You watch me bleeding 'til I can't breathe

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Das Wochenende über dachte ich nicht mehr an Yoongi, sondern war in Gedanken nur noch bei Jungkook. Ich musste immer wieder an unseren gemeinsamen Tag und an dessen Highlight, unseren ersten gemeinsamen Kuss, zurückdenken und konnte, als ich ihn noch einmal vor meinen Augen durchging, nicht aufhören zu grinsen. Dieser Tag war einer der besten in meinem Leben gewesen, und diese Unbeschwertheit, die meinen Körper bis in die entfernteste Faser erreichte und ausfüllte, ließ mich auf Wolke 7 schweben. Das war eine völlig neue Empfindung als die, die ich fühlte, wenn ich an Yoongi dachte. Es fühlte sich einfach wirklich leicht und nicht so schwerfällig wie bei ihm an und egal, was ich machte, das Lächeln wollte nicht aus meinem Gesicht verschwinden.
Mit Jungkook schrieb ich dann auch die nächsten Tage fast durchgehend und er schrieb mir eine süße Nachricht nach der anderen, weswegen ich, völlig gleich, wo ich mich gerade befand, am glucksen und kichern wie ein kleines Mädchen war, was Hoseok regelmäßig dazu brachte, die Stirn zu runzeln und mich fragend anzusehen, aber ich war zu sehr in meiner eigenen kleinen Welt, um ihm das erklären zu können oder wollen.
Ich genoss es, dass ich mich endlich mal wieder sorglos fühlte und nicht Trübsal blies wegen Yoongi, auch, wenn ich mich sehr gerne in seiner Nähe befand, doch daran waren auch negative Emotionen geknüpft, selbst wenn die positiven überwogen.
Das Wochenende neigte sich dann seinem Ende zu und ich war aufgeregt wegen meinem nächsten Schultag, da es bedeutete, dass ich Jungkook wiedersehen würde und dabei stahl sich erneut ein Grinsen auf mein Gesicht.
Der Montag kam dann schnell.
Gleich, als mein Wecker mich mit seinem nervtötenden Gebimmel aus dem Schlaf zu holen versuchte, war ich schon wach und sprang voller Elan aus meinem Bett. Mit einem Summen und einer unglaublich guten Laune machte ich mich schneller fertig als sonst und musste sogar noch 10 Minuten auf Hoseok warten, der im Gegensatz zu mir – und das war wirklich selten – mit einer miserablen Laune in den Tag startete und mich jedes Mal, wenn ich eine Bemerkung fallen ließ oder einfach nicht meine Klappe hielt, sondern ihn ohne Ende dicht laberte (und dann eine Bemerkung äußerte) mit seinen Blicken zu erdolchen versuchte, aber auch das konnte meinem Höhenflug keinen Kratzer zufügen und dann hatten wir auch schon die Schule erreicht und Hoseok ließ mich mit einem Gegrummel alleine stehen, sodass auch ich zu meinem Klassenraum pilgerte.


In der Stunde hing ich nicht an den Lippen meines Lehrers, so wie ich es eigentlich sollte, sondern war mit meinem Kopf ganz woanders. Ich dachte an den Tag zurück, an dem ich das erste Mal auf Yoongi getroffen war, danach an meine allererste Begegnung mit Jungkook und was dabei in mir vorgegangen war. Von beiden hatte ich ganz am Anfang einen eher negativen Eindruck gehabt – Yoongi besaß eine abweisende Ausstrahlung und Jungkook war für mich die Frechheit in Person, und doch hatte sich meine Meinung mit der Zeit gewandelt, der anfängliche Eindruck sich in einen positiven verändert und ich mochte beide seitdem ziemlich gern.
Jedoch, ganz unvermittelt, machte sich mein schlechtes Gewissen Yoongi gegenüber bemerkbar. Auch, wenn er nichts von mir wollte, war das noch lange keine Berechtigung dafür, vor ihm mit Jungkook zu flirten, denn ich ging stark von aus, dass er das jetzt nach unserem Date tun würde, und ehrlich gesagt wollte ich noch immer nicht, dass Yoongi Wind davon bekam, dass ich Männer nun mal ansehnlicher als Frauen fand. Insbesondere ihn selbst, aber daran arbeitete ich jetzt ja.
Das führte letzten Endes auch dazu, dass ich Jungkook mitten im Unterricht schrieb, da ich nicht mehr warten konnte-


Von: Jimin
An: Kookie
Hi Jungkook, ich weiß nicht so recht, wie ich es formulieren soll, aber könnten wir das zwischen uns vor den anderen erstmal nicht erwähnen?
Hoseok würde mir sonst nämlich Löcher in den Bauch fragen, und du weißt ja, wie anstrengend er sein kann x.x



Ich fand, dass meine Begründung sich logisch anhörte und schickte meine Nachricht ohne Bedenken los, wobei ich einen prüfenden Blick in Richtung Tafel warf, um sicherzugehen, dass mein 'störendes' Verhalten, so wie es die Lehrer gern titulierten, unbemerkt blieb und danach heimlich mein Handy zurück an seinen Platz in meine Hosentasche schob.

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Jungkook hatte noch geantwortet, dass das kein Problem für ihn sei und die Unruhe, die ich seit dem Abschicken der SMS verspürt hatte, flaute ab, bis sie nur noch ein leichtes Ziehen in meinem Bauch war. Ich vertraute Jungkook und darauf, dass er sich mir gegenüber wie sonst auch verhalten, nichts tun würde, was einen von uns in Verlegenheit bringen würde.
In der darauffolgenden Pause, in der ich, wie es normal war, mit Hoseok, Namjoon, Jungkook und Yoongi in der Cafeteria saß und etwas aß, war es zwischen mir und Jungkook so, als hätten wir nie mehr als freundschaftliche Berührungen miteinander ausgetauscht, doch konnte ich nicht verhindern, dass meine Augen nicht auf meinen Verstand hören wollten und von Zeit zu Zeit entweder über Jungkook – oder Yoongi streiften.
Letzterer hatte sich, wahrscheinlich von Starbucks, einen Kaffee mit in die Schule gebracht, da diese sowas hier nicht anbot, damit wir Schüler auch ja nicht aufgedreht in den Unterricht gingen. Gerade in dem Augenblick, als Yoongi einen Schluck von seinem Kaffee nahm, hingen meine Augen an ihm. Er leckte sich geistesabwesend, da er nebenbei noch Namjoon und Hoseok zuhörte, über die Lippen, nachdem er den Pappbecher vor sich auf dem Tisch abgesetzt hatte, doch ich verfolgte jede seiner Bewegungen und das Glänzen, was daraufhin auf seinen Lippen zu sehen war, ließ mir die Wärme ins Gesicht wandern.
Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn ich mit meiner Zunge über sie fahren würde? Schon allein daran zu denken verursachte ein Kribbeln in meinem Bauch. Würde er seinen Mund einen spaltbreit öffnen, damit ich mit meiner Zunge seine Mundhöhle erforschen konnte, oder sollte ich lieber gleich am Anfang in seine Lippe beißen und mir so selbst Zutritt verschaf-
Durch ein schepperndes Geräusch aufgeschreckt fanden meine Fantasien jäh ihr Ende und komplett verwirrt sah ich mich nach dem Ursprung von diesem um und ein heißer Schauer fuhr durch meinen Körper, nachdem mir klar wurde, dass ICH dafür verantwortlich war, denn durch meine Träumerei war wohl die Spannung in meiner Hand verloren gegangen, sodass mir, als ich gerade ein Stück Fleisch mit meinen Stäbchen aufgenommen und bis zu meinem Mund geführt, dann aber das essen vergessen hatte, mein Essbesteck aus der Hand gerutscht und auf mein Tablett gefallen war.
Meine Wangen glühten regelrecht und meine Ohren brannten, weil ich durch einen schüchternen Blick zu meinen Freunden realisierte, dass mich alle von ihnen anstarrten.
Hoseoks Augen zeigten nur, wie unerwartet das von mir kam, Namjoon grinste irgendwie dümmlich, bestimmt wegen meinem verpeilten Gesichtsausdruck, Yoongi sah nur mit seinem Pokerface zu mir und sorgte dafür, dass mein Gesicht so langsam ungesund rot wurde und Jungkook hatte eine Augenbraue in die Höhe gezogen, doch keiner von ihnen erhob die Stimme, um sich dazu zu äußern. Könnte sich bitte ein Loch auftun, damit ich im Boden verschwinden konnte?
Ich räusperte mich lediglich kurz, bevor ich weiter aß und so tat, als wenn das hier gerade niemals passiert wäre und auch die anderen ließen mich damit in Ruhe und trampelten nicht darauf herum. Mir wurde mit einem Mal aber richtig schlecht. Hatte Yoongi mitbekommen, dass ich ihn angestarrt hatte? Dass mein Blick förmlich an seinen Lippen kleben geblieben und von dort so schnell auch nicht verschwunden war?
Wäre es nicht so auffällig gewesen, hätte ich noch mal zu ihm gesehen, aber ich wollte nichts riskieren und so studierte ich stattdessen intensiv den Rest meines Essens.


An dem Tag holte ich mir dann auch kein zweites Mal etwas zu Essen in der Schule, sondern wartete darauf, dass dieser Tag doch bitte mal schneller umgehen würde, damit ich mich in meinem Bett verkriechen konnte. Ich hasste diesen Charakterzug an mir, diese Tollpatschigkeit hatte mich schon in so manch unangenehme Situationen gebracht und ich musste sofort daran denken, wie ich gleich zweimal in Yoongi geknallt war und es versetzte meinem Herzen einen leichten Stich.
Ich ermahnte mich selbst, dass ich aufhören sollte, an ihn zu denken, doch irgendwie wollte es nicht funktionieren, nein, gerade das machte es nur schlimmer, was für mich ein Anlass war, mir mein Handy zu schnappen und ein Spiel zu starten, in der Hoffnung, mich so abzulenken und tatsächlich – das Spiel nahm mich so ein, dass ich gar keine Zeit dafür hatte, in der frühsten Vergangenheit zu schwelgen.
Minuten wurden zu Stunden und ich war so vertieft, dass ich erst aus meiner Trance erwachte, als aus dem Nichts heraus eine Nachricht aufploppte und mein Spiel beendete, was mich leicht verärgert schnauben ließ. Aber das änderte sich auf der Stelle durch den Namen des Absenders.


Von: Yoongi
An: Jimin
Jishit! Wir stehen vor deiner Tür. Sag deinem Bruder Bescheid und dann schwingt eure Ärsche runter.


Zuerst sah ich nur auf das Handy und war damit beschäftigt die Worte, die sich auf dem kleinen Bildschirm befanden, zu verstehen, denn ihr Sinn kam nicht sofort mit dem Lesen der Nachricht bei mir an, und dann, nur einen Moment später, fiel es mir wie Schuppen von den Augen und meine Kinnlade klappte herunter.
'Omo!'
Plötzlich kam Leben in meine müden Gliedmaßen und ich wäre beinahe über meine eigenen Füße gestolpert, als ich wie von der Tarantel gestochen aufsprang, in Hoseoks Zimmer hechtete und ihn schnellstmöglich zu finden versuchte.
Ohne anzuklopfen riss ich die Tür auf und stürmte in den Raum, doch nach kurzem Umsehen bemerkte ich panisch, dass von Hoseok jede Spur fehlte, er war förmlich wie vom Erdboden verschluckt.
Hastig überlegte ich, was ich machen sollte und tat das einzig Logische für mich, doch sein Handy antwortete mir auf meinen Anruf sofort mit einem Dudeln vom Bett aus und ich haute mir schmerzhaft gegen die Stirn.
Jede Minute veranlasste mich dazu, immer mehr in diese nervöse Panik zu verfallen und es hätte mich nicht gewundert, wenn eine Schnappatmung bei mir aufgetreten wäre, doch die wurde gerade so noch verhindert, indem die Tür, die ich voller Elan und in Eile ins Schloss hatte fallen lassen, erneut geöffnet wurde.
'Hobi Hyung!'
Hoseok stand mit nur einem Handtuch bekleidet vor mir und seine Haare tropften noch von der Dusche, die er eben genommen haben musste.
'Yah, was ist denn?! Ich stehe ein paar Meter von dir entfernt, also schrei nicht so!'
Einzelne Wassertropfen bedeckten noch seine Haut und er zuckte heftig zusammen wegen meiner dröhnenden – und viel zu hohen – Stimme, sodass er selber anfing, zurückzuschreien. Hätte das ein Außenstehender gesehen, hätte er uns wahrscheinlich für komplett bescheuert gehalten.
'Yoongi steht unten und wartet mit den anderen darauf, dass wir rauskommen.', erklärte ich ihm nun in einem ruhigeren Tonfall und unterdrückte den Drang, auf meinen Füßen herumzuwippen. Meine Nerven lagen bald blank, auch wenn mir klar war, dass meine Reaktion vielleicht etwas übertrieben war, aber ich konnte nicht anders, da erstens Yoongi unten wartete und zweitens er höchstwahrscheinlich mit jeder weiteren Minute ungeduldiger wurde und ich wollte mir nicht ausmalen, was geschehen würde, wenn seine Ungeduld ihr Maximum erreichen würde.
'Was will er hier?'
Hoseok machte keine Anstalten, sich zu beeilen und ging gemächlich zu seinem Schrank, um nach Klamotten zu suchen.
Ich wollte gerade zu einem Satz ansetzen und ihm sagen, dass ich es selbst nicht wusste, als es unten klingelte und mir die Worte entfielen, aus meinem Mund dafür ein Quietschen drang und Hoseok mich deswegen mit einem kritischen Blick bedachte.
Langgezogen seufzte er.
'Na schööön, ich beeile mich.'


Hoseok brauchte Gott sei Dank nur fünf Minuten, doch ich wollte meine Freunde nicht noch länger warten lassen, weswegen ich in dieser Zeit schon einmal runterging und mich zu ihnen gesellte. Doch als ich vor Namjoon, Jungkook und Yoongi stand und ihnen ein entschuldigendes Lächeln schenken wollte, donnerte schon die Stimme, die mein Herz zum Rasen brachte.
'Yah Park Jishit, bist du eingeschlafen oder warum lässt du uns eine halbe Ewigkeit warten?!'
'Entschuldige Hyung!', quiekte ich schuldbewusst und hielt eine gewisse Distanz zu dem Dreiergespann, denn ich wollte nicht, dass Yoongis Wut sich an mir ablud.
'Sorry Jimin, Yoongi hat seine Tage oder so, heute ist es echt wieder schlimm.', machte mir Namjoon mit einem Augenverdrehen klar, wofür er gleich einen Schlag auf den Hinterkopf kassierte.
'Ich bin immer noch älter als du, also hab gefälligst ein wenig Respekt!'
Instinktiv zog ich meinen Kopf ein, weil auch ich mit einem Schlag auf diesen rechnete. Yoongi schien heute aber echt gereizt zu sein und so, wie Namjoon sich mit einem schmerzverzerrten Gesicht die Stelle rieb, auf die Yoongi geschlagen hatte, musste echt Kraft dahinter gesteckt haben.
Jungkook indes schüttelte nur den Kopf, bevor er mich warm anlächelte und mir somit etwas von meiner Angst nahm. Wenigstens einer, auf den ich mich verlassen konnte.


Nachdem Hoseok endlich zu uns kam und wir schon am Laufen waren, erklärte Namjoon uns, dass sie zu einem Restaurant wollten und uns, weil ihr Weg an unserem Haus vorbeiführte, gleich mit eingesackt hatten, womit ich jedoch kein Problem hatte, auch, wenn es mitten in der Woche war.
Das Restaurant war klein, aber seine fehlende Größe machte es durch seinen Charme wieder wett, und das ganze Lokal strahlte eine einladende Atmosphäre aus, sodass ich mich gleich wohlfühlte, nachdem wir eingetraten waren.
Wir setzten uns nah an die Küche, damit wir nicht so lang auf unser Essen warten mussten und von hier aus hatte man auch alle anderen Tische im Blick.
In einem Moment der Unachtsamkeit seitens Yoongi erzählte mir Namjoon, dass das hier Yoongis Lieblingsrestaurant war und er es liebte die Leute, sowohl die, die selbst hier aßen als auch die draußen zu beobachten, was mich einen kurzen Seitenblick in seine Richtung werfen ließ.
Egal, was ich über Yoongi erfuhr, für mich war jedes noch so kleinste Detail spannend und ich saugte Informationen über ihn praktisch wie ein Schwamm auf, da er nicht wirklich selbst etwas von sich erzählte und ich dankbar war, wenn es dann jemand anders tat.
Zur Abwechslung plauderte Hoseok einmal mit Jungkook, wobei Namjoon sich natürlich gleich mit einmischte. Yoongi hingegen aß, ohne sich an ihrer Konversation zu beteiligen, stumm sein Essen, sah nur hin und wieder zu ihnen, wenn sie zu laut wurden und dabei hatte er seine Augenbrauen zusammengezogen, weswegen ich jeden Augenblick mit einem Ausbruch oder etwas dergleichen rechnete, doch dieser trat nicht ein. Um meine Nerven zu beruhigen, beteiligte ich mich wenig später an ihrem Gespräch und meine Nervosität fiel mit der Zeit immer weiter ab, sodass ich mich entspannt mit ihnen unterhalten konnte und auch Yoongi warf danach ab und an einen Kommentar ein, bis Namjoon unsere Unterhaltung in eine bestimmte Richtung lenkte.
'Nächstes Wochenende steigt eine Party bei Kai und er hat gefragt, ob wir nicht vorbeikommen wollen.'
'Kai schmeißt wieder eine seiner legendären Partys?'
Jungkook wirkte erstaunt, als er das sagte und Namjoon bejahte mit einem Nicken.
'Meinst du den Kai, der so gut tanzen kann?'
Interessiert sah ich zu Hoseok und hörte aufmerksam zu. Er hatte sich in der Zwischenzeit, während ich mich mit dem Basketballteam beschäftigt hatte, mit der Tanz-AG der Schule auseinandergesetzt und dort prompt Anschluss aufgrund seiner guten Tanzskills gefunden. Wenn er nicht mit Namjoon irgendwas machte, dann trainierte er mit den Leuten dort.
'Genau den.'
Aber es gibt Sachen, auf die ich liebend gern verzichten konnte.
Dazu gehörten zum Beispiel Überraschungstests, unerwartet eintretender Regen - oder Partys. Ja, ich war nicht wirklich ein Freund von Partys. Warum? Das ist schnell erklärt. Auf ihnen geht es laut zu, die Leute sind sturzbesoffen, nicht Herr ihrer Sinne und benehmen sich wie Tiere. Hoseok hatte mich schon mal mit auf eine geschleppt und zwar versucht, mir die hämmernde Musik und tosenden Menschenmassen schmackhaft zu machen, aber das war alles vergeudete Liebesmüh bei mir. Es war einfach nicht meine Welt.
Deshalb war ich von dieser Idee nicht allzu sehr begeistert, als sie in den Raum geworfen wurde.
Hoseok war natürlich unverzüglich Feuer und Flamme und er stieg sofort in die Diskussion, was sie genau zur Party anziehen und losgehen wollten ein, und zu meiner Überraschung nahm Yoongi lautstark daran teil, und als sie so vertieft waren, stupste Jungkook neben mir mich sachte an, sodass meine Augen sich auf ihn richteten.
'Kommst du mit?'
'Ich weiß nicht..', meinen Unmut konnte man mir deutlich anhören und ich sah für einen Moment zu dem jetzt schon lauter werdenden Haufen.
'Wenn du kommst, bin ich auch dabei.'
Es war nur geflüstert, aber ich verstand Jungkook dennoch und ich freute mich insgeheim darüber, dass er seine Teilnahme von mir abhängig machte. Schüchtern lächelte ich ihn an, was soviel wie Zustimmung meinerseits bedeutete, und unter dem Tisch nahm er meine Hand, um sie sanft zu drücken.
Wenn Jungkook dabei war, würde es nicht schon allzu schlimm werden.
Das dachte ich jedenfalls.

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Schneller als ich gucken konnte war Samstag.
Alle von uns hatten in der gesamten Woche kaum noch über etwas anderes als die anstehende Party gesprochen, und nicht nur wir, sondern auch die anderen Schüler benahmen sich wie aufgescheuchte Hühner und es gab anscheinend wirklich kein anderes Gesprächsthema mehr.
Mit diesem Kai hatte ich bis jetzt noch keine Bekanntschaft gemacht, aber Namjoon erzählte mir, dass er ihn persönlich kannte, was mich verwunderte, denn das, was Namjoon tat, konnte man nicht als tanzen betiteln und er versprach, dass er ihn mir auf der Party vorstellen würde.
Wir machten uns dann als geschlossene Gruppe auf zu Kai, wobei Hoseok und ich von unseren Freunden abgeholt wurden.
Die Stimmung war jetzt schon ausgelassen. Hoseok redete munter auf Yoongi und Namjoon ein, wobei Jungkook immer wieder loslachte und ich mischte bei ihnen munter mit, ließ mich von ihrer guten Laune anstecken. So ging es bis wir fast da waren, jedenfalls machte uns Namjoon darauf aufmerksam, und ab diesem Moment, sodass er, Jungkook und auch Yoongi es nicht mitbekamen, zog Hoseok mich unauffällig von ihnen weg und ließ mich erst los, als wir ein paar Meter hinter ihnen waren.
'Jimin, Namjoon und ich haben uns was überlegt, damit du Yoongi näher kommst.' , flüsterte er mir hinter hervorgehaltener Hand zu und eine meiner Augenbrauen wanderte in die Höhe, jedoch schüttelte Hoseok mit einem Blick nach vorne nur den Kopf 'Wart's ab, du wirst wissen, was ich meine.'
Meine Alarmglocken schrillten. Mit einem schweren Klumpen, der sich daraufhin in meiner Magengegend bildete, holte er die Entfernung zu den anderen wieder auf und ließ mich einsam hinter ihnen hertrotten. Das klang nicht gut. Das klang ganz und gar nicht gut. Wenn Hoseok nämlich Einfälle hatte, die mich mit einschlossen, kam es des Öfteren einmal vor, dass ich der Leidtragende bei der Geschichte war. Ich erinnerte mich nur allzu ungern an einen Vorfall zurück, der mit einem Hund zu tun hatte und für den ich Hoseok noch heute schlagen konnte.
Mein Gefühl wurde auch nicht besser, als von Weitem das Haus, in dem die Party stattfand, in Sichtweite kam und mit ihm die, in meinen Ohren, viel zu laute Musik und ich schluckte.
Die Eingangstür stand sperrangelweit offen und schon draußen fand man Gestalten, die bei dem Krach in einer Ecke schlafen konnten oder ihre anderen Aktivitäten nach draußen verlagert hatten. Hoseok begrüßte alle fröhlich und ohne weiter Zeit zu verlieren, gingen wir rein und uns schlug ein Geruch von Alkohol und Schweiß entgegen.
Drinnen war die Party schon in vollem Gange. Entweder sah man Menschen, die zu der Musik tanzten oder welche, die am Trinken waren und mir fiel jetzt schon wieder ein, wieso ich ruhigere Treffen sowas hier vorzog.
Bei solchen konnte man sich zumindest ordentlich mit den Leuten unterhalten, denn bei Partys ging es oftmals nur darum, schnell zu seinem Rausch zu kommen.
Nur ungern folgte ich Hoseok, der sich einfach so einen Weg durch die dicht aneinandergedrängten Leiber bahnte und zielstrebig auf irgendwas zusteuerte. Hinter mir spürte ich Jungkooks Hand, die nach meiner griff und ich schmunzelte. Es machte mir nichts aus, dass er meine Nähe suchte, denn hier bemerkte es niemand so schnell und ich erwiderte den Druck seiner Hand, hielt sie fest und führte ihn hinter mir durch das tanzende Meer an mehr oder minder stark alkoholisierten Menschen.
Hoseok machte erst Halt, als wir uns in der Küche befanden und Namjoon und Yoongi kamen hinter uns zum Vorschein. Hier ging es etwas ruhiger zu als noch in dem anderen Raum und nur wenige Leuten befanden sich in unserer unmittelbaren Umgebung. Mit einem Mal sah Yoongi jedoch an mir hinunter und seine Stirn legte sich in Falten, als er etwas bestimmtes bemerkte. Ich folgte seinem Blick und ich sog daraufhin leise die Luft ein.
Jungkook und ich hielten uns noch immer an der Hand und er stand dicht neben mir, weswegen sich unsere Arme berührten. Auch er registrierte Yoongis Starren, doch im Gegensatz zu mir, schien ihn das nicht im Geringsten zu stören.
Als stände meine Hand in Feuer, ließ ich Jungkooks los und blickte leicht nervös zu Yoongi, doch dieser beachtete mich nicht weiter, sondern wandte sich an Namjoon. Was ging gerade in ihm vor?
'Wo ist Kai?'
Namjoon wollte schon zu einer Antwort ansetzen, doch er verstummte augenblicklich, als sich eine mir unbekannte Stimme dazugesellte.
'Ich höre nach mir wird verlangt?'
Wie gerufen erschien der, von dem wir eben noch gesprochen hatten, auf einmal neben uns und sah sich in unserer kleinen Runde um.
'Ah Hoseok, wie geht es unserem Tanzprofi?'
Lachend trat er auf meinen Bruder zu und schlug ihm in die Hand ein, die er erhoben hatte, ehe er so auch bei den anderen – sogar Yoongi – fortfuhr und dann vor mir stoppte.
'Hi, ich bin Kai.'
Charmant lächelnd reichte er mir seine Hand, die ich auch sogleich nahm und schüttelte.
'Jimin, freut mich, dich kennen zu lernen.'
Ich konnte verstehen, weswegen er wohl die besten Partys schmeißen musste, denn er hatte eine wahnsinnig positive und coole Ausstrahlung, sodass man ihn nur mögen konnte.


Wir verteilten uns daraufhin im Haus.
Hoseok steuerte mit Namjoon und Yoongi im Schlepptau zu dem ganzen Alkohol zu, während Jungkook mich zur Tanzfläche manövrierte und zum Tanzen aufforderte, dem ich mit einem Grinsen liebend gern nachkam. Am Anfang tanzten wir noch mit einem gewissen Abstand zueinander, aber dieser wurde von Minute zu Minute kleiner und innerhalb von ein paar Liedern legte Jungkook seine Hände an meine Hüften und zog mich so zu sich.
Ich musste zu ihm aufschauen, da er etwas größer als ich war und ich bemerkte, wie nah sich unsere Gesichter waren. Seine Geste erwiderte ich, indem ich mit meiner Hand langsam an seinem Arm hochfuhr und den Blickkontakt zu ihm nicht abbrach. Mit dem Tanzen hatten wir schon lange aufgehört und ich hörte als Einziges meinen Herzschlag in den Ohren, der sogar die Musik übertönte, und mir wurde heiß und das nicht wegen der ganzen Bewegung und brodelnden Stimmung im Raum.
Irgendetwas löste Jungkooks Nähe in mir aus, doch wusste ich nicht, um was genau es sich handelte.
Die Zeit schien wie eingefroren zu sein, in der ich nur das dunkle Braun seiner Augen studierte und in ihnen versank. Seine Hände wanderten langsam an meinem Körper hoch, was einen Schauer nach dem anderen durch ihn jagte und verweilten schlussendlich an meinen Wangen, nachdem sie sie erreicht hatten.
Seine Augen waren konzentriert auf mich gerichtet, beobachteten jede meiner Reaktionen auf seine Berührungen und mein Herz hämmerte schmerzhaft gegen meine Brust.
Gerade, als er sich zu mir hinunterbeugte und ich schon meine Augen schloss, in der Erwartung, jeden Moment seine weichen Lippen auf meinen zu spüren, hallte Kais Stimme durch den Raum.
'Wer hat Lust auf Flaschendrehen?!'
Irritiert öffnete ich wieder die Augen und Jungkook sah genauso aus wie ich, schlichtweg orientierungslos. Blitzschnell entfernte ich mich wieder von ihm und blickte mich durch den Raum um, bis ich den Besitzer der Stimme gefunden hatte, der auf der Suche nach freiwilligen die Leute ansah.
Hoseok stand grinsend neben Kai und winkte mich herbei und ich legte mir schon eine Rede für später bereit, die ich ihm gegen den Kopf schleudern wollte, weil er diesen magischen Moment zwischen Jungkook und mir unterbrochen hatte. Diverse Beleidigungen und Flüche in meinen nicht vorhanden Bart murmelnd stellte ich mich zu ihm.
Hoseok brauchte ein wenig, um mich zu überreden, da ich sauer auf ihn war und ich sendete ihm ununterbrochen böse Blicke, doch Jungkook sah darüber ohne zu murren hinweg und durch seinen Zuspruch ließ ich mich dann doch zu dem Spiel breitschlagen.
Auch schafften die beiden es zusammen, Namjoon und Yoongi zu überreden, wobei letzterer nicht sonderlich begeistert davon aussah, und wir folgten unserem Gastgeber in einen anderen Raum, in dem wir uns in einem Kreis auf den Boden setzten und er legte eine Flasche in die Mitte.
Insgesamt waren wir zu zwölft und Kai sah jeden von uns der Reihe nach an.
'Ich denke die Regeln sind klar. Der, auf den die Flasche zeigt, darf zwischen Frage und Pflicht wählen. Es darf nicht gelogen werden, aber ihr dürft eine Aufgabe einmal, wenn ihr sie nicht wollt, jemand anderem erteilen.'
Erklärte er uns und fing auch direkt an, die Flasche auf dem Boden zu drehen und somit das Spiel einzuläuten.
Normalerweise mochte ich Flaschendrehen, genauso wie Partys, ebenfalls nicht sonderlich, aber bei den Sachen, die Hoseok machen und Namjoon beantworten mussten, dachte ich noch einmal gründlich über meine Einstellung dazu nach. Mich erwischte es ab und an auch, und ich durfte die teilweise skurrilsten Fragen beantworten. Andere traf es deutlich schlimmer als mich und so schätzte ich mich glücklich, dass ich eher humane Aufgaben bekam oder Fragen beantworten musste.
Jungkook wurden manchmal unangenehme Fragen gestellt, weswegen er knallrot anlief, doch seinen Joker hatte er gleich zu Beginn verwendet, sodass er diese beantworten musste, ob er nun wollte oder nicht. Und bei der nächsten Frage hätte er ihn definitiv gebraucht.
Unheilvoll kam die Flasche vor ihm zum Stehen und ich war der Meinung, so etwas wie Unbehagen aus seinem Gesicht herauslesen zu können, als der Junge, der den Namen Sehun trug, ihn etwas sehr persönliches fragte.
'Bist du verliebt?'
Ihm entgleisten die Gesichtszüge, nachdem er die Frage gehört hatte und mit großen Augen sah er den Fragesteller an, aber dieser erinnerte ihn daran, dass er alles wahrheitsgemäß beantworten musste.
Er druckste herum, bevor er mit einem Blick zu Boden antwortete.
'Ich denke schon..', nuschelte er kleinlaut und behielt seine Augen stur auf den Fußboden gerichtet. Hoseok sah währenddessen mit einem vielsagenden Blick zu mir und mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Die ganze Zeit über hatte Hoseok Recht gehabt, Jungkook schien tatsächlich auf mich zu stehen und Wärme stieg in meine Wangen.
Keiner äußerte sich dazu und Jungkook griff im Eiltempo nach der Flasche, um sie erneut rotieren zu lassen, aber seine Worte schwirrten weiterhin in meinem Kopf herum und ließen mich nicht in Ruhe.
Nach einer Weile neigte sich das Spiel langsam dem Ende zu und man merkte, dass die Leute müder wurden, sodass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis Kai das Spiel beendete, doch der Hammer sollte mich zum Schluss noch treffen.
'So, das ist die vorletzte Runde.'
Kündigte er an und drehte mit einem amüsierten Blick die Flasche. Mit einem unverkennbaren Ton drehte sie sich auf dem Laminatboden und sie schien gar nicht stehen bleiben zu wollen, bis sie dann an Tempo verlor und vor niemand anderem zu stehen kam als..Yoongi.
Bis jetzt hatte er am wenigsten von allen abbekommen, und er wirkte völlig unbeeindruckt, als die Flasche auf ihn zeigte und somit ihn für die nächste Aufgabe erwählte.
'Yoongi, Wahrheit oder Pflicht?', fragte Kai ihn und ich verfolgte alles mit einer gewissen Anspannung.
'Pflicht.', meinte Gefragter daraufhin kühl und Kai schien zu überlegen, welche Aufgabe er Yoongi genau erteilen wollte.
Ich rechnete mit sehr vielem, denn das, was die Leute tun sollten, wurde immer abwegiger. Manche Leute hatten deswegen auch schon ihren Joker eingesetzt und jemand anderes durfte ihren Part dann übernehmen.
Als Kais Stimme dann über uns hereinbrach, da er anscheinend zu einer Entscheidung gekommen war,
'Du musst..Jimin küssen.'
Stille. Totenstille. Alle verstummten augenblicklich und sahen, teils überrascht, teils schockiert zwischen uns hin und her.
Und auch ich sah wahrscheinlich nicht besser aus. Völlig entgeistert blickte ich zu Kai, der aber nichts weiter sagte, sondern darauf wartete, dass Yoongi dieser Aufgabe nachkam.
Nur nebenbei merkte ich, dass mein Körper vergaß, Luft zu holen und ich war nicht dazu imstande, Yoongi in die Augen sehen. Die Geräuschkulisse der Party drang in den Hintergrund und in meinem Kopf wirbelten die verschiedensten Gedanken umher.
Das konnte nicht sein Ernst sein. Das DURFTE nicht sein Ernst sein! Hilflos suchte ich den Blick von Hoseok, der seine Augen ebenfalls auf mich gerichtet hatte, sich aber nicht anmerken ließ, was er genau dachte. Ich sah nur ein Blitzen in seinen Augen, was von kurzer Dauer war.
Für mich zog sich die Zeit unangenehm in die Länge und es fehlte nicht mehr viel und ich wäre aufgesprungen, um aus dem Raum zu fliehen, denn meine Beine kribbelten schon und mein Magen drückte sich nach oben, wollte seinen Inhalt loswerden.
Doch das, was Yoongi als nächstes sagen würde, sollte tiefer in mein Herz schneiden, als es jedes Messer hätte tun können.











'Nein.'

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