The fact that I didn't want to accept

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Es war 2 Uhr morgens, als ich kraftlos in mein Bett fiel.
Hoseok war schon vor mir da gewesen, weil es ihm nicht so gut ging, wie er mir mitgeteilt hatte, als ich zu Hause war, weswegen er verhältnismäßig schnell auch wieder anwesend war.
Auf meinem Weg waren mir schon halb die Augen zugefallen und ich kämpfte gegen die Müdigkeit an, da es wirklich draußen kalt um diese Zeit und somit auch der Wind eisig und schneidend war, doch Yoongis Beanie spendete mir, was meinen Kopf anging, ausreichend Wärme.
Ich setzte sie auch kein einziges Mal ab, da sie überraschenderweise angenehm zu tragen war und auch, was nicht verwunderlich war, weil nach ihm roch und ich musste zugeben, dass sein Geruch irgendwie beruhigend auf mich wirkte, doch meine Reaktion darauf, als er sie mir aufgesetzt hatte, gab mir zu denken.
Zuerst hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass ich so von ihm gedacht hatte, denn mittlerweile müsste ich es eigentlich besser wissen. Am Anfang hatte mich Yoongi angefahren, was aber mehr als verständlich war, denn wer wäre nicht sauer, wenn eine andere Person in einen hineinlaufen würde? Jedenfalls hatte sich mein erster Eindruck von ihm komplett gewandelt, denn mittlerweile war er echt nett zu mir und er wirkte auch nicht mehr so böse, auch wenn ihn dennoch eine Ausstrahlung umgab, die ich nicht einzuordnen vermochte.
Wie mein Körper reagiert hatte, schob ich darauf, dass ich davon ausgegangen war, dass er auch etwas ganz anderes, negatives, hätte tun können, auch wenn ich jetzt eine andere Meinung in Bezug auf ihn vertrat. Ja, das klang logisch. Es war nur die Panik, die meinen Körper in Alarmbereitschaft versetzt hatte. Nicht mehr.
Doch diese Erklärung erleichterte mich nur geringfügig und bevor ich mir noch weiter meinen Kopf darüber zermartern konnte, schob ich diesen Gedanken ganz schnell in den hintersten Winkel meines Gehirns und konzentrierte mich darauf, nach Hause zu kommen und, wie es jetzt der Fall war, ausgelaugt in meinem Bett zu liegen.
Aber egal, wie sehr ich es auch versuchte, scheiterte ich kläglich daran, nicht mehr an ihn zu denken, denn er drängte sich immer wieder in meine Gedanken, weswegen ich mehr als glücklich war, als der Schlaf mich davon erlöste.


Zwei Tage später, mit Beginn der Schule, war Hoseok wieder der Alte. Von seinem Unwohlsein war so gut wie gar nichts mehr vorhanden, sodass er mich quietschvergnügt bald aus unserem Haus zog und zur Schule schleifte.
'Weswegen bist du so gut gelaunt?', wollte ich von ihm auf dem Weg wissen, doch er grinste mich lediglich an und ging nicht auf meine Frage ein, sondern ließ sie einfach so im Raum stehen, was ich mit einem Stöhnen gut sein ließ. Wie konnte dieser Junge so früh am Morgen, und dazu noch an einem Montag, so gut gelaunt sein? Die Antwort darauf war eigentlich schnell gefunden, denn es war Hoseok und das erklärte alles von allein, wenn man bedachte, dass er mit zu den Personen gehörte, die mit am meisten Optimismus besaßen.
Auf jeden Fall kamen wir schnell bei der Schule an und Hoseok begab sich auch gleich zu seinem Klassenraum, während ich Tae begrüßte, der vor dem Schuleingang mit Jin stand und mich anlächelte, nachdem er mich sah.
Uns blieben noch 10 Minuten, bevor die erste Stunde beginnen würde und wir redeten auch über nichts weltbewegendes.
Doch dieser Tag sollte nicht so einfach werden, wie es zuerst den Anschein hatte.

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Man sollte es kaum glauben, aber die Fächer, die man ohnehin schon langweilig fand, konnten von ihrem Spannungsfaktor her noch getoppt werden. Eigentlich dachte ich ja, dass Chemie schon öde war, aber da hatte ich mich gewaltig geschnitten, denn als unser Lehrer verkündete, dass er von nun ab ein paar Stunden Physik dazwischen schieben würde, hätte ich ja nicht mal ansatzweise geahnt, dass ich bald einpennen würde in seiner Stunde. Und das war nicht übertrieben. Er erzählte gleich am Anfang etwas über ein Thema, welches ich nicht mal in seinen Grundzügen verstand, und schweifte dann ab und berichtete über – und das war kein Scherz – seine 104-jährige Oma, wobei man von ihm schon dachte, dass er den ersten Weltkrieg miterlebt hatte, und mit jeder Sekunde, die verstrich, merkte ich, wie mein Gehirn sich so langsam herunterfuhr und in den Standby-Modus wechselte, um Energie zu sparen, denn die brauchte ich für diesen Unterricht gerade wirklich nicht verschwenden, sodass mein ganzer Körper träge wurde, und gegen das Bedürfnis, zu schlafen, musste ich ankämpfen, und ich war nicht der Einzige. Ein Blick zu Taehyung reichte schon, um zu wissen, dass auch er damit kämpfte, dass seine Augen nicht zufielen, was ein ziemlich witziges Bild war und ich mir, mal wieder, das Lachen verkneifen musste. Mit das schlimmste war, dass es gefühlt ein Jahrzehnt dauerte, bis die Glocke schellte und ich mich aus meiner Apathie befreien konnte, genauso wie Taehyung.
Er erklärte mir, dass er die Pause mit Jin verbringen würde, was für mich kein Problem war, und so suchte ich meine Sachen zusammen und ging ohne Umwege zu unserer Cafeteria, um dort die anderen zu treffen.

Vor der Cafeteria wartete zu meiner Freude Hoseok auf mich und er steckte sein Smartphone weg, nachdem ich neben ihm stand und darauf wartete, dass er mich bemerkte.
'Und Jimin, wie war dein Unterricht?'
Er drehte sich zu der Tür und öffnete sie, wobei er mich weiterhin ansah.
'Ich wäre fast eingeschlafen. Wenn man denkt, es kann nicht mehr schlimmer kommen, gibt es immer noch etwas, was dem einen draufsetzt.', beklagte ich mich und verdrehte genervt die Augen.
'Ich weiß genau, wovon du sprichst. Es war bei mir eben dasselbe, mein Lehrer mein-'
'Ach, sieh einer an, wenn das nicht der Typ ist, der sich mit jedem blendend versteht.'
Völlig irritiert sahen Hoseok und ich nach vorne und er wäre bald in den Schüler, der sich vor uns befand, reingeknallt, wäre er nicht sofort stehengeblieben.
'Und du bist?'
Wie schnell Hoseoks Laune sich ändern konnte, kam in Zeitpunkten wie diesen gut zur Geltung. Eben noch war er wie Fröhlichkeit in Person gewesen und jetzt war er ernst. Wenn es sein musste, verwandelte er sich schneller als ein Chamäleon, und gerade das war jetzt der Fall.
Der Junge vor ihm musterte ihn nur mit einem überheblichen Blick. Er war einen ganzen Kopf größer als Hoseok, somit ein Riese und er machte den Eindruck, als wenn er Ärger suchte, und den mit meinem Bruder.
'Eigentlich geht's dich nichts an, aber ich heiße Chanyeol, merk dir den Namen.'
Sein spöttisches Grinsen zeigte mir sehr deutlich, dass er nicht viel von Hoseok hielt.
'Ist das dein Bruder, von dem alle reden? Der, der immer wieder in Min Yoongi reinknallt?'
Und anscheinend von mir auch nicht. Seine Augen richteten sich auf mich und scannten mich einmal von oben bis unten genaustens ab.
'Das geht dich nichts an.'
Hoseoks Stimme wurde mit jedem Wort dunkler und ich wusste viel zu gut, was das bedeutete. Wenn der Typ so weitermachen würde, würde Hoseok sich nicht mehr zurückhalten.
'Hyung, lass gut sein..', ich griff nach seinem Arm, um ihn zu besänftigen. Ein Kampf würde jetzt nicht im Geringsten was bringen.
Wäre es nach Hoseok gegangen, wäre er dem Typen im nächsten Moment an die Kehle gesprungen, doch zum Glück ließ er sich nicht auf eine Fortsetzung des Gespräches ein, denn seine Augen richteten sich auf mich und sein Blick wurde einen Moment später weicher.
Für einen Augenblick hielt er noch den Blickkontakt zu mir, bevor er sich erneut an Chanyeol wandte und sich sein Blick ein zweites Mal verfestigte. Ein Blickduell lieferte er sich nicht, aber dennoch erdolchte er den Jungen vor sich mit seinen Augen und drehte sich dann nach einigen Sekunden um, um mit mir davon zu marschieren.
'Hyung, was sollte das?'
Ich lief neben ihm her und fragte ihn das erst, als ich mir sicher war, dass dieser Chanyeol außer Hörweite war.
'Keine Ahnung, aber er ist mir definitiv unsympathisch.', verbissen hatte Hoseok seinen Blick nach vorne gerichtet. Im Grunde war er nicht die Art von Mensch, die sich schnell aufregte, aber die Begegnung von eben schien ein Ausnahmefall zu sein.
Weiter passierte in dieser Pause nichts. Wir saßen zu fünft zusammen und aßen etwas, bevor die Klingel ertönte und uns somit das Zeichen gab, in unsere Klassen zurückzukehren, damit wir den Unterricht fortsetzen konnten.


In der nächsten Pause musste ich von einem in den anderen Raum wechseln, da mein Unterricht nicht mehr im selben stattfand, und um nicht zu spät zu kommen, machte ich mich schon etwas früher auf den Weg, doch vorher verbrachte ich noch etwas Zeit mit Hoseok bei Namjoon, Yoongi und Jungkook. Es machte Spaß, ihnen bei ihren Gesprächen zuzuhören, da ich so das ein oder andere von ihnen in Erfahrung bringen und lernen konnte, wie zum Beispiel, das Namjoon überhaupt nicht tanzen konnte und er dabei immer so aussah, als hätte er schwerste Krämpfe oder das Jungkook in 10 Jahren unter Umständen Tätowierer werden wollte, was ziemlich überraschend kam, da ich es ihm einfach nicht zugetraut hätte.
Mit Yoongi redete ich nicht viel, da er, aus irgendeinem Grund, abwesend zu sein schien und ich ihn nicht stören wollte, auch wenn ich gerne mit ihm geredet hätte.
Die restliche Pause verging wie im Flug und ehe ich mich versah, musste ich schon los, damit ich noch pünktlich ankam.
Ich verabschiedete mich von Hoseok und den anderen und verließ gleich darauf die Mensa, wobei ich ihnen noch einen letzten wehleidigen Blick zuwarf, damit sie auch ja wussten, dass ich jetzt in der nächsten Stunde leiden würde.
Taehyung hatte in der vorherigen Stunde zu mir gesagt, das er schon einmal vorgehen würde, da er rechtzeitig da sein wollte und so ging ich 10 Minuten früher alleine los. Was dabei geschehen sollte, würde einen wesentlichen Einfluss auf den weiteren Verlauf meines Lebens nehmen.

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In den Gängen, durch die ich lief, standen hier und da noch Schüler, die miteinander redeten oder ihre Hausaufgaben in aller Schnelle auf dem Boden erledigten, doch die meisten hielten sich zu dieser Zeit in der Cafeteria oder draußen auf dem Hof auf.
Ich beachtete sie nicht weiter, da ich ein Ziel hatte, wo ich hin musste, war aber von meinen Gedanken, die sich mal ausnahmsweise um mein nächstes Essen drehten, so abgelenkt, dass ich die herannahende Situation erst viel zu spät bemerkte.
Gerade bog ich um eine Ecke, und den Zahlen, die sich neben den Türen der Klassenräumen befanden nach zu urteilen, war ich fast da, als ich etwas hörte, was mich stoppen ließ.
'Wen haben wir denn hier?'
Diese Stimme..ich kannte diese Stimme. Und bei ihr lief es mir eiskalt den Rücken hinunter, als ich sie der richtigen Person zuordnen konnte.
Die Nervosität stieg in mir hoch, während ich mich nach ihr umsah und ihren Besitzer Sekunden später ausfindig machen konnte.
Chanyeol, der Typ, der vorhin noch mit Hoseok auf Konfrontationskurs war, stand nur ein paar Meter von mir entfernt mit drei weiteren Jungs zusammen und blickte mich geradewegs an.
Ganz ruhig Jimin, ignorier sie einfach, sagte ich mir und wollte so tun, als wenn ich sie nicht gesehen hätte, doch Chanyeol kam sofort auf mich zu, nachdem er verstand, was ich vorhatte.
'Ich habe mit dir gesprochen.', meinte er mit einem deutlich hörbaren Unterton zu mir, als er mir den Weg versperrte.
Jetzt, wo er so vor mir stand, realisierte ich, dass er viel größer und auch muskulöser als ich war und das löste in mir ein Gefühl der Unbehaglichkeit aus.
Ich dachte, dass ich vielleicht doch noch eine Chance hätte, dem hier zu entgehen, aber daraus wurde nichts, denn seine 'Freunde' stellten sich um mich, sodass es beinahe unmöglich für mich war, aus dieser Situation zu fliehen.
'Hat dir niemand beigebracht, dass es unhöflich ist, nicht mit Leuten zu reden?'
Jetzt verschärfte sich die Lage. Ich musste irgendwas sagen, was ihn beschwichtigte, bevor es noch zu eskalieren drohte.
'Ich will keinen Stress.', probierte ich es und wollte an ihm vorbeigehen, doch er ließ es nicht zu. Stattdessen packte er mich unsanft am Arm und hielt mich fest, sodass ich gezwungen war, stehenzubleiben. Überrascht sah ich auf meinen Arm und von diesem aus hoch zu Chanyeol in sein Gesicht, aber was ich in ihm erkannte, ließ mich böses vermuten.
'Ich denke ich sollte dir beibringen, was einem blüht, wenn man anderen keinen Respekt zollt.'
Und begleitet von diesem Satz fuhr ein stechender Schmerz durch meinen Körper, weil er mir seine Faust in den Bauch rammte.
Unter Schmerzen sog ich scharf die Luft ein und meine Augen wurden groß. Er hatte mich gegen eine der Wände geknallt und meine Schulter mit seiner anderen Hand fixiert, damit ich nicht weglaufen konnte.
Seine Freunde lachten nur hämisch, während ich mich zusammenreißen musste, um nicht vor Schmerz zu keuchen oder stöhnen, und ich stellte den nächsten Versuch an, von hier wegzukommen, indem ich seine Hand von meiner Schulter wegnehmen wollte, aber das sorgte dafür, dass er noch fester zudrückte.
'Wag es ja nicht!'
Mittlerweile schrie er mich an und ich setzte zu einem Satz an, doch er unterbrach mich, indem er wieder auf genau dieselbe Stelle schlug und mir die Wucht die Luft aus den Lungen presste.
Es war niemand da, der mir mit diesen vier Typen helfen konnte und mir wurde mit einem Mal bewusst, dass ich mich hieraus nicht befreien könnte. Verzweiflung begann in mir zu wüten und jede Faser meines Körpers zu lähmen. Ich hatte keine Möglichkeit, zu fliehen und blanke Panik keimte dazu in mir auf. Wenn mir wirklich niemand half, würde das ein böses Ende nehmen.
'Was ist hier los?'
Doch dann drang eine mir vertraute Stimme an mein Ohr und ich war so dankbar, als ich sie identifiziert hatte.
'Yoongi, wer hätte mit dir gerechnet?'
Meine Augen, die bis eben noch zusammengekniffen waren, öffnete ich langsam, und mir fiel ein Stein vom Herzen, als sie Yoongi gefunden hatten, der sich uns zügig näherte.
Der Junge, der mich festhielt, grinste diabolisch, machte aber keine Anstalten, mich loszulassen.
'Lass ihn los.'
Der Tonfall von Yoongis Stimme war so hart, dass ich selbst zusammenzuckte, weil ich ihn nur von unserem ersten Aufeinandertreffen gewohnt war.
Aber Chanyeol dachte gar nicht dran, sondern drückte meine Schulter nur noch mehr, sodass erneut ein beißender Schmerz meinen Körper erfasste und ich die Zähne zusammenbeißen musste, um nicht aufzustöhnen. Genau das sah Yoongi.
Und ab da realisierte ich das erste Mal, warum man ihn Monster nannte.
Es war eine Handlung, die binnen Sekunden von Statten ging.
Seine erste Handlung war nach Chanyeols Hand, die mich festhielt, zu greifen und mich aus ihr zu befreien und die nächste, dass er Chanyeol am Hals packte und brutal gegen die Spinde knallte. Dieser griff aus Reflex an seinen Hals und versuchte, Yoongis Hand von seiner Kehle zu entfernen, doch diese war eisern und seine Hand bewegte sich keinen Zentimeter.
'Ich sage es noch ein letztes Mal: Lass ihn in Ruhe.'
Seine Stimme hatte einen bedrohlichen Unterton angenommen und ja, ich denke das ich ihn ab da das erste Mal fürchtete.
'Ok, ok.', röchelte Chanyeol, dem so langsam die Luft auszugehen schien und er hob abwehrend die Hände. In seinen Augen konnte man die pure Angst erkennen und auch seine Gefolgschaft sah nicht besser aus, doch wagte es keiner von ihnen, in das Geschehen einzugreifen. Auch, wenn Yoongi um einiges kleiner war als Chanyeol selbst, schien er mindestens genauso stark wie er zu sein.
Yoongis Augen waren so dunkel, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte und sie strahlten den reinsten Hass aus, den er für diesen Typen empfinden musste.
Aber er beließ es so schnell nicht dabei. Er drückte noch stärker zu und ich hatte schon Angst, dass er Chanyeol jeden Moment umbringen könnte, denn seine Gesichtsfarbe veränderte sich von rosa zu weiß und seine Augen zuckten wild von der einen zur anderen Seite.
Aber dann ließ er ihn los.
'Verschwinde.'
Kurz nachdem Yoongi seine Hand von Chanyeols Kehle entfernt hatte, rutschte dieser auf den Boden hinunter und sein Gesicht nahm seine alte Farbe an. In großen Zügen sog er den Sauerstoff ein und er rappelte sich danach gleich wieder auf, nur um sich dann umzudrehen und Fersengeld zu geben, wobei ihm sein Gefolge in nichts nachstand und ebenfalls die Flucht ergriff.
Yoongi beobachtete das Ganze, bis die vier um die nächste Ecke verschwunden waren und wandte sich dann zu mir.
'Jimin, ist alles in Ordnung?'
Meine Augen huschten kurz zu seinem Gesicht und es zeigte einen anderen Ausdruck, als die, die ich bis jetzt bei ihm beobachtet hatte. Es lag Besorgnis in seinem Gesicht. Er sorgte sich um..mich?
Er verringerte den Abstand, der zwischen uns herrschte, und das ich seine Stimme so dicht bei mir hörte, beruhigte ich mich etwas.
'Ich denke schon..danke.'
Doch sein Blick sagte mir, dass er mir nicht glaubte, was daran lag, dass ich vor Schmerzen nicht mehr gerade stehen konnte, und ich es mir verkneifen musste, mir meinen schmerzenden Bauch zu halten, und das bemerkte auch er.
'Lass mich das sehen.'
Jetzt war die Nähe zu ihm für mich doch unvorteilhaft, denn er griff an den Saum meines Shirts und machte Anstalten, es hochzuziehen.
'Nein!', quietschte ich unmännlich, doch das ignorierte er einfach und hielt mit einer Hand bestimmt meine Hände fest, weil ich versuchte, ihn davon abzuhalten, und mit der anderen schob er mein Shirt hoch.
Er verzog zuerst keine Miene, als er meinen Bauch sah, auf dem sich nun ein roter Abdruck befand, der so langsam an Größe und Intensität zunahm, sondern starrte nur darauf, ohne auch nur irgendwas zu sagen, was mir ziemlich unangenehm war.
Doch wenn ich dachte, dass das schon schlimm war, dann fiel mir keine Steigerung für seinen nächsten Schritt ein.
Denn er führte seine Hand zu meinem Bauch und strich mit seinen Fingern ganz vorsichtig über die gerötete Stelle, sodass ich es fast nicht spürte, und dennoch sog ich scharf die Luft ein, teilweise wegen dem Schmerz, den es dennoch auslöste, als auch wegen der Berührung, und sie ließ mich erschaudern, sodass sich eine Gänsehaut auf meinem Körper bildete und ich traute mich nicht zu atmen.
Wieso reagierte mein Körper so?
Doch diese Frage war mir gleich wieder entfallen, als ich mitbekam, wie sich Yoongis ausdrucksloses Gesicht wandelte und ich konnte ihm die Wut, die er nun empfand, deutlich ansehen.
'Du bist verletzt.', erfasste er das Problem und ließ mein Shirt wieder los.
'E-es geht schon, mach dir keine Sorgen.', versuchte ich ihm zu versichern, auch wenn ich mich nicht sonderlich gut fühlte, doch das brauchte er nicht wissen, genauso wenig von dem Trubel, der noch in meinem Inneren tobte.
Aber anscheinend war er mit meiner Äußerung nicht zufrieden.
'Wir gehen jetzt sofort zur Krankenstation.'
Es war ein Befehl, und er würde mich nicht widersprechen lassen, das wusste ich. Es gab nicht viele Optionen für mich. Ich könnte versuchen, mich einfach umzudrehen und wegzulaufen, doch erstens war Yoongi schnell, wie ich es eben feststellen musste, und zwar sehr schnell, und zweitens würde er mich dann spätestens am nächsten Tag erwischen und mich dann zu einem Arzt schleppen, also ergab ich mich in mein Schicksal und senkte meinen Kopf, doch er schnellte gleich wieder hoch, als Yoongi noch etwas zu seinem Satz hinzufügte.
'Es wird kein zweites Mal vorkommen, dafür sorge ich.'
Und sofort, von jetzt auf gleich, fühlte ich mich sicher, auch wenn ich im ersten Moment Angst vor ihm gehabt hatte.
Yoongi hatte mich vor den Typen beschützt, dabei hätte er auch weitergehen und mich und sie ignorieren können, doch er tat es nicht. In dem Sinne war ich ihm also etwas schuldig, und so ließ ich es zu, als er meine Hand nahm und mich hinter sich her zu dem Sanitätsraum zog.
Es fiel mir schwer, gerade zu gehen, doch ich versuchte, so wie er es des Öfteren tat, ein Pokerface aufzusetzen und so zu tun, als ob mit mir alles in Ordnung wäre, aber ich war schon immer ein schlechter Schauspieler gewesen, und gerade Yoongi konnte ich nichts vormachen, weswegen ich es nach dem halben Weg auch nicht weiter versuchte.
Vielmehr war ich froh darüber, dass wir nach wenigen Minuten, die mir jedoch vorkamen wie Stunden, endlich an unserem Ziel ankamen und Yoongi ohne zu klopfen die Tür öffnete. Den Weg über hatte er meine Hand nicht losgelassen und die Wärme, die sie ausstrahlte, hatte mich beruhigt und etwas meine Schmerzen gelindert und kaum war sie fort, weil wir im Raum standen und er sie losließ, verschwand auch die Wärme und das angenehme Gefühl mit ihr.
'Meine Herren, Sie sollten beim Unterricht sein.'
In dem Raum, den wir soeben betreten hatten, saß eine Frau, die vermutlich die Schulkrankenschwester war, an einem Tisch und bearbeitete irgendwelche Unterlagen, von denen sie nun aufsah, da sie nicht mehr alleine war und uns abwartend ansah.
Yoongi kam gleich zum Punkt.
'Mein Freund ist verletzt, Sie müssten sich das einmal genauer ansehen.'
Es war keine Bitte und auch keine Frage, sondern eine Aufforderung, weswegen sie ihm auch einen leicht verärgerten Blick zuwarf, der aber innerhalb von Sekunden zu besorgt umschlug und sie aufstand und hinter ihrem Tisch hervorkam.
'Setzen Sie sich bitte.'
Ich nickte, und ihr zu signalisieren, dass ich verstanden hatte und tat, wie mir geheißen und ließ mich auf einer der Liegen, die an den großen Fenstern standen, nieder, damit sie mich untersuchen konnte.
'Was genau ist passiert?'
Sie war mir hinterher gekommen, genauso wie Yoongi und stand nun vor mir und sah zu mir herunter.
'Ich hatte eine Auseinandersetzung mit einem anderen Schüler und er hat kurzerhand auf mich eingeschlagen.'
Da ich wusste, was die nächste Frage sein würde, hob ich wortlos mein Shirt an und zeigte ihr die Stelle, von der ich redete. Yoongi stand neben ihr und hatte die Arme vor der Brust verschränkt, wobei er seine Lippen aufeinanderpresste.
Sie tat genau dasselbe wie Yoongi vor ein paar Minuten und tastete meinen Bauch ab, was mir wie vorhin schon Schmerzen bereitete und nach wenigen geschickten Handgriffen war sie fertig.
'Es scheint nichts gebrochen zu sein, es handelt sich lediglich um eine Prellung, aber Sie sollten sich die Tage schonen. Sie können noch etwas hierbleiben, wenn Sie sich noch nicht gut fühlen oder nach Hause gehen, dann aber bitte in Begleitung.'
'Ich übernehme das.'
Yoongis Aussage kam wie aus der Pistole geschossen und meine Gesichtszüge mussten entgleisen, so überraschend kam sie für mich.
'Das musst du nicht tun.'
Wirklich ein Problem hätte ich damit nicht gehabt, denn es ging mir überhaupt nicht gut, aber ich wollte Yoongi auch nicht zur Last fallen, was ich ihm klarmachen wollte.
'Ich will aber, keine Widerworte, Jishit.'
Ok, damit wir die Diskussion wohl beendet.
'Ich gebe Ihnen beiden dann ein Attest mit, damit Sie keinen Ärger bekommen.', sagte die Krankenschwester und ging zu ihrem Schreibtisch, um die gesuchten Papiere aufzutreiben.
'Ich hätte wissen müssen, dass das passiert, der Typ ist so ein Bastard.'
Yoongi hatte nach einem Stuhl, der nicht weit von ihm entfernt stand, gegriffen und ihn an die Liege herangezogen, sodass wir fast auf selber Höhe waren und sich anschließend auf ihn gesetzt.
'Es ist halb so wild, du bist ja noch rechtzeitig gekommen, sodass nicht groß etwas passiert ist.', beschwichtigte ich ihn, doch er war noch immer sauer.
'Wäre ich früher gekommen, hätte ich das alles verhindern können.'
Er sah mich nicht an, sondern den Fußboden und knetete seine Hände. Jetzt bekam ich ein schlechtes Gewissen, denn er gab sich selbst die Schuld daran, dass es alles so gelaufen war, und das wollte ich nicht.
'Schon gut, ich bin einfach nur froh, dass du mir geholfen hast.'
Ich schaffte es, ein Lächeln zustande zu bringen und er löste seine Augen vom Fußboden und blickte mir entgegen. Sein Gesicht war von keinem Ausdruck geprägt und doch war ich der Meinung, irgendwas in ihm erkennen zu können, doch zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was.

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Ungefähr eine halbe Stunde blieb ich noch liegen und wartete darauf, dass der Schmerz nachließ, was zum Glück auch der Fall war, bevor ich mich mit Yoongi zu mir nach Hause aufmachte.
Das Laufen war durch die Pause erträglicher geworden, aber dass Yoongi den gesamten Weg über nichts sagte, gab mir zu denken und verunsicherte mich. Stimmte irgendetwas nicht?
Jungkook, Namjoon als auch Hoseok würde ich nicht von dem Vorfall auf dem Flur erzählen, denn einerseits wollte ich nicht, dass sie sich Sorgen um mich machten und andererseits war es mir peinlich, dass ich mich nicht hatte zur Wehr setzen können. Ich kam mir schwach vor, und diese Schwäche wollte ich mir vor ihnen nicht eingestehen.
Als Yoongi und ich bei mir ankamen, hatte ich keine Ahnung, was ich genau tun sollte. Sollte ich ihn hereinbitten oder mich von ihm verabschieden? Doch er nahm mir die Entscheidung ab, indem er sagte, dass er noch einkaufen müsste, mir aber versicherte, morgen auf jeden Fall noch einmal vorbeizukommen, um nach mir zu sehen, und machte sich dann ohne Umschweife auf den Weg zum Supermarkt.
Nach der Verabschiedung, die nur aus Worten bestand, quälte ich mich die Treppen hoch in mein Zimmer.
Ich weiß nicht aus welchem Grund genau, aber nachdem ich mich in mein Bett fallen ließ, nahm ich Yoongis Beanie, die die Nacht in meinem Bett gelegen hatte, da – und nein, ich bin kein Creep – ich den Geruch ihres Besitzers mochte und mit ihr neben mir komischerweise besser einschlafen konnte, und legte sie wieder neben mich, da ich jetzt nichts lieber tun wollte, als zu schlafen und wenigstens für ein paar Stunden diesem schrecklichen Tag zu entkommen.


Wie lange ich geschlafen hatte, konnte ich nicht sagen, aber durch die Tatsache, dass es draußen, als ich von meinem Bett aus aus dem Fenster sah, schon dunkel war, musste ich eine ganze Weile geschlafen haben und das hätte ich bestimmt noch länger, wenn nicht die Klingel der Tür mich mit ihrem nervigen Geräusch aus meinem Schlaf gerissen hätte.
Frustriert stöhnte ich auf und nahm das Kopfkissen, um es mir auf den Kopf zu drücken, doch wurde mir weitere Ruhe verwehrt, weil nach mir gerufen wurde.
'Jimin! Kommst du mal bitte?'
Meine Mutter war als erste an der Tür gewesen und rief von unten nach mir. Langsam erhob ich mich von meinem Bett und kam ihrer Bitte nach, auch wenn es etwas länger dauerte, und als ich unten ankam, konnte ich kaum glauben, wer da an der Tür stand.
'Ich lasse euch beide denn mal allein.' mit diesen Worten verschwand meine Mutter und ließ mich und meinen Überraschungsbesuch als einzige unten stehen.
'Was gibt's?'
'Jimin ich muss mit dir reden.'
Namjoon wirkte ernst, als er mir das mitteilte und ich war ehrlich neugierig, was er denn von mir wollte, vor allem, da er um diese Zeit noch hier aufkreuzte, ohne sich vorher anzukündigen.
'Worüber denn?'
'Es ist nicht ganz so einfach. Mir sind da in letzter Zeit so..gewisse Dinge aufgefallen und über die wollte ich direkt mit dir sprechen.'
'Worum geht's genau?'
Ein wenig suspekt war mir das Ganze schon, aber ich dachte mir wiederum auch nicht viel dabei, da es bestimmt nicht so schlimm sein könnte.
'Jimin, sei bitte ehrlich zu mir, kann es sein, dass du dich in Yoongi verguckt hast?'
Das war der Moment, in dem ich aus allen Wolken fiel.
Ich hätte mit so vielen Dingen gerechnet. Dass er mich fragen wollte, warum ich von Zeit zu Zeit mit Taehyung abhing oder auch wieso ich heute früher gegangen war, doch damit definitiv nicht.
Und die Frage an sich war auch ein Schock für mich, denn ich hatte mich, und das realisierte ich gerade, vor ihr gefürchtet und auch vor der Antwort auf sie, nämlich aus Angst. Aus Angst, mir eingestehen zu müssen, dass ich für Yoongi mehr empfand als bloße Freundschaft.
Und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. Alles an ihm. Die Art, wie er sich bewegte, wie er lustlos durch die Gegend blickte oder sich konzentriert seinen Songtexten widmete, völlig gleich, was er tat, ich fand es interessant. Ich hatte versucht, ihn aus meinen Gedanken zu verbannen, doch immer mal wieder erschien ein Bild von ihm in meinem Kopf und sorgte dafür, dass er erneut präsent in ihm wurde.
Entsetzt wurde mir bewusst, dass seine Frage mich nicht grundlos so traf und plötzlich wirbelten die verschiedensten Emotionen in meinem Inneren herum.
Mein Kopf ging wie von selbst in Richtung Boden hinunter und meine Lippen formten die Worte, die ich dachte.
'I-ich weiß es nicht..vielleicht?'
Dass Namjoon auf meine Antwort hin ein trauriger Ausdruck aufs Gesicht trat, sah ich nicht. Zu sehr war ich von meiner eigenen Aussage erschüttert, aber ich konnte es auch nicht mehr leugnen.
Nur Momente später sollten seine nächsten Worte für einen noch größeren Schock in meinem weiteren Leben verantwortlich sein.
'Jimin?'
'Ja?'
Ich antwortete sofort, wobei ich wieder zu ihm hochsah.











'Yoongi ist nicht schwul.'

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