15.06. #3

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Ducks

PoV Taddl

Nachdem wir wieder aus dem Wasser heraus gegangen waren, weil wir begonnen hatten, zu frieren, legten wir uns auf erst auf den Stein, der angenehm warm war und unsere Rücken in Windeseile getrocknet hatte. Die Sonne schien immer noch hell, was dazu führte, dass wir nach wenigen Minuten größtenteils trocken waren. Ich rollte mich zur Seite und sah Ardy an, wobei ich beinahe in Bewunderung seines Profiles verfiel. Dann drehte er sich jedoch ebenfalls und sah mir direkt in die Augen. "Was ist?", fragte er leise. "Nichts. Ich schaue dich einfach gerne an", antwortete ich kaum hörbar und schloss seufzend die Augen. Ich spürte, wie der Ältere mir sanft über die Wange strich und als ich aufsah, erkannte ich, dass er verträumt lächelte. In meinem Kopf formte sich eine Idee und gleichzeitig war ich unsicher, ob es der richtige Zeitpunkt wäre. "Ich liebe dich", flüsterte ich zögerlich und im selben Moment wusste ich, dass es richtig gewesen war. "Ich liebe dich, verdammt", wiederholte ich lauter und sah ihm tief in die Augen, während ich auf eine Antwort wartete. "Ich liebe dich", entgegnete der Braunhaarige nach einigen Sekunden, in denen absolute Stille geherrscht hatte. Erleichtert atmete ich auf, mir war gar nicht aufgefallen, dass ich die Luft angehalten hatte und atemlos seine Antwort abgewartet hatte. Blitzschnell lehnte Ardy sich nach vorne und küsste mich sanft. Seine Hand legte er in meinen Nacken und er griff in meine Haare, wo er ein wenig Zug ausübte. "Ardy", hauchte ich gegen seine Lippen und er lächelte. Ich wich ein wenig zurück und erhob mich, stand auf und lief in Ufernähe. Kurz bevor der Boden jedoch weicher wurde, ließ ich mich nieder und stellte fest, dass das Gras dank der Sommerhitze  recht trocken und stachlig war, obwohl es so nah am Wasser wuchs. Seufzend ließ ich mich auf meinen Rücken fallen und wusste sofort, dass mein ganzer Rücken voller Pfanzenteilchen sein würde, wenn ich aufstand, weshalb ich mich sofort wieder ausetzte. Mein Blick schweifte über die Seeoberfläche und in der Ferne entdeckte ich eine Ente, die seelenruhig über das Wasser hinweg zog und eine glitzernde Spur hinterließ, die noch einige Sekunden später den Weg des Tieres zeigte. Fasziniert beobachtete ich, wie eine zweite Ente zwischen den Zweigen der Weide auftauchte. Mir fiel auf, dass sie genau den selben Weg nahm, wie ihre Vorgängerin und ich musste schmunzeln. "Bleiben Enten ein Leben lang zusammen?" "Ich weiß es nicht." Überrascht sah ich zur Seite, wo Ardy sich neben mich gesetzt hatte und seinen Blick nun ebenfalls auf das Wasser gerichtet hatte. "Glaubst du daran?", wollte er leise wissen, während er immer noch reglos auf das Wasser starrte. Ich zuckte mit den Schultern. "Immerhin hätten sie allen Grund dazu, sich aus den Augen zu verlieren, oder? Ich meine; Enten ziehen jedes Jahr in eine wärmere Region, um den Winter zu überdauern. Und es sterben bestimmt auch viele von ihnen. Also...ist es sicher schwer, ein Leben lang zusammen zu bleiben", überlegte ich laut und schlang meine Arme um eine Beine und legte nachdenklich meinen Kopf auf die Knie. "Mmh", kam es von Ardy, er lehnte sich zurück, so dass er mit dem Rücken im Gras lag. Noch einen Moment sah ich auf den See, fixierte die beiden Enten, die mittlerweile friedlich nebeneinander schwammen. Mit einem leisen Seufzen gab ich meine Position auf und ließ mich auf den Rücken fallen. Obwohl ein Abstand von mindestens zehn Zentimetern zwischen uns war, spürte ich die Hitze, die sein Körper ausstrahlte. Das plötzliche Bedürfnis, ihn zu berühren, machte sich in mir breit. Langsam glitt meine Hand näher an seine Seite heran und streifte plötzlich ein wenig Haut. Ich tastete sanft weiter und bemerkte, dass es Ardys Hand war, die ich berührt hatte. Zögerlich legte ich meine Hand auf die seine und wartete auf eine Reaktion seinerseits. Seine Finger zuckten und er umschloss meine Hand mit seiner, obwohl diese kleiner war als meine. "Denkst du, wir sind wie sie, Taddl?" "Ich weiß es nicht, Ardy."

Nachdem wir unsere Klamotten wieder angezogen hatten, machten wir uns schweigend auf den Weg zu meiner Wohnung. Es war unglaublich warm, die Luft war zum Schneiden dick und ich hatte das Gefühl, von der Hitze erdrückt zu werden, doch das hielt mich nicht davon ab, Ardys Hand fest in meiner zu halten, unsere Finger ineinander verflochten. Dem Kleineren schien es ähnlich zu ergehen, denn er atmete angestrengt aus und auf seiner Stirn standen ein paar klitzekleine Schweißperlen. Als endlich die Eingangstür unseres Wohnhauses in Sicht kam, beschleunigte sich mein Schritt und ich zog den Braunhaarigen unnachgiebig hinter mir her. Dies entpuppte sich als eine echte Herausforderung, da Ardy scheinbar aufgegeben hatte und sich leb- und willenlos von mir ziehen ließ. Die kühle Luft, die uns im Treppenhaus des Gebäudes empfing, hauchte dem Braunhaarigen wohl wieder Leben ein, denn er drückte einmal kurz meine Hand, bevor er sich erschöpft über das Geländer lehnte und seufzend die Augen schloss. Einen Moment ließ ich ihn gewähren, doch dann musste ich seine kurzweilige Idylle zerstören. "Wir müssen noch hoch. In den zweiten Stock." Ein Stöhnen entwich dem Älteren, der ansonsten keine Anstalten machte, sich zu bewegen. Ich verdrehte grinsend die Augen und klopfte auffordernd auf dasTreppengeländer. Das Geräusch hallte dumpf nach und ich beobachtete fasziniert, wie die Metallstangen vibrierten und dann wieder in ihre gewohnte Starre verfielen. Eine Berührung riss mich aus meinen Gedanken und überrascht riss ich die Augen auf, als ich in das rundliche Gesicht einer älteren Dame blickte. "Frau Welsch", brachte ich verwirrt über die Lippen und unzählige Lachfältchen verschmälerten ihre Augen, während sie gluckste: "Ist bei Ihnen alles in Ordnung, Thaddeus? Ihr Freund scheint mir ein wenig erschöpft." Mit ihrer Hand deutete sie auf Ardy, der immer noch am Geländer lehnte, sich mittlerweile aber umgedreht hatte, so dass nun sein Rücken das Metall berührte. Den Kopf hatte er in den Nacken gelegt und sein Mund war leicht geöffnet. Mir fiel auf, dass die Hand der alten Dame zitterte, doch ich beruhigte mich selbst; immerhin war sie bereits über 90 Jahre alt und dafür war sie wirklich noch fit. Sie belegte die Wohnung im Erdgeschoss des Gebäudes und auch, wenn diese Wohnung sehr begehrt war, wäre keiner der anderen Bewohner je auf die Idee gekommen, sich den Umzug von Frau Welsch zu wünschen. "Ach, machen Sie sich um den keine Sorgen. Der wird schon wieder", versicherte ich ihr grinsend und schüttelte lachend den Kopf, als Ardy ein Auge öffnete und argwöhnisch in unsere Richtung sah. "Na dann. Schönen Tag noch, Thaddeus. Und ihrem Freund natürlich auch." Die alte Dame zwinkerte mir zu, bevor sie an besagtem Freund vorbeiwatschelte und in ihrer Wohnung verschwand. Ich blickte noch einen Moment auf die Stelle, an der sie gerade eben noch gestanden hatte, bevor die Tür ins Schloss gefallen war, dann sprang ich die beiden Stufen hinunter, die ich zuvor bereits erklommen hatte. Direkt vor Ardy blieb ich stehen. Seine Haare hingen ihm ins Gesicht und verdeckten sein linkes Auge, das andere hatte er leichte geöffnet und damit jede meiner Bewegungen verfolgt. "Hast du gehört?", wollte ich leise wissen und er hob fragend einer Augenbraue, während seine Hände in seinen Hosentaschen verschwanden. "Mein Freund." "Wie?"Lässig pustete er sich die Haare aus dem Gesicht und sah mich nun mit beiden Augen aufmerksam an. "So hat sie dich genannt. Hat mir gefallen, wenn ich ehrlich bin. Willst du?" "Was will ich?", verwirrt richtete er sich auf, stellte nun beide Beine auf den Boden; zuvor war eines angewinkelt und am Treppengeländer abgestützt gewesen. "Mein Freund sein." Ich konnte ihm seine Überraschung ansehen, er schluckte schwer. Doch als er antwortete, lag ein schiefes Grinsen auf den Lippen. "Natürlich will ich dein Freund sein." Dann beugte er sich  vor und küsste mich sanft, während seine Hand ihren Weg in meinen Nacken fand. Ich konnte nicht anders, als in den Kuss hinein zu lächeln. "Da bin ich aber erleichtert."

[1312 Wörter]

-Ra

saturday morning - [tardy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt