"Pink oder Schwarz? Welches soll ich nehmen? Hayley, jetzt hilf mir doch mal!" Ich stand vor dem breiten Spiegel des Geschäfts, während Hayley in ihr Lieblingsspielzeug daddelte und eine Sprachnachricht verschickte. In den letzten Wochen hatten wir uns gut angefreundet.
Zwar konnte man hier nicht von einer komplett ehrlichen Freundschaft reden, aber sie gab mir den nötigen Beistand den ich brauchte. Bei ihr konnte ich mich immerhin über die Überstrenge meines Vaters, was meine schulischen Leistungen anging aufregen.
Hayley war eine der wenigen weiblichen Freundschaften die ich hatte. "HAYLEY!" rief ich genervt, woraufhin sie begann: "Nimm das Schwarze! Schließlich willst du heiß aussehen und nicht wie eine Disneyprinzessin, oder? Pink ist ja cool, aber zuviel davon auch nicht."
Da hatte sie Recht. Erleichtert hing ich das Pinke zurück und ging zur Kasse. Während ich bezahlte, erhielt ich eine Nachricht von Miriams Langzeit-Schwarm Alexej. Er war wie ein folgsamer Hund und das, obwohl er mich kaum kannte. Wie konnte sie nur auf so einen Idioten stehen?
An ihm war nichts eigenes. Einfach nur ein hirnverbrannter Idiot. Im Endeffekt half ich ihr und zeigte ihr damit sogar nur, dass dieser Typ nicht zu ihr passte. Man konnte mich quasi als beste Feindin betrachten. Sie sollte froh sein, dass ich sie vor so einem schwanzgesteuerten Typen bewahrte.
Mit einem breiten Lächeln übergab ich der Angestellten das Geld und nahm die Tüte in Empfang. Ich ging hinaus zu Hayley, welche gerade angeregt diskutierte: "...und was? Alannah, ich ertrage gerade keine Witze! Er hat was? Wenn du mich anlügst, bist du tot! Arghh..." Wütend legte sie auf und pfefferte ihr Smartphone in ihre schwarze Fransen-Gucci-Tasche. "Was ist denn los?" Fragte ich neugierig.
Ich hatte sie noch nie so erbost erlebt. Sie sah mich mit ihren kristallblauen Augen an und begann: "Das darfst du niemandem erzählen!"
Ich nickte. Sie fuhr seufzend fort, während wir den Rückweg antreteten: "Dieser Idiot! Mein Ex soll angeblich eine Wette abgeschlossen haben, mit einem seiner Jungs. Er hat scheinbar ein Auge auf irgendeine Schlampe geworfen und will sie jetzt demnächst auf der Party aufreißen. Wenn er das wagt! Ich habe mich zwar von ihm getrennt, aber doch nur damit er zur Vernunft und zurück angekrochen kommt. Ich war mir sicher, dass er das würde."
Ich nickte und erwiderte: "Wir werden schon herausfinden wer sie ist, wenn es so weit ist. Glaub mir, Mädchen wie uns verarscht man nicht ohne die Folgen zu tragen."
Sie atmete erleichtert auf und verabschiedete sich dann von mir. Auf ihren schwarzen Stiefeln stöckelte sie über den Bürgersteig hinüber zu ihrer Bushaltestelle. Ich wartete ungeduldig auf meinen Bus, welcher erst in zehn Minuten hier antanzen würde. Mir war kalt in meiner Leggings, dem kurzen Rock, obwohl ich einen Herbst-Mantel trug.
Heute war es besonders kühl. Aber ich wollte nichts anderes anziehen. Ich wollte mich von der Masse abheben. Schön sein. Ich war besonders und das musste ich nach außen hin zeigen. Ich hatte den Code geknackt.
Den Code zum Erfolg. Aber, wenn es doch so einfach war, wieso taten es so wenige? Beliebt zu sein, Andere für sich interessieren zu lassen. Sie lenken wie Marionetten. Es war so einfach.
Bestand die Gesellschaft aus Dummköpfen? Als ich Zuhause ankam, ging ich gleich nach oben und hing mein neues Kleid in den Schrank. Das Auto meines Dads war nicht da.
Wo war er bloß immer? Er hatte schon längst Feierabend. Meine Mum, war wahrscheinlich bei irgendeinem ihrer tausend Tantenvereine. Ich schaltete meinen Laptop ein und checkte den neuesten Klatsch ab.
Mein Handy klingelte irgendwann. Genervt streckte ich meine Hand nach der Kommode aus und nahm das Smartphone, welches sich in einer rosanen Hülle befand in die Hand.
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Teen Idle
ЧиклитSTATUS: ABGESCHLOSSEN "Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?" Ich vergaß ganz, dass ich eigentlich niemanden fragen musste. Ich war es. Zufrieden strich ich meine blonden Haare zurück und verließ die Schultoiletten...