Vertrauen

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Yoshioka Futaba

Als wäre nichts passiert saßen wir alle gemeinsam zusammen und waren am lernen. Aber ich schaffte es kaum den anderen bei ihren Gesprächen zu folgen. Kou... Yuri... Was ist zwischen ihnen passiert? Wenn ich Yuri ansehe, schaut sie immer wieder schnell weg. Kann es sein, dass sie... Nein! Nein! Egal! Ich bin so misstrauisch... Wie kann Hana nur so ruhig bleiben? Wollte sie denn garnicht wissen was zwischen den beiden vorgefallen ist? Ich frage mich ob Kou,... Was ist mit dir, Kou? Du verstehst das alles so schnell. Grübelte Kominato und riss mich aus meinen Gedanken. Ist dein einziges Probem, das du im Unterricht nicht zuhörst? Fragte Murao in ihrem typisch ernsten Tonfall. Wieso hasst du das Lernen so sehr? Kominato sah Kou nachdenklich an. Ich hasse das Lernen eigentlich nicht so sehr,... ich brauch es einfach nur nicht mehr. Antwortete Kou, während Hana neben ihm auf einmal aufstand. Richtig. Nuschelte Kou als wolle er nicht, dass Hana es hört. Wenn ich es nicht brauche, wieso plage ich mich damit ab? Kaum hatte er den Satz beendet, fiel die Tür ins Schloss und Hana hatte das Zimmer verlassen. Genervt schmiss Kou den Stift weg, mit dem er die ganze Zeit auf dem Tisch getippt hatte. Nein! Wenn du es jetzt nicht Stück für Stück versuchst, wirst du wirklich nicht in die nächste Klasse versetzt. Das würde alle wirklich unglücklich machen! Rief Yuri aufgebracht und sah Kou bittend an. Solltest du bei den nächsten Prüfungen auch schlecht abschneiden, musst du in den Sommerferien zur Nachhilfe, weißt du. Wenn das passiert, können wir alle keine Zeit mehr zusammen verbringen. Erklärte Kominato. Stimmt, wir sollten uns alle in den Sommerferien treffen. Schlug Yuri begeistert vor. Hm... So lange es nicht an Obon ist. Überlegte Murao und blätterte in ihrem Kalender. Also halte es noch etwas länger mit uns aus, okay? Grinste Kominato. Wieder, so wie damals, hob Kou die Hand vor sein Gesicht. Sicher. Kam seine Antwort ganz still und ruhig über seine Lippen. Aber für heute bin ich müde. Entschuldigt.

Noyamano Hana

Eilig lief ich immer wieder die Treppe rauf und runter und stopfte alles was ich heute Abend gebrauchen könnte in meine Sporttasche. Nicht nur das ich gleich noch Training hatte, ich musste noch zu einem wichtigen Shooting für das neue Cover einer der angesagtesten Zeitschriften Japans. Gerade lief ich an Kou vorbei, der mir verdutzt nachsah, als es unerwartet klingelte. Im Vorbeilaufen warf ich noch mein Handy in die Tasche, bevor ich die Haustür öffnete und eine nervöse Futaba vor mir stand. Hana. Entschuldige. Sagte sie schüchtern und schielte extra weg, doch ihr Blick viel auf meine Tasche und die direkt daneben stehenden Stiefel. Wolltest du gerade gehen? Fragte sie verwirrt und hatte wohl Sorge, dass Kou auch verschwinden würde. Denn ich konnte mir schon denken weshalb sie hier war. Erst später. Was ist los? Fragend guckte ich sie an. U-Um... Stotterte sie und wollte mir schon eine Lüge auftischen. Doch ich sah sie nur sanft an und sie stoppte. Wissend grinste ich und packte mir ihr Handgelenk, als ich sie schon ins Haus zog. Schweigend schob ich sie Richtung Küche. Kou drehte sich gerade zu uns um, als ich schnell um die Ecke huschte. Jetzt hatte er endlich die Chance die Wahrheit zu sagen. Wenn auch nur einen kleinen Teil. Eine Weile blieb es still zwischen den beiden. Ich stand am Türrahmen und lauschte. Kou... Begann Futaba schließlich. Ist etwas mit Yuri passiert? Fragte sie unsicher. Es ist wirklich nichts. Antwortete Kou stumpf wie immer. Aber Yuri verhält sich irgendwie seltsam... Obwohl sie sagt, dass nicht passiert ist. /Wenn Makita sagt, dass nichts passiert ist, dann stimmt das auch. Du musst dir um nichts Sorgen machen. Erklärte Kou und sah Futaba eindringlich an. Er blockt immer noch ab. Verdammt Kou! Du kannst ihr vertrauen. Und trotzdem... Will ich ihn wissen... den Grund, wieso du dich verändert hast. Entschlossen klang ihre Stimme. Sie gibt wirklich nicht auf. Ich hörte förmlich wie Kou genervt ausatmete. Das schon wieder? Ich habe doch gesagt, du sollst aufhören nach meinem alten Ich zu suchen, oder? /Ich suche nichts. Ich suche nicht mehr nach dem Kou von damals. Ich will dich nur wirklich kennen, so wie du jetzt bist! Eine Zeit lang blieb es ruhig. Fein. Gab Kou nach. Kou? Was? Hörte ich Futaba verwirrt fragen und wusste was nun kommen würde. Ich spürte wie schwer mir das Schlucken fiel, als ich wahrnahm wie Kou die Tür zum Nebenzimmer aufschob. Meine Mutter. Drangen Kou's Worte zu mir und Bilder der vergangenen Jahre erschienen in meinem Kopf. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich dachte daran zurück, wie ich es herausgefunden hatte. Mach nicht so ein Gesicht. Das hatte Kou damals auch zu mir gesagt. Es ist nichts was er wirklich versucht hatte zu verstecken, aber er war sich nicht sicher gewesen, wie er darüber hätte reden sollen. Also hatte er mich an diesem einen Tag einfach in dieses Zimmer geschupst. Makita... hatte genau den gleichen Gesichtsausdruck. Sagte Kou. Und Hana? Fragte Futaba leise. Sie auch... Antwortete ihr Kou. Und dann hat sie gelächelt, ganz sanft. Das Motorgeräusch von Yoichi's Auto riss mich aus der Situation und mein Blick fiel automatisch auf meine Armbanduhr. Oh schon so spät, dachte ich. Kou! Ich gehe jetzt. Rief ich und zog mir meinen Mantel über. Schnell schlüpfte ich in meine Schuhe, warf mir meine Tasche über die Schulter und verließ das Haus. Zufrieden blieb ich kurz stehen und nahm den kühlen Abend in mich auf. Hinter mir fiel die Tür ins Schloss und Yoichi winkte mir zu. Freundlich wie immer begrüßte er mich, als ich in den Wagen stieg und die Tasche im Fußraum verstaute. Lange lauschten wir nur der Musik die im Radio lief, während die Landschaft an uns vorbei zog. Ich denke, Kou kann mir ncht vergeben. Brach Yoichi die angenehme Atmosphäre. Kurz sah ich zu ihm herüber, blickte aber wieder aus dem Fenster hinaus zu den Lichtern der Stadt. Ich wusste, dass er darauf keine wirkliche Antwort erwartete. Schon oft hatten wir über dieses Thema gesprochen. Nach der Trennung ihrer Eltern, bekam Yoichi seinen Job als Lehrer und suchte nach einer neuen Wohnung, dort wo auch seine Stelle war. Es war in der Zeit, als ihre Mutter sehr krank wurde und ins Krankenhaus kam. Doch er musste viel arbeiten und wohnte weit weg. So überließ er Kou die Verantwortung auf ihre Mutter aufzupassen, sich um sie zu kümmern und er konnte nicht für seinen kleinen Bruder da sein. Nur ab und zu konnte Yoichi sie besuchen und sah wie ihre Mutter immer dünner wurde. Es war kaum zu ertragen. Er hatte immer Angst das Krankenhaus zu betreten. Wirkliche Angst... Und Kou musste das jeden Tag fühlen, ganz allein. Er ist ein guter Junge. Flüsterte ich und merkte wie Yoichi's Tränen auf seine Hose tropften. Danke. Schluchzte er glücklich und ich dachte an Kou. Sich um Dinge zu kümmern, bringt eine Menge Schwierigkeiten mit sich. Erinnerte ich mich an seine Worte. Das waren die Worte von jemandem, der weiß, wie es ist, jemanden zu verlieren. Das hat Kou zu dem gemacht, wer er jetzt ist. Aber egal wie desinteressiert er tut, egal wie kalt er sich verhält, am Ende ist er immer lieb. Ich weiß das. Und deshalb liebe ich ihn so sehr.

Fortsetzung folgt...

Ao Haru RideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt