DREIUNDZWANZIG

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Geschockt ist vielleicht sogar untertrieben. Pipers Mund steht schon ungesund lange offen.
Jetzt wissen sie und James alles. Angefangen bei meiner Vergangenheit mit Will bis zu meinem Gespräch mit dem Teufel persönlich und meinem Plan natürlich.
„Und mit wem willst du in Winnington darüber reden? Das ist eine weite Fahrt. Warum rufst du nicht einfach denjenigen an?"
Piper sieht das alles vielleicht noch ganz harmlos, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir auch jetzt beobachtet werden. Ein Telefonat? Sicherlich würde irgendjemand mithören. Das kann ich nicht riskieren. Noch sollte die Informationen im kleinen Kreis bleiben. Noch.

„Du wirst an jeder Ecke beobachtet. Woher sollten sie sonst so genau wissen, wo Will ist. Das Gespräch würden sie sicherlich abhören. Vor allem jetzt, wo ich sowieso 'verdächtig' bin, werden alle auf der Lauer liegen", ich sehe zwischen James und Piper abwechselnd hin und her. Wir sitzen bei mir im Wohnzimmer, trotzdem bin ich auf der Hut.

„Und du bist dir sicher, der Person kannst du Vertrauen?", James klingt zweifelnd und ehrlich gesagt, bin ich mir auch nicht ganz sicher.
„Jules Winter hat mir bei der Suche nach Will geholfen. Sie musste irgendwie Informationen haben. Sie muss jemanden kennen, der mehr weiß."

Piper und James sehen nicht gerade überzeugt aus. „Ihr müsst auch nicht mitkommen. Vielleicht ist es eh besser, wenn ich alleine gehe."
Ich müsste meinen Eltern ohnehin noch alles genauer erklären, nach meinem kurzen Anruf von vorhin, hatten sie viele Fragen und Sorge war auch deutlich aus ihren stimmen zu hören. Ich könnte für ein paar Tage bei ihnen unterkommen und dann...
„Kommt gar nicht infrage. Einer von uns kommt auf jeden Fall mit. Vielleicht sollte einer hier bleiben, falls es irgendwas neues von Will gibt. Außerdem müssen wir das Café für einige Zeit schließen und nochmal versuchen seinen Vater zu kontaktieren."
Ich nicke. Piper hatte Recht.

„Ok, ich bleibe hier und kläre das mit dem Café. Wir werden es für einige Tage schließen müssen. Ich fahre auch bei seinem Vater vorbei, vielleicht weiß er ja noch etwas", James sieht mich und Piper abwechselnd an. Ich nicke. Piper sieht besorgt zu James. Bei ihrem Blick, würde ich die beiden am liebsten in Ruhe lassen. Kurz nach der eigenen Hochzeit hat man so einen Stress nicht nötig. „Wann wollen wir los?"





Piper und James stehen an ihrer Haustür, während ich Pipers Koffer einlade. Wir sind zwar nur ein, zwei Nächte weg, aber Piper hat wohl ein dreiwöchigen Trip geplant. Zumindest ist ihr Koffer mindestens doppelt so groß, wie meine Reisetasche. Als ich in den E-Drive steige, schließt sich die Haustür und Piper kommt auf den Wagen zu. „Alles in Ordnung?", frage ich sie dann. Sie nickt.
„Eigentlich sollte ich diejenige sein, die dich das fragt.", sie dreht sich zu mir. Ich nicke ebenfalls. „Ich bin mir sicher, wir finden ihn und wir beeilen uns, damit du schnell wieder bei James sein kannst." Sie lächelt bei der Erwähnung von seinem Namen. „Unseren ersten Road Trip hätte ich mir spaßiger vorgestellt", sagt sie und schaut nach draußen.

Ich starte den Wagen und Sekunden später sind wir schon auf dem Weg nach Winnington. Wir fahren zirka neunzehn Stunden, weshalb Piper und ich, nach knapp der hälfte der Fahrt, einschlafen.
Als ich aufwache, schläft Piper noch immer und ein Blick nach draußen verrät mir, dass wir schon fast da sein müssen, da die Sonne bereits aufgeht und nur noch der Mond blass zu erkennen ist.

Das E-Drive zeigt an, dass wir in weniger als einer Stunde da sind und so greife ich schnell zu meinem SmartPad und schreibe meiner Mutter. Auch Holly sage ich, dass wir für kurz Zeit wieder in Winnington sind, den Grund für meinen Besuch verschweige ich ihr vorerst jedoch.
Nachdem ich die Nachrichten versendet habe, lehne ich mich an das Fenster und starre nach draußen. Sobald wir ankommen, muss ich zum Haupthaus und irgendwie versuchen alleine mit Jules zu reden. Ich werde ihr erklären, was los ist und hoffentlich weiß sie etwas zu William. Wenn nicht, habe ich keine Ahnung, wie es weiter gehen soll.

„Ich habe Hunger und ich muss mal", Piper hat noch nicht einmal ihre Augen geöffnet. Aber ich kann es ihr nicht verübeln, mir geht es ähnlich. „Wir sind in einer Stunde da, aber wir können irgendwo stoppen", schlage ich vor. Piper, die noch immer mit geschlossenen Augen auf dem zurückgeklappten sitz liegt, nickt und döst dann weiter.
Ich gebe in die Route einen Zwischenstopp bei einem Café ein und kurz darauf halten wir auch schon.

„Du arbeitest in einem Café, magst aber keinen Kaffee?" Wir steigen in das E-Drive vollgepackt mit Süßigkeiten und Getränken.
Piper nickt, während sie von ihrer Eis-Schokolade trink. Sie entlädt die Kekspackungen, stellt den Becher in den Getränkehalter und setzt dann zu Erklärung an.
„Ich habe in der Schule mal ein halbes Jahr morgens immer Kaffee getrunken", beginnt sie, während ich zuhöre und nebenbei den Wagen starte.
„Vor allem kurz vor dieser einen Matheprüfung. Ich glaube, ich habe vier Becher getrunken, weil ich einfach so schlecht die Nacht vor der Arbeit geschlafen habe. Jetzt erinnert mich der bittere Geschmack immer an die vier Minus, die ich in der Prüfung hatte." Sie schüttelt sich und ich beginne zu lachen.

„Wo geht es gleich zuerst hin?" Ich höre auf zu lachen und sehe nach draußen.
„Ins Haupthaus. Wir müssen Jules finden und anschließend mit ihr reden", ich sehe wieder zu Piper, die ihr Gesicht verzieht.
„Ich habe das Gefühl, dass wir durchgehend dabei sind jemanden zu suchen."
Ich lache trocken. Das Gefühl habe ich auch.

Find Him - Looking for Will (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt