Mondlicht

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Yoshioka Futaba

Heute fängt das Führungsseminar an. Ein Workshop mit Übernachtung für alle neuen Klassensprecher und Veranstaltungsvertreter. Ich war schon ganz aufgeregt. Fröhlich hüpfte ich die Starße entlang, auf dem Weg zu Kou's Haus. Gestern hatten wir ausgemacht, wir würden zusammen zum Treffpunkt fahren und uns dort mit den Anderen an den Bussen treffen. Zum Glück wohnte Kou bei mir in der Nähe. So konnte ich ihm, vor ein paar Tagen auch den Schirm zurückgeben. Hana war an dem Tag nicht in der Schule gewesen. Sie hatte ein wichtiges Shooting, weiter außerhalb von hier. Ich hatte garnicht gewusst, dass die Schule einen für so etwas beurlaubte. Ich stand vor Kou's Haus. Ich drückte den Knauf hinunter, um das Gartentor zu öffnen. Ungewollt fiel mein Blick auf das Namensschild über dem Briefkastenschlitz. Tanaka war darauf geschrieben. Stimmt, das war Kou's altes Familienhaus. Aber als er damals die Mittelschule abgebrochen hatte, stand es leer. Jetzt war er wieder zurückgekommen. Unter seinem Familiennamen, stand der Name seine Mutter. Mabuchi. Ich hatte keine Ahnung, warum er ihren Namen angenommen hatte. Ich wusste auch nicht, wieso er allein lebte. Obwohl sein Bruder sogar auf die selbe Schule ging und sie eigentlich zusammen wohnten. Es schien so, als würde er seinem Bruder aus dem Weg gehen. Nachdenklich schob ich das Tor auf und presste meinen Finger auf die Klingel an Kou's Haustür. Ich vernahm ein langgezogenes Ring. Was war damals nur vorgefallen? Ich klingelte mehrmals. Schläft er noch? Verschläft er etwa?! Hey Kou! Wach auf! Rief ich. Wie auf's Stichwort wurde die Tür aufgerissen und ein, nur in Jogginhose gekleideter Kou blickte mich genervt an. Rot angelaufen starrte ich auf seinen gutaussehenden Oberkörper. Du bist ja echt hartnäckig... Stellte er stumpf fest. NEIN! Warum bist du nackt? Schrie ich erschrocken auf und hielt mir meine Hände vor's Gesicht. Was mach ich hier eigentlich? Er ist Hana's Freund. Oh nein! So ein Mist... Plötzlich packte er mich am Handgelenk und zerrte mich, samt Tasche ins Haus. Überrumpelt starrte ich auf seinen nackten Rücken. Er sah so gut aus. Sein Handtuch hatte er locker über die Schulter geworfen. Seine schwarzen Haare standen in alle Richtungen ab. Bestimmt ist er gerade erst aufgestanden. Dann drehte er sich zu mir um. Ich wollte gerade unter die Dusche. Erklärte er. Du willst jetzt duschen? Für sowas haben wir keine Zeit! Sagte ich hektisch. Alles okay. Meinte er nur trocken. Wieso war der Kerl so entspannt? Hana ist bestimmt gleich fertig. Komm rein. Ich folgte ihm. Hana? Hatte sie bei ihm geschlafen? Kou! Du kannst! Rief eine warme Mädchenstimme die Treppe hinunter. Ja. Antwortete ihr Kou. Ich blickte die Treppe hinauf, als ich hörte wie sich eine Tür öffnete und wieder schloss. Schmale nackte Füße tapsten durch mein Blickfeld. Es war nicht länger als eine Sekunde gewesen. Mein Blick wanderte ihren schönen Körper hinauf. Sie trug nichts weiter, als ihre schwarze Spitzenunterwäsche. Mit einem Handtuch rubbelte sie sich gerade ihre nassen Haare trocken. Sie hatte uns garnicht beachtet. Als wäre es normal, dass sie so durch's Haus lief. Und schon verschwand sie in einem anderen Zimmer. Wir kommen gleich runter, warte hier. Riss mich Kou von der Stelle los, an der Hana eben noch vorbeigegangen war. Dann ging er an mir vorbei, die Treppe hoch und verschwand im Badezimmer. Wartend saß ich in der Küche. Es war ziemlich sauber und ordentlich hier... Ich sah mich um und blieb am Türrahmen hängen. Der Stuhl scharbte über den Boden, als ich aufstand. Ich hockte mich vor den Rahmen. Kou und Tanaka-sensei's Namen waren in das Holz geritzt. Man konnte deutlich sehen, wie viel sie gewachsen waren. Vorsichtig strich ich über die Einkerbungen. Ich war so darin versunken, dass ich Hana erst bemerkte, als ich das Rauschen von Wasser vernahm und zu ihr aufsah. Sie stand mit dem Rücken zu mir am Spühlbecken und füllte sich Wasser in ein Glas. Dann drehte sie sich um und trank einen Schluck. Guten Morgen. Wünschte sie mir fröhlich. Morgen. Sagte ich etwas unbeholfen und war aufgestanden. Etwas unschlüssig stand ich im Raum, aber sie schien es nicht zu stören. Oder sie tat mir den Gefallen und ignorierte es. Auf jeden Fall fühlte ich mich so etwas wohler. Brauchst du noch etwas? Fragte sie mich und öffnete den Kühlschrank. Nein, nein. Danke. Winkte ich ab und sie nickte. Auch wenn es eher zu sich selbst war und sie gerade den Kühlschrankinhalt abcheckte. Sie hüpfte ein bisschen auf der Stelle hin und her und schnappte sich dann einen kleinen grünen Apfel. Zufrieden biss sie hinein und schloss die Kühlschranktür. Locker sprang sie auf die Küchenzeile und schwang ihre Beine übereinander. Sie trug eine rosafarbende Leggins und einen weiten dunkelblau/weiß gestreiften Pullover darüber. Er ging ihr gerade so über den Po und hatte an den Ärmelenden kleine Schleifen angestickt. Ihre Haare umspielten die silberfarbenen hängenden Ohrringe. Sie waren abstrackt, eckig und nach hinten an einer Stelle offen. Wirklich schick. Dann schob sie mit ihren Füßen den Müllheimer auf und schmiss den Rest des Apfels weg. Geschickt schloss sie die Schublade wieder. Gähnend streckte sie sich und hüpfte von der Küchenzeile. Freust du dich auch auf das Seminar? Ich bin schon ganz gespannt. Lächelte sie begeistert und ich nickte. Ich hoffe wir haben alle Spaß zusammen. Sagte ich nach einer Weile. Auf einmal nahm sie meine Hände und wirbelte mich herum. Natürlich, das wird super lustig. Lachte sie und auch ich musste lachen. Ich bin so weit. Hörten wir Kou sagen, der im Türrahmen stand und wir sahen ihn an. Er wirkte leicht verwirrt. Okay. Antwortete ich und wir folgtem ihm zur Tür. Heute bist du aber schnell fertig. Meinte Hana. Sie zog sich gerade eine hellbraune Fellweste über und schlüpfte in ihre weißen Espadrilles. Heute? Sie schlief wohl öfters hier... Oder... Sie wohnt bei ihm! Vielleicht ist es deshalb auch so ordentlich hier. Lasst uns gehen. Holte Kou mich aus meinen Gedanken.

Ao Haru RideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt