28.05. #2

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Compliment

PoV Taddl

Ich hatte erfahren, dass Ardy zwei jüngere Brüder hatte, die Rinor und Tarek hießen. Außerdem hate er erwähnt, dass er albanische Wurzeln hatte. Ich hatte ihm von meinen Schwestern erzählt, von denen eine älter und eine jünger war als ich. Ich warf einen kurzen Blick auf mein Handy, um die Uhrzeit zu überprüfen und stellte fest, dass es bereits halb Zehn war. Als ich wieder aufsah, hatte mein Gegenüber seinen Kopf erneut etwas zur Seite geneigt, was mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte. "Du schaust total oft auf die Uhr", stellte Ardy fest, "wartest du auf jemanden?" Ohne es zu wollen, ließ ich ein Seufzen entweichen und beschloss, dass ich etwas ausholen musste, um die Sache verständlich zu erklären. "Eigentlich komm' ich jeden Samstag um halb Elf zusammen mit meinen beiden Mitbewohnern hier her. Man könnte sagen, es ist sowas wie 'ne Tradition. Und ich weiß nicht, ob sie heute früher hier aufkreuzen, weil ich ja auch viel früher als sonst hergekommen bin." Ich nahm einen Schluck von dem Kaffee, den ich mir mitlerweile bestellt hatte und bei der Gelegenheit auch Katrin gedankt hatte. Ardy nickte langsam und fuhr sich durch die Haare. "Ach so, dann hast du sie also versetzt?", wollte er grinsend wissen. Ich zuckte ratlos mit den Schultern und antwortete mit hochgezogenen Augenbrauen: "In gewisser Weise schon, ja. Hoffentlich zerfetzen sie mich nicht, vor allem Luna ist ziemlich empfindlich, wenn es um unsere Besuche hier geht."
"Es wäre tatsächlich schade, wenn sie dich zerfetzen würden", entgegnete Ardy nachdenklich. "Sind die beiden denn nett?", wollte er dann wissen. "Also, Luna ist ein wenig aufgedreht, aber freundlich auf jeden Fall. Und Mary ist eher ruhig und gemütlich. Aber man kann mit beiden viel Spaß haben."
Ardy hob grinsend eine Augenbraue."Aha, du wohnst also mit zwei Mädchen zusammen?"
Sein Ton ließ mich erstmal auflachen, denn er klang ein wenig vorwurfsvoll, obwohl Ardy mich erwartend angrinste. "Ja klar, jeden Abend." Ardys verblüffter Gesichtsausdruck veranlasste mich dazu, laut los zu lachen und der Braunhaarige verstand, dass das keinesfalls ernst gemeint war. "Mary ist ein Typ, Ardy", fügte ich grinsend hinzu und mein Gegenüber gab sich zufrieden. "Eigentlich heißt er Marley und ist ein ziemlich cooler Typ", beschrieb ich meinen Mitbewohner erneut. Kurz herrschte Stille, da niemand wusste, was er sagen sollte, dnan fragte ich: "Wie wohnst du eigentlich, Ardy?" Er überlegte kurz und strich sich eind Strähne aus der Stirn. "Ich wohne ein bisschen weiter weg, zusammen mit einem guten Freund von mir. Mein Mitbewohner, Tommy, geht auf dieselbe Schule wie ich. Wir kennen uns schon ewig und da wir in 'nem ziemlich mickrigen Dorf gewohnt haben, sind wir so früh wie möglich ausgezogen. Jetzt haben wir 'ne kleine Wohnung in Köln." "Fährst du dann jeden Samstag hier her, oder wie?"
Er musste grinsen, was mich auch lächeln ließ. "Ja, mit dem Zug sind es nur acht Minuten." "Wie hat es dich hierher verschlagen? Immerhin ist das hier ein kleiner Vorort von Köln, wir haben Glück, dass wir überhaupt 'nen Bahnhof haben. Und du wohnst mitten in der Stadt, da gibt's doch bestimmt hunderte Cafés!" Verlegen sah Ardy zur Seite, "Ich mag es eher ruhig, weißt du? In den Cafés in der Stadt sind immer so viele Leute, die alle darauf warten, dass ein Platz frei wird. Wenn ich hier herkomme, weiß ich, dass ich immer meinen Platz habe und es stört auch niemanden, wenn ich zwei Stunden sitzen bleibe, obwohl mein Kaffee schon längst leer ist." Ich nickte und spielte mit einer meiner Strähnen, indem ich sie mir immer wieder um den Finger wickelte. "Kann ich verstehen. Mich freut es jedenfalls, dass du dich hier wohl fühlst", meinte ich grinsend und sah ihm direkt in die Augen. Nun konnte ich auch feststellen, welche Farbe sie hatte. Eine Mischung aus grün, blau und braun, so konnte man seine Augen grob beschreiben. Eigenflich hatten sie jedoch so viele verschiedene Farbtöne, dass ich sie stundenlang beschreiben könnte. "Ich mag deine Augen", murmelte ich und erschrak kurz, da mir diese Worte heraus gerutscht waren. Dann merkte ich aber, dass es nur die Wahrheit war und es keinen Grund gab, ihm diese zu verheimlichen. "Danke", antwortete er leise und deutete auf meinen Arm. "Dein Tattoo ist schön." Ich musste lächeln, da er so unbeholfen wirkte und doch freute es mich, dass er mir ein Kompliment gemacht hatte. "Wann hast du eigentlich Geburtstag, Ardy? Nicht, dass du bald 19 wirst und ich es nicht weiß!", wollte ich wissen, während er einen Schluck von seinem Kaffee nahm. "Am 14. Juni un-" "Ha! Ich hatte recht, du hast in knapp zwei Wochen Geburtstag und dann hätte ich es total verpeilt. Ich bin so ein Genie!", unterbrach ich ihn und lobte mich lachend selbst, während Ardy mich nur ansah. Als ich fertig mit meiner Lobeshymne war, blickte ich zu ihm und sah, dass er lächelte. Sein Blick wirkte irgendwie verträumt und kurz machte ich mir Sorgen, ob er nicht zu viel Kaffee getrunken hatte, doch dann beschloss ich, dass er einfach an etwas Schönes dachte und deshalb so zufrieden wirkte. Ein paar Augenblicke saßen wir uns einfach still gegenüber, ich betrachete ihn fasziniert, während er mich mit diesem verträumten Blick bedachte. Dann schüttelte Ardy leicht den Kopf und sah mich erstaunt an. "Und wann hast du Geburtstag?" "Das dauert zwar noch ein bisschen, aber am 1. September sind wir wieder gleich alt, Ardy", antwortete ich, worauf hin der Braunhaarige nickte. Ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass Marley und Luna in weniger als zwanzig Minuten kommen würden und wieder seufzte ich. Der Gedanke, unser Gespräch nicht fortführen zu können, ließ mich Seufzen und ich schenkte Ardy ein Lächeln, als er mich besorgt ansah. "Deine Mitbewohner?", wollte er leise wissen und ich nickte nur. Ich mochte die beiden wirklich, aber jetzt gerade würden sie nur stören. Augenblicklich schlug ich mich innerlich für diesen Gedanken. Was war ich denn für ein Idiot, wenn ich so über meine Freunde dachte? "Ich weiß nicht warum", begann Ardy, "aber irgendwie mag ich dich, Taddl." Ich musste lächeln und erwiderte: "Ich mag dich auch, Ardy." Er lachte leise und ich hörte deutlich Erleichterung, die sich in seinem Lachen wiederspiegelte. "Wenn meine Freunde kommen, werd' ich mich zu ihnen setzen, ansonsten strafen sie mich bis nächste Woche mit Nichtachtung", setzte ich grinsend an und Ardys Blick verriet mir, dass er von diesem Gedanken alles andere als begeistert war. "Aber bis dahin bleib ich auf jeden Fall bei dir", versicherte ich dem Braunhaarigen schnell und berührte mit meiner Hand sanft seinen Unterarm, den er auf dem Tisch abgelegt hatte. Ich wusste nicht, was mich dazu bewegte, aber ich fühlte mich nicht seltsam dabei und auch Ardy schien die Berührung nicht unangenehm zu sein, da er keine Anstalten mache, seinen Arm weg zu ziehen. Ich ließ also meine Hand auf seinem Arm liegen, während wir die restlichen fünfzehn Minuten damit verbrachten, über die Schule zu reden und wie sich heraus stellte, hatten wir mehr Gemeinsamkeiten als bisher gedacht. Die Zeit verging viel zu schnell und als das helle Klingeln der Türglocke einen neuen Kunden ankündigte, musste ich mit Entsetzen feststellen, dass es sich um meine Mitbewohner handelte. Marley sah aus wie immer, Lunas Miene verriet jedoch, dass sie nicht gerade begeistert war und als sie mich entdeckte, verfinsterte sich ihr Blick. Sie machte Anstalten zu Ardy und mir zu kommen, doch Marley hielt sie zurück, indem er sich ihr Handgelenk schnappte und sie zu unserem Stammplatz zog. Ardy hatte die Szene, genau wie ich, beobachtet und sah mich nun ratlos an. "Ich glaube, du gehst jetzt besser zu den beiden", murmelte er und zog seinen Arm vorsichtig unter meiner Hand hervor. Ich nickte, erhob mich und machte mich auf den Weg zu meinen wartenden Mitbewohnern, bevor ich mich nochmal zu Ardy umdrehte. "Wir sehen uns nächsten Samstag", verabschiedete ich mich lächelnd und er tat es mir gleich. Das war eindeutig ein Versprechen und nichts konnte mich davon abbringen, dieses einzuhalten. Doch als ich auf Marley und Luna zulief, war ich mir nicht mehr so sicher, ob die beiden mich überhaupt alleine aus der Wohnung lassen würden, denn ihre Blicke sprachen Bände.

[1360 Wörter]

-Ra

saturday morning - [tardy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt