Things I don't understand

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Nachdem wir noch etwas auf der Bank gesessen und geredet hatten, brachte ich Jungkook nach Hause, da es mit jeder Minute, die verstrich, dunkler wurde und ich nicht wollte, dass er allein nach Hause laufen musste.
Auf den Straßen waren nur noch hier und da ein paar Leute anzutreffen, aber einmal von diesen abgesehen, war die Gegend, in der wir uns zu diesem Zeitpunkt befanden, ruhig und wir stiegen in eine Ubahn, damit wir schneller an unserem Ziel ankamen. Hin und wieder redeten wir noch über die ein oder andere Sache oder einer von uns ließ eine Bemerkung fallen, aber sonst waren wir die Fahrt eher still, da jeder von uns seinen Gedanken nachhing. Jedenfalls tat ich es. Ich ließ den Tag Revue passieren, obwohl der Grund für meine gute Laune noch direkt neben mir saß, und bei den Bildern in meinem Kopf musste ich schmunzeln.
Dieser Tag würde definitiv als gute Erinnerung in meinem Gedächtnis bleiben.
Ich linste hinüber zu Jungkook, der gedankenversunken in die Ferne starrte, jedoch, als er mitbekam, dass ich ihn anstarrte, sich mir zuwandte und mich fragend ansah.
'Was ist denn?', seine Augen sagten mir, dass er wirklich überfragt war und da konnte ich nur ein weiteres Mal lächeln.
'Ach nichts. Ich bin nur froh, dass wir uns so gut verstehen.', gab ich zu und kurzerhand lächelte auch er.
Als wir dann bei ihm ankamen, wusste ich nicht so recht, wie ich mich von ihm verabschieden sollte und so stand ich betreten vor ihm und tänzelte herum, wobei ich überall hinstarrte, nur nicht in sein Gesicht.
'Also dann..wir sehen uns.', sagte schließlich Jungkook, der somit dieser peinlichen Situation ein Ende bereitete.
Er trat auf mich zu und zog mich in eine Umarmung, die dann doch etwas zu schnell für mich kam, aber so schnell, wie er mich umarmt hatte, ließ er mich nicht los sondern verharrte noch ein paar Sekunden in seiner Position und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab, woraufhin ich auch meine Arme um ihn legte und ihn etwas näher zog.
Kurz standen wir so da, nur noch ein paar vorbeifahrende Autos hörend und den Wind, der sanft die Blätter der um uns stehenden Bäume zum Rascheln brachte, bevor er es dann war, der sich von mir löste und daraufhin im Haus verschwand.
Und in diesem Moment drängte sich mir eine Frage auf, von der ich nicht dachte, dass ich jemals über eine Antwort zu ihr nachdenken musste...

Sollte ich versuchen, mich in Jungkook zu verlieben, um Yoongi nicht zu verlieren?

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Innerhalb von einer halben Stunde war ich daraufhin selbst zu Hause. Mittlerweile war die Zeit schon fortgeschritten und mir blieb keine andere Wahl, als mich hereinzuschleichen, da ich mir sonst eine Standpauke von meinen Eltern hätte anhören dürfen. Nur hatte ich nicht bedacht, dass Hoseok ebenfalls zu Hause und nicht auf der Piste war.
Somit scheiterte mein Versuch, wie ein Ninja hinaufzulaufen und mich in mein Bett zu legen, ohne großen Krach zu machen, gleich am Anfang, denn Hoseok stand mitten im Türrahmen zur Küche, als ich die Tür aufschloss und durch sie hindurch trat.
'Park Jimin, wieso bist du erst jetzt zu Hause?!', zeterte er beinahe und ich war der Meinung, dass, wenn er so weitermachen würde, auch unsere Eltern bald wach sein würden.
'Yah, nicht so laut! Ich hatte dir doch erzählt, dass ich mich mit Jungkook treffen wollte.', erinnerte ich ihn und machte eine abwehrende Handbewegung, um ihm zu verstehen zu geben, dass er verdammt noch mal leiser sein sollte.
'Es ist fast 23 Uhr, was habt ihr bitte gemacht, dass ihr so lang weg wart?', sein fast vorwurfsvoller Tonfall entging mir nicht und brachte mich dazu, die Lippen zu schürzen.
'Das ist meine Sache, nicht deine.'
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Hoseok Jungkook nicht sonderlich mochte, was ich aber nicht nachvollziehen konnte, denn ich fand Jungkook äußerst nett und deshalb konnte ich mir nicht erklären, weswegen Hoseok etwas gegen ihn zu haben schien.
Ein Seufzen kam über seine Lippen und er stemmte die Hände in die Hüften.
'Das mag schon sein, aber ich will nicht, dass dir etwas passiert.', erklärte er und schlug somit einen versöhnlicheren Tonfall an.
'Ich bin kein kleines Kind mehr Hyung.'
Meine Lust, mit Hoseok zu diskutieren, hielt sich wahrlich in Grenzen und ich konnte genauso gut darauf verzichten, da ich auch ziemlich müde von dem Tag war und nichts lieber wollte, als mein Zimmer von meinem Bett aus betrachten zu können.
Wieder sein Seufzen seinerseits.
'Ich weiß Jiminie..sag mir nächstes Mal bitte einfach nur Bescheid, wenn du länger weg bist, damit ich mir keine Sorgen machen muss, ja?', bat er und in mir kam die Frage auf, wofür ich denn ein Handy besaß, aber ich..
'Oh oh.'
Irritiert blickte mir Hoseok entgegen 'Was ist?'
Jetzt fiel mir wieder die Nachricht von Yoongi ein, die ich noch immer unbeantwortet gelassen hatte.
Doch mittlerweile waren mehrere Stunden vergangen und ich hatte überhaupt keinen Plan, ob er jetzt noch eine Antwort wollte, denn worauf ich nicht aus war, war, ihn abzunerven.
Und seine SMS hatte ja auch keine Frage beinhaltet, sondern eine Aussage..
'Nicht so wichtig.', kam es schließlich von mir nach einer gefühlten Ewigkeit des Hin- und Herdenkens und ich verzog mich ohne Umschweife in mein Zimmer.
So schlimm würde es schon nicht sein, wenn ich erst später antworten würde, deshalb suchte ich gleich mein Bett auf, als ich in meinem Zimmer stand und fiel auch gleich aufgrund der Müdigkeit in einen traumlosen Schlaf.


Am Samstag Morgen wurde ich dann durch die Sonnenstrahlen wach, die durch mein Fenster fielen und mitten in mein Gesicht schienen. Okay, der Begriff Morgen war vielleicht falsch gewählt, denn als ich auf mein Handy sah, zeigte es 11:45 Uhr an und ich wunderte mich darüber, dass ich so lange geschlafen hatte, denn eigentlich gehörte ich zu den Frühaufstehern und war spätestens um 10 auf den Beinen.
Wie dem auch sei, jedenfalls war die Uhrzeit nicht das Einzigste, was meine Aufmerksamkeit erregte, denn auf meinem Handy konnte ich die Benachrichtigung lesen, dass mehrere Nachrichten eingegangen waren und ich öffnete die entsprechende App, um sie zu lesen.


Von: Jungkook
An: Jimin
Hey, ich hoffe du bist gestern noch gut nach Hause gekommen :)




Von: Taehyung
An: Jimin
Hey Jimin, hast du heute Zeit?



Ok, über Jungkooks Nachricht war ich erfreut und ein Schmunzeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, und Taehyungs war dann doch überraschend. Gestern hatte er nichts gesagt, als ich einen Abgang gemacht hatte und heute wollte er etwas zusammen unternehmen. Abgeneigt war ich ja nicht, aber ich hatte keine Ahnung, was er machen wollte.


Von: Jimin
An: Taehyung
Klar, aber was willst du machen? ^-^



Da seine Nachricht schon einige Stunden her war, ließ ich mein Handy im Bett liegen und ging erstmal nach unten, um Frühstück zu essen, auch wenn ich mich bald für das Mittagessen hätte entscheiden können.
Und nachdem ich nach zirka 15 Minuten wiederkam und mich auf mein Bett schmiss, blinkte mein Handy erneut und ich entsperrte es sogleich.


Von: Taehyung
An: Jimin
Hast du eine PS4 da? Ich habe neue Spiele bekommen und die können wir zusammen mal ausprobieren, wenn du willst.


Das klang nach einem guten Vorschlag.
Glücklicherweise hatte ich tatsächlich eine PS4 im Haus stehen und mal wieder etwas Zeit mit Taehyung zu verbringen, konnte auch nicht schaden, denn, wenn man einmal von seinen Macken, die jedoch liebenswürdig waren, absah, war er ganz in Ordnung.


Von: Jimin
An: Taehyung
Klingt gut, kommst du um 15 Uhr vorbei? ^^


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Das Klingeln an der Tür war so gut wie pünktlich.
In der Zeit, die ich noch hatte, bevor Taehyung bei mir aufkreuzte, machte ich mich fertig und räumte mein Zimmer auf, damit wir nicht in der totalen Unordnung saßen und ich aß noch etwas und da war die Zeit auch schon rum und Taehyung war da. Sofort, nachdem ich gehört hatte, dass er an der Tür war, rannte ich nach unten und machte sie auf, woraufhin vor mir ein scheinbar gut gelaunter Taehyung zum Vorschein kam, danach zu urteilen, wie er lächelte.
'Hi, ich habe uns was zu snacken und die Spiele mitgebracht.'
Wie, als würde er mir eine Trophäe zeigen, hielt er genanntes in die Luft und und grinste dabei bis über beide Ohren. Darüber konnte ich nur kichern mit dem Kopf schütteln.
'Komm rein.', bat ich und trat einen Schritt zur Seite, damit er durchgehen konnte.
Danach gingen wir auch gleich in mein Zimmer und ich schmiss die Konsole an.
'Und, wie war dein Tag gestern noch?'
Ertönte es auf einmal hinter mir und ich drehte mich um und Taehyung reichte mir das Spiel, was ich ihm aus der Hand nahm und einlegte.
'Ganz schön und deiner?'
Er setzte sich neben mich, während ich noch am Vorbereiten war und erzählte dann.
'Ach, ich habe mich mit Jin getroffen und wir sind ins Kino gegangen.'
'Woher kennst du Jin eigentlich?'
Die Frage empfand ich als beiläufig und nebenbei interessierte mich die Antwort darauf auch, doch die fiel etwas anders aus, als erhofft.
'Das ist eine sehr lange Geschichte.', meinte er nur und streckte sich, wobei er gähnte.
Na gut, wenn er nicht groß darüber reden wollte, ich würde ihn nicht dazu zwingen.
'Hast du dich mit Jungkook getroffen?', kam es dann von ihm und ich sah aus dem Blickwinkel, dass er sich mir zugewandt hatte.
Woher wusste er davon?
'Ja, wir sind zusammen in die Stadt gegangen.'
'War klar, dass du mit dem Frauenschwarm schlechthin abhängst.', kicherte Taehyung und nahm den Controller von der Konsole in die Hand.
'Was soll denn das bedeuten?'
Jetzt war ich etwas verwirrt. Klar, dass Jungkook gut bei den Frauen ankam, war nicht zu übersehen, aber was sollte dieser Satz mir sagen?
'Gar nichts Jimin, gar nichts.', waren seine Worte und er lachte daraufhin laut los, was mich nur dazu brachte, ihn anzusehen und zu denken, mit was für einem Verrückten ich mich umgab, und dann stimmte ich in sein Gelächter mit ein.


Außer, dass ich so sauer auf ihn war, weil er das dritte Mal in Folge gewonnen hatte, dass ich ihm am liebsten meinen Controller gegen den Kopf gepfeffert hätte, aber ich mich aber in letzter Sekunde dann doch dagegen entschied, passierte nichts.
Wir waren so sehr mit den Spielen, die Taehyung mitgebracht hatte, beschäftigt, dass die Zeit nur so davonflog und wir erst aufhörten, als es draußen schon stockdunkel war.
Nebenbei hatten wir uns den Kram, den er vor uns ausgebreitet hatte, in uns reingeschaufelt und ich dachte, dass ich platzen würde, denn von dem ganzen Zeug war mir schon übel und wir hörten erst auf mit essen und spielen, als unsere Augen durch die ständige Belastung zu schmerzen begannen.
Taehyung sammelte nach Stunden dann seine Spiele wieder zusammen und bedankte sich für den schönen Tag bei mir, bevor er nach Hause ging und mich vollgefressen allein ließ.
Was ich an diesem Abend noch tat, war, mit Hoseok zu reden, der ebenfalls den Tag zu Hause verbracht hatte und den ich dann in der Küche traf, weil ich mir Wasser holen wollte.
'War das Taehyung, der hier war?'
Ich war gerade in der Küche angekommen und sah Hoseok, der etwas aß, am Küchentisch saß und zu mir herüberblickte. Ich konnte ihm ansehen, dass er neugierig darauf war, was ich darauf erwidern würde und ich nickte nur während ich an den Kühlschrank ging, um eisgekühltes Wasser aus ihm zu holen.
'Jimin, ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll. Irgendwie ist er mir nicht ganz geheuer.'
Ok. Einerseits konnte ich seine Bedenken nachvollziehen, denn Taehyung war wirklich ein Sonderling, aber andererseits war er mir sympathisch mit seiner eigenen Art.
'Der ist ganz ok, auch wenn er zeitweise komisch ist.', machte ich ihm klar und lehnte mich gegen den Kühlschrank, nachdem ich eine Flasche aus ihm geholt hatte.
'Wenn du meinst. Ich traue ihm trotzdem nicht so ganz über den Weg.'
Seine Aussage quittierte ich mit einem Augenverdrehen und suchte mit meiner Flasche schnell das Weite.
Sollte er doch denken, was er wollte. Bei Taehyung konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er nicht ganz sauber war, dafür war er einfach zu nett.
Jedenfalls war das meine Meinung zu dem Zeitpunkt.

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Sonntag hatte ich dann nichts mehr getan, was von Bedeutung gewesen wäre, sondern den gesamten Tag damit zugebracht, fernzusehen oder vor dem PC zu hängen.
Jungkook hatte ich noch auf seine SMS geantwortet und schneller als gedacht, war der Sonntag – der unproduktivste Tag der Woche – auch schon vorbei und der Montag stand vor der Tür.
Zusammen mit Hoseok ging ich dann am nächsten Tag zur Schule und brachte die ersten beiden Stunden hinter mich, auch wenn ich eher wie Taehyung schlief, als zuzuhören und nachdem die Pausenglocke ihren befreienden Ton hören ließ, verließ ich den Klassenraum.
In der Pause wollte ich zu Jungkook, um mit ihm zu reden, aber auf meinem Weg durch die ganzen Gänge, die meine Schule besaß, kam mir etwas in die Quere. Oder besser gesagt jemand.
Beim Laufen dachte ich überhaupt nicht nach. Naja, jedenfalls nicht aktiv, denn manchmal entstand der größte Mist in meinem Kopf, wenn mein Gehirn nichts zu tun hatte und sich anscheinend langweilte. Das würde zumindest das jetzige Bild von Blätter fressenden Giraffen vor meinen Augen erklären. Ich hätte mir gestern Abend keine Doku mehr über Afrika ansehen sollen. Und ich sollte weniger Zeit mit Taehyung verbringen. Worauf ich hinaus will, ist, dass ich so sehr mit diesem Bild beschäftigt war, dass ich beim Gehen durch den Gang dann doch etwas überrascht war.
'Jishit!'
Zu sagen, dass ich als Reaktion auf diese Stimme zusammenzuckte, ist untertrieben. Maßlos untertrieben.
Wie zu Eis erstarrt traute ich mich nicht, auch nur irgendeine Bewegung zu machen und blieb regungslos stehen, während ich hinter mir Schritte herannahen hörte.
Ok, ganz ruhig Jimin, was soll schon passieren?
Nun ja, er könnte mich schlagen oder zusammenfalten wie eine Pappschachtel, aber davon abgesehen, eigentlich nichts. Ja, das ist sehr beruhigend.
Ich merkte wie mir der Schweiß auf die Stirn trat und sich unwillkürlich meine Atmung beschleunigte, sich meine Muskeln anspannten, um im Notfall schnell reagieren zu können.
Ich rechnete schlichtweg nicht damit, dass er auf mich zukam, aber vielleicht schien es ihm aufgefallen zu sein, dass ich ihm aus dem Weg ging.
Plötzlich sah ich neben mir einen Schatten auftauchen und meine Augen bewegten sich sofort zur Seite.
'Wieso gehst du mir aus dem Weg?'
Von meiner Seite aus stellte sich Yoongi vor mich, wobei sich seine Hände in seinen Hosentaschen befanden und doch fokussierte ich meine Augen auf seine Brust. Ihm in die Augen zu sehen war mir momentan nicht möglich, da ich Angst hatte. Angst vor dem, was ich in ihnen lesen könnte. Vielleicht Wut? Vielleicht Vorwürfe, die mich zu erdrücken drohten, wenn ich es auch nur wagte, den Blick ein wenig weiter nach oben in sein Gesicht zu richten? Oder vielleicht doch Trauer, Trauer darüber, dass ich mich von ihm entfernt hatte?
Ich rechnete jedenfalls nicht damit, dass er direkt das Gespräch suchte und doch stand er jetzt hier, vor mir, und verlangte eine Antwort.
'D-das stimmt doch..gar nicht..', murmelte ich nur kleinlaut und schrumpfte unter seinem Blick merklich zusammen. Ich fühlte mich ertappt und wir beide wussten, dass er recht hatte, und dennoch versuchte ich, es abzustreiten. Was für ein Fehler.
'Du brauchst nicht zu versuchen, mir etwas vorzumachen.', wenn möglich, wurde ich noch kleiner und wäre am liebsten in einem Loch im Erdboden verschwunden, aber dieser Wunsch wurde mir nicht erfüllt. Diese Situation und allgemein das Gespräch waren so unangenehm, dass ich nur noch weg wollte.
'Es tut mir leid.', war schlussendlich das Einzige, was ich nach einer gefühlten Ewigkeit zustande brachte und ich zog schon einen Schlag oder etwas dergleichen in Erwägung, aber was darauf folgte, war nichts von dem, sondern lediglich ein Seufzen seinerseits.
'Schon gut, du musst mir den Grund nicht nennen.', etwas überrascht wagte ich nun doch einen Blick in sein Gesicht und traf auf..Verständnis?
'Merk dir nur, dass du mit mir über alles reden kannst.', sein Blick war weicher, als ich es vermutet hatte, und meine anfängliche Überraschung wandelte sich schnell zu etwas anderem, was ich nicht vermochte, zu definieren.
Yoongi zeigte mir eine Seite von sich, die ich bis eben noch nicht gekannt hatte, eine Seite, der nicht alles egal war, sondern sich um andere kümmerte, und das war ein größeres Geschenk für mich, als er jemals erahnen könnte.
'Ach ja Jishit, und bring endlich meine Beanie wieder mit, die war eine meiner Lieblinge!'
Und zack da war er wieder, der alte Yoongi, dem alles auf die Nerven ging und immer an irgendetwas etwas auszusetzen hatte.
Bei seinem Geschimpfe verfiel ich bald in Lachen, aber da ich nicht wusste, was er tun würde, wenn ich lautstark lachen würde, hielt ich es so gut es ging zurück und nickte hastig mit dem Kopf.
'Ich bringe sie dir die Tage mit Hyung!', versprach ich ihm und dann traf mich der nächste Schlag, denn er fing unweigerlich an zu grinsen und seine Augen bekamen wieder diese Lachfältchen, die ich so süß fand, und mir ging mein Herz bei diesem Anblick auf.
Ohne es kontrollieren zu können wanderten meine Augen etwas tiefer, zu seinen Lippen, und blieben an ihnen hängen.
Ob sie genauso weich waren, wie sie aussahen? Wie würden sie sich wohl anfühlen, wenn ich sie küss-
'Kommst du nächste Pause wieder mit in die Cafeteria?'
Seine Stimme, die plötzlich ertönte, riss mich aus meiner Schwärmerei und ich spürte das Blut in meine Wangen laufen. Bitte lass ihn mein Starren nicht bemerkt haben.
'Sicher, sicher.', viel zu energisch antwortete ich, in der Hoffnung, damit würde meine Gesichtsröte nicht so auffallen, und mir fiel ein Stein vom Herzen, als er wieder das Wort ergriff.
'Ich warte dann auf dich.'
Auf seinem Gesicht war weiterhin das Lächeln zu sehen – wie konnte ein Mensch nur so schön sein? - und es wurde erst von Yoongis ausdrucksloser Miene abgelöst, als er an mir vorbeigehen wollte. Aber als wir uns auf der selben Höhe befanden, streifte er mit seiner Hand meine und ein Stromschlag, der von eben dieser Hand ausging, erfasste meinen gesamten Körper und beinahe hätte ich meine Hand weggerissen, doch so schnell, wie die Berührung entstanden war, endete sie und Yoongi verschwand.
Jimin, was ist nur los mit dir? Es war nur eine einfache Berührung, die auch ganz zufällig hätte sein können, und du reagierst SO darauf.
Mein Herz pumpte mein Blut jetzt etwa dreimal so schnell durch meinen Körper, meine Hand kribbelte und eine Wärme ging von ihr aus.
Reiß dich zusammen! Um meine Körperfunktionen wieder unter Kontrolle zu bringen, schüttelte ich kräftig meinen Kopf und versuchte, meine Konzentration auf irgendwas anderes zu lenken.
Und das war in dem Moment die Stimme, die ich plötzlich, wie Yoongis zuvor, hinter mir wahrnahm.
'Jimin, du solltest aufpassen, mit wem du dich umgibst. Manche Leute sind nicht gut für dich.'
Völlig überrumpelt drehte ich mich in so einem Tempo um, dass mir kurz schwindlig wurde und ich somit der Person, von der die Worte ausgingen, gegenüberstand.
Der Junge vor mir hatte braunes, fast schwarzes Haar und war größer als ich und dazu besaß er eine Ausstrahlung, die mich aus dem Konzept brachte. Ich hatte das Gefühl, als wenn ihn etwas umgab, was ich nicht ganz einordnen konnte, wie es bei Yoongi damals der Fall gewesen war. Doch durch seine Worte schrie alles in mir – lauf!
Und diese ergaben erst jetzt Sinn in meinem Kopf, und erschrocken über sie trat ich einige Schritte zurück, um Abstand zwischen uns zu bringen, denn er stand mir so nah, dass er nur seine Hand hätte ausstrecken müssen, um mich zu berühren.
Automatisch glitten meine Augen ein weiteres Mal über ihn und musterten ihn noch einmal intensiv. Meinte er Yoongi? Wer war dieser Typ und woher kannte er meinen Namen? Und was wollte er von mir?
'W-wer bist du?'
Meine eigene Stimme klang verunsichert und etwas brüchig, aber das war mir egal, denn ich musste es wissen. Das hier war doch alles viel zu seltsam. Abermals bedeckte nach ein paar Sekunden ein leichter Schweißfilm meine Stirn und meine Finger zitterten leicht. Dieser Typ war mir mehr als suspekt.
Ein leichtes Grinsen erschien auf dem Gesicht des mir Fremden und mir wurde noch unwohler.
Seine Lippen formten weitere Worte, aber der Ton hallte in meinem Kopf erst Sekunden später wie ein Echo wider und wiederholte sich in Dauerschleife, nachdem er sie ausgesprochen hatte.
















'Der, der dich gewarnt hat.'

The MonsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt