26. "Okay, ich höre dir zu."

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Manchmal kommen Momente, in denen du einfach merkst, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Du musst dich deinem Schicksal stellen.

Dieser Gedanke kam mir in den Sinn, als ich nachdenklich aus dem Fenster sah. Es regnete immer noch und schien kein Ende zu nehmen.

Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen und starrte die Decke an.

Solange hatte ich mich gegen alles gewährt, dass mit der Öffentlichkeit zu tun hatte. Mir gefiel es noch nie, dass die Aufmerksamkeit von so vielen Menschen auf mir lag. Ich fühlte mich sofort unter Druck gesetzt und hatte Angst Fehler zu machen. Jede Regung von mir würde analysiert werden.

Ich war nicht einfach nur Carly Harrington, die wie jede andere 16-Jährige die Schule besuchte, sondern die Tochter von Claire und Andrew Harrington. Die beiden hatten ihren Durchbruch mit diversen Filmen und lebten ihr Leben als Prominente locker, als hätten sie es schon immer getan. Mein Vater mochte die Anerkennung, die er durch seine Filme oder sogar als Regisseur bekam. Meine Mutter mochte die Aufmerksamkeit, die sie für ihre Taten bekam.

Manchmal konnte man sich schon fragen, wie es dazu kommen konnte, dass meine Einstellung gar so negativ war. Irgendetwas musste doch schief gelaufen sein.

Mum und Dad hatten alles durch Arbeit erreicht. Ich wurde in dieses Leben geboren, ohne, dass ich eine Wahl hatte, für irgendetwas kämpfen musste.

Ich fasste unter mein Bett und holte Drache heraus. Ich wusste, dass Drache nicht gerade der kreativste Name für ein Drachenkuscheltier war, doch ich hatte ihn von klein auf so genannt und werde es auch nicht ändern. Ich hatte ihn zu Weihnachten bekommen, als ich vielleicht zwei Jahre alt war. Drache war mein Ein und Alles. Und eigentlich holte ich ihn nur noch selten bis gar nicht heraus, doch gerade merkte ich, ich brauchte seine Unterstützung.

Ich hatte es eingesehen. Ich konnte nicht länger flüchten. Ich konnte mich auch nicht länger weigern.

Ich hatte von Anfang an keine Wahl gehabt. Ich war in dieses Leben geboren worden und musste mich diesem stellen.

Der erste Schritt hierfür war, dass Angebot der British Vogue anzunehmen – wenn meine Mutter noch nicht zugesagt hatte, dachte ich mit verdrehten Augen.

„Carly, kommst du bitte runter!", hörte ich meine Mutter schreien.

„Ja!"

Nachdenklich sah ich auf Drache. Soll ich dich wieder unter mein Bett tun oder hast du es nicht auch mal wieder verdient, auf meinem Bett zu liegen?

Er sah mich aus seinen schwarzen Knopfaugen an und so legte ich das Stofftier auf mein Bett und deckte es sogar zu.

Was manches betrifft, wird man wohl nie erwachsen, dachte ich mir, als ich die Treppe herunterlief.

Da ich Stimmen aus dem Esszimmer wahrnahm, ging ich dort hinein. Es erwartete mich ein gedeckter Tisch auf dem zwei große Torten standen.

Verwirrt blickte ich auf. Hatten wir irgendwas zu feiern?

Zu meiner Überraschung saß sogar mein Vater mit am Tisch. Wir hatten doch Montag ... musste er da nicht normalerweise arbeiten? Aber ich freute mich umso mehr, dass er zuhause war.

Meine Mutter unterhielt sich mit Tristan, während Bradley die Kaffeekanne hinstellte. Auch Lilly, unser Putzfrau, war anwesend und Sarah, Tristans Freundin, die sich schüchtern mit meinem Vater unterhielt. Sogar John, der Fahrer meiner Eltern, und Georg, unser Gärtner, beteiligten sich mit am Gespräch.

Hatte ich irgendwas verpasst? Hatte irgendjemand Geburtstag und ich hatte es vergessen?

„Hallo", sagte ich irritiert und lief zu Bradley, der gerade von der Küche wiederkam. „Hab ich irgendwas verpasst?", fragte ich ihn.

Fame is for Assholes | Brooklyn BeckhamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt