ACHT

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7 Jahre zuvor

„Mama! Ich bin bei Holly", eigentlich gehe ich nicht zu Holly, aber Mama darf nicht wissen, wo ich bin. Einmal habe ich mich verplappert und als sie dann bemerkt hat, wo ich den ganzen Tag war, hatte ich Hausarrest bekommen.
Wahrscheinlich lag es daran, dass ich mich mit einem Jungen getroffen hatte. Das dürfen wir Mädchen alleine nämlich nicht. Sobald wir 17 sind dürfen wir das oder wenn Erwachsene dabei sind. Auf meinen kleinen Bruder darf ich zwar manchmal auch aufpassen, aber bei dem anderen Jungen war Mama wütend. Ich weiß noch nicht warum. Papa sagt, dass erfahren ich bald in der Schule. Mir ist das aber egal. Ich mag ihn nämlich. William und ich sind die besten Freunde.

„Aber nicht so lange. Morgen ist Schule", ich nicke nur, obwohl ich weiß, dass Mama das nicht sieht, weil sie im Büro ist. Ich ziehe meine weißen Flipflops an und gehe ohne Jacke nach draußen. Heute ist es total warm und bald fangen die Sommerferien an. William und ich haben geplant, dass wir dann ganz viel zusammen machen.

Ich lächele und schließe die Haustür. Hüpfend gehe ich Richtung Park. Dort gibt es nämlich einen Platz, den nur William und ich kennen. Nach nur wenigen Minuten bin ich angekommen. Ich quetsche mich durch das Gestrüpp und lande auf der kleinen Lichtung. Hier wachsen gar keine Blumen, aber der Rasen ist im Park nirgendwo so grün, wie hier.

Ich setzte mich unter einen Baum, der weiter hinten wächst. Während ich warte, zupfe ich kleine Grashalme aus dem Boden. Zwischendurch schaue ich immer wieder auf. Manchmal knackt ein Ast und ich denke er ist endlich da, aber es sind nur Vögel. Ich seufze. Sonst ist William immer pünktlich.

„Tut mir leid!", ich schrecke auf. Ich war total in Gedanken und habe William gar nicht bemerkt. Er kommt auf mich zu. Ich sehe zu ihm auf. Seine blauen Augen, die sonst immer funkeln, wenn wir uns treffen, schauen mich traurig an. Ich runzle die Stirn und klopfe auf die freie Stelle neben mir. Er setzt sich direkt neben mich und schaut auf den Boden. Jetzt fängt er auch an Gras vom Boden zu zupfen. „A-alles ok?", frage ich ihn unsicher, während ich zu ihm sehe. Er hebt nur ratlos die Schultern. Was ist los mit ihm? Sonst ist er immer gut drauf. Ich stupse ihn an und dann schaut er mich endlich an. Ich lächle ihm aufmunternd zu, doch er sieht mir nur weiterhin emotionslos in die Augen.

„Wir ziehen um", flüstert er. Ich verstehe ihn kaum und doch sind diese Worte so klar. Mir ist so, als hätte mir jemand in den Bauch geboxt. „Was?", meine Unterlippe zittert und ich habe Angst zu weinen. Ich will nicht vor ihm weinen. Das ist peinlich. Ich bin 10, ich bin kein kleines Kind mehr. Er nickt und obwohl ich schon so groß bin, rollt mir eine Träne über die Wange. Ich schüttle hektisch meinen Kopf. „Nein, nein! Das kann nicht wahr sein. Wir sind doch schon fast seit einem Jahr die besten Freunde. Niemand darf das kaputt machen!" Ich winkele meine Füße an und vergrabe meinen Kopf in meinen Händen.

„Letzte Woche, da als wir uns...du weißt schon", beginnt er und ich kann fast schon hören, wie er rot wird. Ich muss grinsen, obwohl mir sogar nicht nach Lächeln zumute ist. Als er weiter redet, wird er wieder leiser. „...da haben wir doch kurz danach gesehen, wie so eine Frau hinten beim Eingang stand." Unser 'Eingang' ist eine Lücke, durch die wir immer klettern, da sie nicht so zugewachsen ist.

Ich nicke und er fährt fort. „Genau die stand gestern vor unserer Tür. Dann hat mein Vater heute morgen erzählt, dass er eine neue und bessere Arbeitsstelle bekommen hätte, weshalb wir wegziehen müssen. Denkst du das hat mit der Frau zutun?", er sieht mich fragen an, doch ich zucke nur mit den Schultern. Wir beide schweigen.

„Wann müsst ihr denn los?", frage ich ihn dann und lehne meinen Kopf an seine Schulter. „Mein Vater muss so schnell wie möglich dort arbeiten. ... Wir fahren morgen"


Heute


Er lacht. „Du weißt schon, dass man die die Schale nicht mitbackt, oder?" Na gut, vielleicht kann ich keine Eier aufschlagen und vielleicht kann ich auch nicht backen, aber dafür habe ich jetzt ja William. Ich stöhne auf und versuche die kleinen Stücken aus dem Teig zu pulen. „Ich gebe auf. Du darfst backen, ich darf probieren, einverstanden?" Ich halte ihm die Schale hin. Er lehnt an der Kücheninsel und schaut mir amüsiert zu. Er schüttelt den Kopf. „Du bist doch schon fast fertig. Du musst nur noch umrühren, den Teig in die Form füllen und den Kuchen backen lassen", er sieht mich lächelnd an. Ich atme hörbar aus und stelle die Schüssel wieder auf die Arbeitsfläche. „Ich glaube, du willst mir gar nicht zeigen, wie man richtig backt. Du hast bestimmt einfach nur keine Lust, diesen Kuchen hier zu machen", ich nehme mir den 'Schneebesen', wie William ihn so schön genannt hat und rühre den Teig um. Zuhause hat meine Mutter so ein Gerät, das fast alles selbst macht. Ich kenne kaum eins von den Dingen, die William hier hat. Ich drehe mich zu ihm, während ich den Teig verrühre. Er hebt die Hände und grinst. „Erwischt. Du hast recht. Ich benutze dich eigentlich die ganze Zeit. Du musst jetzt für immer in dieser Küche bleiben und Torten machen", er stößt sich von der Kochinsel ab und kommt auf mich zu. Ich verdrehe die Augen und rühre weiter.

„Sieht doch gar nicht so schlecht aus. Jetzt muss du den Teig nur noch hier rein füllen", er stellt eine runde Form neben die Schüssel. Ich gebe den Teig dort hinein und übergebe ihm dann die Form, damit er sie in den Ofen schieben kann.
Ich setzte mich auf die jetzt leere Arbeitsfläche und schaue ihm dabei zu, wie er den Ofen einstellt. Als er fertig ist dreht er sich wieder um. Er bemerkt, dass ich mich hingesetzte habe und so setzt er sich kurze Zeit später, gegenüber von mir, auf die Kochinsel. „Dann erzähl mal. Was ist in den letzten..", er macht eine pause und überlegt. „sieben Jahren so passiert". Meine Augen weiten sich. Wow, sieben Jahre ist das schon her. Jetzt, wenn ich so vor ihm sitze, kommt es mir so vor, als wäre es gestern gewesen. „Eigentlich nichts. Ich habe die Schule beendet und Holly dazu überredet ein Buch zu lesen", er lacht. „Wow, erstaunlich spannend", ich nicke und wir beide schweigen. Diese ganze Sucherei war wahrscheinlich das spannendste, was mir bis jetzt passiert ist.

„Sobald der Kuchen fertig ist, bin auch ich hier fertig. Wenn du Lust hast kann ich dir dann West Ambridge zeigen, falls du noch nicht alles gesehen hast", ich nicke und springe von der Arbeitsplatte. William tut es mir gleich und so stehen wir kurze Zeit später dicht voreinander.

Er ist fast ein Kopf größer, weshalb ich nach oben sehen muss, um ihm ins Gesicht zu schauen. Auch er sieht mich an. Wir beide sagen nichts und als dann der Ofen piept, um bescheid zu geben, dass der Kuchen fertig ist, schrecken wir auseinander. Meine Wangen werden heiß und William dreht sich weg, um den Ofen auszuschalten. Ich muss lächeln...


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Etwas kurz und nicht wirklich besonders, aber ich wollte unbedingt heute updaten, da ich in den letzten Tag einfach keine Zeit hatte! Ich hoffe es gefällt euch trotzdem..irgendwie.<3

Find Him - Looking for Will (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt