In der Pause ging ich zu meinem Spind. Den musste ich jetzt mit neuen Notfall-Sachen ausstatten, wie jedes Jahr. Make-Up. Tampons. Und natürlich meinem Notfall-Zehner. Manche Dinge würden sich wohl nie ändern.
Ich lachte. Gerade als ich einen kleinen Spiegel befestigte hörte ich eine Stimme: "Was ist so witzig, Kleine?" Ich warf einen Blick nach rechts. Kimmy. Ein Mädchen dass mir schon hier und da den Arsch gerettet hatte.
Sie hatte kurze, schwarze Haare und mehr Piercings, als ich Hautzellen. Ich entgegnete: "Nichts. Wie geht's di..." "Was soll dieser Aufzug, Valeria?" Unterbrach sie mich kritisch. Meine Mundwinkel sausten nach unten und ich knallte die Spindtür zu.
"Wie was der soll? Ich darf mich jawohl anziehen, wie ich will. Stört es dich? Warte, antworte nicht! Ist mir egal. Ich trage nur, was mich glücklich macht. Outfits sind schließlich der Spiegel der eigenen Seele."
Kimmy schnaubte verächtlich: "Dann bist du wohl innerlich tot, was? Alter, das war 'ne einfache Frage und du zickst gleich so 'rum. Digga, was auch immer du in den Ferien angefangen hast zu nehmen. Setz es wieder ab!"
Damit ging sie weg. Sie trug immer nur schwarze, weite Sachen. Ach und ich war innerlich tot? Die konnte mich mal! War sie etwa neidisch, weil ich auf einmal... hübsch war? Ich schüttelte ungläubig den Kopf. So hatte ich sie wirklich nicht eingeschätzt.
Ich zuckte mit den Schultern. Freunde kamen und gingen. Ich drehte mich um, um zu meinem Englisch-Kurs zu gehen. Als ich diesen erreicht hatte, war ich eine der ersten und setzte mich nach hinten links.
Vertieft in mein Handy, bemerkte ich gar nichts mehr um mich herum, bis mir eine breite Hand vor dem Gesicht rumfuchtelte. "Verdammt, Jackson! Erschreck mich nicht so!" Wetterte ich und warf ihm einen bösen Blick zu.
"Hahaha... ganz ruhig, Kätzchen!" Lachte er. Kätzchen? Jetzt war ich aber gespannt... Er fragte grinsend: "Lust nach der Schule was mit meiner Truppe zu machen? Wir gehen wahrscheinlich zur Smoothie-Bar im Einkaufszentrum."
Das klang ja mal vielversprechend. Aber wirklich? Ein Outfitwechsel und man wurde gleich eingeladen? Jungs waren belustigende Wesen. Belustigend einfach. Vielleicht konnte ich mir mit den Sportlern ja wirklich die Zeit vertreiben.
Kaum zu glauben, dass Jackson mich einlud. Tja, ich schätzte mal dass ich jetzt hübsch genug war. Man waren die einfach. Ich nickte: "Wenn es nicht langweilig wird, warum nicht?" Er grinste breit: "Cool. Nach der Schule an meinem Wagen!"
Ich entgegnete: "Wenn du ein paar Minuten wartest. Ich werde nach der Schule noch ein paar Minuten mit einer Freundin reden." Er entgegnete: "Klar... Ich warte dann." Nicht ich durfte auf ihn hören, sondern er musste sich nach mir richten.
Meine Wenigkeit wollte die Oberhand behalten. Ich lachte innerlich auf. Ich hatte nicht einmal eine einzige Freundin. Ich war schon immer allein gewesen.
Besser so! Das war nur Arbeit und lenkte mich von meinen Zielen ab. Später als ich dann noch einen ausgiebigen Toilettenbesuch tätigte um mein Make-Up aufzufrischen, checkte ich die Uhrzeit. Perfekt.
Um 10 nach 14:00 Uhr war ich dann bei Jacksons Auto. Er grinste breit und winkte mir zu. Er stand dort lässig an seinen Wagen gelehnt, in seiner weiten Jacke und der verwaschenen Jeans.
Der Anblick eines jungen Gottes. Doch eines gefiel mir noch mehr. Es war die Aufmerksamkeit, die er mir schenkte. Einige Schüler, welche aus dem Ausgang der Schule strömten beobachteten uns.
Hier und da wurde getuschelt. So war es also gesehen zu werden. Eine Mischung aus Angst, Neugier, aber auch Glück und Stolz. Ich flötete ihm zu: "Ich hoffe du musstest nicht allzu lange warten, Jack."
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Teen Idle
ChickLitSTATUS: ABGESCHLOSSEN "Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?" Ich vergaß ganz, dass ich eigentlich niemanden fragen musste. Ich war es. Zufrieden strich ich meine blonden Haare zurück und verließ die Schultoiletten...