I'm friends with the monster

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'Yoongi ist nicht schwul.'








Das riss mir den Boden unter den Füßen weg.
Es dauerte, bis seine Worte zu meinem schon, von der Erkenntnis, dass ich in Yoongi mehr als einen guten Freund sah, gelähmten Gehirn durchdrangen und es die einzelnen Buchstaben so zusammenfügte, dass ich einen Sinn in ihnen erkannte.
'W-was?', stammelte ich, denn zu mehr war ich nicht fähig. Zu überraschend kam Namjoons Aussage.
Er ergriff erneut das Wort.
'Jimin, zuerst möchte ich dir sagen, dass ich das überhaupt nicht schlimm finde. Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt für einen Streit verantwortlich bin – Hoseok hat es mir erzählt. Ich selbst bin zwar nicht schwul, aber ich habe kein Problem damit, wenn es jemand anders ist. Nachdem ich das von dir wusste, habe ich dich aufmerksamer beobachtet, und da ist mir aufgefallen, wie du Yoongi ansiehst und dich auch in seiner Gegenwart verhältst. Zuerst war ich der Meinung, dass es ein typisches Verhalten von dir ist, aber gegenüber Jungkook oder mir benimmst du dich ganz anders, da wurde es mir klar, und ich musste wissen, was Sache ist. Und ich wollte dir..naja, ich wollte einfach nicht, dass du verletzt wirst.'
Bei seiner Erklärung waren seine Augen nicht auf mich gerichtet gewesen, vielmehr auf alles andere, aber bloß nicht auf mich.
Wie apathisch folgte ich seinem Blick, der von einem Ort zum anderen wanderte, bevor ich langsam zu einer Frage ansetzte.
'Woher weißt du das?'
'Weißt du..ich spreche mit Yoongi über so einiges, auch, wenn ich ihm den größten Teil aus der Nase ziehen muss, da er lieber zuhört, jedoch hat er noch nie von einem Jungen oder einem Mädchen gesprochen – egal, ob es darum ging, dass er an jemandem interessiert war oder ob er mit jemand anderem, außer Jungkook und mir, das Wochenende verbracht hat. Und von einer Beziehung hat er erst recht nicht berichtet. Ich frage mich manchmal, ob dieser Junge nicht asexuell ist.'
Sein trockener Kommentar am Schluss beruhigte mich nicht. Stattdessen wurde ich immer aufgewühlter.
'Ich kann dir aber auch nicht sagen, was er genau von Homosexuellen hält, denn er weiß auch nicht, dass Jungkook schwul ist. Irgendwas hatte ihn immer davon abgehalten, es Yoongi zu sagen und es war ja auch zu keiner Zeit nötig.'
Jedes einzelne Wort, was er von sich gab, war zu viel für mich. Schon der erste wichtige Satz von ihm hatte gereicht, da brauchte er nicht noch mehr dranhängen, denn damit machte er es nur schlimmer. Das musste wohl der Anstoß für meinen nächsten Satz gewesen sein.
'Namjoon, ich..könntest du bitte gehen?'
Ich konnte nicht verstecken, dass ich irgendwo, zumindest ein wenig, verletzt war. Auf jeden Fall war ich geschockt und das nicht gerade wenig und das Einzige, was ich jetzt wollte, war für mich sein.
'Klar, klar.', er nickte mehrmals und fing an, sich seine Hände zu reiben 'Tut mir leid, dass du es so erfahren musstest. Grüß deinen Bruder von mir, ja?'
'Mach ich..', flüsterte ich, während ich die Tür schloss. Kaum war sie zu stand ich einfach nur weiter vor ihr und dachte an gar nichts, denn kein Gedanke nahm meinen Kopf ein. Stattdessen herrschte gähnende Leere in ihm und nur ein Gefühl rumorte in mir, aber ich konnte es nicht zuordnen.
'Aish, was ist das?', fragte ich mich selbst laut und raufte mir die Haare. Das konnte doch alles nicht wahr sein.
Ich musste mich nun mit der Frage beschäftigen, ob ich wirklich in Yoongi verliebt war.
Konnte man sagen, dass es zwischen uns eine Freundschaft war? Sah er es so? Oder war ich nur ein Zeitvertreib für ihn, eine Möglichkeit, sich nicht den ganzen Tag zu langweilen?
Wenn dem so wäre, würde es mich schon verletzen, denn ich mochte ihn. Er wirkte so cool und gefasst, wie ich es selten bei jemandem erlebt hatte und irgendwie – warum auch immer – erinnerte er mich an ein kleines verschlafenes Kätzchen, wenn er durch die Gegend guckte. Ein süßes noch dazu.
Aber was dachte ich da? Es war unmöglich, dass ich in Yoongi verliebt war, das war vollkommener Blödsinn. Er war ein Freund für mich, auch wenn er etwas eigen war, nicht mehr und nicht weniger. Ja, so war es.
..doch wieso hatte ich dann das Gefühl, dass ich mich selbst belog?

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Nach meinem inneren Monolog entschied ich mich dafür, mich mit anderen Dingen zur Ablenkung zu beschäftigen, damit ich diese unbequeme Frage ganz weit nach hinten schieben konnte. Später würde ich noch genug Zeit haben, mich damit auseinanderzusetzen, aber jetzt war der falsche Zeitpunkt dafür.
Meine Ablenkung bestand darin, mich meinem Zimmer zu widmen und meine Kartons weiter auszuräumen. Ja, in dieser Hinsicht war ich etwas faul – wenn wir als Familie zum Beispiel verreisten, stand mein Koffer noch mindestens eine Woche nach unserer Rückkehr in meinem Zimmer und fristete sein Dasein in irgendeiner Ecke, da ich weder Lust hatte, noch daran dachte, ihn auszuräumen.
Jedenfalls schnappte ich mir gleich den ersten Karton, den ich vorfand, als ich mein Zimmer betrat. Meine Schmerzen waren zwar noch immer da, jedoch nicht mehr so stark wie direkt nachdem sie mir verpasst worden waren, denn wäre das der Fall gewesen, hätte ich mich wieder in mein Bett gepackt. Da Gedanken aber gerne mal auf Reisen gingen, wenn man das tat, war das keine Option für mich und da ich sowieso erst zwei Kartons von gefühlt 20 ausgeräumt hatte, war die Idee gar nicht mal so schlecht.
Also fing ich an, die verschiedenen Gegenstände, die sich in der Kiste befanden, der Reihe nach herauszunehmen und entweder im Schrank oder sonst wo unterzubringen, denn mein Vater hatte nicht umsonst schon die Möbel in meinem Zimmer aufgebaut und wenn ich das Zeug noch länger sicher verwahrt in den Kartons lassen würde, würde er mich noch selbst in einen stecken.
Viele Dinge, die ich ans Tageslicht beförderte, befand ich als langweilig und kümmerte nicht groß weiter um sie, doch als als ich etwas tiefer in der Kiste wühlte, stieß ich auf etwas Kaltes, was ich im ersten Moment nicht zuordnen konnte, weswegen ich es aus dem Karton hervorholte, um es betrachten zu können.
Zu meiner Überraschung war das, was ich aus ihm fischte, ein Foto in einem Bilderrahmen, und eine Erinnerung kam in mir hoch. Auf dem Foto waren Hoseok und ich zu sehen, wie er mir einen Arm um die Schulter gelegt hatte und wir beiden in die Kamera lächelten. Damals musste ich erst 12 gewesen sein und Hoseok 13. In Erinnerungen schwelgend strich ich über das Glas und ein Lächeln umspielte meine Lippen, bei der Feststellung, dass wir uns damals schon genauso nah waren wie heute auch. Hoseok hatte ich immer das meiste erzählt, völlig gleich, ob es dabei um die Schule ging oder um andere Sachen aus meinem Leben, er hatte sich jedes Mal Zeit für mich genommen und mir aufmerksam zugehört. Wenn ich traurig war, versuchte er mich aufzuheitern, was ihm auch so gut wie immer gelang und wenn ich 'meine Tage hatte', wie Hoseok es gerne mal scherzhaft nannte, wenn ich schlecht gelaunt war, machte er Witze, um diese schlechte Laune wieder aufzulösen.
Ja, Hoseok war ein liebevoller Bruder, auf den ich zu jeder Zeit zählen konnte und der hinter mir stand und mich verteidigte, egal, was kam. Auch, wenn er den Leuten in der Schule eine andere Rolle vorspielte.
Wie es halt so ist, wenn man nach dem Auspacken etwas interessantes findet und bald Ewigkeiten damit verbringt, sich damit zu beschäftigen, verliert man die weitere Lust daran, noch produktiv zu sein und so kam es, dass ich mich nachher einfach nur noch in mein Bett legte und fernsah, bis mir vor Müdigkeit die Augen zufielen.


Am nächsten Tag suchte ich die Schule nicht auf. Erstens weil mir mein Bauch immer noch schmerzte und zweitens weil ich echt keine Lust hatte, noch mal auf Chanyeol zu treffen, auch wenn ich mir sicher war, dass er mich ab jetzt in Ruhe lassen würde, so, wie Yoongi es mir versprochen hatte.
Hoseok erklärte ich, dass mir unerklärlicherweise übel war und ich deshalb den heutigen Tag im Bett verbringen wollte und er gab sich damit zufrieden, wünschte mir gute Besserung und meinte, dass wir uns dann später sehen würden, wenn er wieder zu Hause war.
Mein Vater hatte inzwischen den Job bei seiner neuen Arbeitsstelle begonnen und war deswegen nicht zu Hause, genauso wenig wie meine Mutter, denn sie wollte auch endlich wieder in das Berufsleben einsteigen und jobbte ab jetzt Teilzeit in einem Supermarkt, womit ich mehr als einverstanden war, denn so hatte ich heute die Wohnung für mich und konnte tun und lassen, was ich wollte.
Durch den Schlag von Chanyeol war die Stelle, die er getroffen hatte, mittlerweile blau verfärbt und als ich sie abtastete, tat sie weiterhin höllisch weh, sodass meine Laune gen Nullpunkt sank. Was hatte ich bitteschön verbrochen, dass er so auf mich losgegangen war? Es war nur ein paar Wochen her, dass ich umgezogen war und ich war in meinem gesamten Leben nur einmal in eine Schlägerei verwickelt worden und dann passierte mir sowas.
Ich wurde echt teilweise vom Pech verfolgt, hatte ich das Gefühl. Irgendwas musste ich in einem früheren Leben oder so getan haben, dass ich so bestraft wurde.
Von meinem Schreibtisch her hörte ich plötzlich das mir vertraute Läuten meines Telefons, wenn eine Nachricht eingegangen war und ich holte es auch gleich.
Und bei der SMS blieb mir die Spucke weg.


Von: Yoongi
An: Jimin
Ich stehe unten. Beeil dich, es ist kalt draußen.


Verdammt! Er hatte ja gesagt, dass er noch vorbeikommen wollte, um nach mir zu sehen! Aber es war doch erst gegen 11, wieso also so früh?
Und ich hatte gar keine Zeit mehr, um mich irgendwie einigermaßen herzurichten! Doch wenn ich Yoongi jetzt draußen warten lassen würde..ich wollte nicht daran denken, was mir dann bevorstehen würde. Also war das Einzige, was mir jetzt noch blieb, runter zu rennen und ihm die Tür aufzumachen.
Wie von der Tarantel gestochen, und meine Schmerzen ignorierend, rannte ich die Treppe hinunter und kam vor meiner Haustür zum Stehen.
Mein Herz schlug wie wild in meiner Brust, und ob es von dem kurzen Sprint oder doch von etwas anderem herrührte, konnte ich nicht sagen und ich nahm mir einen kurzen Augenblick, damit sich mein beschleunigter Atem wieder normalisierte.
Ich sog einmal tief die Luft ein, um mich mental auf die Begegnung mit Yoongi vorzubereiten, und hätte dennoch, wenn ich gekonnt hätte, die Tür zugelassen, aber mir blieb keine andere Wahl.
Also nahm ich meinen Mut zusammen und öffnete sie mit zitternden Händen.
Und da stand er - direkt vor mir und er wirkte total verschlafen, weswegen ich jetzt aber bald grinsen musste und meine Nervosität flachte deswegen nun etwas ab, doch ich hielt es zurück, was ich zum Glück auch schaffte.
Seine Augen wirkten für einen kleinen Augenblick wacher, als wir uns gegenüberstanden und er fing an zu sprechen.
'Hier Jishit, ich wusste nicht, was du magst, also habe ich dir einfach Kakao mitgebracht.'
Jetzt erst realisierte ich, dass er wirklich etwas dabei hatte und mir hinhielt, was sich eindeutig um einen Becher mit Kakao handelte.
Ich glaubte, auf der Stelle erröten zu müssen und plapperte aus diesem Grund einfach drauf los.
'D-das wäre doch nicht nötig gewesen Hyung.'
Oh oh. Ich hatte ihn Hyung genannt. Oh mein Gott, ich hatte ihn Hyung genannt! Wieso tat ich sowas?!
Am liebsten wäre ich sofort im Erdboden versunken, da mir das Wort einfach rausgerutscht war im Affekt, aber bei meiner neuen Bezeichnung für ihn zuckte einer seiner Mundwinkel kurz nach oben, doch eine Sekunde später zeigte sein Gesicht wieder diesen Hauch von Langeweile, der so typisch für ihn war.
Ich versuchte, dieses für mich absolut peinliche Ereignis, zu überspielen, indem ich mich räusperte.
'Willst du vielleicht reinkommen?'
Super Jimin, das hat es jetzt besser gemacht.
Da willst du in Ruhe über alles, was passiert ist, seitdem du hierhergezogen bist, nachdenken und dann lädst du den Grund für deine Überlegungen in dein Haus ein!
Konnte dieser Tag noch schlimmer werden?
'Kurz habe ich bestimmt Zeit.', äußerte er und mein Herz rutschte mir schlagartig in die Hose. Und wie dieser Tag noch schlimmer werden konnte.
Ein wenig widerwillig öffnete ich die Tür soweit, damit er eintreten konnte und beim Vorbeigehen drückte er mir den Kakao, den er mir mitgebracht hatte, in die Hand und ich schloss die Tür hinter ihm.
'Wir können ins Wohnzimmer gehen, meine Eltern sind gerade nicht da.'
Er nickte nur und wartete darauf, dass ich vorging, was ich auch nur Sekunden später tat.
Unser Haus war weder überdimensional groß noch klein, weswegen wir lediglich den Eingangsbereich verlassen mussten, um im Wohnzimmer anzukommen und ich ging schnurstracks auf das Sofa zu.
Wir setzten uns zusammen auf die Couch, ich in die Mitte und er zu meiner Rechten. Ich wusste überhaupt nicht, was ich jetzt machen sollte, vor allem, da ich noch den warmen Kakao in meiner Hand ha – Moment, ich konnte beschäftigt aussehen, wenn ich das Zeug trank. Bravo Jimin, wenigstens bringst du mal etwas auf die Reihe.
Somit setzte ich meine Eingebung in die Tat um und führte den Becher an meine Lippen, um einen kräftigen Schluck zu nehmen und ich war überrascht – der Kakao schmeckte besser als erwartet. Woher wusste er, dass ich Kakao liebte?
'Wie geht's dir?'
Ich setzte den Becher wieder von meinen Lippen ab, behielt ihn aber weiterhin in der Hand.
'Besser, auch wenn es noch etwas wehtut.', gestand ich und spielte nervös mit dem Pappbecher rum. Yoongis Nähe verunsicherte mich und ließ meinen Magen sich drehen. Und das wir ALLEIN in meinem Haus waren umso mehr.
'Das vergeht wieder.', versicherte er mir und verfolgte jede meiner Bewegungen. Jetzt wurde ich noch nervöser. Das war genau so, als wenn einen jemand beim Essen beobachten würde und man deswegen nicht mal mehr richtig kauen konnte.
Ich beschloss, etwas zu fragen, damit das Gespräch nicht in Stillschweigen endete.
'Musst du nicht eigentlich in der Schule sein?'
'Schon.', er starrte lediglich im Wohnzimmer herum und besah sich alles genauer. Auf meine Frage antwortete er beiläufig.
'Schon?'
Ich war irritiert. Auch wenn Yoongi nicht den Eindruck machte, als wenn er viel von der Schule hielt, hätte ich nicht gedacht, dass er sie schwänzen würde.
Er zuckte mit den Schultern.
'Was soll ich sagen, nachdem ich gestern einfach so gegangen war, hatte ich ein wenig ein schlechtes Gewissen.'
Jetzt war ich geplättet. Er und ein schlechtes Gewissen? Und das wegen..mir?
Jegliche Worte, die ich darauf hätte erwidern können, blieben mir im Hals stecken.
'Schön hast du es hier.', bemerkte er nebenbei und ich fand noch immer keine Worte, die verbergen konnten, wie perplex ich war. Jimin du bist einfach unfähig.
Nachdem ich also darüber hinaus noch immer keinen Ton zustande brachte, fixierte er mich auf einmal mit seinen Augen und sah in die meinen. Hatte ich ein Glück, dass er nicht so nah saß.
'Habt ihr ein Kältekissen oder etwas ähnliches da?'
'Ähm..', fing ich meinen Satz an. Das war ja mal komplett aus dem Zusammenhang gerissen. 'Ich glaube im Kühlschrank müsste eines sein. Wieso fragst du?'
Wortlos stand er auf und verschwand im Flur, wobei ich ihm nur sprachlos hinterher sah. Jep, Yoongi war für mich ein Buch mit sieben Siegeln und ich würde seine Handlungen wohl niemals so ganz verstehen, aber diesem Unberechenbaren konnte ich irgendwie etwas abgewinnen. So wurde es zumindest nicht langweilig.
Was ich als nächstes hörte war ein Gepolter und ein Fluchen und ich spielte kurz mit dem Gedanken, nachsehen zu gehen, was Yoongi denn dort trieb, aber ich entschied mich dafür, brav auf dem Sofa sitzen zu bleiben und auf seine Rückkehr zu warten. War ja nicht so, als wenn es meine Wohnung wäre.
Denn das wurde auch belohnt, weil er nur wenig später wieder im Wohnzimmer anwesend war, in der Hand ein Kältekissen, was in einem Geschirrhandtuch eingewickelt war.
Damit ließ er sich neben mir auf der Couch nieder.
'Hier, leg das auf deinen Bauch.'
'Aber das ist kalt.', protestierte ich und wollte dieser Behandlung entgehen. Gegen Kälte war ich sowieso immer etwas empfindlicher als Wärme gegenüber gewesen, weswegen ich mich gerade im Winter so dick einpackte, dass man mich rollen konnte, wenn man mich umschubste. Und ja, bevor die Frage aufkommt, Hoseok hatte das schon einmal gemacht und es hatte ihm sichtlich Freude bereitet.
Meine Aussage hing danach für einen Moment im Raum und Yoongi starrte mich nur an, wobei starren das falsche Wort war, denn sein Blick wirkte leicht verärgert und seine Lippen hatte er kraus gezogen, während er das Kissen in seiner Hand vor sich hielt.
Dann lief alles viel zu schnell ab.
Bevor ich etwas sagen konnte, war er blitzschnell herangerutscht und nestelte schon wieder an meinem Shirt rum. Hatte der irgendwie einen Tick, mich auszuziehen?
'Yah, Yoongi lass das!', mein verzweifelter Versuch, ihn von mir zu drücken, scheiterte kläglich, da er mit Leichtigkeit meine Hände wegdrückte. Soviel Kraft traute man ihm bei seinem Erscheinungsbild gar nicht zu.
'Jishit halt still!'
'Ich will aber nicht!', weiterhin gab ich nicht auf und startete einen weiteren Versuch, meinem kalten Tod zu entgehen, aber Yoongi war unnachgiebig.
'Tu was ich dir sage!'
Woah, der Junge hatte ja teilweise ein noch lauteres Organ als Hoseok, wenn er lachte. Schmerzlich wurde mir bewusst, dass ich keine Chance auf Gnade hatte und so gab ich mich geschlagen.
Er merkte auch, dass mein Widerstand langsam brach und dementsprechend wurde auch er sanfter.
'Das wird helfen.'
Begleitet von diesen Worten zog er mir das Oberteil hoch und legte das Kissen auf meinen Bauch und - oh Gott war das kalt! Am liebsten hätte ich das Ding sofort genommen und gegen die nächste Wand geschmissen, aber dann hätte Yoongi wohl genau dasselbe mit mir gemacht und auf weitere Schmerzen konnte ich getrost verzichten.
Ich schaffte es nicht, keinen Muskel in meinem Gesicht zu bewegen und verzog es wegen der plötzlichen Kälte. Was ich an diesem Tag lernte, war, dass Min Yoongi ein Sadist war.
Auch, wenn ich jetzt fast erfror, ertrug ich es und sah zu Yoongi, der nur still meinen 'Kampf' verfolgt hatte und wie sein Blick auf mein Gesicht gerichtet war und seines einfach nur eine nicht deutbare Maske war, ließ mich unruhig werden. Wieso musste er auch so einen nicht definierbaren Blick drauf haben?
'Jetzt hast du dir auch deinen Kakao verdient, gut gemacht.', scherzte er auf einmal und klopfte mir auf das Bein, weil es ihm am nächsten war und aus Reflex und Protest gleichermaßen trat ich nach ihm.
'Das ist nicht nett!', rief ich aus und er versuchte mein Bein festzuhalten, was ihm jedoch nicht gelang.
'Du bist nicht nett, wer tritt denn bitte nach seinem Hyung?!'
Bei diesen Worten konnte ich nicht anders als loszulachen und von einer auf die andere Sekunde stimmte Yoongi mit ein und lachte ebenfalls.
Wow, ich hatte ihn ja noch nie lachen gehört und ich musste zugeben, dass ihm der Gesichtsausdruck, den er dabei hatte, doch ein wenig besser stand als dieses grimmige, auch wenn ich es ebenso mochte. Dass er überhaupt fähig war zu lachen überraschte mich.
Nachdem wir uns wieder eingekriegt hatten, redeten wir noch über die ein oder andere Sache, und da es so belanglos war, entspannte ich mich endlich und konnte seine Anwesenheit genießen. Mit seiner ruhigen Art war er das völlige Gegenteil von Hoseok, der bald daueraufgedreht war und dem die Worte nur so aus dem Mund sprudelten und das schätzte ich wirklich an ihm, da Hoseok deswegen von Zeit zu Zeit etwas..anstrengend wurde.
Eine dreiviertel Stunde war vergangen, in der wir nebeneinander saßen und uns miteinander austauschten, bevor er auf etwas ganz anderes zu sprechen kam.
'Ich muss dann jetzt wieder los, es gibt noch ein paar Sachen, die ich erledigen muss.', nebenbei sah er auf sein Handy, was er bei unserer Konversation ebenfalls auf dem Tisch abgelegt hatte und tippte auf ihm herum.
Einerseits war ich froh, aber andererseits wollte ich auch wieder nicht, dass er ging. Zum Teufel, ich wechselte meine Meinung über ihn öfter als meine Unterwäsche.
Ich machte Anstalten aufzustehen, um ihn zur Tür zu bringen, doch er machte eine Handbewegung, die mir zu verstehen gab, dass das nicht nötig war.
'Bleib sitzen, du solltest dich noch etwas ausruhen, ich finde allein raus.', meinte er und richtete den Kragen seiner Lederjacke.
'Yoongi?'
'Ja?'
Sein Handy schob er in seine Hosentasche und sah danach zu mir.
'Danke, dass du vorbeigekommen bist.'
Und dann geschah das Unfassbare: er verzog sein Gesicht zu einem Grinsen und lächelte mich an. Mit dem Fakt, dass er lachen konnte, war ich genauso überfordert gewesen, aber sein Lächeln sorgte dafür, dass mir warm ums Herz wurde. Wenn ich schon vorher dachte, dass er aussah wie ein kleines Kätzchen, dann jetzt erst recht.
'Kein Problem. Wir sehen uns die Tage.'
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren ging er dann einfach und ich hörte nur noch, wie die Tür geöffnet wurde und kurz darauf wieder ins Schloss fiel. Kaum war sie zu, machte ich mich auf dem Sofa breit und schloss meine Augen.
Ob ich in Min Yoongi verliebt war?
..ich hatte das Gefühl, als könnte ich diese Frage ab heute mit Gewissheit beantworten.

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