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Während in meinem Kopf die Gedanken rasen und ich panisch versuche, eine Lösung zu finden, dringt von drinnen die erhobene Stimme ihrer Mutter an meine Ohren. Verzweifelt halte ich sie mir zu, versuche ruhig zu bleiben und mich zu konzentrieren, als könnte das alles ungeschehen machen. Als könnte ich ihre Meinung noch ändern. Doch ihre schrille Stimme dringt auch jetzt noch bis zu mir durch und ihre Worte brennen sich in mein Gedächtnis ein.
Hausarrest. Erziehungsmaßnahmen.
Sünde. Enttäuschung. Sie zieht das komplette Programm ab. Ich stelle mir vor, wie Ash mit gesenkten Augen vor ihnen steht und versucht, ihre Wut zu verstehen.

Endlich scheint die Situation sich wieder etwas zu beruhigen und die Worte verschmelzen zu einem mir unverständlichen Murmeln. Es sind sicher nicht mehr als zwanzig Minuten vergangen, doch für mich fühlte es sich wie Stunden an, bis Ashs Stimme wieder zu hören ist. Laut genug für mich, um jedes einzelne Wort zu verstehen, sagt sie: "Ich werde nichts mehr mit ihr zu tun haben. Versprochen."

Wie vom Blitz getroffen, fährt mein Kopf in die Höhe. Ich habe mich verhört. Das hat sie nicht gesagt, ganz sicher nicht. Vorhin noch m3inte sie egal was passiert, wir bleiben zusammen. Doch sie redet weiter.
"Es tut mir Leid, dass ich euch so enttäuscht habe. Was wir getan haben, war falsch und ich wusste das."

Wie in Trance richte ich mich auf und taumel benommen zum Küchenfenster, um einen Blick auf das Szenario zu werfen.

"Aber das ist jetzt vorbei."

Mein Blick trifft direkt auf ihren und verzweifelt suche ich darin nach einem Zeichen dafür, dass sie es nicht so meinte. Doch ihr Blick ist leer. Volkommen leer. Da sind keine Emotionen, kein unsicheres Flimmern, keine Tränen. Da ist nichts. Verletzt stolpere ich weg vom Fenster, weg von dem Haus.
Sie liebt mich nicht? Nicht so wie ich dachte. Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag und ich beginne zu rennen. Meine Füße werden immer und immer schneller, bis sie nur so über den Asphalt fliegen. Ich weiß nicht wohin ich laufe. Es ist egal. Ich will nur fort von hier. Soweit weg von ihr wie nur möglich.
Sie liebt mich nicht.

Vollkommen betäubt nehme ich meine Umgebung nur verschwommen wahr. Schatten schieben sich in mein Blickfeld und Tränen verschleiern meine Sicht. Und ich renne weiter. Ich renne und renne, bis beim nächsten Schritt kein Beton mehr unter meinem Fuß ist und ich eine Treppe herunter stürze. Mein Ellbogen reißt auf und ich kann sehen, wie Blut meinen Arm entlang läuft, doch ich spüre den Schmerz nicht. Ich spüre nur das Stechen in meiner Brust. Der innere Schmerz überlagert alles andere. Wie in Trance komme ich zurück auf die Beine und gehe weiter. Immer weiter.

Stunden später stehe ich vor meinem Haus - ich weiß nicht wie ich hergekommen bin oder wie viel Uhr es ist. Zitternd presse ich eine Hand in meine stechende Seite und lehne mich erschöpft vornüber. Meine Beine brennen und mein Atem ist stockend und flach. Es ist längst dunkel geworden und ich bin so ausgelaugt, dass ich kaum noch ein Bein vor das andere setzen kann.

Forbidden Love || GirlxGirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt