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Zuhause angekommen springen wir aus dem Auto um weiteren Fragen zu entgehen und ich helfe Ash ihre Sachen hoch in mein Zimmer zu bringen, wo sie heute übernachtet.

Es ist schon fast Tradition, dass wir immer Freitags entweder bei mir oder ihr übernachten. Dabei läuft es meistens darauf hinaus, dass wir bei mir sind. Ihre Eltern sind stark religiös und zudem sehr streng, was es uns beiden umso schwerer macht, mal eine ruhige Minute zu haben. Das soll nicht heißen, dass sie unfreundlich sind. Ich habe ihre Eltern längst ins Herz geschlossen und wenn man sie erstmal besser kennt, sieht man schnell was für herzensgute Menschen sie sind. Für heimlich ausgetauschte Zärtlichkeiten bleibt dort jedoch kaum Spielraum.

Letzte Woche haben wir beschlossen, in absehbarer Zeit etwas mit unseren Eltern zu unternehmen und ihnen von uns zu erzählen. Ob wir es wirklich durchziehen werden, wird sich zeigen. Es ist nicht so, als wäre das unser erster Versuch. Auch nicht der zweite oder dritte - ich habe um ehrlich zu sein schon garkeinen Überblick mehr. Das einzige was ich weiß ist, wie mein Frust mit jedem Fehlversuch wächst. Meine Eltern würden es bestimmt nicht allzu gut finden, aber akzeptieren - damit rechne ich zumindest. Ashleys Eltern hingegen traue ich durchaus zu, dass sie uns verbieten uns weiterhin zu sehen. Ein legitimer Grund es ihnen niemals zu erzählen, finde ich. Andererseits können wir uns nicht unser ganzes Leben verstecken. Lügen haben kurze Beine - heißt zu gegebener Zeit wird es so oder so rauskommen. Wir können bloß entscheiden wie sie letztendlich davon erfahren. Riskieren wir, dass sie uns irgendwann erwischen, oder sprechen wir sie selbst darauf an und behalten so ihre Reaktion etwas unter Kontrolle? Option B klingt für mich um einiges angenehmer.

Erschöpft lasse ich meine Zimmertür hinter mir zufallen und schließe Ash in die Arme. Eine Weile stehen wir nur da und halten uns, genießen den Moment in dem wir einfach nur wir selbst sein können, ohne das ewige Versteckspiel. Ich stehe mit meinem Rücken zur Tür, sodass niemand hereinplatzen und uns überraschen kann, während ihre Lippen erst langsam und dann voller Begierde meine berühren. Ihre Hände liegen warm auf meinem Rücken und ich streiche ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Mit geschlossenen Augen flüstere ich: "Das ist der Moment, auf den ich mich jeden Tag freue."
Bei unserem nächsten Kuss spüre ich wie sie lächelt. "Ich auch."

Kurz schauen wir uns in die Augen, bevor sie erneut die Lücke zwischen uns schließt. Warm liegen ihre Lippen auf meinen und ich unterbreche nur widerwillig unseren Kuss: "Ich hole kurz das Eis, dann können wir den restlichen Tag hier oben bleiben und nachher vielleicht Pizza bestellen."
"Hmm, na gut." brummelt sie und geht rüber zum Laptop, "dann mache ich Orange Is The New Black schonmal an."
Zurück im Zimmer, stelle ich die Schale mit unserem Eis auf den Tisch und werfe mich zu Ash auf das Sofa. Den Überraschungsmoment nutzend, kitzel ich sie durch und das ganze endet in einer riesigen Kissenschlacht. Die Federn schweben in der Luft und unser Lachen schallt durch den ganzen Raum. Mit einem Schwung werfe ich ihr mein letztes Kissen entgegen und lande einen Volltreffer. "Hey!" beschwert sie sich und schmeißt sich auf mich. "Das war nicht gerade nett." neckt sie und gibt mir einen Kuss. "Ich konnte einfach nicht klar denken." grinse ich. "Bei dem Anblick kein Wunder, oder?" Mein Blick streift über ihren Körper und bleibt schließlich an ihren Lippen hängen. Aufeinmal klopft es laut an der Tür und wir zucken erschrocken zusammen.

Hektisch setzen wir uns auf und Ash greift nach der Fernbedienung, während Mom ihren Kopf ins Zimmer steckt und fragt: "Braucht ihr zwei noch was aus dem Supermarkt? Ich wollte kurz einkaufen fahren."
Ihr Blick bleibt an den Kissen und Federn hängen die überall verteilt sind und wandert dann zum Fernseher, wo die Serie noch auf Anfang steht. Schnell antworte ich: "Pizza wäre toll. Die gleiche wie immer, oder Ash?" Leicht errötet nickt sie und ich kann förmlich spüren, wie erschrocken sie ist, auch mein Herz schlägt wie verrückt.

"Okay, alles klar." Die Tür fällt zurück ins Schloss und wir beide atmen auf.
"Wir sollten echt abschließen." lache ich leise, nachdem mein Herzschlag sich wieder einigermaßen normalisiert hat. Auch Ash fängt an zu lachen und nickt zustimmend. "Ja, das sollten wir wohl." Sie drückt auf play. Schulter an Schulter sitzen wir auf dem Sofa, gucken Fernsehen und löffeln unser Eis, bis Ash müde ihren Kopf auf meine Schulter legt und die Augen schließt. Glücklich betrachte ich ihr Gesicht und lausche auf ihren Atem. Ich kann den Moment nicht erwarten, in dem wir keine Fassade mehr aufrecht erhalten müssen. Ich könnte endlich in der Öffentlichkeit ihre Hand halten, sie küssen und niemand würde uns anstarren. Warum ist es den Menschen so wichtig wen man liebt? Wieso machen sie uns das Leben so schwer für etwas, das wir selbst nicht ändern können?

Forbidden Love || GirlxGirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt