Forbidden Love || GirlxGirl

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"Wollen wir später ins Kino gehen?" ruft Ash mir aus dem Bad zu und streckt den Kopf aus der Tür.
"Klar." freue ich mich und stehe auf, um ihr Gesellschaft zu leisten.
"Ich habe garkeine Lust auf das Treffen, Lia." schmollt sie. Mit dem Treffen meint sie eine Einladung zum Essen mit ihrer ehemaligen Volleyball Mannschaft. Ich muss lachen. Dafür ernte ich direkt einen wütenden Blick, bevor sie weiterspricht: "In den letzten Monaten ist soviel passiert, alles hat sich für uns verändert. Ich habe mich verändert. Und jetzt muss ich das alte ich wieder auspacken und ihnen etwas vorspielen, was ich lange nichtmehr bin."

Seufzend nehme ich sie von hinten in den Arm und schaue ihr über die Schulter hinweg dabei zu, wie sie sich etwas Mascara aufträgt.
"Du musst dich nicht verstellen, das ist deine Entscheidung Ash. Wenn du dich unwohl fühlst, dann erzähl es ihnen."

Unsere Blicke treffen sich im Spiegel und sie schüttelt abwehrend den Kopf. "Du weißt, das geht nicht."

"Wieso? Sie werden es sowieso bald erfahren, wenn wir anfangen es unseren Freunden zu erzählen...Das wollen wir doch?"

Zustimmend nickt sie, jedoch ohne mich dabei anzuschauen. Ich seufze. "Was ist los?"
Einen Moment bleibt es still, während sie ihrem Make-up den letzten Schliff verpasst, dann wendet sie sich endlich mir zu.
"Ist es wirklich klug, sich kurz vor dem Abi in der Schule zu outen?"

Ich öffne bereits den Mund, um ihr zu antworten, als sie genau das ausspricht was ich sagen wollte:
"Ich weiß, ich weiß... wir sollten uns nicht einschränken müssen, nur wegen irgendwelcher Umstände die wir nicht ändern können."

"Es wird immer wieder einen Grund geben, es nicht zu tun." füge ich hinzu.

"Du hast ja Recht, aber was wenn es gute Gründe sind, die dagegen sprechen?"

Ich kann sehen, wie sehr es sie beschäftigt. Aber das Thema haben wir jetzt so häufig besprochen, dass ich es nicht mehr hören kann. Ich kann sie durchaus verstehen. Ich habe die gleichen Gedanken. Aber ich halte es einfach nicht länger aus, mich zu verstellen. Es fühlt sich an wie eine riesige Lüge.

Härter als gewollt erwidere ich:
"Was soll ich sagen Ash, ganz ehrlich. Du willst dich nicht weiter verstellen, aber es auch nicht sagen. Das Problem besprechen wir seit Monaten. Beides geht nunmal nicht."
Sofort tut mir mein genervter Ton leid und ich setze zu einer Entschuldigung an, doch sie kommt mir zuvor.

"Ich weiß."
Ich kenne sie zu gut, um nicht spätestens bei ihrem Tonfall zu begreifen, dass sie verletzt ist. Wütend beiße ich die Zähne zusammen. Wieso musste ich auch so harsch antworten, es geht hier ja nicht nur um mich. Wenn es ihr damit schlecht geht, dann sollten wir gemeinsam eine Lösung finden. Bevor ich es jedoch aussprechen kann, schiebt sie sich an mir vorbei zur Tür, murmelt ein leises 'bis nachher' und gibt mir einen halbherzigen Kuss.
Auf die Wange.

"Ash..."

"Ich bin schon zu spät", würgt sie mich ab. "Wir reden später?"
Damit fällt die Haustür ins Schloss und ich lehne mich resigniert an die Wand.
Super. Ganz toll gemacht Lia.

Die nächste Stunde verbringe ich mit lauter Musik und dem Aufräumen unseres Zimmers. Bergeweise liegen Klamotten in den Ecken, mein Schrank ist eindeutig zu klein für zwei Leute. Die Kisten mit ihren Schulsachen sind noch immer zugeklebt, bis auf eine. Deutsch und Mathe Hefte liegen darauf herum und dazwischen fällt mir plötzlich die Einladungskarte zu dem heutigen Essen ins Auge.

17:30 Uhr, Rosmarin Lokal
Bäckerstraße 17

Begleitung ist ebenfalls herzlichen eingeladen.

Oh nein, sofort habe ich ein noch schlechteres Gewissen. Alle werden mit ihren Freunden auftauchen und Ash wird alleine dort sitzen. Wahrscheinlich wird sie mehr als einmal die Frage bekommen, ob sie keine Begleitung mitbringen wollte, ob sie einen Freund hat. Sie wird darauf hin mit 'nein, ich bin single' antworten und sich schlecht fühlen und anstatt sie aufzubauen, habe ich auchnoch einen Streit mit ihr angefangen. Als ob das Essen so nicht schon unangenehm genug werden würde.
Außerdem ist es jetzt gerade mal 16:45 Uhr. Ash ist aus Frust viel zu früh losgefahren.

Was ist nur los mit mir, dass mir das nicht aufgefallen ist. Ich sollte mich viel mehr um sie sorgen. Stattdessen bin ich in letzter Zeit viel zu abgelenkt. Wenn sie nicht möchte, dass unsere Freunde es jetzt erfahren, dann werde ich sie nicht dazu überreden. Wir müssen es beide wollen. Schnell wähle ich ihre Nummer und bete das sie abhebt.

Nach einer halben Unendlichkeit bricht der Piepton endlich ab und noch bevor sie etwas sagen kann, schieße ich los:
"Hör zu Ash, ich hatte Unrecht. Wir müssen es beide wollen und wir haben alle Zeit der Welt. Es tut mir wirklich leid, ich weiß nicht, warum ich so reagiert habe."

Einen Moment herrscht Stille.
"Und mir tut es auch leid." sagt sie schließlich. "Ich möchte mich doch auch nicht länger verstellen müssen. Ich glaube nach der Reaktion von meinen Eltern, habe ich einfach Angst bekommen, dass sich das ganze wiederholt."

Nickend setze ich mich auf unser Bett, bis mir einfällt, dass sie mich ja garnicht sehen kann.
"Wir haben alle Zeit der Welt." wiederhole ich.

"Nein, ist okay. Nichts ist mir wichtiger als wir, lass es uns machen. Was soll schon passieren. Schlimmer als meine Eltern geht es doch garnicht und auch das haben wir geschafft."

"Bist du dir sicher? Ich möchte dich nicht dazu drängen." frage ich überrascht und knete die Bettdecke unter mir, bis sie ganz knittrig ist.

Statt zu antworten, fragt sie, ob ich es in einer halben Stunde noch zum Restaurant schaffe. Ich springe sofort auf. "Bis gleich! Ich liebe dich!" grinse ich und renne ins Bad.

Wir werden es endlich hinter uns bringen.