VIERZEHN

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„Er ist süß", Holly grinst und wirft sich auf mein Bett.
Nachdem wir gestern angekommen waren, habe ich Will meinen Eltern vorgestellt. Wir haben gegessen und obwohl ich ein wenig nervös war, verlief alles ohne Probleme. Wenn man Carlos außen vor lässt. Er hätte am liebsten Stunden mit Will über sein Spiel geredet, denn Will war der erste, der länger als 5 Minuten mit Carlos darüber reden konnte, auch wenn er kaum Ahnung davon hat. Wie wir alle.

„Adam sieht auch nicht schlecht aus", ich lege mich neben sie.
„Ich weiß", sie dreht ihren Kopf in meine Richtung.
„Hey! Wo ist deine Kette?", ihr grinsen verschwindet nicht. Sie spricht von der Kette, die sie mir vor einiger Zeit zum Geburtstag geschenkt hatte.
Ich ziehe sie unter meinem Shirt hervor. „Immer dabei!" Sie hat ihre Kette mit dem kleinen Schmetterling ebenfalls um. Doch neben ihrem Schmetterling hängt jetzt auch noch ein kleines 'H', welches sie von Adam bekommen hatte.
„Und ziehst du zu ihm?", Hollys Stimme ist etwas ruhiger geworden und sie starrt an meine weiße Decke, als wäre dort irgendetwas spannendes. Ich folge ihrem Blick.
„Ich denke schon. Er hat dort sein Café und ein kleines Haus. Aber wir haben noch nicht wirklich darüber geredet."
Das stimmt. Gestern hatte ich nur noch ein paar Unterlagen geholt und mein E-Drive abgegeben. Vielleicht kaufe ich mir bald ein eigenes, aber erstmal muss ich Geld verdienen.
Holly ist eben vorbeigekommen und wir haben uns gegenseitig unsere Partner vorgestellt.
Partner. Es klingt fremd. Nicht wie jemand, mit dem man sein Leben teilen wird. Eher wie jemand, den man aufgezwungen bekommt. Zugegeben, so ist es auch. Aber bei mir und William ist das anders. Wir kannten uns schon. Wir haben uns freiwillig getroffen. Früher. Als es für uns noch verboten war.
Aber was ist Will jetzt? Er ist nicht mein Mann oder mein Verlobter. Er ist mein Partner.
Nicht wie Frank, der mein Partner in Chemie war. Nein, Will ist mein Partner. Na gut, vielleicht klingt es nicht so schlimm.
Nachdem ich dann also Adam kennenlernt habe, hat Holly mich nach oben gezerrt, um mit mir zu reden. Eigentlich wollte ich Will nicht unbedingt alleine mit meiner Familie lassen. Vor allem nicht alleine bei meinem Bruder. Aber Adam und er waren in einem Gespräch vertieft, weshalb Holly die Chance nutze und mich von ihm wegschleppte.

„Adam und ich ziehen wahrscheinlich hier in die Nähe. Irgendwo zwischen seinem Wohnort und hier. Er hat noch keinen Job, hilft aber bei seiner Mutter in der Praxis aus. Betreut Kinder. Hach, du weißt gar nicht wie süß er mit Kindern umgeht. Wir waren gestern kurz in der Praxis und einige Kindern haben ihn wiedererkannt und sind ihm förmlich in die Arme gesprungen."
Holly sieht verträumt aus und ich freue mich, dass sie und Adam so gut zueinander passen.
„Das klingt wirklich toll", ich setzte mich auf und sehe mich in meinem Zimmer um.
17 Jahre meines Lebens habe ich hier verbracht. Nie sind wir umgezogen. Und plötzlich werde ich von hier verschwinden. Vielleicht eine eigene Familie gründen. Umziehen auf jeden Fall und all das hier hinter mich lassen. Holly richtet sich ebenfalls auf.
„Das ging alles so verdammt schnell", flüstert sie. Ich nicke nur.
„Vielleicht sollten wir wieder runter." Ich nicke erneut und starre weiterhin auf meinen Schreibtisch. „Komm schon. Jetzt werd nicht melancholisch, sonst weine ich gleich", Holly stupst mich mit ihrer Schulter an und ich muss ein wenig lachen. „Wir haben echt tolle Kerle, sei nicht traurig. Jetzt beginnt ein neuer Abschnitt. Weißt du wie viele DragonFall Fakten wir in den nächsten Jahren verpassen? Dein Bruder fehlt mir jetzt schon." Jetzt lache ich wirklich. Hollys sarkastischer Unterton beim letzten Satz ist kaum zu überhören. Sie lässt sich von meinem Lachen anstecken, steht dann auf und zieht mich an meinen Händen auf meine Füße.

Unten angekommen sitzen Will und Adam auf dem Sofa und reden. Vor ihnen auf dem kleinen Tisch stehen Kekse, die meine Mutter wahrscheinlich noch gebacken hatte. Sie liebt es im Winter Kekse zu machen.
Als die beiden uns bemerken, steht Will auf und kommt auf mich zu. Ich lächele ihn an.
Irgendwie muss ich immer lächeln wenn ich ihn sehe. Ist das krank? Vielleicht. Aber das Gefühl, das ich habe sobald ich ihn sehe oder im seiner Nähe bin ist unbeschreiblich schön. Als er vor mir steht sehe ich ihn fragend an. Ich muss meinen Kopf ein wenig in den Nacken legen, weil er fast einen ganzen Kopf größer ist. Vielleicht bin ich einfach ein bisschen klein.
„James hat angerufen", beginnt er. Ich runzle die Stirn. Warum sollte James anrufen? Jetzt grinst Will. „Er hat gefragt, ob wir übermorgen wieder im Café wären", Will macht eine Pause. Mein Blick wird immer verwirrter. „Er will Piper einen Heiratsantrag machen."

Stille. Dann breitet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus.  „Was? Wer macht wem einen Antrag?", Holly kommt zu uns rüber. Sie hat definitiv zugehört. „Der Partner meiner Kollegin", antwortet Will ihr.
„Piper bekommt einen. Sie ist eine Freundin von mir, die in Wills Café arbeitet", füge ich dann noch hinzu.
„Oh wie toll! Ich liebe Hochzeiten!"
Mein Blick geht zu Adam. Er schaut ein wenig unbeholfen zu Holly. Ich muss mein Lachen unterdrücken. Er hat ja keine Ahnung, mit wem er ab jetzt zusammenleben muss.
„Und er braucht uns für die Vorbereitungen?", ich sehe wieder zu Will.
„Ich denke mal. Ich habe ihm gesagt, dass ich mir nicht sicher bin, wann wir wieder da sind. Ich soll ihm schreiben, sobald wir einen Plan haben." Natürlich, werden wir ihm beim Vorbereiten der Überraschung helfen. Piper wird sich so sehr freuen.
„Natürlich sind wir dann da", antworte ich Will und er lächelt mich an. James und er sind gute Freunde und ich glaube, er freut sich auch für die beiden.
Holly und Adam haben sich wieder zueinander gewandt und geben dann bescheid, dass sie gleich los müssen.
„Meine Eltern haben uns zum Essen eingeladen", erklärt Adam.
William verabschiedet sich von beiden und ich bringe sie zur Tür. Ich umarme Adam und wünsche ihm viel Spaß heute Abend und dann Holly. „Schreib mir, ok? Wir müssen uns nochmal sehen, bevor du komplett verschwindest." Sie schaut mich an und ich nicke.
„Ich verschwinde doch nicht komplett. Mich wirst du nicht los." Ich grinse sie an.
"Ah, ja. Leider", sie lacht und ich stimme mit ein. Dann drücke ich sie fest und entlasse die zwei in die eisige Kälte.

Find Him - Looking for Will (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt