Kapitel 2 - Aller Anfang beginnt im Anfangslager

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"Willkommen junger Recke!" Eine zierliche Elfe stand im grünen Blattgewand vor mir. "Sieh dich doch erst ein mal im Lager um. Dort wird dir alles erklärt." Sie ging mit beachtlichem Hüftschwung an mir vorbei. Toff, toff. Etwas oder jemand klopfte mir auf die rechte Schulter. Neugierig drehte ich mich um. Ein etwa 1,55 Meter großer Mann mit schulterlangen, braunen, gewellten Haaren stand an seinen Wanderstab gelehnt vor mir. Seine weißen Leinenlumpen und der Stab, der größer war als er selber, unterschieden ihn von den anderen. "Hallo!", der Mann von unschätzbarem Alter sprach etwas genervt, "Ich bin der Tutorial-Mann. Ich erklär dir wie du dich bewegst und interagierst. Und den ganzen anderen Scheiß." Das konnte ich mir jedoch schon fast alles denken. "Du kannst gehen, indem du einen Fuß nach vorne stellst. Die Kamera erfasst deine Bewegungen. Genauso läufst du rückwärts, wenn du den Fuß nach hinten stellst. Natürlich musst du dich dann auch in die Richtung lehnen. Sonst gehst du nur einen Schritt. Nach dem gleichen Prinzip läufst du seitwärts. So das hätten wir. Hast du dein Mikrofon angeschaltet?" Der Tutorial-Mann legte den Kopf schief und guckte mich mit seinen schwarzen Augen an.

Ich klappte hastig das Mikrofon, welches an der VR-Brille genauso wie die Lautsprächer befestigt war, herunter.

"Ja", antwortete ich. "Sehr gut. Du kannst nun mit den Charakteren kommunizieren. Ich... Hey!" Dies unbeachten lief ich am Tutorial-Mann vorbei und durch einen Torbogen hinein ins Lager.
Hier im Anfangslager mussten alle friedlich zusammen leben. Na ja, beleidigen durfte man sich schon. Nur eben nicht gegeneinander kämpfen. Würde ich das Spiel zumindest online spielen. Da ich aber einer der wenigen Tester war, war es momentan leider noch nicht möglich mit anderen Spielern zu reden. Geschweige denn zusammen zu spielen. Bedeutete nur der Einzelspielermodus stand einem zur Verfügung. Störte mich jedoch keines Wegs.
Wunderschöne Sirenen spazierten zwischen den kleinen Hütten umher. Vereinzelt standen Kajit, Katzenmenschen, herum. Ein Argonier, sprich ein Echsenmensch, zog einen Zweirad-Karren über die Sandstraße. Da ich stehen geblieben war, zugeben mitten im Weg, beschwerte sich eine Amazone hinter mir. Entschuldigend trat ich zur Seite. "Also was ich eigentlich noch sagen wollte", setzte der keuchende Tutorial-Mann an. "Ich brauche keine Hilfe. Ich will selbst die Welt erkunden." Bemüht freundlich rüber zu kommen lächelte ich zusätzlich. Verwundert sah mich der kleine Herr an: "Warum? Dann hab ich ja gar keinen Job mehr, wenn das jeder so sieht." Mich erstaunte wie sehr die KI auf mich einging. "Tut mir leid, aber so ist es spannender", entschuldigte ich mich. >>Es wird bestimmt jemand anderes das Tutorial testen. << Ich bemühte mich aber mir zu merken, dass ich die fotorealistische Grafik und die NPCs sowie die KI im Bericht loben wollte.
Er setzte an etwas zu sagen, überlegte dann doch erst, rang sich erneut dazu den Mund auf zu machen, überlegte wieder und stützte sich zuletzt mit verwirrter Miene auf seinen Wanderdtab. Erst jetzt fiel mir die in einem Netz hängende Glaskugel auf, welche am oberen Ende das Stabes befästigt war. Ich dachte mir jedoch nichts dabei.
Guter Dinge ging ich weiter und lies ihn erneut stehen. Der Tutorial-Mann blieb wo er war, schaute mir hinterher. Vor einer der größeren Hütten blieb ich stehen. Ein im Wind quietschendes Schild über der Tür verkündete, dass ich vor dem Gasthof stand.  Während ich das Eisenschild bewunderte um mir auch die Detailverliebtheit zu merken, trat ich ein.

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