N I A L L
London, Dezember 2014
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Mittlerweile hatte ich den Überblick darüber verloren, wo meine Freunde sich aufhielten und wie viel sie mittlerweile gebechert hatten. Überall rieben sich verschwitze Körper aneinander, die Musik dröhnte in meinen Ohren und die Nebelmaschine, die seit knapp zwei Stunden die ganze Tanzfläche in einen dicken Nebelschleier hüllte, erschwerte mir die Sicht.
Vergebens huschten meine Blicke durch die Menschenmenge, in der Hoffnung ich würde wenigstens Harry finden, um ihm vor dem Schlimmsten zu bewahren. Wir konnten es nun wirklich nicht gebrauchen in der Klatschpresse zu landen. Vor allem nicht, wenn die Schlagzeile 'Sturzbetrunkenes Popsternchen übernachtet in Seitengasse' lautete. Herrgott, er hatte vor einer Stunde noch nicht mal mehr alleine zum Klo gefunden, so sehr hatte er sich abgeschossen. Den Grund dafür wusste ich nicht, es war mir doch zugegeben relativ egal.
Wenn wenigstens Liam in greifbarer Nähe wäre. Er kam wunderbar mit solchen Situationen zurecht und bewahrte im Gegensatz zu mir die Ruhe, wenn es Zeit war, sich so unauffällig wie möglich zum Hintereingang rauszuschleichen. Doch auch er hatte sich auf magische Weise aus dem Staub gemacht. Nachdem er mir grinsend ein Wasser in die Hand gedrückt hatte - zugegeben war ich auch nicht mehr der Nüchternste - verkündete er, dass wir uns zum Ende an der Bar trafen und plötzlich war er in der tanzenden Meute verschwunden. Er ließ mich einfach ohne Erklärung stehen. Ich fühlte mich, als hätte ich irgendein wichtiges Memo nicht erhalten, denn keiner hatte mir gesagt wann das Ende überhaupt war, geschweige denn an welchen der vier Bars in diesem Club wir uns eigentlich treffen sollten.
Im Augenwinkel sah ich Harry an mir vorbei huschen und ich ergriff die Chance und hielt ihm am Arm fest, bevor ich ihn anbrüllte, damit er mir gegen den immensen Lautstärkepegel überhaupt verstand: „Glaubst du nicht, für heute sollten wir es einfach gut sein lassen und verschwinden?" Mein Blick wanderte zu dem Glas in seiner Hand. Die knallblaue Flüssigkeit bereitete mir schon beim Anblick wahnsinnige Kopfschmerzen und ich wusste bereits jetzt, dass Harry morgen den halben Tag über der Kloschüssel hockte und den heutigen Tag bereute.
„Hast du sie noch alle? Ist doch voll super hier", schrie er mir ins Gesicht und strich sich unkoordiniert eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Mach dich mal locker, Niall." Er verdrehte theatralisch die Augen und setzte seinen Weg fort. Es dauerte nicht lange, da hatte ich ihn wieder aus den Augen verloren und ich stand wie bestellt und nicht abgeholt mit meinem Glas Wasser in mitten von fremden Leuten, die sich köstlich amüsierten und hemmungslos zu den Backstreet Boys tanzten.
Ich verfluchte Harrys glorreiche Idee den neuen Club auszuprobieren, den ihm Louis erst vor kurzem empfohlen hatte. Die Beleuchtung war viel zu dunkel eingestellt (Ich war bereits gefühlte zehn mal über meine eigenen Füße gestolpert), die Musik zu laut und die Drinks zu klein.
Dass wir dann auch noch auf Ed trafen, der uns freundlich zur Begrüßung ein paar Bier unter die Nase hielt, machte es mir nicht gerade leichter, denn auch er war am Anfang des Abends bereits reichlich angetrunken und hatte Harry erbarmungslos mit zur Bar gezerrt. Wo zur Hölle er hergekommen war und was genau er hier machte, hatte er nicht erklärt. Er kam mit Harry wie von selbst ins Gespräch, der Rest ergab sich von alleine.
Die beiden waren ein Herz und eine Seele, eine Zeit lang hatte sich Harry sogar bei Ed breit gemacht und auf seinem Sofa gepennt. Die beiden hätten auch ohne Probleme bei Harry unter kommen können, denn im Gegensatz zu Ed, der in einem bescheidenen Apartment wohnte, hatte Harry eine übertrieben protzige Hütte. Wann immer sie sich sahen, waren sie fast unzertrennlich, selbst nach der Taylor-Katastrophe waren sie wie Pech und Schwefel. Dass Ed so gut mit Taylor befreundet war, schien Harry nicht im geringsten zu stören. Sie mieden das Thema und gingen lieber zusammen auf die Piste, vielleicht funktionierte es bei den beiden gerade deswegen so gut.
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Fanfiction„Manchmal verlieren wir uns im Hier und Jetzt. Und manchmal braucht es den Himmel, um zu sehen, was uns am Boden hält." Charlie steht mit beiden Beinen mitten im Leben - Das glaubt sie zumindest. Denn als sie ihre kleine sichere Seifenblase verlässt...