FÜNF

441 35 6
                                    

„Alice, dein Ziel ist erreicht", ich werde wach, als ich wieder einmal die Roboterstimme wahrnehme. Draußen ist es noch nicht richtig hell und ich bin wieder kurz davor einzuschlafen. Nachdem ich gestern Abend noch einen Stop gemacht hatte, habe ich den restlichen Weg über geschlafen. Das E-Drive hat auf einem Parkplatz vor einem Café geparkt. Ich greife zu meiner Handtasche, die auf dem Beifahrersitz liegt und hole einen kleinen Spiegel heraus. Dann richte ich meine Haare ein wenig und hole anschließend auch mein SmartPad heraus. Es ist jetzt 09:48 Uhr, ich schreibe meiner Mutter und Holly kurz, dass ich endlich angekommen bin. Mein SmartPad stecke ich in meine Hosentasche. Dann nehme ich meine Handtasche und steige aus dem E-Drive. Ich gehe zum Kofferraum und hole aus dem Rucksack die Karte, die ich aus dem Büro von meinem Papa habe. Danach schließe ich das E-Drive ab, indem ich auf den kleinen Chip drücke und gehe dann in das Café. Bevor ich jedoch reingehe, sehe ich mich um. Hier in West Ambridge ist es irgendwie wärmer, trotzdem wird mir langsam in meinem Pullover hier draußen kalt. Ich drehe mich wieder zur Eingangstür und betrete das Café. Sofort schlägt mir der Duft von heißem Kaffee in die Nase und mir wird direkt warm.

Das Café ist richtig gemütlich eingerichtet und wird durch das Tageslicht geflutet, welches durch die großen Fenster hereinkommt. Ich nehme an einem Tisch vor einem der Fenster platz und sehe nach draußen. Die Karte lege ich auf den kleinen Tisch vor mich und die Tasche stelle ich auf den freien Stuhl neben mir. Gerade als ich die Karte auseinander falte, kommt eine junge rothaarige Frau an meinen Tisch. „Hey, hallo! Willkommen im Rain-Café. Dem besten und einzigen Café in ganz West Ambridge. Was kann ich dir bringen?", sie strahlt mich unglaublich fröhlich an, weshalb ich direkt zurück lächle. „Einen Kaffee auf jeden Fall und gibt es einen besonderen Kuchen?", ich sehe sie fragend an. Kuchen um zehn Uhr ist wahrscheinlich eher ungewöhnlich, aber ich habe gerade riesen Lust auf Kuchen. „Normalerweise gibt es um zehn noch keine große Kuchenauswahl...", sie legt ihren Kopf schräg und hat die Hände hinter ihrem Rücken versteckt. „aber unser Chefbäcker Schrägstrich Ladenbesitzer hat selbst um zehn schon die besten Kuchen", ich muss etwas lachen, da ihre gute Laune einfach ansteckend ist. „Toll, dann nehme ich einfach irgendeinen", sie nickt und schreibt dann alles auf einen Block, den sie wahrscheinlich hinter ihrem Rücken in den Händen hatte. „Super! Dann gebe ich das schnell weiter." Ich nicke und bedanke mich und dann ist sie auch schon hinter der Theke verschwunden. Als ich mich umsehe bemerke ich, dass ich die einzige hier im Café bin. Wahrscheinlich sind momentan viele arbeiten und waren schon früher hier. Ich widme mich wieder der Karte vor mir und schaue mir den umkreisten Bereich an. Auf der Karte sind nur die großen Straßen eingezeichnet, weshalb sie mir nicht viel bringt. Ich verdrehe die Augen und frage mich, was ich mit der Karte eigentlich wollte. Ich sollte die nette Kellnerin von eben definitiv mal Fragen wie die Straße hier heißt und dann werde ich über mein SmartPad schauen was hier so in der Nähe ist. In mein Hotelzimmer kann ich sowieso erst in einer Stunde.

„Bitteschön", ich habe gar nicht bemerkt, dass die Bedienung von eben schon meine Bestellung auf den Tisch abstellt. Ich hatte bis eben noch mit Holly geschrieben, lege das SmartPad aber jetzt in meine Handtasche und wende mich an die Kellnerin. „Ich hatte eine Frage", sie nickt und ich spreche weiter, „könnten Sie mir sagen, wie diese Straße hier heißt, beziehungsweise wo ich hier genau bin?", schon wieder lächelt sie. „Also, erstmal sollten wir uns duzen, wenn dir das recht ist. Ich fühle mich sonst so alt, dabei bin ich doch erst 18. Meine Mutter war auch nicht gerade begeistert, dass ich jetzt schon arbeite und das in einem Café. 'Leb dich doch erstmal mit deinem Partner ein, bla bla...", ich muss schon fast lachen, da mich ihr ganzes Gerede und dem schnellem Abschweifen total an Holly erinnert. „zweitens, ich bin Piper, diese Stadt ist so klein, wir werden uns noch oft begegnen, also können wir uns auch kennenlernen. Ich möchte nämlich möglichst schnell viele Leute kennen. Bin neu hier. Du wahrscheinlich auch, ich meine, du hast nach der Straße gefragt, deshalb gehe ich mal davon aus...Und so wären wir dann auch bei der Antwort. Willastreet. Willastreet 184 um genau zu sein", ich starre Piper an. Das waren mehr Informationen, als ich erwartet hatte, aber gut. Dann kenne ich jetzt wenigsten schon jemanden, der mir vielleicht sogar helfen kann. „Eh...Danke. Ich bin Alice. Und erstaunlicherweise auch neu hier. Aber ich werde nicht lange bleiben, obwohl...ich weiß es gar nicht. Ich suche meinen Partner.", sofort werden ihre Augen groß. „Uh klasse! Ich war total aufgeregt, als ich James gesucht habe. Hach. Er ist toll, aber ich kann nicht nur Zuhause rumsitzen, deshalb arbeite ich hier", sie macht eine allumfassende Bewegung und sieht mich dann an. „Verständlich. Ach so, hier." Ich hole etwas Geld aus der Tasche und gebe es ihr. Sie nimmt es dankend an und weist mich dann darauf hin, meinen Kaffee zu trinken, da er sonst gleich kalt ist. Ich lachte etwas und bedanke mich. Dann verschwindet Piper wieder und geht durch die Tür hinter dem Tresen.

Während ich meinen Kaffee trinke und den Kuchen esse, der übrigens der beste ist, den ich jemals gegessen habe, gebe ich schonmal die Adresse meines Hotels ein. Die Zeit hier ist rasend vergangen, weshalb ich gleich schon in mein Zimmer einchecken kann. Der Weg ist nicht lang und das freut mich ungemein, denn so kann ich morgen vielleicht wieder hier im Café essen. Ich lege die kleine Gabel auf den leeren Teller und trinke den letzten Schluck meines kalten Kaffees. Anschließend hänge ich meine Tasche um und bevor ich gehe, laufe ich noch einmal zu dem Tresen, welchen Piper gerade wischt. In die kleine Dose für Trinkgeld werfe ich ein paar Münzen. Als Piper das hört sieht sie auf und lächelt mich an. „War echt lecker. Könnte ich dir vielleicht meine Nummer geben, ich bin sonst verloren hier und...", ich kann den Satz nichtmal beenden. „Tolle Idee! Hätte ich glatt vergessen, hier!", sie nimmt eine beige Servierte und notierte bereitwillig ihre Nummer darauf, dann reicht sie mir diese. „Cool, danke. Vielleicht komme ich morgen nochmal vorbei. Bis dann", Piper verabschiedet sich mit einem strahlenden Lächeln und dann gehe ich raus zu meinem E-Drive.

Als ich das E-Drive in der Nähe des Hotels ist fällt mir auf, dass ich meinen Unterarm seit knapp 20 Stunden nicht mehr angesehen habe. Nervös schiebe ich meinen Ärmel nach oben.

Will Stir.
9,4 km

Find Him - Looking for Will (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt