Chapter 48

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Doch wie ein Greifer, der, wie Ginny wusste, Scabior hieß, bemerkte, hatte der Ansturm eben die restlichen Schilde zerfetzt. Extrem vorsichtig setzte er einen Fuß über die unsichtbare Grenze.
Als nichts geschah, stürmten alle wieder auf Neville zu, der über die Brücke flüchtete und dabei Spreng- oder auch Feuerwerksflüche hinter sich schleuderte, während er denen der Todesser auswich.
Atemlos beobachteten die DA-Mitglieder die Verfolgungsjagd.
Ein Sprengfluch des Gryffindors holte ihn langsam, aber sicher ein. Vor Ginnys Augen stürzte er im letzten Moment in die Tiefe. Samt den Todessern.
Die Weasley, Seamus, Cho, die Patil Zwillinge und noch ein paar andere aus der DA sahen schockiert an die Stelle, wo ihr Anführer eben noch gewesen war – und jetzt ein bestimmt dreihundert Meter tiefer Abgrund.
Er ist auf uns zu gerannt. Er hätte es fast geschafft. ER KANN NICHT TOT SEIN!
Der Verlust ihres ehemals besten Freundes schmerzte sie doch mehr als sie erwartet hatte. Aber noch konnte sie es nicht glauben, weil sie nicht seine Leiche gesehen hatte. Irgendwie klammerte sie sich an den winzigen Hoffnungsfunken, war es noch so unwahrscheinlich.
Sie machte einen Schritt auf den Abgrund zu. Sollte sie wirklich nachsehen?
Auf einmal landete ein Zauberstab auf dem Holz der Brücke vor Ginnys Füßen. Hände erschienen und Neville zog sich hoch.
„Super Sache", ächzte er.
Ginny musste lächeln, aber es war ein wehmütiges. Wann werden alle erfahren, dass ich sie verraten habe? Sie sehnte den Moment genauso herbei wie sie ihn fürchtete.

***

Sie sahen auf einer anderen Brücke Riesen, die ihre Keulen schwangen, um die belebten Ritterrüstungen von Hogwarts beiseite zu fegen.
Ein Schrecken fuhr Ginny durch die Glieder, als sie Flitwick zwischen den ungewöhnlichen Verteidigern rennen sah, er flüchtete vor einem Riesen, der es auf ihn abgesehen hatte.
Die Gruppe floh ins Schloss, wo Ginny an den Außenposten ihre Mutter und McGonagall kämpfen sah.
Todesser flogen in etwa zwei bis drei Meter Höhe als schwarzer Rauch übers Schlachtfeld.
Die Gruppe trennte sich, um einerseits weniger Angriffsfläche zu bieten und andererseits keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Ginny drängelte sich mit Neville durch die panischen Schülermassen auf den Treppen in Hogwarts. Schließlich trafen sie auf Harry.
Dieser legte Ginny einen Arm um die Schultern und brüllte über den Lärm hinweg: „Ginny, Neville! Neville, geht's dir gut?"
„Ging mir nie besser, ich fühl mich, als könnt ich..." – er suchte leicht überdreht nach Worten – „... Feuer speien!" Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck ein wenig: „Habt ihr Luna irgendwo gesehen?"
„Luna?", schrie Harry verwirrt zurück.
„Ja, ich bin verrückt nach ihr! Ich sag's ihr lieber jetzt, morgen früh sind wir vermutlich beide tot!"
Ginny hoffte, dass sie selbst dafür nicht der Grund sein würde, und wunderte sich, zu was Krieg alles führen konnte: Armut, Liebe, Hoffnungslosigkeit, Mut, Verrat, ...
Aber bei ihr hatte der Krieg nur zu Verrat geführt und ihr den Mut genommen. Aber sie hatte Tom als Gegenleistung bekommen, und er war ihr das allemal wert.
Neville lief los und Harry wandte sich Ginny zu. Sie schluckte panisch. Wie erwartet wollte ihr Exfreund (wohlgemerkt: Ex) sie küssen, aber sie ließ es nur zu einer Umarmung kommen.
Dann nickte sie ihm zu und meinte: „Viel Spaß!" Dann entfloh sie seinem leicht irritierten Blick.

***

Auf ihrem Weg sah sie Draco, der sich hektisch und mit Tränen in den Augen umsah. Er war mit Crabbe und Goyle unterwegs. Jetzt disapparierte er, um schneller voranzukommen.
Das erinnerte Ginny daran, dass ja der Apparierschutz gebrochen war, und sie stolperte zu dem nächstbesten Todesser.
„Ich bin auf der Dunklen Seite!", schrie sie ihm zu, als er sofort auf sie feuerte. „Können Sie mich zu T- zum Dunklen Lord bringen? Apparieren?"
Das schien ihn zu überzeugen und er nahm ihren Arm.
Ginny musste arg an sich halten, um nach dem Apparieren nicht zu kotzen. Die Demütigung, das vor allen Todessern zu tun, konnte sie sich sparen.
Tom stand mit Nagini auf einer natürlichen Erhöhung und die Todesser weiter unten. Zu Ginnys Genugtuung stand Bellatrix zwar weiter vorne, aber nicht neben Tom. Dann hätte Ginny die beiden nämlich zur Rede gestellt.
Die Rothaarige grinste Tom kaum merklich an und er lächelte liebevoll zurück, auch wenn das sicher nicht jeder erkannt hätte.
Pius Thicknesse wagte es dann doch tatsächlich, einen Ton von sich zu geben: „Herr?"
Tom sah Ginny weiter in die Augen, als er, ohne eine Miene zu verziehen, herumfuhr und Thicknesse einen Avada entgegenschleuderte.
Aber irgendwas war seltsam an Toms Blick.
Ginny merkte, dass sich etwas veränderte. In ihr. Erschrocken sah sie ihn an.
Du bist jetzt ein Horkrux und relativ unverwundbar, aber alle werden denken, dass es Nagini ist, dabei ist sie schon seit letztem Jahr einer, telepathierte Tom.
Unverwundbar? Klingt toll, antwortete Ginny mit einem Grinsen.
„Ich muss noch etwas erledigen, Ginny", sagte er laut. „Viel Glück!"
Bitte schick doch schon mal einen Teil der Todesser los, wies er sie dann noch an, dann disapparierte er.
Und Ginny machte sich daran, die Todesser in Gruppen einzuteilen. Eine Gruppe sollte draußen kämpfen, eine andere im Schloss...
Zu Ginnys Überraschung gehorchten ihr die Todesser.
Und dann ging es richtig los.

His Best Horcrux (Tominny) ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt