Handtuch um die Hüfte und schnappte mir meine Zahnbürste. Sobald ich meinen Mund von den letzten Zahnpastaresten befreit hatte, griff ich sofort nach dem Föhn und begann damit, meine Haare nach unten zu föhnen. Als meine blaue Mähne halbwegs trocken war, trabte ich in mein Zimmer und öffnete den Kleiderschrank, der sich an der Wand gegenüber meines Bettes befand. Nach längerem Zögern entschied ich mich für eine hellblaue zerissene Jeans und ein weißes Shirt auf dem in bunter Schrift "Good Vibes" aufgedruckt war, da es heute relativ warm war. Nachdem ich mir noch eine Kette umgelegt hatte, an der eine Hundemarke hing, ging ich zurück ins Bad und föhnte meine Haare zu Ende, während ich sie gleichzeitig mit einer Bürste entwirrte. Als ich fertig war, veriet mir ein Blick auf die Uhr, dass bereits zehn vor 8 war und mich etwas beeilen musste. Also schlüpfte ich hastig in meine Nikes und schnappte mir einen Zettel für meine Mitbewohner, auf den ich schrieb, dass ich bereits im "Lucy's" war, da ich etwas zu erledigen hatte und sie dann einfach kommen sollten. Den Zettel legte ich gut sichtbar auf den Tisch, der zwischen Küche und Wohnbereich stand, dann verließ ich die Wohnung und schloss leise die Tür hinter mir, um niemanden zu wecken. Noch einmal blickte ich auf mein Handy, welches mir die Uhrzeit zeigte, dann joggte ich die Treppen hinab und machte mich mit zügigem Tempo auf den Weg.
Schon als in die Straße einbog, in der das kleine Café lag, sah ich, dass es bereits geöffnet hatte, also beeilte ich mich und legte die letzten Meter zurück, die mich von der Tür trennten. Ich betrat das Café und stellte erleichtert fest, dass Ardy noch nicht an seinem Platz saß. Nach einem prüfenden Blick zur Tür, schritt ich zur Theke, an der eine junge Bedienung stand, die mich freundlich anlächelte. Ich hatte mir meinen Plan genau überlegt und war zu dem Entschluss gekommen, dass ich Hilfe vom Personal benötigen würde, also musse ich dieses irgendwie davon überzeugen mir zur Seite zu stehen. "Hi, Katrin", lächelte ich die Bedienung an, nachdem ich einen Blick auf das Namensschild geworfen hatte, dass an ihrem Oberteil. "Hallo, wie kann ich dir helfen?", fragte die Blonde, deren Nase von Sommersprossen geziert wurde. "Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mir bei etwas helfen könntest", antwortete ich und sie öffnete bereits den Mund, um mir einen Vorschlag bezüglich des Essens zu machen, da fügte ich hinzu, dass es sich um einen Gefallen handelte.
Sie sah mich zwar überrascht an, nickte jedoch. "Klar, mach' ich. Was muss ich denn machen?"

Es war bereits 8:43 und ich wurde immer ungeduldiger. Meine Finger trommelten irgendeinen Rhytmus auf der Tischplatte und meine Augen wanderten immer wieder zwischen der Uhr, der Tür und Katrin hin und her. Das Mädchen warf mir immer wieder aufmunternde Blicke zu, jedoch half dies nur wenig bei der Vertreibung negativer Gedanken. Die Sorge, dass Ardy nicht auftauchen würde, wuchs. Noch schlimmer lastete auf mir die Vorstellung, dass ich ihn vergrault haben könnte. Ich ließ einen verzweifelten Seufzer entweichen und sah kurz auf mein Handy, um zu checken, ob einer meiner Mitbewohner bereits wach war, da verriet mir ein helles Klingeln, dass jemand das Café betreten hatte. Wie jedes zuvorige Mal, wenn das helle Glöckchen einen neuen Kunden angekündigt, schnellte mein Kopf in die Höhe und meine Augen suchten nach dem vertrauten Gesicht von Ardy. So auch diesmal, doch wie bisher war alles, was mich überkam Enttäuschung. Erneut senkte ich den Blick auf mein Handy, als die Tür sich ein zweites Mal öffnete. Ich hob den Blick und wandte sofort den Kopf zur Seite, als ich ihn erkannte. Da ich zwei Tische neben ihm saß, hatte ich leichte Angst, dass er mich entdeckte, doch diese Sorge entpuppte sich als unbegründet, da er zielstrebig und mit gesenktem Kopf zu seinem Platz ganz in der Ecke lief, der wie immer leer war. Nachdem der Braunhaarige sich gesetzt hatte, machte er sich daran, sein Buch aus seinem Rucksack zu holen. Währenddessen suchte ich mit den Augen Katrin, die gerade einem Kunden ein Croissant brachte und zeigte ihr per Kopfnicken, dass er da war. Ihr Blick richtete sich sofort auf Ardy, da ich ihr gesagt hatte, dass er immer in dieser Ecke saß. Als sie mich fragend ansah, bestätigte ich ihr mit einem erneuten Nicken, dass es sich um die richtige Person handelte.
Sie kassierte ab und lief zurück zur Theke, wo sie sich der Kaffeemaschine widmete.
Mit der Tasse in der Hand bahnte sie sich den Weg zu Ardy, dem sie den Kaffe auf den Tisch stellte. Sein verwirrter Gesichtsausdruck ließ mich schmunzeln und als Katrin sich zurück zur Theke begab, ohne Geld von ihm zu verlangen, sah er nur unsicher auf die Tasse, die samt Untertasse vor ihm stand. Dann entdeckte er die Serviette, die unter der Tasse lag und der Braunhaarige runzelte die Stirn. Vorsichtig hob er die Tasse hoch und nahm die Serviette von dem kleinen Teller. Die schwarze Schrift, die ich auf die Serviette geschrieben hatte, schimmerte durch das dünne Papier hindurch. Noch während er las, erhob ich mich und steuerte auf ihn zu. Als ich bei ihm ankam, schnellte sein Blick zu mir und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. "Hi", begrüßte ich ihn lächelnd, während ich mir verlegen durch die Haare fuhr. "Hi Taddl, setz' dich", entgegnete er und nickte auf den freien Platz, der ihm gegenüber lag. Die Serviette legte er zur Seite, sodass sie nun auf seinem Buch lag. Obwohl ich es nur kopfüber lesen konnte, wusste ich trotzdem, was auf dem Papier stand.

"Sorry für letztes Mal, ich war ein Dummkopf. Ich hoffe, wir können das vergessen und da weitermachen, wo wir letztes Mal aufgehört hätten, wenn ich nicht so neugierig gewesen wäre.
Taddl"

Kurz grinsten wir uns einfach nur an, dann fragte ich: "Du meintest, du machst nächstes Jahr Abi, nicht wahr? Welche LK's hast du eigentlich?"
"Bio, Mathe und Englisch, und du?", entgegnete er und legte den Kopf leicht schief. "Mathe, Physik und Sozialkunde", antwortete ich und strich mir eine hellblaue Strähne aus dem Gesicht.
"Ich mag deine Haare, Taddl", murmelte Ardy lächelnd und ich konnte nicht anders, als zurück zu grinsen.

[1154 Wörter]

-Ra

saturday morning - [tardy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt