17. „Wir sind zusammen"

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Die ersten hatten sich schon verabschiedet. Maja wartete ungeduldig neben mir, da sie ihre kleine Schwester auch wieder abholen musste und schon ziemlich spät dran war. Ich würde sie niemals um diese Uhrzeit alleine nach Hause laufen lassen, weshalb sie noch auf mich warten musste. Gerade verabschiedete ich mich von Brooklyn mit einer Umarmung.

„Wir schreiben, ja?"

„Klar." Ich lächelte.

Auch seine Lippen formten sich zu einem Lächeln und mit einem letzten Blick zu mir, ging er.

Von Michelle und Antonio hatte ich mich ebenfalls schnell verabschiedet.

„Erik, kommst du?", schrie Michelle nach ihrem Bruder, der daraufhin gemächlich hergelaufen kam.

„Ich gehe heute mit zu Daniel", informierte er sie.

Antonio nickte und nun gingen auch die beiden.

„Jetzt sind wohl nur noch wir vier hübschen übrig, hm?" Daniel legte je einen Arm um mich und Maja und grinste breit.

Schnell hatte ich seinen Arm abgeschüttelt und auch Maja tat es mir lachend nach.

„Ich rufe kurz Tristan an", meinte ich und zückte schon mein Smartphone um seine Nummer zu wählen.

„Wollen wir nicht lieber zu viert laufen?", wollte Daniel wissen. „Ist doch viel besser für die Umwelt."

Ungläubig sah ich ihn an. Seit wann achtete er denn auf die Umwelt? „Nein, Maja muss schnell zu ihrer Schwester und wenn wir laufen, dauert es noch länger."

„Sie kann auf meinem Skateboard fahren", bot Daniel an. Langsam durchschaute ich ihn. Er wollte nur mehr Zeit mit Maja verbringen.

„Ob es jetzt länger dauert oder nicht, macht glaub auch nichts mehr aus", meinte Maja zu meiner Überraschung.

Also liefen wir und Erik dabei leider genau neben mir nach Hause, während die anderen beiden vor uns liefen und sich über irgendetwas unterhielten.

„Es tut mir leid", begann Erik.

Verwirrt sah ich zu ihm. „Was?" Entschuldigte er sich für den Kuss?

„Dass ich dich heute unbewusst voll ignoriert habe und auch sonst."

„Sonst?", hinterfragte ich seine Aussage.

„Ja, also mein Verhalten dir gegenüber nach dem Kuss."

Danach herrschte betretene Ruhe. Die Anspannung konnte man fast fühlen und die Unbehaglichkeit zwischen uns. Ich traute mich nicht nachzufragen, was der Kuss bedeutete. Ob er überhaupt was bedeutete oder ob er aus einer Laune heraus geschah.

„Ich begleite Maja nach Hause", holte mich Daniel aus meinen Gedanken.

Kurz umarmte mich meine Freundin zum Abschied. „Daniel ist echt nett", flüsterte sie mir zu. Entsetzt sah ich sie an. „Aber ... Maja, das kannst du mir doch nicht antun!" Maja lachte. „Wir reden morgen, ja?" Ich nickte.

„Ich passe schon auf Maja auf", zwinkerte Daniel mir zu, ehe sie dann in einer anderen Richtung verschwanden. Ob es wohl eine gute Idee war, Maja mit Daniel allein gehen zu lassen?

„Die beiden wären ein schönes Paar, oder?", meinte plötzlich Erik.

„Naja", murmelte ich.

Wieder herrschte schweigen.

„Erik, warum hast du mich geküsst?", fragte ich direkt. Ich hielt es nicht mehr aus, ich musste es wissen, ob ich nur ein Spiel für ihn war oder sonst was.

„Sehr direkt", lachte er.

Ich blieb ernst, während ich ihn abwartend anblickte.

Auch Erik verstand es. „Keine Ahnung", zuckte er mit den Schultern.

Genau diese Antwort wollte ich nicht hören. Eine Liebeserklärung hätte auch nicht sein müssen, aber wenigstens eine richtige Begründung hätte ich erwartet.

„Na super", flüsterte ich so, dass es Erik hoffentlich nicht hörte. Stur starrte ich geradeaus und konnte echt nicht glauben, dass ich meinen ersten Kuss an diesen Idioten verloren hatte. Na klasse...

Durch die Straßenlaternen erkannte ich trotz Dunkelheit, dass wir uns immer mehr meinem Haus näherten. Ein Glück, dann muss ich nicht länger in seiner Nähe sein.

Ich verschnellerte mein Tempo, doch Erik hielt mich an der Hand fest, sodass ich gezwungen dazu war, mich umzudrehen.

Ich machte schon meinen Mund auf um etwas zu sagen, doch Erik kam mir zuvor.

„Hör zu, ich weiß wirklich nicht, warum ich dich geküsst habe. Ich weiß aber, dass ich den Kuss genossen habe und es jederzeit wiederholen würde." Tief sah er mir in meine großen Augen. „Vom ersten Moment wusste ich, dass du was Besonderes bist. Du bist anders als alle anderen Mädchen, die ich bis jetzt kennenlernte und verdammt hübsch. Vom ersten Moment hast du mich verzaubert und ... und ich mag dich, wirklich."

Kurz war ich skeptisch, als er mit der „Du bist anders als alle anderen Mädchen, du bist besonders"-Scheiße kam. Sagte dies nicht jeder Junge zu einem Mädchen?

Doch das „Ich mag dich" ließ mich alles andere vergessen. Ich war geschockt, mehr als geschockt. Damit hätte ich niemals gerechnet. Das Allerschlimmste an dem Ganzen war aber nun, ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Mag ich ihn?

„Ich ... ich weiß ehrlich nicht, was ich sagen soll."

Er nickte und man erkannte, dass er leicht verletzt war. „Komm, ich bring dich noch zur Haustür."

Also liefen wir schweigend zur Tür. Ich fühlte mich unwohl und war keineswegs glücklich darüber, dass er mich anscheinend so mochte.

Ich klingelte. „Ich würde dir ja anbieten noch mit reinzukommen bis Daniel wieder kommt, aber ich denke, es ist keine gute Idee."

Erik nickte zustimmend und beugte sich vor. Wollte er mich wieder küssen? Doch seine Lippen trafen nicht auf meine, sondern auf meine Wange, wo sie einen federleichten Kuss hinterließen.

Jemand räusperte sich und sofort verschwand Eriks Wärme.

Mit großen Augen starrte ich meine Mutter an. Seit wann bequemte sie sich dazu, die Tür zu öffnen?

„Hey Mum." Gezwungen lächelte ich und ließ mir nicht anmerken, wie peinlich berührt ich davon war, dass sie den Kuss sah.

„Mrs. Harrington, freut mich Sie wieder zu sehen." Mit seinem charmantesten Lächeln blickte Erik meine Mutter an und war sofort wieder im Schleimmodus.

„Carly, Erik", hielt sich meine Mutter kurz, während sie mit verschränkten Armen an dem Türrahmen lehnte.

„Tut mir leid, ich hätte vielleicht Bescheid sagen sollen, dass ich erst so spät wieder kom-"

Meine Mutter unterbrach mich. „Was läuft da zwischen euch?" Ernst blickte sie uns abwechselnd an.

Und das zweite Mal an diesem Tag war ich sprachlos. „W-Was soll da laufen?", stotterte ich.

„Verkauf mich nicht für blöd, Carly. Ich habe Bilder gesehen, wo ihr euch küsst", meinte sie unzufrieden.

„Da läuft nichts", sagte ich im selben Moment, wie Erik „Wir sind zusammen" sagte. Geschockt sah ich ihn an. Spinnt der?

„Wir sind nicht zusammen!"

„Schatz, ich weiß, dass du es erstmal geheim halten möchtest, aber es ist deine Mutter." Erik legte einen Arm um meine Taille.

„Aber-" Mit meiner ganzen Kraft drückte ich Erik von mir weg. „-wir sind nicht zusammen, auch wenn du davon wahrscheinlich nachts träumst, aber nein!", schrie ich ihn entsetzt an. Was war denn bitte in ihn gefahren?

„Carly, komm rein, da reden wir weiter", befahl meine Mum streng und ich gehorchte. „Wir reden noch", flüsterte ich Erik mit einem bösen Blick zu, bevor ich im Haus verschwand.

Fame is for Assholes | Brooklyn BeckhamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt