22.06. #3

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Chill-Out-Area

PoV Taddl

"Tzz, ich bestehe darauf", warf ich ihm zickig an den Kopf, erhob mich und stemmte die Arme in die Hüfte. "Was soll das denn jetzt? Hast du deine Tage oder wie?", prustete Ardy los und sah mich von unten an, als wäre ich ein Wesen, das eigentlich nicht existieren dürfte. In meinem Kopf formte sicht ein Bild, welches mich als T-Rex darstellte und Ardy als der ahnungslose Unschuldige, der er tatsächlich war. Ohne es zu wollen, musste ich auflachen, was mir einen verwirrten Blick meines Freundes einhandelte. "Manchmal glaube ich echt, dass du ein Psychopath bist", murmelte der Braunhaarige kopfschüttelnd, wobei seine Augen immer noch jede meiner Bewegungen verfolgten. Ich grinste kurz, dann stürzte ich mich auf ihn. Er wich mir aus und ich verfolgte ihn, wobei die Oberfläche der Couch ziemlich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Am Kopfende der Couch, welches von der Rückenlehne begrenzt wurde, hatte ich ihn endlich in eine Ecke gedrängt, so dass ich ihn nun fest halten konnte. Bedacht, da ich im Hinterkopf immer seine verletzte Hand hatte, begrub ich den Kleineren unter mir, weshalb sein Lachen augenblicklich gedämpfter klang. "Hilfe, ich ersticke!", stieß er verzweifelt aus, als ich begann ihn zu kitzeln. "Aaah, ich sterbe! Ich sterbe!", prustete er und versuchte meine Kitzelattacken notdürftig mit einem Arm abzuwehren. "Hör auf! Ich tu' alles; aber erst lass mich!", flehte der Braunhaarige nun und ich ließ grinsend von ihm ab, blieb jedoch auf seiner Hüfte sitzen, auf der ich mich zuvor niedergelassen hatte, um seine Tritte einzudämmen. "Ich bin so nett", prahlte ich und legte selbstzufrieden den Kopf in den Nacken. "Ja, wahnsinnig nett." Prüfend hob ich eine Augenbraue und meine Hände wanderten bereits wieder in Richtung seines Bauches, als er schnell hinzu fügte: "Bitte verschon' mich, ich kann nicht mehr!" Er hob die Hände und sah mich über sie hinweg flehend an, was in meinem Bauch ein leichtes Ziehen verursachte. Scheinbar hatte ich auch mein Gescht verzogen, denn Ardy sah mich besorgt an. "Alles okay?", wollte der Braunhaarige von mir wissen und ich nickte schnell. Dann beeilte ich mich, von ihm herunter zu krabbeln und zum Ende der Couch zu robben. Sobald meine Füße den Boden berührten, verriet mir ein Rascheln hinter mir, dass auch Ardy sich aufgesetzt hatte. "Creep", murmelte er leise, dann rutschte er auf mich zu und legte seine Arme von hinten um meinen Oberkörper. Verletzt sah ich zur Seite und wollte mich bereits aus seinem Griff lösen, da flüsterte er in mein Ohr: "Mein Creep." Ich musste lächeln, als er einen Kuss auf meiner Schläfe platzierte. "Was willst du jetzt machen?", wollte ich wissen und drehte meinen Kopf so, dass ich ihn im Augenwinkel erkennen konnte. "Ähm...wir könnten 'nen Film schauen oder so", schlug der Kleinere vor und ich schüttelte lachend den Kopf. "Wahnsinnig einfallsreich, Dizzler", kommentierte ich seinen Einfall grinsend, weshalb ich prompt einen Schlag gegen meine Schulter kassierte. "Nicht so frech, Tjarks." Ich hob fragend eine Augenbraue und sah Ardy einen Moment lang erwartungsvoll ins Gesicht. Als er jedoch nichts hinzufügte, schlang ich kurzerhand meine Arme um seine Hüfte. Der Kleinere  quietschte erschrocken auf, als ich aufstand, wobei er mitgezogen wurde und nun auf meinem Rücken saß. Einen Moment lang strauchelte ich unter dem ungewohnten zusätzlichen Gewicht, doch ich fing mich schnell wieder, was vielleicht der Tatsache, dass Ardy um einiges leichter war als ich, zu verdanken war. Ich spürte, wie der Braunhaarige sich an meiner Schulter festkrallte, den anderen Arm über meine Schulter legte und seine Beine um meine Hüfte schlang. Mit einem kurzen Blick gen Boden, bestätigte sich meine Vermutung, dass der Getragene seine Waden ziemlich stark angespannt hatte, um sich auf meinem Rücken zu halten. "Nicht schlecht, Bora." Trotz seiner misslichen Situation konnte Ardy sich ein belustiges Schnauben nicht verkneifen, als er meinen Ton als Imitation erkannte. "Danke, danke. Ich fühle mich geehrt", entgegnete er, nun wieder komplett ernst. "Ne, jetzt mal ehrlich; trainierst du oder so?", wollte ich wissen und löste eine Hand aus der stützenden Position, die sie zuvor knapp unter seinem Oberschenkel eingenommen hatte. Vorsichtig, beinahe andächtig, strich ich über seine Wade, fuhr die deutliche Abzeichnung der dortigen Muskeln nach. Seine Haut war warm und ich für einen kurzen Moment fragte ich mich, ob ich möglicherweise ein Grund für diese Reaktion seines Körpers war, doch meine Gedanken wurden von einer Antwort seinerseits unterbrochen. "Hab' mal Breakdance gemacht. Aber jetzt nicht mehr. Keine Zeit mehr."
An der Art, wie er seine Worte gewählt und ausgesprochen hatte, konnte ich erkennen, dass er nur ungern über das Thema zu sprechen schien. "Warum jetzt nicht mehr?", hakte ich nach, wohl wissend, auf welch dünnes Eis ich mich begab. "Mmh, keine Lust mehr", murmelte er und einen Moment lang hatte ich Angst, er würde von meinem Rücken herunter klettern wollen, doch er hielt still. "Sah bestimmt cool aus", bemerkte ich und setzte einen Fuß vor den anderen, in Richtung des Filmeregals. "Joa, hat auch Spaß gemacht", entgegnete Ardy und legte sein Kinn auf meiner Schulter ab. "Ich find's heiß, wenn Männer tanzen", grinsend richtete ich meinen Blick zu Boden. "Ach, ist das so?", aus Ardys Stimme konnte ich heraushören, dass er grinste und gleichzeitig nachdachte. "Mmh", war alles, was er als Antwort bekam, denn ich musste mich darauf konzentrieren, mich in eine hockende Position zu begeben, ohne umzufallen. Das erwies sich als echte Herausforderung und mehrmals hätte ich beinahe das Gleichgewicht verloren und mich, samt Koala-Ardy auf dem Rücken, elegant auf die Schnauze gelegt. "Was willst du schauen?", wollte ich wissen, nachdem ich den Braunhaarigen kurzerhand abgesetzt hatte und nun versuchte, wieder ein normales Gefühl in meinem Rücken zu erlangen, indem ich mich mehrmals mit dem Oberkörper nach rechts und links drehte. Mein Freund saß währenddessen vor dem Regal und erweckte zugegebenermaßen einen ziemlich verlorenen Eindruck. Ich ließ mich neben ihm zu Boden sinken und strich gedankenverloren über seinen Arm, während ich meinen Blick über die unzähligen DVD-Hüllen schweifen ließ. "Wie wär's mit...'The Giver'?", schlug ich vor und erntete ein Schulterzucken von dem Kleineren. "Kenn ich nicht. Aber gerne, wenn du mir versprichst, dass der gut ist." Ich schnaubte empört, schnappte mir die DVD und verpasste Ardy einen Klaps auf den Kopf. "Tzz, der Film ist genial. Davon werd' ich dich schon überzeugen." "Du bekommst 'ne Chance, Tud. Aber mach was draus!" Ich grinste und gab ihm einen Kuss, dann reichte ich ihm die Hand und half ihm auf.

"Der war schön", murmelte der Kleinere und kuschelte sich näher an mich. Mein Arm drohte mittlerweile einzuschlafen, doch ich brachte es nicht übers Herz, Ardy sein 'Kissen' unter dem Kopf wegzuziehen. "Sag' ich doch", erwiderte ich leise und strich ihm vorsichtig eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. "Jaja, du hattest Recht", nuschelte er und vergrub sein Gesicht an meiner Schulter. "Ist da jemand müde?", wollte ich wissen, die Belustigung in meiner Stimme war nur schwer zu überhören. Ein undefinierbares Geräusch war die einzige Antwort, die ich von Ardy bekam. Lachend warf ich einen Blick auf mein Handy, ignorierte vorerst die eingegangenen Nachrichten und verkündete: "17:42 Uhr, wann willst du eigentlich nach Hause?" Wieder nur gedämpftes Gebrabbel, doch dann überwand er sich doch und hob den Kopf, denn seine nächsten Worte waren deutlich und gut zu verstehen. "Ich will bei dir bleiben. Für immer." Ein anschließendes dumpfes Geräusch verriet mir, dass er seinen Kopf zurück auf die Matratze fallen gelassen hatte. "In Ordnung. Soll ich das der Schulleitung genau so sagen, wenn ich dich da entschuldigen muss?", wollte ich wissen und sah grinsend auf den Braunhaarigen hinab. "Spast." "Selbst schuld." Kurz herrschte Stille. "Spast."

[1255 Wörter]

Mystic Messenger raubt mir meinen Schlaf.

-Ra

saturday morning - [tardy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt