Nebeneinander laufen wir zur Haltestelle und schweigen, doch es ist eine angenehme Stille. Wir sind beide noch viel zu überwältigt. Nach einigen Minuten greift Ash nach meiner Hand und lächelnd verschränke ich meine Finger mit ihren. Gestern noch hätten wir uns das nicht getraut. Nicht öffentlich.
"Heute Abend." sagt Ash und dreht ihren Kopf zu mir, um mir in die Augen zu sehen. "Heute Abend haben wir es hinter uns. Und egal wie es läuft, ich liebe dich. Das werde ich immer, okay? Wir schaffen das."
Ich nickel, auch wenn mein Hals sich vor Angst für einen Moment zuschnürt. Was soll schon passieren versuche ich mich zu beruhigen. Ash war gestern für mich da und ich werde für sie da sein, wenn ihre Eltern es erfahren. Quietschend hält der Bus vor uns und wir setzen uns in die letzte Reihe.
"Danke." sage ich aus dem Nichts und bin auf einmal überwältigt von der Liebe zu ihr. "Danke, dass du bei mir bist."
Liebevoll drückt sie meine Hand.Am Waldrand springen wir aus dem Bus und schlendern Hand in Hand den schattigen Weg entlang, zu einer abgelegenen Wiese. Die Luft ist frisch, ein leichter Wind weht durch die Baumkronen, Vogelgesang ist zu hören - alles ist perfekt. Ash's Hand zu halten fühlt sich so vertraut an und doch zucken wir bei jedem Anzeichen auf Menschen zusammen oder ziehen unsere Hände zurück. Das ewige verstecken hinterlässt seine Spuren. Auf der Wiese angekommen breite ich unsere fluffige Picknick Decke aus und lasse mir von Ash ein Sandwich reichen. Wie erwartet sind wir allein, was uns genug Zeit bietet um über heute Abend zu sprechen. "Wie willst du es ihnen sagen?" frage ich und nehme einen großen Bissen. "Gerade heraus denke ich. Schnell und schmerzfrei. Sie werden es so oder so nicht gut verkraften und es mir ausreden wollen, ich denke es ist egal wie sie es erfahren." Niedergeschlagen nimmt sie einen Schluck Fanta und ich suche angestrengt nach einer guten Entgegnung um sie aufzumuntern.
"Oder du sagst ihnen einfach ich bin schwanger."
Einen Moment guckt sie mich verwirrt an bevor wir beide loslachen und ich dabei nur knapp einer Fantadusche entgehe.
"Oder wie wäre es wenn ich vorher ganz viele schreckliche Dinge aufzähle, damit die tatsächliche Nachricht dann eine Erleichterung ist? 'Mom, Dad. Ich bleibe sitzen, werde deshalb gemobbt und der Arzt meint ich habe Krebs.' - Dann kommt eine Kunstpause bevor ich sage - 'Nein, Scherz. Eigentlich stehe ich nur auf Mädchen'".
Prustend denken wir uns weitere Methoden aus, bis unsere Bäuche wehtun vor lachen.
"Weißt du, egal wie du es letztendlich machst, sie sind deine Eltern. Früher oder später werden sie es verstehen. Wir haben selbst eine Menge Zeit gebraucht, um uns zu akzeptieren. Sie werden es auch."
"Ich weiß nicht." ist das einzige was Ash antwortet und ihre Zweifel sind kaum zu überhören. Langsam packen wir zusammen und machen uns widerwillig auf den Weg zu ihr nachhause. Als wir in ihre Straße einbiegen schaue ich ein letztes mal fragend zu ihr und sie nickt.
Wir schaffen das, sage ich mir und nicke ebenfalls.
Wir schaffen das. Wir schaffen das. Aufgeregt wische ich meine schwitzigen Hände an meiner Hose ab, als Ash auf die Klingel drückt. Ich hole zittrig Luft und drücke kurz ihre Hand. Ich bin für dich da, denke ich.
Wir schaffen das.
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Forbidden Love || GirlxGirl
Teen Fiction[abgeschlossen] Lia und Ash verstecken ihre Beziehung seit Monaten, doch ihnen ist klar früher oder später wird es ans Licht kommen. So entscheiden sie sich den nächsten Schritt zu wagen und es Ash's stark religiösen Eltern und ihren gemeinsamen Fr...