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So schnell ich kann, versuche ich meine Haare zu bändigen und trage mir etwas Make-up auf. Eine dunkelblaue ripped Jeans mit weißer Bluse und Lederjacke ergeben schließlich das Outfit, für das ich mich nach kurzem Überlegen entscheide. Mit Handy und Autoschlüssel in der Hand, renne ich zur Haustür und denke noch im letzten Moment an mein Portmonee, welches oben auf unserem Nachttisch liegt. Fluchend drehe ich um und sprinte die Treppe wieder rauf.
'Wenn es schnell gehen muss' murmel ich vor mich hin.

Nach dem rekordverdächtig schnellem Fertigmachen, sitze ich völlig außer Atem im Auto und schalte die Freisprechanlage an. Während ich den Motor starte, wähle ich Ashs Nummer und lasse mich Rückwärts aus unserer Einfahrt auf die Straße rollen.

"Hey Babe." meldet sie sich und ich höre das nervöse Grinsen in ihrer Stimme, "wann bist du hier?"

"Ich schaffe es nicht ganz pünktlich, geh ruhig schon mal mit rein und ich komme so schnell es geht dazu" antworte ich und drücke noch etwas mehr auf das Gaspedal. "Ich bin in 15 Minuten da, wenn ich die Umgehung nehme vielleicht auch in 10 Minuten."

"Okay, fahr vorsichtig. Ich..." Aus dem Hintergrund kann ich eine Stimme hören, die Ash unterbricht:
"Ashley, wir haben uns ja so lange nicht mehr gesehen! Wie gehts dir? Oh, du telefonierst gerade, tut mir leid. Ist das dein Freund? Kommt er auch noch vorbei? Mein Freund ist dahinten, er heißt Max."
Die überdrehte Stimme ruft das Bild eines blonden, stark geschminkten Mädchens in mir hervor und ich seufze. Ich denke ich kenne sie von Bildern, das muss Amanda sein. Ich habe schon so einiges von ihr gehört. Ash beschreibt sie immer als sehr freundlich, aber extrem anstrengend und durchgehend plappernd. Ohne sie zu kennen, sollte ich mir natürlich kein Urteil erlauben. Doch ich kann nicht anders, als sie als Tratschtante abzustempeln. Total überdrehter Look, oberflächliche Unterhaltungen und mehr an dem Leben anderer interessiert, als an ihrem eigenen. Kopfschüttelnd konzentriere ich mich wieder auf die Straße - ich sollte nicht so gemeine Gedanken haben, vielleicht überrascht sie mich ja noch, wer weiß. Gespannt warte ich ab, was Ash auf ihre Frage erwidern wird.

"Ähhm, jaaa sowas in der Art, hör mal Amanda...ich bin gleich fertig und komme dann zu euch, okay? Ja, ich finde es auch schön dich endlich wiederzusehen! Bis gleich."

"Sehr klug gelöst." kommentiere ich und wir lachen. "Hör zu, schreib mir einfach an welchem Tisch ihr sitzt und ich versuche so schnell es geht einen Parkplatz zu finden."

"Alles klar, die anderen rufen auch gerade. Bis gleich Lia, ich liebe dich."

"Und ich dich erst." antworte ich und lege auf, bevor ich in ein Parkhaus einbiege und mein Auto in die nächstbeste Parklücke manövriere. Ein paar Sekunden bleibe ich bewegungslos sitzen und erlaube mir tief durchzuatmen, bevor ich die Handbremse anziehe und entschlossen aus dem Wagen steige.

Der Weg bis zu dem kleinen Restaurant ist nicht weit und als ich um die letzte Ecke biege und das rote Schild mir entgegenleuchtet, macht sich ein merkwürdig mulmiges Gefühl in mir breit. Mein Hals ist ganz trocken und mein Bauch fühlt sich leer an. Angespannt fische ich mein Handy aus den Untiefen meines Turnbeutels und versuche meine Nervosität zu ignorieren, indem ich mich komplett auf Ashs Nachricht konzentriere:

Zweiter Tisch, hinten links.

Schnell antworte ich 'Bin da' bevor ich ein letztes Mal durchatme und mich in der Spiegelung der Tür anschaue. Es wird ganz einfach, ich muss nur die Tür öffnen, dann ist es schon fast geschafft. Es sind nur Ashs Freunde da drin, kein Grund Panik zu schieben. Gerade als ich die Hand auf die Klinke lege vibriert mein Handy.
Eine neue Nachricht von Ash.

Warte

Was ist los? schreibe ich zurück und wende mich von der Tür ab. Beim Tippen muss ich mich mehrmals korrigieren, weil meine Finger vor Aufregung zittern.

Wie wollen wir es machen?

Ich weiß nicht, lass uns improvisieren.

Aber...
ich will nicht das es peinlich wird. Ich meine, kommst du einfach rein und setzt dich dazu? Oder soll ich dich vorstellen.

Es ist kalt hier draußen Ash

Was soll ich denn dann sagen? Hey, das ist Lia meine Freundin. Nicht Freundin wie ihr es seid, sondern Freundin Freundin.
Ich bin viel zu aufgeregt!

Kopfschüttelnd antwortete ich:

Möchtest du es abbrechen?

Als sie verneint, tippe ich weiter:

Okay, dann habe ich eine Idee. Bereit?

Ich weiß, sie wird es mir übel nehmen und vielleicht wäre es einfacher, hätten wir alles geplant gehabt. Aber letztendlich können wir die Reaktion doch sowieso nicht beeinflussen. Bevor sie mir widersprechen kann, drücke ich die Tür auf und bereite mich gedanklich auf das vor, was jetzt unweigerlich als nächstes kommt.
Komm schon, hör auf zu zögern. Reiß das Pflaster einfach mit einem Ruck ab, versuche ich mir Mut zu machen.
Mir schlägt der Geruch von Pizza entgegen und ich zwinge mich dazu, möglichst gelassen zu wirken, als ich die Volleyballgruppe in der hintersten Ecke entdecke. Innerlich angespannt schlängel ich mich zu ihnen durch und werfe Ash ein ermutigendes Lächeln zu, welches sie nicht erwidert. Stattdessen guckt sie anklagend, was ich gewollt übergehe. Bisher ist sie die einzige die mich wahrnimmt und erst als ich nur noch wenige Schritte von ihnen entfernt bin, drehen sich die ersten Köpfe in meine Richtung.
Zu spät um umzudrehen.

Ich gebe mir einen Ruck und stelle mich vor, auch wenn es sich anfühlt, als würde mein Herz mir gleich aus der Brust springen wollen:
"Hi, ich bin Lia. Tut mir leid, ich bin etwas spät dran." Einige Gesichter gucken mir nur neugierig entgegen, überrascht und vielleicht etwas gespannt darauf, zu erfahren, was ich an ihrem Tisch möchte. Andere hingegen wirken verhalten und nicht erfreut gestört zu werden, da ich ja offensichtlich nicht dazugehörige.
Aufgeregt wische ich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr und senke ganz kurz den Blick, unsicher ob ich es durchziehen soll - und dann, auch wenn ich es hasse im Mittelpunkt zu stehen, beuge ich mich vor und gebe Ash einen flüchtigen Kuss.

Sobald sich unsere Lippen wieder voneinander lösen, spüre ich, wie alle Blicke auf uns liegen. Ich bete, dass ich nicht rot geworden bin uns lächle zaghaft, als ich die Tasche abstelle und mich neben sie setze.
Auch Ash ist etwas überrumpelt, doch sie übergeht es gekonnt indem sie für uns beide ein Bier bei dem Kellner bestellt. Sein Blick bleibt einige Millisekunden zu lange an uns hängen und verrät, dass auch er es gesehen hat. Mir ist ziemlich unwohl mit der ganzen Aufmerksamkeit und umso erleichterter bin ich, als die anderen für einen Moment auf ihre Bestellungen konzentriert sind. Ich nutze die Ablenkung, ziehe meine Jacke aus und lehne mich leicht gegen Ash.

"War echt ne super Idee." flüstert sie ironisch und nimmt unter dem Tisch meine Hand, während ich versuche mir einen Überblick zu verschaffen. Viele der Mädchen kenne ich tatsächlich schon beim Namen. Nur einige scheinen nicht mit auf den Bildern gewesen zu sein, die Ash mir gezeigt hat. Vielleicht sind sie auch neu in der Mannschaft. Ungefähr die Hälfte von ihnen ist in Begleitung da.
Ich beuge mich zu Ash und flüstere leise, so das die anderen es nicht hören können: "Denkst du wir sollten noch irgendetwas sagen? Wäre vielleicht besser, es einfach einmal direkt anzusprechen, als es jetzt so stehen zu lassen, oder?"

"Ja, wahrscheinlich." flüstert sie zurück. "Außerdem will ich nicht, dass ein peinliches Schweigen entsteht. Du weißt schon, weil keiner nachfragen möchte, aber eigentlich alle es wissen wollen." Nickend stimme ich zu, unschlüssig wie wir das Gespräch beginnen könnten. In Gedanken gehe ich verschiedene Möglichkeiten durch und drücke nervös Ashs Hand. Schließlich hat der Kellner alle Bestellungen entgegen genommen und verschwindet wieder Richtung Theke. Im Gehen wirft er  uns noch einmal einen neugierigen Blick zu, den ich herausfordernd beantworte. Peinlich berührt wendet er sich schnell wieder ab.

Die meisten schauen mich an, also lege ich mir mit klopfendem Herzen die Wörter zurecht um ihnen eine kurze Erklärung zu geben. Gerade als ich den Mund öffne um loszulegen, kommt Amanda mir zuvor: "Also wie habt ihr zwei euch kennengelernt?"

Da ist ja die Überraschung denke ich mir und seufze innerlich erleichtert auf. Danke Amanda, ich denke nie wieder schlecht über dich, versprochen.

Forbidden Love || GirlxGirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt