Chapter 7

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Am nächsten Morgen wurde die Tür geöffnet und Bellatrix trat ein. Bei ihrem Anblick wurde Ginny hellwach und Ollivander rutschte in den Schatten.
„Weasley-Göre", knurrte sie schlecht gelaunt. „Mitkommen." Mit dem Zauberstab winkte Bellatrix Ginny heran, die sich ächzend erhob und von der Todesserin vor die Gittertür gestoßen wurde.
Der Weg zum Saal verlief schweigend und Bellatrix dirigierte das Mädchen allein mit dem Zauberstab, und da Ginny ihren nicht mehr hatte, war dies sehr effektiv.

***

Die beiden standen vor der Tür zum Saal. Ginnys Atem ging vor Nervosität schnell und flach. Ihre Aussage konnte sie das Leben kosten. Aber sie war notwendig. Bellatrix dagegen schien es gar nicht erwarten zu können, griff über die Schulter der Rothaarigen und stieß die hohe, aufwendig verzierte zweiflüglige Tür auf.
Der Dunkle Lord – so sah er im Moment wirklich aus – stand am Ende des Raumes und schickte gerade einen Todesser weg, den Ginny als Macnair erkannte. Er war damals in der Ministeriumsabteilung gewesen, wenn sie sich richtig erinnerte. Wie lange war das her? Zwei Jahre. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit.
„Mein Herr", wurde sie von Bellatrix aus ihren Gedanken und dann zu Boden gerissen. Ginny stieß sich das Knie an und biss sich auf die Lippe, um nicht aufzujaulen. Ihr letztes Restchen Würde wollte sie nicht verlieren, wenn sie kurz davor war, dem gefürchtetsten Dunklen Lord ihres Zeitalters ein halbes Angebot zu machen.
Die Todesserin fuhr fort: „Ich bringe Euch Weasley." Sie schenkte ihm einen leidenschaftlichen Blick.
Ginny verdrehte die Augen, hörte aber sofort damit auf, als Voldemort zu ihr sah.
„Bella", sagte er. „Du kannst gehen."
Der Angesprochenen war das Missvergnügen förmlich ins Gesicht geschrieben, als sie aufstand, sich verbeugte und betont langsam hinausging.
Jetzt war Ginny mit Voldemort alleine. Sie starrten einander in die Augen. Braun traf auf Rot. Ginny wurde auf einmal ganz heiß und sie sah weg.
„Ginevra. Sieh mich an."
Überrascht sah sie auf. Hatte er nicht gestern noch nicht einmal ihren Nachnamen zu hundertprozentiger Sicherheit gewusst?
„Ich habe mich bei deinem Schulleiter informiert", erklärte er.
Ginnys Miene verdüsterte sich und sie stand auf. „Snape."
„Genau. Severus hat gemeint, du seist eine talentierte junge Hexe mit viel Macht. Ich würde dich das ja gerne demonstrieren lassen, aber ich befürchte, du würdest mich in diesem Falle mit dem Avada Kedavra versuchen zu töten. Obwohl... ich habe gehört, du weigerst dich, Unverzeihliche Flüche anzuwenden. Ist dem so?"
Ihr Kinn ruckte nach oben. „Ja."
„Wieso? Der Avada Kedavra gewährt einem einen schmerzlosen Tod."
„Nachdem Ihr den Betreffenden Stunden gefoltert habt", hielt sie dagegen.
„Es fügt ihm ja keinen körperlichen Schaden zu, sondern überreizt nur die Nervenenden."
Das war neu für Ginny, aber sie wollte sie Diskussion nicht negativ für sich ausgehen lassen: „Seelischen Schaden aber schon. Auch bei denen, die diesen Fluch anwenden."
„WAS WILLST DU DAMIT ANDEUTEN?", brauste er auf.
Ginny zuckte zurück. „Dass Bellatrix sie nicht mehr alle hat?", sagte sie sehr kleinlaut.
Seine Züge glätteten sich wieder. „Da muss ich dir leider Recht geben, aber es wäre unklug, sie darauf hinzuweisen."
Hastig nickte die Rothaarige.
Voldemort wechselte das Thema, um derartigen Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen: „So, nun erzähle mir, wie du dich entschieden hast." Fast erwartungsvoll sah er sie an.
Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Dann stieß sie hervor: „Ich werde keine Todesserin. Aber ich kann Euch ein wenig helfen." Um Luna zu retten.
Er schien seinen Zorn nur mühsam unterdrücken zu können. „Das reicht mir nicht."
War klar.
„Aber da du wenigstens ein wenig kapitulationsbereit bist" – Ginny öffnete den Mund, um zu protestieren, aber er gebot ihr zu schweigen – „biete ich dir Folgendes an: Du wirst für einige Zeit als Gast hier wohnen." Dieser Ton verbot jeden Widerspruch.
„Ah, nettes Angebot ", spottete Ginny. Ihre Stimme troff vor Sarkasmus.
Voldemort zischte: „Überleg dir, was du zu wem sagst!" Dann schien er sich langsam wieder zu beruhigen: „Also, du wohnst hier wie eine Todesserin – ohne Mal, selbstverständlich – darfst dich einigermaßen frei bewegen, erhältst Unterricht wie in Hogwarts, aber nur Theorie, und vielleicht darfst du irgendwann auch Aufträge ausführen."
Ginny schnaubte innerlich. Darum würde sie sich bestimmt nicht reißen. Aber alles in allem klang das Ganze nicht schlecht.
„Du wirst mich mit ‚Herr', ‚Mylord' oder 'Mein Lord' ansprechen. Du erscheinst nachher zum Essen."
„Ja, Mylord." Für den Hohn in ihrer Stimme kassierte sie einen kurzen Cruciatus.

***

Voldemort dachte nach. Wieso, verdammt noch mal, ließ er dieser Blutsverräterin so viel durchgehen? Selbst Bella und Severus durften sich nicht so viel erlauben...
Vielleicht liegt es einfach daran, dass sie überdurchschnittlich mächtig ist und ich sie auch als Druckmittel für Harry Potter auf meiner Seite brauche. Das redete er sich zumindest ein.

His Best Horcrux (Tominny) ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt