Chapter 46

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Harry fuhr fort und redete sich dabei in Rage: „Dass Sie es wagen, dort zu stehen, wo er stand! ERZÄHLEN SIE IHNEN, WAS IN JENER NACHT PASSIERT IST! Erzählen Sie, wie Sie diesem Mann in die Augen sahen, ihm, der Ihnen vertraut hat, und ihn getötet haben. Erzählen Sie's ihnen!"
Das war zu viel. Severus zückte seinen Zauberstab und wollte Harry angreifen, doch dieser wurde von McGonagall beiseite geschubst. Vermutlich hatte sie das ganze Schuljahr auf so einen Moment gewartet.
Die Schüler wichen erschrocken beiseite, sodass sich im Zentrum der Großen Halle eine Art Arena bildete.
McGonagall hob drohend den Zauberstab. Severus ließ seinen eigenen leicht sinken, wohl ein wenig aus dem Konzept gebracht von dem Einschreiten der Gryffindor-Hauslehrerin, hob ihn dann aber wieder entschlossen. Oder wohl eher stur.
Der Orden wirkte bereit einzugreifen, sollte Severus McGonagall attackieren. Doch das erwies sich als unnötig, denn es war nicht der Schulleiter, der den Kampf begann. Es war die Gryffindor-Hauslehrerin, die umgreifende Feuerblitze abschoss. Severus kam nicht dazu, zurückzuschlagen, und Ginny hatte auch das Gefühl, dass er das gar nicht wollte. Jedenfalls verteidigte er sich nur mit Protegos, als die Zauber von seiner Gegnerin zischend immer wieder auf ihn zurasten.
Ginny sah es kommen. Severus kam mit McGonagalls Tempo nicht mehr mit. Schließlich wich er zurück, da es ihm nicht möglich war, zurückzufeuern. Aber eine Sache musste er wohl noch unbedingt erledigt haben: Es konnte nur Absicht sein, dass er, als er stolperte, einen Zauber nicht abblockte, sondern spaltete, und ihn auf die Carrows ablenkte, die leblos zu Boden stürzten.
Sag mir, dass die jetzt nicht tot sind. Okay, bei Amycus wäre es mir ziemlich egal, aber Alecto...
Noch ein Blitz aus Feuer von McGonagall.
Ewig würde der Tränkemeister das nicht durchhalten. Und wirklich: Er drehte sich um und flüchtete, sich in den schwarzen, für Todesser typischen Rauch verwandelnd und sich durch Überschläge aufschwingend, um eine möglichst kleine Zielfläche zu bilden, aus dem Fenster, wo er ein klaffendes Loch hinterließ.
McGonagall konnte ihn deshalb nicht erwischen, aber sie musste noch eins draufsetzen: „Feigling! Feigling!", schrie sie ihm hinterher.
Snape verschwand rauschend im bewölkten Nachthimmel, während McGonagall triumphierend ziellos Feuer in die Luft schleuderte. Alle Schüler jubelten und klatschten, einzig Ginny sah ihrem zurzeitigen Lieblingslehrer in Hogwarts mitfühlend hinterher.
So eine Blamage. Aber er konnte gar nicht gewinnen.
Plötzlich ging das Licht in der gesamten Großen Halle auf einen Schlag aus, was eigentlich nicht möglich sein sollte, weil die einzigen Lichtquellen hier Schalen mit brennendem Öl waren. Es war dunkel und jeder Triumph und Jubel war von den Gesichtern verschwunden.
Auf einmal ertönte ein lang gezogener, spitzer Schrei.
Harry und McGonagall sahen sich suchend um.
Es schrie noch jemand.
Vieler Hände flogen an Ohren.
Und da hörte man die Stimme. Es war Toms.
Ginny merkte, wie sie anfing zu lächeln. Schnell kämpfte sie den Drang nieder.
Ich weiß, dass viele von euch entschlossen sind zu kämpfen. Einige von euch halten es sogar für klug zu kämpfen, aber es ist Irrsinn." Das letzte Wort hallte gespenstisch in der Großen Halle wider. „Gebt mir Harry Potter. Hört auf mich, dann wird niemand zu Schaden kommen. Gebt mir Harry Potter und ich lasse Hogwarts unversehrt. Gebt mir Harry Potter und ihr werdet belohnt. Ihr habt eine Stunde Zeit! "
Das Feuer in den Schalen flammte wieder auf. Es war jetzt alles wieder erleuchtet, doch die unbeschwerte Atmosphäre war verschwunden.
Es herrschte leeres Schweigen.
Auf einmal sagte eine angsterfüllte, aber feste Stimme, die Ginny sofort erkannte: „Worauf wartet ihr alle? Jemand muss ihn schnappen!" Pansy Parkinson zeigte anklagend auf Harry, der etwas verloren herumstand.
Ginnys Unterbewusstsein erinnerte sie an ihre Rolle. Noch durfte sie nicht auffliegen.
Sie stellte sich nach kurzem Zögern schnell vor Harry. Hermine trat hinzu. Nach und nach scharten sich alle DA-Mitglieder schützend um die drei. Hilfesuchende Blicke trafen McGonagall.
Filch kam in die Halle gehumpelt. Es sah ganz so danach aus, als habe er Severus' wenig glorreichen Abgang gänzlich verpasst. „Schüler außerhalb der Betten! Schüler in den Korridoren!" Er hatte also überhaupt nichts mitbekommen außer dieser Tatsache.
McGonagall erwiderte wütend: „Angewiesen, die Betten zu verlassen, Sie jämmerlicher Trottel!"
Ginny hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht lauthals loszulachen, wobei das dann auch keine Rolle mehr gespielt hatte, denn nahezu die gesamte Schülerschaft nahm ihr dies ab.
„'Tschuldigung, Ma'am." Filchs Stimmung konnte man äußerst treffend als eingeschnappt beschreiben.
McGonagall fuhr jedoch in unverändert scharf-genervtem Ton fort, dem jetzt jedoch ein wenig Schalk beiwohnte: „Aber zufällig, Mr Filch, sind Sie zum passenden Zeitpunkt erschienen. Würden Sie wohl die Freundlichkeit besitzen, Miss Parkinson und die anderen Slytherins hinauszuführen?"
Filch fragte misstrauisch und ein wenig verdutzt: „Wo genau soll ich sie bitte hinführen, Ma'am?"
„Der Kerker wäre ein passender Ort." Die Genugtuung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Jubel brach aus. Die Slytherins sahen sich entsetzt an.
Das war der Moment, in dem Ginny eine kleine Abneigung gegenüber McGonagall wegen ihrer Vorurteile entwickelte.

His Best Horcrux (Tominny) ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt