FÜNFZEHN

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Die Zeit bei meinen Eltern verging schnell. Ich habe alle wichtigen Unterlagen, sowie mein E-Drive, abgegeben und wir haben einen Beschluss gefasst. Ich werde gemeinsam mit William nach West Ambridge ziehen. Wir haben meinen Eltern von seinem Haus erzählt und ich habe von seinem Café dort geschwärmt. Der Gedanke an die riesen Distanz verfolgt mich dennoch weiterhin, wie ein Schatten.
Trotzdem freut sich meine Familie für uns. Vor allem Carlos, da er jetzt mein Zimmer haben kann.
Meinem Vater konnte ich deutlich anerkennen, wie erleichtert er  war, dass ich mich bei Will wohlfühlte. Er hatte bemerkt, wie ich am Anfang an allem gezweifelt habe. Natürlich ist es alles immer noch skurril und neu, aber ich habe das große Glück William zu haben. Unsere Vergangenheit kennt keiner.

Auch Holly erzählte ich unseren Plan. Die Traurigkeit war kaum zu überhören, als wir uns am Telefon voneinander verabschiedeten. Wer hätte gedacht, dass unser Treffen vor kurzem erstmal das letzte sein würde. Sie und Adam sind noch bei seinen Eltern, weshalb sie nicht spontan vorbeikommen konnte. Aber sie versprach uns irgendwann zu besuchen.
Das Besprechen des Umzugs und der darauffolgenden Abschied verging schnell. Der Blick meiner Mutter ist unvergesslich. Ich weiß nicht, wann ich sie das letzte Mal so traurig gesehen habe. William bat ihnen an, uns besuchen zu kommen, sobald wir mit dem Umzug fertig waren und das beruhigte alle ein wenig.

„Den Rucksack lege ich hier hoch“, Will hält meinen Rucksack, mit dem ich meine Reise hierher angetreten habe, in der Hand und deutet auf seinen Schrank. Ich nicke ihm dankend zu. Wir sind gerade dabei meine restlichen Sachen wegzuräumen. „Hier“, ich drehe mich zu Will. Er streckt mir einen gelben Zettel entgegen. „Der ist aus deinem Rucksack gefallen“, erklärt er. Ich runzel die Stirn.
Ich lege meine Klamotten, die ich gerade sortiert habe aus der Hand und nehme ihm den Notizzettel aus seiner Hand.
Als ich die Nachricht lese, bekomme ich eine Gänsehaut.
Ich hatte es total verdrängt.

Jules Winter: 21-87-JW-0406
Wenn du denkst, dass etwas nicht stimmt, ruf mich sofort an. Du sollst zwar zuerst das Haupthaus informieren, aber wir wissen ja, dass du nicht gerne Regeln befolgst.
Und in diesem Fall, solltest du sie definitiv brechen! -J

Jules. Die Dame aus dem Haupthaus, die irgendwie von mir und Will wusste. Jules, die so eigenartig gegenüber mir war.
Ich starre weiterhin den Zettel an.
„Alles in Ordnung?“, Will kommt zu mir herüber und schaut über meine Schulter. Ich lasse ihn den Zettel lesen.
„Sollte ich mir Sorgen machen?“, ich spürte seinen warmen Atem an meinem Ohr. Sollten wir uns sorgen? Ich hatte keine Ahnung. Kurzum beschloss ich ihm von meinem Gespräch im Haupthaus zu erzählen.
Am Ende meiner Erzählung saß er mir gegenüber auf meinem Bett. Er schaut mich nachdenklich an.

„Denkst du, das von früher wird noch Konsequenzen haben?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Noch ist ja nichts ungewöhnliches passiert. Zerbrich' dir deinen Kopf nicht darüber und warte erstmal ab. Komm, wir räumen den Rest weg und essen dann etwas.“
Ich nickte, blieb aber noch kurz sitzen.
Bevor ich Will folgte und ebenfalls den letzten Karton ausräumte, nahm ich den Zettel und legte ihn in mein Portemonnaie.

„Ich dachte mir, da du beim letzten mal eine so brillante Bäckerin abgegeben hast, zeige ich dir jetzt wie man richtig Kocht“, seine amüsierte Tonlage verrät, wie schlecht ich mich beim letzten Mal angestellt habe. Ich verdrehe lächelnd die Augen und stelle mich neben Will, der vor seiner uralt aussehenden Herdplatte steht.

„Warum benutzt du noch das ganze alte Zeug und nicht die neuen Küchenmaschinen? Die vereinfachen doch alles“, ich starre die dutzend Löffel und Kellen an.
„Wo würde da der Spaß bleiben? Außerdem schmeckt es ganz anders, wenn du alles selber machst“, er zwinkert mir zu.
„Na gut, was kochen wir heute?“, ich sehe ihn herausfordernd an.
„Nudeln.“
„Nudeln?“ Ich lache.
„Wir waren bei deinen Eltern. Ich habe keine richtigen Zutaten, um irgendwas großes zu kochen.“ Ich grinse jedoch weiterhin.
„Hör auf zu grinsen“, er wirft mich mit einem nicht wirklich sauberen Küchentuch ab.
“Wow, ih. Danke.“ Jetzt ist er mit Lachen an der Reihe.

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Ein kurzes Kapitel zu Weihnachten. Ich hoffe ihr hattet einen entspannten Heiligabend.
Schöne Feiertage weiterhin! <3

Find Him - Looking for Will (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt