Chapter 11

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Ginny wollte Luna nicht besuchen gehen, weil sie befürchtete, ihre beste Freundin werde ihren Fast-Verrat erahnen. Heute hatte sie noch keinen Unterricht, dafür aber morgen. Für ihre Freizeit hatte Narzissa Ginny die Malfoy-Bibliothek zur Verfügung gestellt.
Dort lief die Rothaarige gerade begeistert herum und begutachtete die Bücher. Fast wie Hermine, aber nicht so extrem, war sie ein Bücherwurm, der sich nahezu nie langweilte, wenn ein Buch in der Nähe war.
Magische Tierwesen, hätte Malfoy mal lesen sollen, bevor er einen Hippogreif beleidigt hat", murmelte Ginny, als sie sich einen Bücherstapel durchsah, „Register aller Reinblüter, leg ich mal beiseite, Schwarze Magie für Anfänger, vergiss es!" Geräuschvoll knallte sie das schwarze, in Leder gebundene Buch auf einen Beistelltisch, der sich ächzend darüber beschwerte.
Schließlich setzte sich Ginny mit einem Zauberspruchbuch in einen Ledersessel und suchte nach etwas Neuem. Auf den ersten Seiten waren die Zaubersprüche verzeichnet, die man bereits im ersten Schuljahr lernte: Wingardium leviosa und andere aus dieser Stufe befanden sich dort. Doch dann wurden die Zauber anspruchsvoller: Accio, Stupor, Levicorpus und so weiter. Am Schluss des Buches kam noch entweder sehr komplizierter oder schwarzmagischer und komplizierter Kram.
Ginny nahm von einem Stapel Pergament ein Blatt und machte sich ein Röhrchen daraus, um es als Zauberstab zum über der im Buch aufgemalten Bewegung zu benutzen. „Levicorpus!" Plötzlich ertönte ein schrilles Gekicher und Ginny fuhr herum. Sie sah direkt in zwei braune Augen. „Lach nicht, Bellatrix", knurrte Ginny und drehte sich nun ganz zu der älteren Todesserin herum.
„Warum denn nicht, Weasleygöre? Das ist doch armselig, was du da tust!" Der Hohn troff förmlich aus der Stimme, gemischt mit ein bisschen Schadenfreude.
„Wieso? Ich habe keinen Zauberstab, aber die Bewegung will ich trotzdem können."
Bellatrix schnaubte amüsiert. „Meinetwegen, blamier dich nur weiter. Bis morgen." Sie pikte Ginny kurz mit ihrem Zauberstab in die Schulter, drehte sich grinsend um und ging.
Die Rothaarige sah ihr verärgert nach und zischte noch: „Bei dir ist das Hirn wohl durch zu viel Inzucht futsch gegangen, was?" Damit wandte sie sich wieder ihrem Buch zu und übte weiter.

***

Abends erhob sich Ginny von ihrem Arbeitsplatz, brachte das Buch samt Pergamentzauberstab auf ihr Zimmer und lief zum Abendessen. Diesmal sahen die Todesser wegen ihrer Kleidung nur kurz auf. Ginny nickte Narzissa freundlich zu und setzte sich an ihren Platz, diesmal jedoch ziemlich bedenkenfrei.
Voldemort war noch nicht da und Bellatrix unterhielt sich über den kompletten Tisch hinweg lautstark mit Lucius, wobei Ginny amüsiert feststellte, dass es mehr Morddrohungen als eine Unterhaltung waren. Moment mal, seit wann fand sie so etwas witzig?
Schnell sah sie sich nach Essen um und zog schließlich eine Schüssel heran. Was gibt es denn?
Suppe, lautete die Antwort.
Dieses Abendessen verlief erfreulich ereignislos – bis Voldemort dazukam.
Die Tür zur Halle öffnete sich mit einem Schwung, die beiden Flügel knallten an beiden Seiten an den Türrahmen. Oho, da war wohl jemand schlecht gelaunt. Und dieser Jemand kam gerade wutschnaubend hereingestapft. Kalkweiß und in eine schwarze Robe gekleidet wie immer. Und mit rot glühenden Augen.
Der ganze Saal stand auf – Ginny sah sich verwirrt um – und die Todesser verbeugten sich. Ginny kapierte und tat es ihnen hastig nach.
Voldemort schritt durch den Saal und setzte sich ans Tafelende. Die Weasley rutschte sicherheitshalber ein Stück von ihm weg, was Bellatrix mit einer hochgezogenen Augenbraue quittierte.
Der Dunkle Lord schien so schlecht gelaunt, dass er gar nichts aß. Dabei war er doch schon so sehr dünn...
Ohne um Erlaubnis gebeten zu haben, schob Ginny die Suppenschüssel näher an ihn heran. Ihr Herz machte einen Satz, als er sie erst abwägend musterte und sich dann etwas Suppe auftat. Ein dünnes Lächeln war der Dank.

His Best Horcrux (Tominny) ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt