There's nothing I can do

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'Nein.'








'Wie nein?'
Es war Kai, der als Erster seine Fassung wiederfand und mehr als überrascht Yoongi ansah.
'Ich habe nein gesagt.'
Yoongis Gesicht zeigte keinerlei Emotionen, regte sich auch nicht mal ein bisschen. Es war, als hätte ihn die Aufgabe kalt gelassen.
'Also setzt du deinen Joker ein?'
Kai hakte vorsichtig nach, wahrscheinlich darauf bedacht, nicht die Situation endgültig zum Kippen zu bringen.
Der gesamte Raum war sonst in Schweigen verfallen, nur die Stimmen der Zwei waren zu hören, doch genau das war es, was mich fertig machte. Dass ich YOONGIS Stimme hörte. Die, die so kalt klang, dass ich fröstelte und mir nichts lieber wünschte, als in diesem Moment irgendwo anders zu sein.
Ich biss mir auf die Lippe, um nicht jeden Augenblick in Tränen auszubrechen, denn ein unheilvoller Kloß bildete sich in meinem Hals und meine Augen fingen an zu brennen.
Wieso? Wieso musste es gerade mich damit treffen? Wieso konnte e-
'Ich kann es übernehmen.'
Ich traute meinen Ohren kaum. Hatte Jungkook das tatsächlich eben vorgeschlagen? Er sah mich mit so einer ersten Miene an, als ich sie suchte und fand, dass es unmöglich ein Scherz hätte sein können und von seiner anfänglichen Schüchternheit war überhaupt nichts mehr übrig. Lediglich die noch leicht geröteten Wangen gaben mir Aufschluss darüber, dass es ihn Mut kostete, Yoongi dieses Angebot zu unterbreiten.
Diese Stille, die zwischen den Satzpausen zustande kam, erdrückte mich beinahe. Das ich der Mittelpunkt des Geschehens war umso mehr und ich hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen.
Mit einem undefinierbaren Blick sah Yoongi zu Jungkook, der sich, nachdem er zu mir geguckt hatte, so als wenn er wortlos danach fragen würde, ob das für mich in Ordnung war, ihm zugewendet hatte und seine Antwort abwartete. Ich war erstaunt darüber, dass Jungkook seinem schweren Blick Stand hielt, ich wäre unter ihm nämlich schon längst gebrochen.
'Nein. Komm Jimin, wir gehen.'
Ohne mir Zeit für eine Antwort zu lassen, stand er auf und packte meine Hand, sodass ich, als er mich hochzog, mit Schwung zum Stehen kam und er ging auch direkt zur Tür, wobei er mich hinter sich herzog.
Ich wehrte mich nicht einmal, obwohl ich das vielleicht hätte tun sollen, aber ich hatte keine Kraft dafür. Meine Beine fühlten sich wie Pudding an und ich wunderte mich darüber, wie sie überhaupt mein Gewicht tragen konnten. Dass die Anderen uns komisch ansehen mussten, war mir egal.
Mit einem lauten Knall verließen wir dann das Haus.
Aber Yoongi dachte nicht daran, Halt zu machen. Stattdessen hielt er weiterhin an meiner Hand fest, die sich so anfühlte, als wenn sie langsam in Flammen aufgehen würde, denn seine Berührung brannte und ich wollte sie schon wegziehen, denn was ich mir jetzt wünschte, war von ihm wegzukommen.
Bevor ich meine Überlegungen in die Tat umsetzen konnte, stoppte er allerdings und ließ mich los. Lange waren wir nicht gelaufen, auch wenn ich nicht sagen konnte, wie lange, doch wir befanden uns so weit weg von der Party, dass ich ihre Musik nicht mehr wahrnehmen konnte.
Nach kurzem Umsehen konnte ich die Umrisse von Bäumen in der Dunkelheit feststellen, und die Laternen, die unseren Weg erleuchteten, ließen mich darauf schließen, dass wir uns irgendwo in einem Park befanden und Yoongi setzte sich auf eine Bank, die nicht allzu weit von ihm entfernt stand.
Ich bewegte mich nicht, sondern sah Yoongi nur zu, wie er seine Hände, nachdem er saß, in seine Jackentaschen schob. Als er bemerkte, dass ich noch immer an ein und demselben Platz stand, deutete er mir mit einer Kopfbewegung, mich neben sich zu setzen, was ich nach kurzem Zögern auch tat, andererseits wäre er misstrauisch geworden.
Es war ruhig zwischen uns, als wir so nebeneinander saßen und keiner von uns beiden das Wort ergriff. Doch auch, wenn ich nach außen hin vielleicht gelassen wirkte, tobte in mir drin noch immer ein riesiger Tumult, der mich aufzufressen drohte, wenn ich mich nicht schnellstmöglich von der Person, die ihn verursacht hatte, entfernen würde.
'Ich verstehe nicht, wieso Kai das von mir wollte.'
Ich sah nur auf den Boden, wollte ihm nicht ins Gesicht sehen, als er das Schweigen zwischen uns brach, weil ich nicht einschätzen konnte – und auch nicht wollte – was für einen Gesichtsausdruck er gerade aufgelegt hatte.
Er legte eine kurze Pause ein, in der ich den Wind durch die Baumwipfel pfeifen hören konnte und weit entfernte Stimmen.
'Jimin, du bist wie ein kleiner Bruder für mich.'
Und das war genau der Moment, in dem mein Herz zum zweiten Mal zerbrach, denn in diesem Augenblick wurde meine schlimmste Angst Realität. Das waren die Worte, die ich niemals hätte hören wollen, und sie trafen mich mehr als alles andere, was ich mir jemals hätte vorstellen können.
Vor Schock vergaß ich zu atmen.
Ich merkte, wie meine Hände unweigerlich anfingen zu zittern und meine Lippen zu beben. Auch, wenn ich davon ausgegangen, und mir bald so gut wie sicher gewesen war, dass Yoongi alles andere als schwul war, war es dennoch wie ein Schlag in die Magengrube für mich.
Es tat einfach so unbeschreiblich weh und ich blinzelte schnell meine Tränen weg, die sich in meinen Augenwinkeln bildeten.
Dann hielt ich es nicht mehr aus.
'Ich..muss dann los, Hyung.'
Ohne auf eine Reaktion seinerseits zu warten, stand ich auf, schenkte ihm dann aber noch ein gequältes Lächeln, um wenigstens ein wenig von meiner Fassade noch aufrecht erhalten zu können, doch ich wusste, dass es mir nicht so ganz gelang, trotzdem kümmerte es mich nicht.
Auf seine Mimik achtete ich nicht, ich wollte nur weg, also verschwand ich mit schnellen Schritten von ihm und ließ Yoongi allein auf der Parkbank sitzend zurück.
Als ich meinte, weit genug von ihm entfernt zu sein, riss ich mich nicht länger zusammen und ließ meinen Gefühlen freien Lauf. Meine Tränen fühlten sich heiß auf meiner Haut an und nicht einmal der Wind vermochte sie zu trocknen, weil es einfach zu viele waren, denn jetzt hatte ich die Klarheit. Yoongi liebte mich tatsächlich nicht. Ich hätte es wissen müssen, aber mein Herz, was vor Liebe nicht mehr wusste, was richtig und was falsch war, wollte diesen kleinen Funken Hoffnung, der in ihm aufglimmte, nicht aufgeben, klammerte sich verzweifelt daran und wollte ihn nicht gehen lassen.
Aber auch, wenn ich jetzt Gewissheit darüber hatte, was Yoongi mir gegenüber empfand, wollte ein Teil in mir das nicht wahrhaben, hoffte darauf, dass er das von vorhin aus einem bestimmten Grund gesagt hatte, auch wenn mein Kopf dagegen argumentierte, doch mein Herz sah das anders.
Nichtsdestotrotz hätte ich wissen müssen, dass es vergebens war, aber ich wollte nicht. Und jetzt fühlte ich mich schlechter denn je und konnte nichts dagegen tun. Es blieb mir nur noch eines, was ich tun konnte, und das war ihn zu vergessen. Alles andere würde mir nur noch mehr wehtun.
..doch warum stimmte mich dieser Gedanke dann so todunglücklich?

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Zur Party ging ich nicht mehr zurück, denn ich wollte weder meinem Bruder noch Namjoon oder Kai begegnen, die – wenn auch ungewollt – für mein Leid verantwortlich waren, dafür war die Wunde, die sie mir durch ihre Aktion zugefügt hatten, noch zu frisch. Deswegen ging ich ohne weitere Umwege nach Hause, während meine Tränen auf dem Heimweg so langsam versiegten und meine Atmung sich wieder normalisierte. Zum Glück war um diese Uhrzeit kaum noch eine Menschenseele anzutreffen, denn ich hätte nur ungern gewollt, dass irgendjemand mein vom Weinen verquollenes Gesicht gesehen hätte.
Mein Zeitgefühl verlor ich beim Laufen völlig, denn vor meinem geistigen Auge war nur eine einzige Person präsent, und selbst wenn ich versuchte, mich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren – es gelang mir nicht. Je mehr ich mich anstrengte, desto klarer wurde das Bild von Yoongi und versetzte meinem Herzen einen Stich nach dem nächsten.
Deshalb war ich umso erleichterter, als ich endlich zu Hause eintraf.
Meine Eltern waren schon am Schlafen, und da ich das Licht nicht anmachen wollte, nahm ich mein Handy, damit es meine dunkle Umgebung etwas erhellen konnte, aber als ich auf das kleine, leuchtende Display sah, waren sieben Anrufe in Abwesenheit von Hoseok zu sehen und drei von Namjoon. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie versucht hatten, mich zu erreichen, ich musste einfach viel zu sehr in Gedanken gewesen sein. Ebenfalls konnte ich mehrere ungelesene Nachrichten von Hoseok erkennen, die ich aber nicht öffnete. Das würde ich später tun, wenn ich nicht mehr so enttäuscht von ihm sein würde.
Meine eigentliche Idee war, nachdem die Haustür hinter mir zu war, leise nach oben zu schleichen, um diesem unschönen Tag ein Ende zu bereiten, aber das wurde mir verwehrt, durch eine ganz bestimmte Person.
Ich hatte nur ein paar Schritte getan, als ich hinter mir das Klimpern eines Schlüssels hörte und wie sich dieser im Schloss drehte und mir wurde bewusst, dass ich meinem Schicksal jetzt nicht mehr entgehen konnte, ohne meine Eltern aufzuwecken, und so stellte ich mich ihm.
Schon präventiv drehte ich mich um, damit ich dem Grund für meine absolut miese Laune ins Gesicht blicken konnte, auch wenn ich es ehrlich gesagt nicht wollte.
Mit vor Verblüffung großen Augen sah Hoseok meine jämmerliche Gestalt im Eingangsbereich stehen, nachdem die Tür wieder offen war, und einige Sekunden lang verweilten wir einfach so, sahen uns gegenseitig in die Augen und ich machte mir nicht die Mühe, meinen Schmerz zu verstecken. Er konnte ruhig sehen, wofür er verantwortlich war.
'Jimin, es tut mir so leid. Ich hatte Kai dazu überredet, Yoongi diese Aufgabe zu erteilen, aber ich konnte ja nicht wissen, dass er ablehnen würde.'
Bei allem, worin Hoseok drin gut war, Weitblick war es nicht. Es war völlig egal, was er tat, er dachte viel zu selten über die Konsequenzen seiner Handlungen nach, und das führte oftmals zu Problemen. Probleme, die dann manchmal an mir hängen blieben, genauso wie jetzt.
Ich sah ihn nur mit einem müden Blick an und erwiderte darauf nichts, denn ich hatte nicht die Kraft für ein Gespräch mit ihm. Natürlich wusste ich, dass er das nicht wollte, aber er hätte mich vorher wenigstens fragen können, ob ich damit einverstanden war, denn hätte ich gewusst, was sein Plan gewesen wäre, hätte ich mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt.
Seine traurigen Augen änderten nichts an meinem Gemütszustand und ich drehte mich wieder um, um träge hoch in mein Zimmer zu schlurfen. Was ich jetzt noch ersehnte, war meine Ruhe zu haben, nicht nur vor Hoseok, sondern vor allen.
Meine Tür schloss ich gleich hinter mir ab, nachdem ich oben war, ließ mich danach auf mein Bett sinken und bettete meinen Kopf in meine Hände. Schlimmer als es jetzt war, hätte es nicht kommen können, definitiv.
Ich spürte, wie sich erneut Tränen aus meinen Augen lösen wollten, doch ich rang sie erfolgreich nieder. Ich hatte keine Lust mehr, noch mehr in diesem Meer aus Leid und Trauer zu versinken, und somit tat ich das, was ich als einzige Erlösung sah, und legte mich in mein Bett, warf die Decke über mich und schlief auch, auch wenn ich etwas anderes erwartet hätte, innerhalb von ein paar Minuten wegen der fehlenden Kraft, die mir meine eigenen Gefühle geraubt hatten, ein.


Für die Umschreibung der nächsten Tage reichte das Wort 'schrecklich' nicht aus. Vor Yoongi tat ich so, als wenn mir seine – für mich harten - Worte überhaupt nichts ausgemacht hätten. Nur Hoseok und Namjoon wussten, was genau in mir vorging, das sagten mir ihre vielen Blicke, doch ich tat mein Bestes, damit es keiner außer ihnen sonst mitbekam. Jungkook konnte ich in diesem Fall nicht einordnen, aber seitdem das Wochenende vorbei war und wir uns wieder in der Schule befanden, redete er noch genauso viel wie vorher mit mir und lachte mindestens auch genauso viel. Zumindest schaffte er es damit, mich kurzfristig auf andere Gedanken zu bringen, denn ab diesem Zeitpunkt fühlte ich mich in Yoongis Nähe fehl am Platz. Er hatte mir zu verstehen gegeben, dass er kein Interesse an mir hatte, sondern mich tatsächlich nur als kleinen Bruder sah, den er beschützen musste, und das verletzte mich sehr. Es fiel mir ausgesprochen schwer, mich in seiner Nähe zusammenzureißen und nicht zu zeigen, wie ich wirklich fühlte, denn am liebsten hätte ich ihm alle meine Gedanken gegen den Kopf geworfen, ihm gerne mitgeteilt, wie sehr mich seine Sätze von diesem einen Abend getroffen und gekränkt hatten und das ich nur noch wollte, dass er damit aufhörte..aber das würde ich nie. Ich konnte und wollte es nicht. Es würde ihm nur Aufschluss über meine wahre Gefühlswelt geben, und wenn ich ihn schon nicht als Partner haben konnte, dann wenigstens als einen Freund, mit dem ich gerne meine freie Zeit teilte.
Aus diesem Grund fokussierte ich mich wieder mehr auf Jungkook, denn jetzt konnte ich ohne Bedenken oder einer kleinen Stimme in meinem Hinterkopf, die mir sagte, dass ich aber doch Yoongi wollte, mit ihm reden und meine volle Aufmerksamkeit schenken.
Höchstwahrscheinlich hätte ich so mit Jungkook weitergemacht. Mich noch weiter privat mit ihm getroffen, Zeit verbracht und vielleicht auch weiterhin Zärtlichkeiten ausgetauscht, möglicherweise hätte aus uns mehr werden können, als bloß so etwas wie ein Flirt.
Das war jedenfalls meine Vermutung, wenn nicht sogar Hoffnung. Aber das Leben ist so gestrickt, dass früher oder später fast alles zugrunde gehen muss, und das sollte ich lediglich wenige Tage darauf am eigenen Leib erfahren.

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Es war ein Donnerstag, ein ganz normaler Tag, an dem ich an nichts Böses dachte, bloß daran, wie ich Yoongi aus dem Weg gehen konnte, ohne seine Aufmerksamkeit oder die anderer zu erregen. Selbstverständlich sprach ich noch mit ihm, denn alles andere wäre aufgefallen, jedoch war es nur das Nötigste, weil jedes Grinsen, jedes Lachen und auch jede mögliche Nuance, die seine Stimme annehmen konnte, bei mir noch für warme Schauer sorgten und somit für einen bittersüßen Schmerz, und dafür verfluchte ich meinen Körper, dass er noch so auf ihn reagierte.
Jedenfalls geschah am Anfang ja auch nichts Ungewöhnliches. Die Pause war wie jede andere auch, der ganze Schultag war wie jeder andere auch. Bloß der kleinste Unterschied, der diesen Tag von allen anderen unterscheiden sollte, war Jungkooks einer Satz zu mir, als er mich von meinem Klassenraum abholte, als es gerade zur Pause geklingelt hatte.
Mit Taehyung hatte ich vorher noch im Unterricht so meine Späße getrieben, denn ich lief Gefahr, wenn mir das jeweilige Thema zu langweilig war, mit meinen Gedanken abzudriften, und das konnte ich momentan einfach nicht gebrauchen, weswegen ich fast aus dem Raum geflogen wäre, da wir es bald maßlos übertrieben hatten. Unsere Tätigkeit bestand nämlich daraus, Papierflugzeuge aus herausgerissenen Blättern von unserem Block zu basteln und sie Richtung Lehrerpult zu senden, was dieser vorne natürlich alles andere als toll fand und sein Gesicht mit jedem weiteren Papierflieger, der vor ihm zu Boden ging, dunkler wurde. Dabei musste ich permanent ein mädchenhaftes Gekicher, was allzeit dazu bereit war, in ein lautes Gelächter überzugehen, unterdrücken, weil ich sonst endgültig mein Testament unterschreiben hätte können, doch als ich für einen ganz kurzen Augenblick zu Taehyung rüberlinste, konnte ich feststellen, dass es ihm bei Weitem nicht besser ging, sondern auch er mit Lachtränen kämpfen musste.
An diesem Tag entschied ich für mich selbst, dass dieser Junge klasse war.
Jungkook erwartete mich bereits vor der Tür, und ein wärmendes Gefühl strömte von meiner Brust aus in bald jede Faser, die mein Körper besaß, nachdem ich ihn gesehen hatte.
Jedoch sollte das ganz schnell verfliegen durch seine Worte, die gleich auf mich einprasseln würden wie saurer Regen.
'Jimin, ich muss einmal mit dir reden.'
Er griff nach meiner Hand, zog leicht an ihr, um mir zu bedeuten, dass ich ihm folgen sollte. Zwar verteilte sich ein mulmiges Gefühl nach diesen Worten von meiner Magengegend in meinen gesamten Körper hin aus, aber ich lächelte ihn sanft an und ließ mich daraufhin von ihm führen. Die paar Leute, die sich noch auf dem Gang aufhielten, warfen uns nur einen kurzen Blick zu, ehe sie sich wieder mit ihrem Kram beschäftigten und uns nicht weiter beachteten.
Jungkook führte mich, zu meinem Erstaunen, zu seinem Klassenraum und guckte, bevor wir diesen betraten, in ihn hinein, um sicherzugehen, dass sich keiner außer uns in diesem befinden würde.
Erst, als wir in dem großen Raum standen, nahm er seine Hand von meiner weg und ließ die Tür leise ins Schloss fallen, bevor er sich mit einem Seufzen vor mich stellte und ernst ansah.
Genau da hätte ich schon stutzig werden sollen.
'Jimin sag mir, was bin ich für dich?'
Irritiert von dem, was er mich soeben gefragt hatte, fiel meine erste Reaktion dementsprechend aus.
'Ähm..also..ich mag dich, sehr.'
Dieser Satz kostete mich etwas Überwindung, aber Jungkook wusste allzu gut, dass ich ihn mochte, denn sonst hätte ich ihn damals nicht geküsst.
Er wartete für einen Moment, in dem ich beobachtete, wie er sich auf die Unterlippe biss, doch seine Augen haben mir so gut wie keinen Aufschluss darüber, was er gerade genau denken mochte.
'Bist du dir da sicher?'
Ich musste mehrmals blinzeln. Glaubte er mir etwa nicht?
'Natürlich.'
In meinen Augen ergab seine Fragenstellerei keinen Sinn, doch er bezweckte damit auf jeden Fall etwas und mir schwante Übles.
Sichtlich nervös fuhr sich Jungkook mit einer Hand durch die Haare, wobei er seinen Blick, der trotz alledem schwer auf mir gelastet hatte, von mir abwandte und irgendeinen Punkt auf dem Fußboden fixierte.
'Ich bin nicht dumm. Ich sehe doch, wie du Yoongi anstarrst. Wie du dich in seiner Nähe benimmst und wie du mich behandelst, wenn er uns zusammen sieht..'
Bei dem letzten Teil des Satzes sah er mir nicht mehr in die Augen, sondern auf den Boden und ich wusste sofort, was genau er meinte, denn ich stieß Jungkook wirklich jedes Mal weg, sobald Yoongi in meiner Sichtweite war. Es war nicht einmal mit Absicht, sondern geschah einfach so, da ich Angst vor Yoongis Reaktion hatte, wenn er wüsste, dass ich schwul war.
Nichtsdestotrotz musste mein Verhalten ihn ziemlich verletzt haben, und mir wurde das erst jetzt bewusst und ich fühlte mich miserabel. Ich hatte egoistisch gehandelt und dazu noch auf Kosten von Jungkook.
'Ich denke es ist besser für uns, wenn wir es nicht weiter versuchen. Es tut nur mir und auch dir weh und es ist besser, wenn wir es an diesem Punkt jetzt beenden.'
Ich schluckte schwer, als er das sagte, aber er lag damit absolut richtig, denn ich merkte selbst, wie es mir nicht gut tat, da ich nebenbei immer noch auf Yoongi schielte und Jungkook als Ablenkung missbrauchte und letzten Endes hatte es mir nicht groß etwas gebracht, sondern alles noch komplizierter gemacht.
'Ich kann deine Entscheidung verstehen und ich akzeptiere sie.'
Es war für mich nicht leicht, diesen Worten zu erlauben, meine Lippen zu verlassen, aber es war das Vernünftigste, was ich in dieser Situation hätte sagen können und so tat ich es.
Auf Jungkooks Gesicht bildete sich daraufhin ein trauriges Lächeln, doch auch er wusste, dass es die klügste Entscheidung war, selbst wenn sie in genau diesem Moment am meisten schmerzte.
'Bekomme ich wenigstens einen letzten Kuss?'
Auch, wenn mir zum Heulen zumute war, musste ich bei der Frage doch leicht grinsen, denn sie passte wunderbar zu Jungkook, und ich war dem nicht abgeneigt, würde es wohl für eine lange Zeit meine letzte Chance sein, noch einmal Zärtlichkeit von einer Person zu erfahren.
Zur Antwort nickte ich nur, sah dabei in seine Augen, die, wenn ich richtig sah, gefährlich glänzten, wahrscheinlich, weil auch er am liebsten weinen würde, und bewegte meine Lippen zu seinen.
Ich war der Meinung, dass ein Teil meines Herzens einen Riss bekam, als er seine Augen schloss und mir mit seinem Gesicht näher kam, als ich seinen Atem auf meiner Haut spürte, der mir eine Gänsehaut bereitete und seine Hände an meinem Gesicht, die mich zu ihn zogen.
Es hätte perfekt sein können. Es hätte auf eine komische Art perfekt sein SOLLEN.
..wäre dann nicht das darauf Folgende passiert.
'Jimin bist du hie-oh Entschuldigung, ich wollte nicht stören.'
Wie vom Blitz getroffen riss ich mich von Jungkook los und starrte in die Augen, in die ich in einem solchen Moment am wenigsten hätte sehen wollen.
Die Stimme kam so überraschend für mich, dass ich handelte, bevor ich nachdenken konnte und Jungkook einfach von mir stieß. Meine Atmung flachte ab, setzte dann sogar ganz aus, und meine Beine zitterten auf der Stelle.
Das Einzige, was ich noch von Yoongi sah, war sein rotes Haar, bevor die Tür ins Schloss fiel und dafür sorgte, dass sich eine Stille, von der ich nicht ahnte, dass sie so drückend sein konnte, auf Jungkook und mich niederlegte und die ganze Szenerie unwirklich erscheinen ließ.
Das war es, was ich dachte. Diese Art von Gedanke dominierte meinen Kopf, bevor sich ein anderer, viel wichtigerer, in ihn schob und ein noch größeres Chaos entstehen ließ.






















Nein!

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