N I A L L
London, April 2015
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Eines musste man Louis lassen: Er wusste wirklich, wie man richtig feierte. Mit allem drum und dran wohlgemerkt. Allerdings schlug er seit ein paar Tagen über die Stränge und wenn ich an die Gesichter von Harry und Liam dachte, wusste ich, dass ich nicht der Einzige war, der sich Sorgen machte.
Seitdem wir wieder in London waren hatte ich das Gefühl es würde alles den Bach runter gehen. Drei Wochen war es her, dass Zayn endgültig weg war. Eine Tatsache, die ich die letzten Tagen so gut wie möglich verdrängt hatte. Es war kein Geheimnis, dass er nicht mehr so viel Freude an unserer Band hatte wie wir. Doch dass die Sache ein ein so schnelles Ende nahm, hatte keiner von uns geahnt.
Liam war erschreckend ruhig, was mich unglaublich nervös machte, da er sonst immer eine gute Lösung für unsere Krisen hatte. Allerdings war das der Ausnahmezustand und ich konnte es ihm nicht verübeln, dass er genau so ratlos war, wie der Rest von uns. Seit Tagen verkroch er sich mit Sophia Zuhause und ließ nichts von sich hören. Meine Anrufe und Nachrichten ignorierte er gekonnt, doch ich war ihn nicht böse, eher hatte ich Angst, dass es ihm weitaus mehr ausmachte, als ich ahnte.
Der Jüngste von uns hatte sich einzig und allein einmal zu der ganzen Sache geäußert und war dem Thema von da an strickt aus dem Weg gegangen. Harry war der Meister des Themenwechsels, riss seine schlechten Witze und winkte lässig ab. Trotzdem war ihm anzusehen, wie verletzt und vielleicht sogar enttäuscht er war. Wenn man ihn in einer stillen Minute erwischte, wirkte er so nachdenklich und bedrückt, dass ich mich glatt hilflos fühlte.
Louis hatte seine ganz eigene Art mit Zayns Verschwinden umzugehen. Er nahm gefühlt jede Gelegenheit, auf einer Party die Sau raus zu lassen, freudestrahlend an und berauschte seine Sinne mit Massen an Alkohol, bis er nichts mehr fühlte. Dazu kam noch, dass er sich vor knapp einem Monat von Eleanor getrennt hatte und sich seit dem an alles ran schmiss, was zwei Beine hatte. Wenn das kein Hilfeschrei war, dann wusste ich auch nicht.
Gefühlt halb London war heute Abend da, die Menge tanzte sich auf Louis' teurem Parkett die Füße wund. Alle amüsierten sich prima, niemand stand gelangweilt in der Ecke herum und die Stimmung war auf dem Höhepunkt. Fürsorglich füllte Louis als Gastgeber die leeren Becher seiner Gäste nach und stellte sicher, dass es ihnen an nichts fehlte.
„Was ist dir denn für 'ne Laus über die Leber gelaufen, Niall?" Louis lehnte sich lässig gegen die provisorische Bar, die er extra für heute hatte aufbauen lassen. Überall sammelten sich die leeren Bierflaschen; ich selbst nuckelte seit einer geschlagenen Stunde an meiner ersten an diesem Abend herum.
„Ich komm' nicht so in Fahrt heute, ich glaub', ich haue gleich ab", erwiderte ich und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Es wunderte mich nicht, dass Liam trotz Louis' ausdrücklicher Einladung nicht gekommen war. Wahrscheinlich lag er gerade mit Sophia im Arm auf seinem Sofa und zerbrach sich den Kopf. Ich war mir ziemlich sicher, dass Harry noch auftauchen würde, aber von ihm fehlte bis jetzt jede Spur.
„Spinnst du? Die Party hat noch nicht mal richtig angefangen und du willst dich schon vom Acker machen?", energisch drückte er mir einen Becher in die Hand. „Trübsal blasen ist heute nicht."
Louis griff hinter die Bar und holte eine Flasche hervor. Kurz darauf erkannte ich, dass es mein Lieblings-Whiskey war und er den Becher bis knapp zur Hälfte aufgefüllt hatte. Entsetzt schaute ich in den Becher, als Louis mir diesen reichte und empörte mich: „Willst du mich umbringen? Das soll ich doch nicht wirklich alles auf einmal trinken?"
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Fanfiction„Manchmal verlieren wir uns im Hier und Jetzt. Und manchmal braucht es den Himmel, um zu sehen, was uns am Boden hält." Charlie steht mit beiden Beinen mitten im Leben - Das glaubt sie zumindest. Denn als sie ihre kleine sichere Seifenblase verlässt...