Was it only just a dream?

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'..hättest du Lust auf ein Date?'





Tick tack. Tick tack.
Das war das Einzige, was ich nach seiner Frage noch hörte. Meine Uhr in meinem Zimmer und das Blut, was meine Ohren mit einem Rauschen füllte.
Ich öffnete und schloss den Mund ein paar mal unbewusst, wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. War es nicht das, was ich wollte? War das hier nicht gerade die perfekte Gelegenheit, um von Yoongi loszukommen, meine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen, die Freundschaft wieder eine wirkliche Freundschaft werden zu lassen?
Doch wenn es tatsächlich das war, was ich vom ganzen Herzen wollte – wieso zögerte ich dann?
'Also, ich..', fing ich an, brach jedoch mitten im Satz ab. Vom anderen Ende der Leitung aus vernahm ich keinen Ton, wahrscheinlich wartete Jungkook auf meine Antwort und sagte deswegen nichts '..wie kommst du denn zu der Frage?'
Ok, das war bestimmt nicht das, was er sich erhofft hatte, aber mein Mund sprach die Worte aus, bevor mein Gehirn ihre Bedeutung erfassen konnte.
'Naja, wir hatten zwar schon etwas zu meinem bevorstehenden Geburtstag gemacht, aber ich würde gerne etwas mit dir allein machen, so als Geburtstagsgeschenk..'
Zum Ende seines Satzes hin wurde er immer leiser, klang verunsichert. Ich konnte mir denken, dass er sich dumm dabei vorkommen musste, danach gefragt zu haben. Schließlich war meine Antwort kein Nein und auch kein Ja.
Und es stimmte, seinen Geburtstag hatten wir vorzeitig gefeiert, da er mitten in der Woche war und wir nicht da unbedingt etwas unternehmen wollten, also entschieden wir uns für das Wochenende davor. Doch dass Jungkook noch etwas machen wollte, davon war ich nicht ausgegangen, hätte mir auch ehrlich gesagt nicht vorstellen können, dass ich die Person sein sollte, die er dafür auserwählte.
'Ähm Jungkook, also ich, ich weiß nicht..das kommt so plötzlich..ich muss darüber in Ruhe nachdenken.', haspelte ich und musste meine Hände an meiner Hose abwischen, da sie anfingen zu schwitzen. Das hier war unangenehmer als vor der Klasse zu stehen und einen Vortrag über ein Thema zu halten, mit dem man sich null auskannte.
'Ok, das kann ich verstehen..', sogar durch das Telefon konnte ich hören, wie geknickt er war, und sofort tat es mir leid.
'Ich gebe dir spätestens bis zum Ende nächster Woche Bescheid ok?'
Ich bemühte mich zu einem Lächeln, was er natürlich nicht sehen, aber wenigstens hören konnte, in dem Versuch, ihn aufzuheitern und ich war der Meinung, dass es mir auch gelang, denn seine wahrscheinlich düstere Stimmung schien gegen eine bessere, fröhlichere, eingetauscht worden zu sein, als er wieder das Wort ergriff, denn auch ich hörte ein Lächeln aus seiner bis eben noch traurig klingenden Stimme heraus.
'Ja kein Problem, ich warte dann.'
Nach diesem Satz legte er auf und ich packte mein Handy zur Seite, schloss meine Augen und massierte meine Schläfen. Ich fühlte mich schlecht, aber so richtig. Jungkook war so ein netter Junge, aber seine Frage nach einem Date hatte mich schlichtweg überrumpelt und im Affekt war mir nicht so wirklich eingefallen, was ich hätte sagen sollen. Wieso konnte ich nicht so souverän in jeder Lage sein und handeln wie Hoseok?
Das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, fraß sich jetzt schon in mein Gewissen und würde mich, so wie ich es gewohnt war, für die nächsten Nächte wenn überhaupt nur schlecht schlafen lassen.
Total fertig fuhr ich mir durch meine schwarzen Haare und überlegte, ob ich ein Bad nehmen sollte, um so vielleicht etwas zur Ruhe zu kommen, auch wenn ich bezweifelte, dass der Effekt ausreichend sein würde.
In meinem Kopf hallte in Dauerschleife das Wort 'Idiot' wider und ich hätte am liebsten meinen Kopf gegen die nächstbeste Wand geschlagen, nur um diese Stimme zum Schweigen zu bringen.
Das Problem war nur, dass sich zu meinem nun vorhandenen schlechten Gewissen auch Zweifel mischten und somit ein unangenehmer Cocktail aus durch und durch negativen Gefühlen entstand.
Letzteres durchtränkte förmlich meine sonst so normalen Gedanken, denn Zelos Worten fielen mir schlagartig wieder ein. Ihr könnt es ihm nicht ewig verheimlichen. Früher oder später wird er dahinterkommen. Und dann wird er Yoongi in einem ganz anderen Licht sehen.
Somit war ich gleich von einem Problem in ein anderes vorhandenes gestolpert und ich fragte mich - stimmte das? Würde Yoongi für mich ein anderer sein, wenn ich hinter seine Geschichte kam? Und wollte ich das überhaupt? Vielleicht wäre die Wahrheit genauso schädlich für unsere Freundschaft, wie wenn ich ihm meine Liebe gestehen würde. Konnte – und wollte – ich dieses Risiko eingehen?
Ich war hin-und hergerissen. Zwar wollte diese Neugierde in mir unbedingt gestillt werden, aber ich fürchtete mich auch vor dieser Wahrheit, die unter Umständen alles zerstören konnte wie ein Sturm eine ganze Stadt.
Wieso musste mein Herz sich auch Yoongi aussuchen und wieso musste wenn alles Negative zur selben Zeit kommen? Es war zum Haare raufen.
Das Bad strich ich schnell von meiner imaginären Liste und kam zu dem Schluss, dass ich absolut nicht das kleinste Bisschen Lust mehr hatte, mich mit diesen Problemen auseinanderzusetzen, weswegen ich letztendlich dazu kam, einfach schon frühzeitig schlafen zu gehen, um wenigstens meinem geschundenen Körper etwas Ruhe zu gönnen und auch meine Gedanken zum Verstummen zu bringen.
Doch eine Frage ergriff noch immer Besitz von mir und würde mich auch in nächster Zeit nicht mehr in Frieden lassen – was sollte ich tun?

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Außer viel schlafen, um mich von den Strapazen des Spiels zu erholen, tat ich sonst nicht wirklich etwas anderes am Wochenende, da ich auch schlichtweg zu faul war.
Hoseok sah mich jedoch mit einem Blick, den ich als besorgt bezeichnen würde, jedes Mal am Küchentisch, wenn wir uns an diesem zum Essen einfanden, an, und das bereitete mir Unbehagen. Er konnte mich lesen wie ein offenes Buch, und das hatte zwar seine Vorteile, brachte aber auch Nachteile mit sich, so wie es jetzt der Fall war, denn ich wollte über das, was mich momentan beschäftigte, nicht groß reden. Es war schon immer so gewesen, dass ich Probleme eher mit mir im Stillen ausmachte, da ich andere mit diesen nicht belasten wollte und auch, wenn Hoseok mir regelmäßig versicherte, dass es ihn nicht stören würde, machte ich von seinen oft darauf folgenden Angeboten keinen Gebrauch.
Doch innerhalb dieser zwei Tage spürte ich, wie sich diese Sache Stück für Stück mehr in mir festbiss und mich nicht mehr loszulassen drohte, wenn ich mich nicht bald mit ihr befassen würde.
Deshalb war ich umso glücklicher, als es wieder Montag war und somit eine neue Woche anbrach und die Schule mich – hoffentlich – ablenken würde. Bis auf Taehyung, der fragte, wie es mir denn ginge, meldete sich auch keiner am Wochenende, was mir aber ganz recht war.
Denn auch, wenn die Sehnsucht nach Yoongi mit bald jeder Stunde größer wurde, wollte ich allein sein, weil er ja irgendwo für meinen jetzigen Zustand verantwortlich war. Das änderte sich jedoch, als der Montag da war und ich wusste, dass ich ihn in der Schule wiedersehen würde, denn da machten sich meine Gefühle wieder selbstständig und ich wurde ganz aufgeregt und konnte es kaum erwarten, in die Schule zu kommen. Wie wechselhaft die eigenen Emotionen doch sein konnten..


Der Unterricht unterschied sich nicht von den vorangegangenen Stunden. Taehyung verbrachte ungefähr die Hälfte von denen mit Schlafen und die andere Hälfte damit, irgendetwas, was überhaupt nicht zum Stoff passte, auf seinen Block zu kritzeln und allgemein geistig abwesend zu sein, aber bei Klausuren merkte man, dass er es trotz seines bald dauerhaft passiven Zustandes schaffte, diese mit einer akzeptablen Note abzuschließen, was mich jedes Mal neu mit großen Augen zu ihm sehen ließ, da ich ihm solche Leistungen einfach nicht zutraute.
Doch spürte ich, wie sich ein Blick in meinen Hinterkopf hineinbrannte, der nur von einer Person ausgehen konnte, doch wagte ich es nicht, mich umzudrehen und ihm direkt in die Augen zu sehen, da ich ihn gruselig fand und, wenn es ging, nie wieder mit ihm reden wollen würde, auch wenn mich das, was er womöglich zu sagen hatte, doch reizte und zugleich beängstigte. Aus diesem Grund konnte ich es kaum erwarten, den Raum nach dem Klingeln zu verlassen und zu Hoseok und den Anderen zu gehen, damit ich dieses Augenpaar auf mir nicht mehr verspüren musste, und ich wollte Yoongi auch unbedingt wiedersehen.
Ich war von uns allen als Erster in der Cafeteria und setzte mich an unseren Tisch, der tatsächlich sowas wie unser Stammtisch geworden war, und wartete geduldig auf meine Freunde, die jeden Augenblick durch die Tür kommen mussten. Namjoon und Yoongi gingen zusammen in eine Klasse, wie Hoseok damals, an einem unserer ersten Schultage, erzählt hatte. Er hatte das Pech, in ihrer Parallelklasse gelandet zu sein und sich mehr oder weniger zu langweilen – denn zwar kam er auch bei den Leuten in seiner Klasse gut an, was ich daran merkte, dass ihn bald jeder Zweite an der Schule grüßte, sobald er ihm auf dem Flur oder auf dem Schulhof sah, worin wir uns natürlich unterschieden, denn ich war eigentlich so gut wie unsichtbar für die restlichen Schüler, aber seine besten Freunde hatte er letzten Endes in Namjoon und Yoongi gefunden und gerade mit Ersterem verbrachte er auch außerhalb der Klassenräume viel Zeit.
So war jedenfalls der momentane Stand der Dinge. So langsam füllte sich die Cafeteria mit Schülern, die entweder geradewegs auf das Essen, was die Schule bereitstellte, zusteuerten oder sich nur in die Cafeteria setzten, um sich miteinander zu unterhalten oder noch auf die Schnelle ihre Hausaufgaben erledigen wollten. Suchend sah ich noch immer in die Richtung der Tür, durch die ich jeden Moment meine Freunde erwartete und ich wurde auch nicht enttäuscht. Zu dritt kamen sie durch die Tür marschiert – links Hoseok, rechts Namjoon und in der Mitte Yoongi und innerhalb von Sekunden stockte mir der Atem. Seine Haare, die am Freitag noch blond gewesen waren, wiesen jetzt einen hellen Rotton auf, der ihn noch blasser als sonst erscheinen ließ – aber es stand ihm ausgezeichnet.
Er sah verboten gut damit aus und ich konnte mich von diesem ungewohnten Anblick so schnell gar nicht losreißen, wie die drei auf einmal vor mir standen.
'Jimin, ich weiß, dass ich umwerfend aussehe, aber danke.'
Hoseok warf gespielt eingebildet die Haare zurück und grinste dabei mit geschlossenen Augen, was doch minimal dämlich aussah, aber so lenkte er wenigstens meine Augen von Yoongi, damit dieser nicht realisierte, dass ich eigentlich wegen ihm solche Bauklötze staunte.
'Oh Gott, dein Bruder ist teilweise so eine Diva Jimin.', ebenfalls grinsend verdrehte Namjoon die Augen und nahm auf dem Stuhl, der vor ihm stand, Platz und wenige Sekunden später saßen auch Yoongi und Hoseok.
Mein Bruder fing gleich daraufhin an, wie ein Wasserfall zu reden und sich über den so eintönigen Unterricht zu beschweren, was Namjoon entweder, je nach Fach, mit einem Nicken bestätigte oder Kopfschütteln verneinte, aber mir war ihr ach so interessantes Gespräch so egal, denn ich konnte nicht anders, als Yoongi, der in der Zwischenzeit aufgestanden war, um sich Essen zu holen, und ein paar Minuten später mit zwei voll beladenen Tabletts wiederkam, anzustarren wie einen Außerirdischen. Ich wollte und konnte einfach nicht NICHT hinschauen, dafür war Yoongi im Allgemeinen zu faszinierend.
Erst, als er eines der Tabletts vor mir ablud, riss ich mich zusammen und sah auf das, was sich denn da jetzt vor mir befand.
'Jishit du solltest etwas essen.', begründete er seine Aktion und machte sich daran, sein Essen in seinen Magen zu befördern.
'Ja Mama.'
Oh Gott. Das kam schneller, als ich geplant hatte und das wollte ich nicht mal sagen.
'Park Jimin!', zeterte Yoongi, blickte mich dabei mit einem Todesblick an und instinktiv hielt ich mir schützend die Hände über den Kopf, für den Fall, dass er mich schlagen wollte.
'Dieses Kind..', seufzend widmete er sich wieder seinem Essen und schob sich eine Portion Reis in Mund, während ich meine Hände von meinem Kopf und auch wieder eine normale Position einnahm. Sogleich hatten Hoseok und Namjoon ihr Gespräch eingestellt und sahen stumm zwischen Yoongi und mir hin und her, hielten ihre Münder jedoch geschlossen.
Um das zu beenden, schnappte ich mir Stäbchen und betrachtete das, was Yoongi mir mitgebracht hatte. Das Tablett war beladen mit dem üblichen Zeug, was es hier an der Schule gab – Reis, Kimchi, Fisch, alles fein säuberlich voneinander getrennt und dann fand ich etwas vor, was ich auf den ersten Blick nicht genau identifizieren konnte, sich dann aber, nachdem ich die Sahne, die sich darauf befand, zur Seite schob, als Schokoladeneis herausstellte, welches sich in einer kleinen Schale befand. Als ich anfing zu essen, bemerkte ich plötzlich Jungkooks Abwesenheit. Normalerweise war er auch innerhalb von 5 Minuten bei uns, aber heute war er irgendwie nicht aufzufinden. War es vielleicht, weil ich ihm keine konkrete Antwort in Bezug auf ein Treffen gegeben hatte? Sofort schaltete sich wieder mein schlechtes Gewissen ein und ich machte mir selbst Vorwürfe, doch im Gegensatz zu mir schien es sonst kein anderer zu bemerken. Entweder das oder Jungkook hatte ihnen Bescheid gegeben, jedoch traute ich mich nicht, gezielt nachzufragen und beließ es somit bei meinen Überlegungen.
Hoseok und Namjoon indes nahmen ihr Gespräch wieder auf und beachteten mich und Yoongi auch nicht weiter, da nichts Spannendes mehr zwischen uns passierte. Da uns nicht mehr viel Zeit blieb, begann ich, mein Essen schnell runterzuschlingen, da ich ungern etwas stehen ließ, da dies Verschwendung bedeutete und nahm mir zuletzt, nachdem ich sonst alles aufgegessen hatte, das Eis vor und auch das schlang ich runter, während mein Gegenüber in aller Ruhe aß und auch keine Anstalten machte, sein Tempo zu beschleunigen.
Er hatte aber auch ordentlich aufgetischt, sodass ich schon mit mir kämpfen musste, auch ja alles aufzuessen, und ich war schon versucht, den Rest einfach stehen zu lassen, bis eben die Person, die für meinen inneren Kampf verantwortlich war, losredete.
'Jimin, du hast da was an der Nase.'
'Wo denn?'
Perplex ließ ich die Stäbchen sinken und betastete meine Nase, fand aber die Stelle, die er meinte wohl nicht. Er seufzte.
'Nicht da. Hier.'
Yoongi lehnte sich ein Stück zu mir hinüber, und mit einer vorsichtigen Handbewegung berührte er meine Nase und wischte mit seinem Daumen über sie drüber, um das, was sich an ihr befand, wegzubekommen, aber dann, als auch ich sah, was ich denn da genau an mir hatte und eigentlich dachte ich, dass er die Sahne, um die es sich handelte, an irgendeiner Serviette abwischen würde – leckte er mit seiner Zunge über seinen Daumen, bevor er, als wäre nichts gewesen, sich noch etwas Fisch mit den Stäbchen aufnahm und in seinen Mund stecken wollte.
'Y-yoongi!'
'Was?', die Bestürzung, die in meiner Stimme mitschwang, schien ihm nichts auszumachen. Er bedachte mich eher mit einem Blick, der aussagte Wo liegt dein Problem?, als dass er sich irgendeiner Schuld bewusst wäre. Ich schloss meinen Mund, der bis dato offen stand wieder und vermerkte dieses Brennen in meinen Wangen, was eine bevorstehende, spontane Errötung meines Gesichtes ankündigte und ich wäre, wenn es nicht total komisch gewirkt hätte, sogar aufgestanden und gegangen, damit es die Anderen nicht sahen, doch meine Füße blieben auf dem selben Fleck von Boden und auch sonst bewegte sich nicht der kleinste Muskel meines Körpers, einmal abgesehen von meinen Kiefermuskeln, weil ich meine Zähne aufeinanderpresste, um die Nervosität auf irgendeine Art und Weise abzubauen und nicht irgendwelche seltsamen Geräusche von mir zu geben.
Die anderen Beiden, die das ganze Geschehen wieder stumm mitverfolgt hatten, konnten sich wohl nicht mehr zurückhalten und brachen in schallendes Gelächter aus.
'Hobi stell dir mal vor, er hätte Jimin so in den Unterricht gehen lassen.', warf Namjoon kichernd ein und schlug dabei auf den Tisch und auch Hoseok dachte nicht daran, aufzuhören.
'Ich hätte Geld dafür gezahlt, um die Reaktionen der Schüler zu sehen!', die Zwei wurden mit jeder Sekunde lauter und ich immer stiller, da mir der Vorfall ziemlich unangenehm war und mittlerweile wurden auch die Leute um uns herum auf uns aufmerksam und warfen uns komische Blicke zu.
'Yah, hört auf, so schadenfroh zu sein!', fuhr Yoongi sie an und schmiss seine Stäbchen auf sein Tablett, die mit einem lauten Scheppern von diesem runterflogen.
..hatte ich das eben richtig gehört? Verteidigte mich Yoongi gerade gegen Namjoon und meinen eigenen Bruder? Die beiden wurden auf der Stelle ruhig, auch wenn man noch sah, dass sie am liebsten weiter gelacht hätten, aber Yoongi sah so wütend aus, dass auch ich nur noch etwas darauf erwidert hätte, wenn ich hätte sterben wollen.
Die Schüler um uns herum waren bei seinem harschen Tonfall zusammengezuckt und hatten blitzschnell ihre Augen auf ihr Essen oder ihre Freunde gerichtet, überall hin, aber bloß von uns weg.
Damit war dann auch unser Beisammensein beendet, denn im nächsten Moment erschallte die Schulklingel und teilte uns mit, dass wir uns zum weiteren Unterricht in unseren Räumen einfinden sollten. Yoongi und ich räumten unsere Tabletts weg, während Hoseok und Namjoon schon zur Tür gingen, doch bevor ich zu den beiden gehen konnte, sprach Yoongi mich an.
'Jimin, können wir mal kurz alleine reden?'
Dieser Satz gehörte mit zu denen, die einem den Angstschweiß auf die Stirn trieben. Das hörte sich genauso übel an wie Wir müssen reden., und wenn man da keine Panik bekam, war man entweder lebensmüde oder nicht unbedingt die hellste Kerze auf der Torte.
'Was ist denn?', für meine stotterfreie Antwort hätte ich mir selbst applaudieren können und dafür, dass ich sie in einer normalen Stimmlage äußern konnte, denn ich hätte Hoseok dafür verwettet, dass ich mir einen zurecht gestottert hätte, was dann Gott sei Dank doch nicht eintraf.
''Ich wollte mich für mein Verhalten letztens entschuldigen.'
'Was meinst du?'
Die Cafeteria wurde immer leerer, da die Schüler aus dieser raus strömten, um zu ihren jeweiligen Räumen zu gelangen und so waren nur noch er, ich und ein paar Nachzügler anwesend.
'Die Sache, als du bei mir warst, wo ich krank war. Ich wollte dir sagen, dass es mir ehrlich leid tut. Es lag am Fieber und wird nicht wieder vorkommen.'
Noch nie vorher hatte es je einen Grund gegeben, weswegen mein Herz bluten sollte. Klar hatte ich auch mal eine andere Person so attraktiv gefunden, dass ich mich nach ihr gesehnt hatte – aber das waren alles nur Schwärmereien gewesen und von Liebe konnte dabei keine Rede gewesen sein, doch bei Yoongi war es anders. Ich sehnte mich auch nach ihm, aber nicht nur nach seinem Äußeren, sondern auch nach dem, was ihn ausmachte – und das war sein Charakter. Körperlich fand ich ihn so oder so attraktiv, doch auch sein Inneres wirkte auf mich anziehend. Dieses schlecht Gelaunte, was aber auch ganz schnell ins Gegenteil umschlagen konnte und er dann so liebenswürdig wurde, dass mein Herz ein paar Mal aussetzte, dass ich jeden Moment davon ausging, es würde aus meiner Brust springen oder seine Funktion einstellen.
Er war unberechenbar, und obwohl ich das vorher nicht wusste, mochte ich es sehr. Somit wurde es niemals langweilig mit ihm und ich konnte nie erahnen, was sein nächster Schritt sein würde, und dieses Spiel mit dem Ungewissen hatte seinen ganz eigenen Reiz auf mich.
Doch gerade jetzt, durch diese Worte, tat es weh. Das klang nämlich so, als wenn er das, was er getan hatte, bereute. Und der letzte Teil war noch schlimmer. Es würde nicht wieder vorkommen? Aber dagegen hatte ich doch überhaupt nichts einzuwenden..
'D-du musst dich nicht entschuldigen.', bei meinem Gestammel schlug ich meine Augen nieder, um ihm nicht ins Gesicht sehen müssen, da ich nicht wissen wollte, was jetzt in ihm vorging. Das und weil ich befürchtete, vielleicht etwas in seinem Gesicht vorfinden zu müssen, was mir noch einen größeren Stich versetzen würde.
'Warum nicht?'
Ok, das war eine sehr gemeine Frage, auf die ich nicht vorbereitet war. Was sollte ich nun antworten? Weil ich dich liebe? Wahrscheinlich keine gute Idee.
'Ich fand es einfach nicht schlimm.'
Puh, das war noch mal gekonnt gerettet und damit er meine Worte auch ernst nahm, zwang ich mich, aufzublicken und seinem forschenden Blick standzuhalten. Er stand nur einen Meter von mir entfernt und diese Nähe brachte alles in mir durcheinander, einschließlich meinem Kopf, der nicht mehr wusste, wo oben und unten war.
Seinen Blick jedoch wandte er nicht ab und ich hatte Probleme damit, diesen noch weiter zu ertragen, da ich das Gefühl hatte, Yoongi würde bis auf den Grund meiner Seele sehen und mehr aus meinem Satz herauslesen können, als ich soeben zugegeben hatte. Für mich waren diese Augen, die sonst so gelangweilt aussahen, so intensiv in ihrem Blick, dass ich vergaß, Luft zu holen und ich meinte, eine Art Spannung, ähnlich Strom, zwischen uns wahrnehmen zu können.
Ruhig, ganz ruhig.
'Das beruhigt mich.', war dann schlussendlich das, was er nach gefühlt 5 Minuten sagte 'Komm jetzt, wir müssen in den Unterricht.'
Somit beendete er unser gegenseitiges Angestarre und lief an mir vorbei zu der Tür, durch die Hoseok und Namjoon schon lange verschwunden waren.
Während er so durch die Cafeteria schlenderte, war ich damit beschäftigt, mein wild galoppierendes Herz wieder zu seinem normalen Rhythmus zu zwingen und nicht jede Sekunde wegen dem ungleichmäßigen Takt zu kollabieren.
Wie schaffte er es bloß, mich binnen weniger Augenblicke so aus der Fassung zu bringen?

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Ich muss gestehen, dass mich Yoongis Worte im ersten Moment verletzt hatten. Für mich hörte es sich auch noch Stunden später so an, als wenn er sein Verhalten an diesem einen Tag grässlich fand und er es gern ungeschehen machen würde, und seine 'Entschuldigung' spukte auch noch, als ich wieder zu Hause war, permanent in meinem Kopf herum und sorgte somit für Unruhe. Es tat weh. Es tat sehr weh und ich war überfordert damit. Würde ich jemals mehr für ihn sein, als bloß ein normaler Freund?
Es war mir nicht möglich, sein Gesagtes zu vergessen.
Ich glaube, das war auch der Grund für meine Entscheidung, die ich darauffolgend traf, denn anstatt zu schlafen, wie ich es immer ab 23 Uhr tat, hielt ich zu diesem Zeitpunkt mein Handy in der Hand und überlegte, ob ich das, was ich vorhatte, auch wirklich umsetzen sollte.
Schon seit geraumer Zeit leuchtete das Display meines Telefons und wartete auf meine nächste Eingabe, doch ich zögerte noch immer. Jungkooks Name samt seiner Nummer war auf diesem abgebildet und mein Daumen ging automatisch auf den Knopf, der einen Anruf tätigen würde, schwebte dann aber nur über diesem, um sich Sekunden später wieder von ihm zu entfernen.
Nach einer halben Stunde war ich der Meinung, dass ich dieses Spiel lang genug gespielt hatte und rang mich dann durch zu dem, was ich vorhatte.
Das Tuten zog sich in die Länge und war viel zu penetrant in meinen Ohren, aber ich wollte jetzt auch keinen Rückzieher mehr machen und wartete darauf, dass mein Anruf angenommen wurde. Fast rechnete ich damit, dass meine Mühe vergebens sein würde, doch dann hörte ich das Knacken, was mir bedeutete, dass mein Anruf nicht abgelehnt worden war.
'Hallo?'
'Jungkook, also ich-', ich räusperte mich und befeuchtete meine trocken gewordenen Lippen, bevor ich den Satz beendete, der ausschlaggebend für den weiteren Verlauf meines Lebens sein sollte 'ich habe mir dein Angebot noch einmal durch den Kopf gehen lassen und..ja. Ich würde gern mit dir auf ein Date gehen.'

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